Fenster austauschen: Intervalle, Sinnhaftigkeit

Dalbergia

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Hallo,

ich habe ein Wohngebäude aus Mitte der 50er Jahre, kernsaniert in den 90ern, aber nicht überall an den Wänden nachträglich gedämmt. Ich wollte an zwei Stellen Fenster erst nur mit Pilzkopfverriegelungen nachrüsten lassen. Ein Anbieter hat auch ohne weitere Bemerkungen darüber ein Angebot erstellt. Der andere meinte "tauschen Sie lieber die Fenster gleich komplett, die sind 29 Jahre alt".

Klar hat ein Fensterbauer Interessenskonflikte. Allerdings habe ich auch gelesen, dass man tatsächlich angeblich alle 20 Jahre Fenster tauschen soll und hiergegen spricht - als Laie! - meine Alltagserfahrung. Ich kenne niemanden, der wirklich in solchen Zeitfenstern seine Fenster alle komplett getauscht hat. Sollte man eine solche Regel wirklich ernst nehmen? Oder reden wir da im besten Falle von Einsparungen beim Herzen, die sich vielleicht wiederum erst nach vielen Jahren bemerkbar machen würden? Ich scheue eine wenig auch den Aufwand, die Beschädigungen um die Fensterrahmen herum dann ausbessern zu lassen, die beim Austausch zwangsweise entstehen würden.
 

Micha83

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Die Kunststofffenster die bei uns kurz nach der Wende eingebaut wurden, sind nach den 30 Jahren gebrauch einfach verschlissen. Die Beschläge eingelaufen, die Gummis haben sich zusammen gezogen, das Glas ist veraltet. Bei jeder Renovierung, die in einem Raum ansteht, schmeiß ich die alten Fenster raus.
In der vor 15 Jahren neu geschaffenen Wohnung, wo wir drin leben, kamen in den ersten Räumen Holzfenster zum Einsatz. Die nerven mich, weil sie gestrichen werden müssen, haben nur eine Dichtung und auch nur zweifach Verglasung.
Ich werde sie aber dennoch nicht gleich rausreißen.
Grüße Micha
 

Holzdraht

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Der andere meinte "tauschen Sie lieber die Fenster gleich komplett, die sind 29 Jahre alt".
Solche Aussagen kann man nicht wirklich ernstnehmen und als Pauschalaussage schon gleich gar nicht. Da hängen so viele Faktoren davon ab, dass man nicht einfach sagen kann, dass nach 30 Jahren Fenster zu tauschen sind.
Ich hab 2001 bei meinem Haus hochwertige Holzfenster mit Alu- Vorsatzschale einbauen lassen mit Dreifachisolierverglasung. Die Vorsatzschale ist pulverbeschichtet. Die Fenster sehen innen wie außen wie neu aus. Es gibt keinen Grund, warum ich in 5 Jahren die Fenster austauschen lassen sollte.

Die Fenster in meinem Elternhaus sind seit 76 verbaut. Damals war Mahagoni modern und auch bereits damals mit zweifach- Isolierverglasung. Hier würde ich sagen, ja die Fenster kann man tauschen, wenn eine Sanierung ansteht. Allerdings sind die Fenster noch recht gut in Schuß und ein Außenanstrich reicht, damit sie auch weiterhin ihren Dienst erfüllen. Dagegen spricht, das die Mechniken allmählich ausgeleiert sind, aber immer noch funktionieren, ein mordernes Fenster mit 3- fach Isolierverglasung besseren K- Wert hat und die riesigen Fenster einfach nicht mehr mordern sind.
Man muß jedoch bedenken, dass der Baustil vor 50 Jahren ein anderer war. Einfach nur die Fenster durch neue Fenster zu ersetzen würde ich nicht machen. Da hängt dann noch eine Außendämmung und ggf. sogar eine Änderung der Fenstereinteilung davon ab. Bei dem großen Haus sind da schnell mal 30 bis 40 TEuro zu investieren.

Wenn die Fenster einfachverglast sind und noch Doppelscheibenfenster wären, ist das eine ganz andere Sache, weil einfach die Verluste durch die undichten Fenster zu groß wären. Dazu gehört auch, dass alte Häuser von einer gewissen Undichtigkeit der Fenster "leben". Bei neuen dichten Fenstern bildet sich oftmals Schimmel, weil der Luftaustausch fehlt.

