detla
ww-kastanie
- Registriert
- 7. Juli 2013
- Beiträge
- 35
Hallo zusammen,
was den Möbelbau angeht bin ich Anfänger. In meiner Holz-Historie gibt es zwar sowas wie Lagerregale und ein wenig Deko, aber richtige Möbel, noch dazu solche, die später mal im Wohnzimmer steht, gab es bisher nocht nicht.
Der Plan
Wir hatten früher mal einen einfchen Couch-Tisch von Möbelum/RS-Möbel (Fredo). Das ist ein Buchenholz-Tisch nach Maß mit einer einfachen Zarge, ohne Schnick-Schnack. Nach einem Blick auf die Preise im Prospekt und die Holzpreise im Baumarkt dachte ich mir, das kann ich auch.
Dann dachte ich mir, mit ein bißchen Geduld bekomme ich in den Tisch auch noch eine versteckte Schublade hinein, so für Fernbedienungen, Zeitung oder so.
Die Platte wird eine 27mm Buchenplatte, die Beine 80x80 Buchen Kantholz und die Zarge 92x19mm (letzteres kam optisch am dichtesten an den Original-Tisch ran).
Voraussetzung
Ich hab eine (für Anfänger) gut ausgestattete Werkstatt. Prunkstück ist eine 254mm Zug- Kapp- Gehrungssäge (mit einem 80-Zahn Sägeblatt, das allein fast so viel gekostet hat, wie die Maschine mit einem einfachen Sägeblatt) und diverse weitere Elektrogeräte (z.B. Akkuschrauber, diverse Schleifer und eine Oberfräse).
Speziell besorgt habe ich mir eine Metall-Bohrschablone für Dübel/Exzenterverbinder. Ich hab da bei Amazon nach mehrmaligem tiefen durchatmen und schlucken 80 Euro für die Metallvariante ausgegeben.
Ausführung
Bei langen, geraden Schnitten (alles jenseits der 30cm der KGS) bin ich nicht gut, also habe ich mir die Buchenholzplatte (200*63,5*27) im Baumarkt auf die 125cm kürzen lassen. Das Buchen-Kantholz habe ich mit der KGS in knapp 50cm lange Beine verwandelt, die Zarge als 135cm - 2*8cm -1cm bzw. 63,5cm - 2*8cm - 1cm gesägt. Alle Teile habe ich bis 240er Korn mit einem Exzenterschleifer glatt gemacht. Ein langes Teil habe ich in drei Teile zerlegt (zwei Randstücke, eine Blende für die Schublade).
Die Kanten der Beine sowie der Platte habe ich mit einem Abrundfräser - äh - abgerundet und dann nochmal mit bis zu 240er Korn mit dem Excenter-Schleifer glatt gemacht.
Bei den Beinen habe ich mit der Bohschablone jeweils 2 8er Dübel sowie einen Möbelverbinder benutzt. Am Anfang waren das Exzenter-Verbinder aus dem Baumarkt, nachdem die alle waren, habe ich welche bei Amazon nachbestellt. Witzigerweise waren die bei Amazon deutlich günstiger und trotzdem besser zu bearbeiten.
Die Bohrschablone war eine absolut positive Überraschung. Zum einen war da inklusive dem 15mm Forstner-Bohrer alles in brauchbarer Qualität dabei, zum Anderen ist das Ding unglaublich präzise. Ich hab das jetzt in mehreren Projekten eingesetzt und bislang hat es immer bis auf zehntel mm gepasst - obwohl es von einer China-Firma kommt.
Für die Schublade habe ich Reste der Zarge von 92mm auf ca. 60mm Höhe mit einer Kreissäge (mit Schiene) gekürzt, diese mit "Möbelschrauben" (das sind einfach Schrauben mit einem dicken Kern, man muss offensichtlich vorbohren) zu einem "U" gemacht und dann wieder mit den Exzenter-Verbindern ein Stück Zarge draufgesetzt. Die Bodenplatte ist 5mm Multiplex-Birke mit Möbelschrauben verschraubt.
Für die Schublade habe ich mit ein Paar 700mm Vollauszug-Schienen bei Amazon geholt und dann mit Fichtenholz-Rahmen an der Tischplatte befestigt.
Die Platte habe ich mit Metallwinkeln an der Zarge verschraubt.
Alle Teile wurden vor dem Zusammenbau mit Leinölfirnis geölt.
Was habe ich gelernt?
Es läuft ja nie so, wie es soll, das wichtigste ist also die Frage, was mache ich beim nächsten mal besser...
