Erstes "richtiges" Möbel - Sideboard fürs Bad - 1.000 Fragen

Vielfraß

ww-pappel
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Hallo zusammen,

Seit etwa einem Jahr bin ich stiller Mitleser hier im Forum - das hier wird nun mein erster Beitrag.
Da ich kein separates Thema dazu gefunden habe, stelle ich mich vielleicht erstmal kurz vor. Für diejenigen, die das nicht interessiert - einfach den nächsten Absatz überspringen.

Ich bin Anfang dreißig, von Berufswegen Ingenieur auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik und habe das Thema "Holz" vor etwa zwei Jahren für mich entdeckt, als ich im Garten ein Hochbeet zusammengespaxt habe. Seitdem sind als Unternehmungen ein weiteres Hochbeet, eine Außenvoliere für unsere beiden Katzen, eine Matschküche für unseren Sohn, ein Hühnerstall und die komplette Renovierung der Kellerwerkstatt im Elternhaus dazugekommen. Bei all diesen Themen habe ich
mich immer auf die unzähligen Tips hier aus dem Forum verlassen können. An dieser Stelle schon mal vielen Dank dafür!
Nun waren die Sachen, die ich bisher gebaut habe, hauptsächlich darauf angelegt "praktisch" zu sein. Zwar durchaus mit einem gewissen Augenmerk auf Ästhetik und Ordentlichkeit, aber wenn der Hühnerstall nur zu 99,5% winklig war oder die Spaltmaße bei der Tür nicht ganz gepasst haben, war das etwas, über das ich am Ende guten Gewissens hinwegsehen konnte.
Das soll von nun an anders werden.

Als nächstes Möbel möchte ich gern ein Sideboard für unser Badezimmer bauen.
Designtechnisch soll es sich an unserem bereits vorhandenen Waschtisch orientieren - Seiten und Fronten aus Massivholz, Deckplatte aus Plattenmaterial anthrazitfarben beschichtet. Maße ca. 1.200x400x400 (BxHxT). Zwei Schubladen zu je 600mm Breite.

Die Holzauswahl ist auf Wildkirsche gefallen. Hier habe ich mir beim "Holzmann meines Vertrauens" bereits Bohlen ausgesucht, besäumen, abrichten und auf Dicke hobeln lassen. Die Fronten und Seiten werden jeweils aus zwei Stücken zusammengeleimt, da die Bohlen keine 40cm hohen Stücke hergaben.

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Jetzt zu den eigentlichen Fragen:

  1. Ich habe als Referenz bereits unseren Unterschrank genauer unter die Lupe genommen. Mir ist aufgefallen, dass er keine durchgängige Rückwand hat, sondern nur eine durchgehende Leiste aus Spanplatte (ca. 10 cm hoch und 2 cm stark), durch die auch die Wandbefestigungen geschraubt sind. Kommt eine solche Konstruktion (insbesondere hinsichtlich des Schwindverhaltens bei Massivholz) auch für das Sideboard in Frage oder sollte die Rückwand hinten komplett "dicht" sein?
    IMG_4462.JPG

  2. Mir gefallen die Schubkästen unseres Unterschranks sehr gut. Ich habe allerdings absolut keine Ahnung, wie sie sich schimpfen. Die Auszüge scheinen "Tip-On" aus dem Hause Blum zu sein, allerdings interessieren mich vor allem die Zargengestelle. Gibt es hier Hersteller, die ihr empfehlen könnt?

    IMG_4460.JPG

  3. Ist die unter 2. beschriebene Ausführung bei einer Massivholzfront so überhaupt möglich (Verzug) oder sollte hier zwingend mit einer Konstruktion aus bspw. MPX gearbeitet werden, auf welche dann die Front aufgedoppelt wird?
Ich könnte noch gefühlt hunderte weitere Fragen stellen, aber ich glaube, dass diese drei erstmal die wichtigsten sind. Parallel zu diesem Post arbeite ich an einem Modell in Sketchup (so gut mir das möglich ist...), damit man eine grobe Vorstellung davon bekommt, was ich im Detail vorhabe. Die weiteren Fragen würde ich dann ggf. am Modell erklären.