Eine Vorschrift, dass Fenster nach einem gewissen Zeitraum zu tauschen sind gibt es nicht. Das ist eine wirtschaftliche Betrachtung und die Beurteilung des Zustandes spielt eine große Rolle und ist eine Einzelfallentscheidung die in Verbindung mit dem Gesamtgebäude zu beurteilen ist. Bei einem macht der Tausch sinn, bei einem anderen nicht.
 

Dalbergia

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Ach ich Knallkopp, ich habe vermutlich das wichtigste an Information vergessen...
Es sind jeweils Kunststofffenster, und optisch sind sie noch intakt, auch sehe ich an den Dichtungen keine Schäden oder Risse. Es ist für mich jetzt die Frage, ob man für ein besseres Fenstermaterial so viel an Heizkostenersparnis bekäme, dass es lohnt. So eine Fensternachrüstung würde mich etwas mehr als 2.000€ kosten. Die machen mich nicht arm, wäre aber halt idiotisch, wenn man klipp und klar sagen kann, dass ein bald 30 Jahre altes Fenster auf jeden Fall erhebliche Nachteile hat.
 

Dalbergia

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Wenn die Fenster einfachverglast sind und noch Doppelscheibenfenster wären, ist das eine ganz andere Sache, weil einfach die Verluste durch die undichten Fenster zu groß wären. Dazu gehört auch, dass alte Häuser von einer gewissen Undichtigkeit der Fenster "leben". Bei neuen dichten Fenstern bildet sich oftmals Schimmel, weil der Luftaustausch fehlt.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Zum Zitierten: Das habe ich mir auch schon sagen lassen, dass man bei einer Dreifachverglasung unbedingt darauf achten sollte, dass das Fenster dennoch der "schwächste" Punkt der Isolierung ist, damit sich im Fall der Fälle da das Kondenswasser bildet und nicht an den Wänden. Eben aufgrund der Schimmelgefahr.

Ich kann auch nur den Heizungstechniker zitieren, der jedes Jahr zur Wartung kommt, der schon ein paar Mal begeistert war, wie wenig Energieverlust das Haus hat... einzig fraglich für mich wäre eben, ob es NOCH besser geht und ob dafür das Rausreißen alter Fenster lohnenswert ist. Der Handwerker meinte, sie könnten das sehr zerstörungsarm ausfräsen aber trotzdem wird doch drum herum geputzt, gestrichen und auch wieder neu tapeziert werden müssen, wo Tapete ist... also ist es beileibe nicht nur der Fenstertausch, der ordentlich kosten würde.
 

Holzdraht

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Zum Zitierten: Das habe ich mir auch schon sagen lassen, dass man bei einer Dreifachverglasung unbedingt darauf achten sollte, dass das Fenster dennoch der "schwächste" Punkt der Isolierung ist, damit sich im Fall der Fälle da das Kondenswasser bildet und nicht an den Wänden. Eben aufgrund der Schimmelgefahr.

Ich kann auch nur den Heizungstechniker zitieren, der jedes Jahr zur Wartung kommt, der schon ein paar Mal begeistert war, wie wenig Energieverlust das Haus hat... einzig fraglich für mich wäre eben, ob es NOCH besser geht und ob dafür das Rausreißen alter Fenster lohnenswert ist. Der Handwerker meinte, sie könnten das sehr zerstörungsarm ausfräsen aber trotzdem wird doch drum herum geputzt, gestrichen und auch wieder neu tapeziert werden müssen, wo Tapete ist... also ist es beileibe nicht nur der Fenstertausch, der ordentlich kosten würde.
Genau richtig. Mit Austausch des/der Fenster ist es bei weitem nicht getan. Da hängt eben noch mehr dran. Ja, der Austausch von Fenster geht heute fast zerstörungsfrei entweder von innen oder von außen. Die Betonung liegt auf fast. Nacharbeiten wird es immer geben, die Frage ist nur in welchem Umfang.
Ob sich das Rausreißen der Fenster tatsächlich lohnt oder nicht, mußt du letztendlich selbst beurteilen, weil die Substanz von deinem Haus und der Zustand deiner Fenster im Detail nicht bekannt ist. Und alt ist nicht gleich alt. Da gibt es erhebliche Unterschiede. Ich persönlich würde mir auch ein altes 2-fach isolierverglastes Holzfenster nicht durch ein Kunststofffenster egal ob 2-fach oder 3-fach isolierverglast ersetzen. Ja, 3- Isolierverglasung ist besser als 2-fach isolierverglast. Aber Kunststofffenster gefallen mir nicht, da würde ich ein Holzfenster trotzdem einem modernen Kunststofffenster vorziehen. Aber das ist meine persönliche Meinung. Moderne Holzfenster sind deutlich teurer als Kunststofffenster und da kann man richtig viel Geld dafür ausgeben. Ob dieser Mehrpreis und der Mehrwert jemanden wert ist oder nicht, muß jeder für sich entscheiden.

