Das Problem ist in diesem Fall nicht die Spannung sondern die maximale Dehnung. Bei einer Leimdicke von 1mm ergibt sich eine Schubdehnung von ca. 400% und das macht kein Kleber mit.
Wenn du eine Leimfuge von 1mm hast, dann hast du aber was gehörig verkehrt gemacht
Die Frage ist ja, wie werden unterschiedliche Ausdehnungen zweier verbundener Werkstoffe überhaupt kompensiert?
Die Leimfuge kann man hier völlig vergessen, insofern man nicht dick mit einem flexiblen Kleber verleimt hat. Bei Weißleim ist die Leimfuge so dünn und unflexibel, dass da nur eine Verschiebemöglichkeit von unter 1/10mm vorstellbar ist. Manchmal spürt man so einen leichten Höhenversatz bei den Lamellen von Leimholzplatten.
Die nächste Möglichkeit ist das Verbiegen, ähnlich wie bei einem Bimetall. Damit wird zwar direkt an der Leimfläche ein Quellen verhindert, das Holz darüber kann sich aber ausdehnen und verbiegt dann das Gegenstück.
Das man Holz wirksam am Quellen/Schwinden wirklich regelrecht hindern kann, weiß man ja vom Sperrholz. Hier halten die Längsfasern die Querfasern wirksam auf. Es entstehen dann Kräfte zwischen den Lagen und diese halten die normalen Quellbewegungen auf.
Die Kräfte, die man bräuchte, um Holz (fast) vollständig am Quellen zu hindern, sind aber enorm und steigen linear mit der Dicke: Bei den dünnen Lagen von Sperrholz sind die Kräfte über die Leimfuge noch aufnehmbar. Würde man ein Sperrholz aus 2cm dicken Lagen machen, würde die Verleimung vermutlich nicht mehr sicher halten. Die Scherkräfte wären zu groß.
Um die Kräfte zu verstehen, kann man die Sache auch umgedreht betrachten: Man kann mal versuchen, ein Stück Holz quer zur Faser im Schraubstock 1-2% zusammenzupressen. Damit hat man ungefähr die Kraft, die bei typischer Feuchteänderung auf eine Leimfuge käme, wenn man längs und quer verleimt.
Was das Paradox des Threadstarters noch etwas nährt: Die Kraft, die man braucht, um ein 10cm breites Holz um 1mm schmaler zu drücken, ist genau die selbe Kraft, um ein 1m breites Hoz um 10mm schmaler zu drücken. Wenn die Kräfte, die kompensiert werden müssen also gleich sind, warum funktioniert es dann bei 10cm aber nicht bei 1m breiter Platte?