An dieser Stelle schon mal vielen Dank für eure Hilfestellungen!

Mit freundlichen Grüßen,
Johannes
 

ChrisOL

ww-robinie
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Moin,

die Rückwand dient bei Möbeln dazu den Korpus im Winkel zu halten. Eine ausreichend große Leiste du funktioniert auch.

Dein Sideboard muss von der Konstruktion auf Massivholz abgestimmt sein. Wenn du eine grobe Skizze einstellst können wir Tips geben.

Auf der Seite Lignoshop findest du viele Blum Auszüge, auch die
Boxauszüge. https://www.lignoshop.de/schubkaesten-auszuege/

Meine Wahl wäre ein Schubkasten mit aufgedoppelter Front.
 

Vielfraß

ww-pappel
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Hallo Christoph,

Vielen Dank für die Antworten!

"Boxauszug" war der Begriff, den ich gesucht habe! Damit gehe ich mal auf die Suche und schaue, welche Hersteller es da so alles gibt.

Sobald ich da fündig geworden bin, arbeite ich am Sketchup-Modell weiter, damit ihr eine Vorstellung davon bekommen könnt, wie das ganze später mal aussehen soll.
Dann wird sich auch zeigen, ob meine Wünsche der harten Realität standhalten, oder ob ich nochmal nachjustieren muss!

Mit freundlichen Grüßen,
Johannes


//Edit:

Und schon die erste Folgefrage:

Bei den Blum-Auszügen scheint es Systeme speziell für Stahlzargen und für Holzzargen zu geben. Im Fall unseres Unterschranks ist ja ein Stahlzargensystem verbaut. Das finde ich auch optisch deutlich ansprechender als Holzzargen. Allerdings ist beim Unterschrank ja kein Massivholz sondern Plattenmaterial mit Dekor verbaut.
Wäre der Einsatz eines Stahlzargensystems auch beim Einsatz von Massivholzfronten denkbar ohne den kompletten Schubkasten aus Holz zu fertigen?Also quasi Stahlzargen mit einer Massivholzfront? Notfalls könnte ich mir auch vorstellen, die Front auf ein Stück MPX aufzudoppeln, falls es nicht allzu grauslig aussieht.
 
Zuletzt bearbeitet:

LaettaLight

ww-eiche
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Hi,
Da deine Schübe breiter als hoch werden sollen unbedingt auf die Synchronisierung der Auszüge achten. Siehe Blum Katalog.
Grüße
Tobias
 

Vielfraß

ww-pappel
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Hallo Tobias,

Danke für den Hinweis. Ich glaube, dass unser Unterschrank diese Synchronisierung auch hat. Sieht so ein bisschen aus, wie eine Querstrebe, die unterhalb der Schublade zwischen den beiden Auszügen montiert ist. Ich schaue mir das mal bei Blum im Katalog an.
Ehrlich gesagt, bin ich von der ganzen Menge an Komponenten erstmal etwas erschlagen gewesen, aber ich habe mich jetzt nach langem Vergleichen und Überlegen für das System "Tandembox" entschieden. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollte das sowohl mit Stahlzargen als mit Massivholzfront kombinierbar sein, oder? Die Tip-On-Funktion soll laut Blum-Katalog ebenfalls möglich sein.

Nachfolgend schon mal zwei Screenshots, wie ich mir das Ganze vorstelle. Im zweiten Bild habe ich die Schubladenfront ausgeblendet, damit man die Thematik mit der Rückwand, die quasi nur ein "Streifen" ist, sieht. Die Teile zur Befestigung der Schubladenrückwände, die Relings und die Einschubteile für die Zargen habe ich in Sketchup leider nicht als fertiges Modell finden können. Denkt sie euch bitte dazu, sofern möglich.

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Jetzt der nächste Satz fragen:

  1. Wie viel Luft sollte ich zwischen dem eigentlichen Korpusboden und dem Boden der Schubkästen lassen? Muss ich hier extra Spielraum zwecks Montage der Auszüge oder ähnliches einplanen?