Ich hab tatsächlich fast jeden Arbeitsschritt einmal an "Restholz" geübt. Gerade bei der Bohrschablone (die ich zum ersten Mal eingesetzt habe) hat sich das wirklich gelohnt, denn Buchenholz ist (im Verhältnis) schweineteuer. Was mir auch sehr klar geworden ist, wie unterschiedlich die Holzarten sind. Wáhrend z.B. die Möbelschrauben in Fichte mit 6mm vorgebohrt werden mussten, sind sie in der Buche dann abgebrochen und brauchten ein 7mm Loch. Auch habe ich die Schublade zuerst aus Fichte gebaut, das war dann aber so wabbelig, dass ich es gleich wieder aufgegeben habe.
Wichtigste Erkentniss ist, dass der professionelle Eindruck an den Kanten und der Oberfläche hängt. Zufällig im Keller vorbeikommende Beobachter haben angefangen zu staunen, als die Kanten abgerundet waren und sich die Platte und die Beine "so unglaublich weich und glatt" angefühlt haben.
Als Anfänger hätte ich die Schublade besser sein lassen, denn das war wirklich schwierig und richtig gut ist es nicht geworden. Nicht nur, dass man die Maße alle auf 1/10 mm exakt hinbekommen muss, das Ding muss auch ein perfektes Rechteck sein, sonst quietscht oder klemmt es beim rausziehen. Nach wiederholten Nacharbeiten ist es jetzt passable, aber bis es soweit kam, saß ich fluchend wie ein Rohrspatz im Keller.
Mit am schwierigsten erscheint mir inzwischen eine unsichtbare Befestigung. Immer dann, wenn die Befestigung im Holz sitzt und nicht drauf braucht man die doppelte Präzision. Das bekommt man zwar auch als Anfänger hin, aber es kostet echt Zeit + das Risiko, sich das Werkstück einfach und schnell zu versauen. (Da sind wir wieder beim ersten Punkt: üben)
Man tut sich einen Gefallen, wenn man die einzelnen Werkstücke symmetrisch aufbaut. Auf die Weise ist es nicht so schlimm, wenn man beispielsweise das 15mm Exzenter-Loch in die Außenseite der Zarge gesetzt hat (dann kann man die nämlich einfach umdrehen).
Insgesamt habe ich einen ganz anderen Respekt vor IKEA gewonnen - nicht nur in der Präzision der Ausführung, sondern auch, wie die es schaffen, dass so viele Werkstücke am Möbel austauschbar sind (links/rechts)
Insgesamt ist es aber alles kein Hexenwerk und auch mit geringer Erfahrung kann man sich an sowas rantrauen. Rein auf das Material ist es auch erheblich günstiger. Selbst ohne spezielle Spezialquellen für Holz (einach nur der Lieblingsbaumarkt) kam ich auf ~150 Euro für Holz, Verbinder und Verschleißteile wie Schleifscheiben. Bei Möbelum kostet ein vergleichbar großer Fredo (mit Schublade) ~400 Euro.
Der Stolz es geschafft zu haben, ist da im Preis noch nicht drin.
Wie sieht das ganze aus?
was den Möbelbau angeht bin ich Anfänger. In meiner Holz-Historie gibt es zwar sowas wie Lagerregale und ein wenig Deko, aber richtige Möbel, noch dazu solche, die später mal im Wohnzimmer steht, gab es bisher nocht nicht.
Der Plan
Wir hatten früher mal einen einfchen Couch-Tisch von Möbelum/RS-Möbel (Fredo). Das ist ein Buchenholz-Tisch nach Maß mit einer einfachen Zarge, ohne Schnick-Schnack. Nach einem Blick auf die Preise im Prospekt und die Holzpreise im Baumarkt dachte ich mir, das kann ich auch.
Dann dachte ich mir, mit ein bißchen Geduld bekomme ich in den Tisch auch noch eine versteckte Schublade hinein, so für Fernbedienungen, Zeitung oder so.
Die Platte wird eine 27mm Buchenplatte, die Beine 80x80 Buchen Kantholz und die Zarge 92x19mm (letzteres kam optisch am dichtesten an den Original-Tisch ran).
Voraussetzung
Ich hab eine (für Anfänger) gut ausgestattete Werkstatt. Prunkstück ist eine 254mm Zug- Kapp- Gehrungssäge (mit einem 80-Zahn Sägeblatt, das allein fast so viel gekostet hat, wie die Maschine mit einem einfachen Sägeblatt) und diverse weitere Elektrogeräte (z.B. Akkuschrauber, diverse Schleifer und eine Oberfräse).
