Christian R.

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Liebe Profis im Forum,

ich verzweifele gerade ein wenig an der Justierung von Hobelmessern an meiner Kombi (Abrichte / Dickte)!

Eins vorweg: ich bin kein gelernter Tischler o.ä., bin Autodidakt, habe nicht so viel Erfahrung mit holzbearbeitenden Maschinen - vor Allem mit Hobelmaschinen, besitze aber derzeit eine Kombi-Maschine SCM 2000 D. Also es handelt sich um eine Kombi auch Dickte und Abrichte mit einer 3-Messerwelle (Keilleiste) und einer Messerbreite von 400 mm.

Es geht ein wenig um das Grundwissen bzw. die Praxis zum Einbau von Hobelmessern. Ich habe, als ich die Maschine überarbeitet hatte, so gut es geht, erst den Abnahmetisch auf die Messerwelle und dann den Zugabetisch auf den Abnahmetisch abgestimmt, damit alle drei Komponenten möglichst zueinander fluchten bzw. die Tische zueinander planparallel sind.
Das habe ich mit Fühlerlehrenband hinbekommen, weil es in den Baujahren noch keine anderen Nachjustierungsmöglichkeiten gab.

Nun weiß ich schon, wie man die Messer in die Nut mit der Keileiste einsetzt, habe auch zwei Lehren zur Höheneinstellung und kenne auch den Trick, daß der Abnahmetisch minimal unterhalb des Flugkreises eingestelt werden sollte - also so, daß ein abgerichtetes Stück Holz (oder eine Aluminiumleiste), das (die) auf den Abnahmetisch und über die Welle gelegt wird, ca. 5 mm mitgenommen werden sollte, wenn man die Welle manuell dreht.

Und da fängt die Verzweiflung an. Das habe ich nie so hinbekommen, daß die Leiste auf der ganzen Breite der Messer immer gleichmäßig 5 mm mitgenommen wird. Ich habe daraufhin mal die Messer auf eine sehr gerade Fläche gestellt und hinterleuchtet. Am Lichtspalt habe ich eine gewisse Ungleichmäßigkeit der Messer feststellen können (ca. 0,1-0,5 mm). Also die Schneide ist nicht 100 % gerade, obwohl sie frisch geschliffen wurden. Ich habe diese daraufhin von einer anderen Schärferei neu schleifen lassen aber das Phänomen ist gleichgeblieben.

Meine Fragen: Kann es sein, daß es in so einem Toleranzbereich nur schwer möglich ist, eine Messerschneide exakt gerade zu schleifen und auch garnicht nötig?
Mache ich mich also verrückt mit dem Messen und sind diese Toleranzen durchaus OK?
Wie stellen die Profis im täglichen Business die Messer ein: rechts und links mithilfe der Einstelllehren, dann den Abnahmetisch - gemessen an einer Stelle (?) inetwa bündig mit dem Flugkreis (oder gering darunter) und es ist gut?

Kann mir das jemand aus der Praxis erklären oder berichten, wie man das normalerweise macht?


Ganz großen Dank im Voraus,
Christian
 

DZaech

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Hallo Christian,

das Problem mit den krummen Messern kenn ich, hab ich bei einem Satz 410mm Streifenmessern von meiner Felder seltsamerweise auch. Die Messer sind aber auch sonst etwas krumm, ich vermute das kommt daher. Ich weiss nicht genau wie die beim Schärfen eingespannt werden, aber ein krummes Messer gibt offenbar auch eine krumme Scheide. Ist eigentlich auch verständlich. Bei den 300mm Messern von der Abrichte hab ich das Problem noch nie gehabt (derselbe Schärfdienst). Auch in der Firma hatten wie nie Probleme, bis vor zwei Jahren hatten wir noch eine alte Hobelmaschine mit 600mm Streifenmessern, jetzt haben wir eine SCM FS7s mit 4-Messer Tersa, da hat sich die Einstellerei erledigt, und der Vierseiter hat auch Tersaköpfe. Seither haben wir keine grossen Messer mehr zum einstellen, meine privaten 410mm und 300mm Messer sind die einzigen Streifenmesser welche ich noch einstellen muss.