Ganz ehrliche Meinung: Wenn du Holzfenster hast und die noch in Ordnung sind, würde ich sie drin lassen. Vorausgesetzt die Mechanik ist noch in Ordnung. Sollten die außen nicht mehr so schön sein, kann man auch Vorsatzschalen nachrüsten. Dann sehen sie außen aus wie neu und sind nicht mehr der Witterung ausgesetzt. Das rechnet sich aber nur, wenn die Mechanik noch in Ordnung und der Zustand innen top ist.
Aber dazu wird es sicher auch andere Meinungen geben.
 

stefan.

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Meine Eltern haben dieses Jahr ihre Fenster (BJ 1978) tauschen lassen. Das waren Holzfenster zweifachverglast, die auch alle paar Jahre Mal gestrichen wurden.
An der Wetterseite (West, Süd) war das Holz schon ziemlich durch und die Fenster auch teilweise verzogen. Da hat es bei drückendem Wind durchgezogen bzw. bei Schlagregen war auch einfach innen die Fensterbank nass. Zudem sind schon ein paar Scheiben stumpf geworden (also von innen beschlagen, weil die Gasfüllung weg war).
Auf der Ostseite, unter dem Balkon, waren die Fenster dafür noch voll in Schuss. Die hätte man noch weiter behalten können
 

Dalbergia

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Ok, danke euch für die Antworten!
Nach meinem Eindruck lohnen die 2.000€ Nachrüst-Kosten für Pilzkopfverriegelung dann momentan finanziell eher als der Austausch.
 

Holzrad09

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stefan.

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Das kann sein, dass das normale Luft war. Aber es sollte auf alle Fälle luftdicht sein, damit eben kein Wasserdampf reinkommt.
 

Zuckermann

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Solche Aussagen kann man nicht wirklich ernstnehmen

Dazu gehört auch, dass alte Häuser von einer gewissen Undichtigkeit der Fenster "leben". Bei neuen dichten Fenstern bildet sich oftmals Schimmel, weil der Luftaustausch fehlt.

Ich kann mir aber nicht vorstellen das es gut ist wenn es bei einen Fenster zieht.
 

Zuckermann

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Ich fürchte das es 1978 noch keine Gasfüllungen im Scheibenzwischenraum gab.

Ich hab da ein Kunststoffenster von 1976 ca. ... Isolierglas wurde ja schon in den Weltkriegszwischenjahren erfunden glaub ich.
Auch hab ich da das Schulgebäude Eingangsportal (Alu-Doppeltür) welche vor Jahren (ca. 20?) ausgewechselt wurde mit Isolierglas,
dürfte etwa Bauzeit Ende 60iger sein.
 

weissbuche

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Was soll das jetzt in Hinsicht auf die Gasfüllung sagen? Isoglas hat einen langen Entwicklungsweg hinter sich. Problem war das gasdichte Verbinden der beiden Scheiben. Man hat z.B. den äußeren Rand der Scheiben mit Kupfer bedampft um den Randverbund löten zu können oder Ganzglasscheiben. Bei diesem Verfahren wurden die Scheiben im Randbereich stark erhitzt und dann verpresst. Diese Art Scheiben wurden noch bis weit in die 70er Jahre bei Velux verbaut. Erst ab den 60ern setzte sich langsam der mit Trockenmittel gefüllte und mit Tiokol verklebte Randverbund durch. Füllung war immer trockene Luft. Gasfüllung kenne ich erst ab Anfang der 80er Jahre. Fenstertausch hat nichts mit Interwallen zu tun. Das erfolgt nach Bedarf. Sind Fenster kaputt, werden sie getauscht, gibt es ein vernünftiges Konzept zur energetischen Sanierung für das Haus, werden sie getauscht. Fenstertausch bedarf immer einer genauen Beurteilung der Gegebenheiten, sonst kann es mehr Schaden wie Nutzen geben, Beispiele dafür gibt es zuhauf.
 