  2. Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich die Höhe der Schubladenfront und die Höhe des Auszugs vergleiche. Rein vom Gefühl her hätte ich gesagt, dass die Zargen - selbst mit Reling und Einleger - die Frontplatte niemals in Form halten können, wenn die erstmal anfängt zu arbeiten.

  3. Gibt es eine Faustregel, wie Spaltmaße anzusetzen sind? Insbesondere der Anschlag der beiden Fronten in der Mitte des Sideboards und der Abstand zur oberen Deckplatte würden mich interessieren.

  4. Ich würde ob meiner begrenzten Fähigkeiten gerne "versteckte" Toleranzen einplanen, wo es relativ einfach möglich ist. Gibt es Tricks für Anfänger, mit denen man eventuell kleinere Ungenauigkeiten "retten" kann?

Viele Grüße,
Johannes
 

matutin

ww-kastanie
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Hallo Johannes,

zu Deiner 1. Frage: Ich bin im Moment dabei, das Blum Legrabox System für diverse Küchenschubladen einzubauen, dabei hatten sich ähnliche Fragen ergeben. Schau mal entweder direkt beim Hersteller oder im Lignoshop nach der Montageanleitung für die Tandem Box. Die Beschreibung lässt eigentlich keine Frage offen und beschreibt vor allem auch den min. Abstand der Auszüge zum Korpusboden.

zu Frage 4.: Der 3D-Einstellbereich der Box-Systeme ist herstellerseitig recht großzügig gehalten. Ich denke, das könnte als "versteckte Toleranz" ausreichen.

Noch ein kleiner Tipp: Für die Montage der Boxsysteme gibt es Bohr- oder Körnerlehren, die die Montage der Auszüge und der Schubladenfronten erheblich erleichtern und etwas weniger schweißtreibend gestalten :emoji_slight_smile:

Viel Erfolg bei Ihrem Projekt,
Lothar
 

laubraupe

ww-ahorn
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Hi,

wenn ich mir das so ansehe sieht es so aus als würden vom Korpus nur die Seiten aus Massivholz sein und der rest Spanplatte oder MPX oder ähnliches. Ich hätte da Bauchschmerzen was das Arbeiten vom Massivholz angeht. MPX oder Spanplatte arbeiten ja nicht mit und es könnten unangenehme Spannungen auftreten die dann zu Rissen oder zum verziehen des Möbels führen können. Ein solcher Materialmix wird bei Möbeln aus dem Möbelhaus ja immer mit Furnier erziehlt, das ist dann ja gesperrt und kann nicht mehr arbeiten. Wie willst du denn die den Korpus überhaupt verbinden? Der Grafik zufolge verbindest du die Elemente stumpf, daher soltest du auf jeden Fall noch irgendwelche Verbinder einplanen (Dübel, Domino, Lamello, Scheulenburg oder ähnliches)
 

Vielfraß

ww-pappel
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Hallo zusammen,

Im Blum-Katalog habe ich schon fleißig geblättert. Darin habe ich unter anderem die Zuschnittmaße für die Böden und Rückwände, sowie die Positionierung der Auszüge relativ zur Zarge gefunden. Zum lichten Abstand der Schubkästen zum Korpus habe ich allerdings nichts gefunden. Ich gehe nochmal auf die Suche und schaue genauer hin!

Zur Verbindung des Korpus an sich - Die Frage mit MPX vs. Massivholz wollte ich eigentlich auch noch stellen, aber habe es vergessen.
Ich weiß nicht, ob das Schwindverhalten bei den Dimensionen des Möbels eine Rolle spielt, aber riskieren möchte ich eigentlich nichts.
Die Seiten des Korpus, sowie die Schubladenfronten werden Massivholz, Deckplatte und Boden werden aus Plattenmaterial, voraussichtlich Spanplatte.