Einstellehren hab ich keine (haben wir auch im Betrieb nie gehabt), ich stell die Messer einzig und allein mithilfe des Abnahmetisches ein (welchen ich wenn möglich nie gross verstelle). Und zwar richte ich das links und rechts mittels aufgespannter Buchenleiste, geht recht einfach wenn man eine Welle hat wo Federn die Messer herausdrücken. Wenn man an den festgespannten Leisten Markierungen macht (nicht ganz am höchste Punkt natürlich, denn die Messer sollen ja ganz minimal höher sein), dann geht auch das einstellen einer Viermesserwelle relativ schnell vonstatten. So haben wir immer die 4 Messer von der alten Hobelmaschine eingestellt, und so stell ich auch jetzt die Messer von meiner Felder und der Abrichte ein, Probleme hats bisher so noch nie gegeben.

Ich glaub zum Messer einstellen gibts in jedem Betrieb eine bevorzugte Variante, ich bin der Ansicht, rein vom Tempo her gehts vorallem darum woran man sich gewöhnt ist, ich bin z.b mit meiner Variante genau so schnell wie vielleicht jemand anderes, der eine Einstellehre benutzt. Da hat glaub jeder seine eigene bevorzugte Variante. Kommt halt auch ganz auf die Maschine drauf an, ob sie Federn hat oder nicht, usw. Eine Einstellehre zu kaufen ist sicher nicht verkehrt, aber es geht durchaus auch ohne, auch in der täglichen Praxis.


Gruss David
 

Holz-Christian

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Hallo Christian.

Ich persönlich stelle schon immer die Messer mit der Lehre auf der Messerwelle ein.

Danach muss man den Abnahmetisch höchstens minimal nachjustieren.

Nun sind diese kombinierten Hobelmaschinen von SCM nicht grad der Gipfel der Ingenieurskunst.

Insbesondere die Klappung und Verstellung der Abrichttische ist sehr primitiv geraten.
Es reicht schon minimalstes Spiel in den Klappdrehpunkten das man kein wiederholbares Ergebnis bekommt.

Wir hatten bei meinem früheren Brötchengeber eine solche Maschine.
Man musste nach jedem Klappvorgang die Abrichttische neu justieren- nervig und zeitraubend.

Überprüfe auch ob die Abrichttische plan sind, die können auch leicht krumm sein.

Gruss Christian.
 

Christian R.

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Hallo David, hallo Christian,

vielen Dank für Eure Antworten.
Ich habe die Tische überprüft - sie sind im Toleranzbereich gerade über die ganze Fläche und ich hatte sie ja auch weitestgehend zueinander planparallel justiert (durch Unterlagen aus Fühlerlehrenband 0,05 und 0,1 mm).
Ich habe ja nun zwei Einstelllehren von Panhans, die sind auch recht gut gemacht.

Kann man denn bei Euch im Regelfall tatsächlich die Schneiden der Streifenmesser an ein Haarlineal halten und keinen minimalen Spalt feststellen oder ist das ein Genauigkeitsbereich, den es bei derartigen Messern nicht gibt bzw. der garnicht nötig ist?

Denkt Ihr, es reicht, die Messer an zwei Stellen, also links und rechts einzustellen und dann besser nicht mehr in der Mitte oder anderen Stellen nachzuprüfen?

Reicht es auch, anhand von einem Probestück die Genauigkeit zu beurteilen? Wenn ja - gibt es da einen Tip, iwe man da vorgehen könnte?


Viele Grüße aus Berlin,
Christian
 

Clemens J.

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Hallo,

Mit einer Hobelmaschine wird Massivholz bearbeitet (im Normalfall) kleine Tolleranzen entstehen duch nachträgliches Schwinden/quellen eh wieder. Auch ist es so, dass alle Messer genau auf einer Flugbahn einzustellen insofern nicht einfach ist, da ja wie du schon festgestellt hast, die Messer vielleicht nicht haargenau gerade sind.

Von dem her würde ich die Messer mit leichtem Überstand zum Aufnahmetisch einstellen und ein Probedurchgang beim Abrichten machen. Wenn man am Ende des Brettes keinen Absatz hat ist es schon mal nicht schlecht. Dann zwei Bretter am Fügeanschlag fügen und gegeneinander halten ob die Fuge dicht ist. Wenn das soweit passt, vielleicht noch ein Probedurchgang durch die Dickte und beide Kantenstärgen (links/rechts) messen. Wenn das dann passt ist alles gut und die Maschine macht das was sie soll, rohe Bretter in ein weiter zuverarbeitendes Halbzeug verwandeln.

Der Perfektionismus der teilweise an den Tag gelegt wird, ist bei Holz oft eher ein Hindernis als ein Fortschritt.