TobiBS

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Unabhängig davon ob es jetzt 20 Jahre oder ein anderer Zeitraum sind, so denke ich ist mit diesem pauschalen Zeitraum gemeint, so lange halten Fenster bedenkenlos, auch wenn sie nicht besonders gepflegt sind aber immer ordentlich behandelt (im Sinne von öffnen, schließen, etc.) wurden.
Und das ist auch der Zeitraum den man als Immobilienkäufer ansetzen sollte, einmal beim Erwerb, aber auch wenn es drum geht was man planen muss für den Erhaltungsaufwand.
 

Dalbergia

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Das ist absolut kein Kriterium. Andere Frage wie alt ist der Fensterbauer? Über 29 Jahre, weg damit.
Wir richten, schmieren und reparieren oft alte Fenster. In einem Wohnblock sind sie gut 40 jährig und sehr gut erhalten.
Wie gesagt, mir ist der Interessenskonflikt bei Handwerkern ja durchaus bewusst. Wenn ich zum Friseur gehe und frage, ob ich lieber nur die Haare färben oder eine ganze neue Frisur wählen sollte, sagt der auch kaum "Färben reicht". Nun habe ich in meinem Fall nicht die Frage gestellt, ob die Fenster getauscht werden sollen. Der junge Handwerker, so um die 30 vielleicht, meinte, austauschen würde lohnen... Der andere Fachbetrieb hat das wirklich gar nicht erwähnt, für mich also auch ein Zeichen, dass es hier vordergründig um die Interessen des Fensterbauers ging.
 

TobiBS

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Der junge Handwerker, so um die 30 vielleicht, meinte, austauschen würde lohnen... Der andere Fachbetrieb hat das wirklich gar nicht erwähnt, für mich also auch ein Zeichen, dass es hier vordergründig um die Interessen des Fensterbauers ging.
Es können auch beide an deren eigene Interessen gedacht haben. Unser Fensterbauer sagte damals, ihm mangelt es an Monteuren die im Altbau Fenster tauschen wollen. Neubau kein Thema, Beschläge wechseln gerne, aber die Situation im Bestand wird gerne vermieden. Wenn es dem Fachbetrieb genau so geht, dann tauscht der gerne Beschläge, weil einen da keine bösen Überraschungen erwarten. Vielleicht ist auch das Auftragsbuch noch voll und Upselling führt zu weniger Kundenzufriedenheit.
 

Micha83

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Wenn man die Fenster ordentlich ausbaut, ist es ja noch nicht deren Lebensende.
Keines der vielen Fenster, die bei uns gegen neue ersetzt wurden, ist verschrottet oder entsorgt wurden.
Teilweise habe ich die im Nebengebäude eingesetzt, wo noch einfachverglaste Fenster drin waren.
Teilweise habe ich sie bei Kleinanzeigen verkauft. Dort haben sie dann den Weg in Bungalows oder Hühnerställe angetreten.
Haben in jedem Fall etwas noch schlechteres abgelöst und aufgewertet.
Grüße Micha
 

Dalbergia

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Es können auch beide an deren eigene Interessen gedacht haben. Unser Fensterbauer sagte damals, ihm mangelt es an Monteuren die im Altbau Fenster tauschen wollen. Neubau kein Thema, Beschläge wechseln gerne, aber die Situation im Bestand wird gerne vermieden. Wenn es dem Fachbetrieb genau so geht, dann tauscht der gerne Beschläge, weil einen da keine bösen Überraschungen erwarten. Vielleicht ist auch das Auftragsbuch noch voll und Upselling führt zu weniger Kundenzufriedenheit.
Auch eine interessante und einleuchtende Perspektive, habe ich so noch nicht drüber nachgedacht.
 

joh.t.

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Es ist eine Frage des Budgets.
Und bei guter Pflege halten alte Fenster auch.
Die kann man auch aufrüsten mit Einfräsdichtungen und neuem Glas, wenn die Beschläge noch io sind.
 
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