Das Arbeiten in der Länge halte ich für unproblematisch, da die einzig wirklich langen Massivholzteile, nämlich die Fronten (600mm), durch die Schubkästen vom eigentlichen Korpus entkoppelt sind und da fleißig arbeiten können.
Die Seitenwände werde ich mit horizontal verlaufenden Fasern montieren. Als Hauptproblem sehe ich da das Arbeiten quer zur Faser. Da sollte ja dann auch nichts passieren, da sich beide Seiten gleich stark ausdehnen und der Schrank dann nur in der Höhe "wächst" oder "schrumpft" und MPX/Spanplatte unten und oben aufliegen und "mitschwimmen", oder? Die Längenausdehnung bei 400mm hatte ich jetzt einfach mal vernachlässigt. Geht das in Ordnung?

Als Verbindungselemente kommen aufgrund fehlender Werkzeuge wohl leider nur Runddübel in Frage. Ich hätte gern zu Lamello oder Domino gegriffen, aber dazu fehlt mir leider die entsprechende Fräse. Runddübel könnte ich über eine Dübellehre setzen, mit der ich zwar bisher keine so tollen Ergebnisse erzielt habe, aber da muss ich dann im Voraus einfach noch ein paar Probestücke bohren.

Ursprünglich hatte ich mal daran gedacht, den Korpus per Gehrung zu verbinden. Dann kamen mir aber relativ schnell Zweifel.
Würde eine Gehrungsverleimung bei Massivholz auf Plattenmaterial überhaupt Sinn ergeben? Es käme ja noch hinzu, dass ich weder Lamellos noch Dominos setzen kann. Zusätzlich habe ich Bauchschmerzen bei den Anforderungen hinsichtlich der Genauigkeit und dass die Gehrung am Ende nicht gescheit aussieht oder offen bleibt.

Die Scheulenburg-Verbinder kannte ich in dieser Form bislang noch nicht.
Erinnern mich ein bisschen an die Pendants, die man sonst in den billigen Fertigmöbeln vom Schweden und co wiederfindet.
Lassen die sich auch vom geneigten Anfänger relativ sicher verbauen? Das wäre mir tatsächlich eine Überlegung wert!

Vielen Dank schonmal für den ganzen Input!
 

laubraupe

ww-ahorn
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Ok, wenn du das Massivholz „quer“ verbaust sollte das mit dem Materialmix in Ordnung gehen.
Auf Gehrung klappt das denke ich nicht, wenn die Materialstärken nicht gleich sind wird so etwas schwierig, und vertrauen in Spantplatte auf Gehrung hätte ich irgendwie auch nicht.
Scheulenburgverbinder kann man gut mit einer so einer Dübellehre setzen (Hukoer 6/8/10/15mm Super Drilling Template Centred on Wood https://www.amazon.de/dp/B07Q1FWV6P/ref=cm_sw_r_cp_api_i_Z4R17VPKSF09P6JJ65BT?_encoding=UTF8&psc=1) Aber wenn es nicht zerlegbar sein muss kann man es dann auch genauso gut dübeln.
 

Vielfraß

ww-pappel
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Hallo zusammen,

Habe mir jetzt mal das Programm von Scheulenburg genauer zu Gemüte geführt und würde wohl zu den Verbindern greifen.
Hierzu noch zwei Fragen:

  1. Ich würde zum Setzen der Verbinder die "billigere" Bohrlehre direkt von Scheulenburg wählen. Die hat zwar nicht so viele Einstellmöglichkeiten, wie die, die hier verlinkt wurde, aber damit sollte man doch fürs Erste auch ans Ziel kommen, oder?
  2. Hätten die Verbinder noch minimalen Spielraum, was das Arbeiten des Massivholzes angeht? Wie gesagt, ich vermute, dass auf 400mm Länge längs zur Faser nichts nennenswertes passiert, aber "better safe than sorry".

Mit freundlichen Grüßen,
Johannes
 

laubraupe

ww-ahorn
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Die Schablone die Scheulenburg direkt anbietet kann meines Erachtens nach nur für die „Stifte“ der Verbinder genutzt werden, die Teile in die am Ende die Madenschraube geschraubt wird, waren in meinem Fall 15mm Bohrungen für Notwendig, müsstest du dann per hand ausmessen und selber möglichst gerade bohren. Das geht halt mit der von mir verlinkten Schablone auch.
 
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