Gruß Clemens
 

Rani

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Ich habe für meine ADH 4 Sätze Streifenhobelmesser (HSS, HM - neue und auch alte). Alle Messer lassen sich sowohl auf der flachen Seite, als auch an der Schneidkante zusammenlegen ohne dass ein ungleichmäßiger Lichtspalt entsteht. Wenn die Messer nicht krumm sind, sollten die auch gleichmäßig geschliffen werden können. Ich stelle die Messer immer 0,1-max 0,2mm über dem Abnahmetisch ein. Mehr wie 1/10 Genauigkeit ist sehr mühsam und nicht unbedingt erforderlich.
 

Friederich

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Reicht es auch, anhand von einem Probestück die Genauigkeit zu beurteilen? Wenn ja - gibt es da einen Tip, iwe man da vorgehen könnte?
Hallo Christian, ergänzend/erläuternd zu dem was Clemens gesagt hat:
Die gefügten Bretter also aufeinanderstellen, vorderes Ende natürlich auf vorderes Ende, und dann schauen ob auf den ersten 3-4 cm ein Absatz (Lichtspalt) zu sehen ist.
Ist vorne ein Absatz, dann sitzen die Messer zu tief, ist hinten ein Absatz, dann sitzen sie zu hoch.

Beim Festschrauben der Messer mehrmals die Schrauben durchgehen, jede einzelne dabei sukzessive nur leicht fester drehen.
 

Mitglied 30872

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Hallo Christian,
Deine Welle trägt ja drei Messer. Da werden die Fehler gegenseitig in gewissem Umfang ausgeglichen.
Ich habe auch die Einstelllehre von Panhans. Stelle die Messer damit ein, hoble ein Brett und prüfe daran nach Deinen Anforderungen.
Es hat wenig Sinn, von den Fehlern der drei einzelnen Messer auf das Hobelergebnis zu schließen.
 

magmog

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Guuden,

Hobelmesser müssen auf alle Fälle gerade sein, jedenfalls im 100-stel Bereich.
Alles andere lässt auf einen Trockenschliff schließen, ein No-Go!

Das einstellen der Messer ohne geeignete Lehre ist m.E. nur in der Praxis vermittelbar,
ich zeige es gerne.

Eine weitere Sache ist das Wie abrichten.
Kaum jemandem wird es, selbst auf einer perfekten Maschine gelingen, Autodidaktisch zu einem ordentlichen Resultat zu kommen.
 

ranx

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moin,

ich habe mir eine ältere Hobelmesserschleifmaschine zugelegt und kann soweit
sagen das die Streifenmesser gerade gespannt werden, egal ob ein Bogen
drin ist. Genauso wie du eine verzogene Leiste flach aufspannst wenn du
eine gerade stabile lade darauf zwingst. Genau das gleiche machst du ja auch mit den
Keilleisten, mit denn zwingst du das Messer ebenfalls wieder gerade gegen
die Nut der Messerwelle.

Oder?

Zur Kontrolle würde ich das Hobelmesser in der Welle überprüfen, da muss es
ja gerade sein.

LG uwe
 

Christian R.

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Liebe Kommentatoren,


vielen Dank für Eure Hilfe und Eure Einschätzungen!

Also: die Messer sind alle plan und nicht krumm. Aber der Anschliff ist ungenau. Teilweise ballig bis 1/10tel zu den Enden hin. Man sieht deutlich einen Spalt, wenn man sie gegeneinander auf eine glatte, weiße Fläche legt.

Vielen Dank auch dafür, daß Ihr mich ein wenig damit beruhigen konntet, daß es im Holzbereich nicht unbedingt um Zehntel Milimeter geht, zumal ja das Holz "arbeitet".
Ich denke, ein gutes Ergebnis, wenn man nach Ausführung der Arbeiten mit einem Meßschieber nachmißt und eine im Zehntelbereich gleichbleibende Dicke bzw. ebene Fläche erreicht, sollte das reichen, oder?

Ein Messersatz ist ganz gut gelungen, also eher Ungenauigkeiten im 100tel Bereich. Ich versuche die Einstellung mal damit und geb die anderen zur Nachbesserung zurück.

Ich denke, daß ich schon in der Lage bin, auch wenn ich keine Ausbildung habe, ein gutes Resultat mit der Maschine hinzubekommen, zumal ich auch hier immer ein paar Leute habe, die mir was aus der Praxis zeigen können, von denen ich lerne - bin also nicht 100%ig Autodidakt :emoji_wink:

Viele Grüße,
Christian
 
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