Speziell besorgt habe ich mir eine Metall-Bohrschablone für Dübel/Exzenterverbinder. Ich hab da bei Amazon nach mehrmaligem tiefen durchatmen und schlucken 80 Euro für die Metallvariante ausgegeben.
Ausführung
Bei langen, geraden Schnitten (alles jenseits der 30cm der KGS) bin ich nicht gut, also habe ich mir die Buchenholzplatte (200*63,5*27) im Baumarkt auf die 125cm kürzen lassen. Das Buchen-Kantholz habe ich mit der KGS in knapp 50cm lange Beine verwandelt, die Zarge als 135cm - 2*8cm -1cm bzw. 63,5cm - 2*8cm - 1cm gesägt. Alle Teile habe ich bis 240er Korn mit einem Exzenterschleifer glatt gemacht. Ein langes Teil habe ich in drei Teile zerlegt (zwei Randstücke, eine Blende für die Schublade).
Die Kanten der Beine sowie der Platte habe ich mit einem Abrundfräser - äh - abgerundet und dann nochmal mit bis zu 240er Korn mit dem Excenter-Schleifer glatt gemacht.
Bei den Beinen habe ich mit der Bohschablone jeweils 2 8er Dübel sowie einen Möbelverbinder benutzt. Am Anfang waren das Exzenter-Verbinder aus dem Baumarkt, nachdem die alle waren, habe ich welche bei Amazon nachbestellt. Witzigerweise waren die bei Amazon deutlich günstiger und trotzdem besser zu bearbeiten.
Die Bohrschablone war eine absolut positive Überraschung. Zum einen war da inklusive dem 15mm Forstner-Bohrer alles in brauchbarer Qualität dabei, zum Anderen ist das Ding unglaublich präzise. Ich hab das jetzt in mehreren Projekten eingesetzt und bislang hat es immer bis auf zehntel mm gepasst - obwohl es von einer China-Firma kommt.
Für die Schublade habe ich Reste der Zarge von 92mm auf ca. 60mm Höhe mit einer Kreissäge (mit Schiene) gekürzt, diese mit "Möbelschrauben" (das sind einfach Schrauben mit einem dicken Kern, man muss offensichtlich vorbohren) zu einem "U" gemacht und dann wieder mit den Exzenter-Verbindern ein Stück Zarge draufgesetzt. Die Bodenplatte ist 5mm Multiplex-Birke mit Möbelschrauben verschraubt.
Für die Schublade habe ich mit ein Paar 700mm Vollauszug-Schienen bei Amazon geholt und dann mit Fichtenholz-Rahmen an der Tischplatte befestigt.
Die Platte habe ich mit Metallwinkeln an der Zarge verschraubt.
Alle Teile wurden vor dem Zusammenbau mit Leinölfirnis geölt.
Was habe ich gelernt?
Es läuft ja nie so, wie es soll, das wichtigste ist also die Frage, was mache ich beim nächsten mal besser...
Ich hab tatsächlich fast jeden Arbeitsschritt einmal an "Restholz" geübt. Gerade bei der Bohrschablone (die ich zum ersten Mal eingesetzt habe) hat sich das wirklich gelohnt, denn Buchenholz ist (im Verhältnis) schweineteuer. Was mir auch sehr klar geworden ist, wie unterschiedlich die Holzarten sind. Wáhrend z.B. die Möbelschrauben in Fichte mit 6mm vorgebohrt werden mussten, sind sie in der Buche dann abgebrochen und brauchten ein 7mm Loch. Auch habe ich die Schublade zuerst aus Fichte gebaut, das war dann aber so wabbelig, dass ich es gleich wieder aufgegeben habe.
Wichtigste Erkentniss ist, dass der professionelle Eindruck an den Kanten und der Oberfläche hängt. Zufällig im Keller vorbeikommende Beobachter haben angefangen zu staunen, als die Kanten abgerundet waren und sich die Platte und die Beine "so unglaublich weich und glatt" angefühlt haben.
Als Anfänger hätte ich die Schublade besser sein lassen, denn das war wirklich schwierig und richtig gut ist es nicht geworden. Nicht nur, dass man die Maße alle auf 1/10 mm exakt hinbekommen muss, das Ding muss auch ein perfektes Rechteck sein, sonst quietscht oder klemmt es beim rausziehen. Nach wiederholten Nacharbeiten ist es jetzt passable, aber bis es soweit kam, saß ich fluchend wie ein Rohrspatz im Keller.
Mit am schwierigsten erscheint mir inzwischen eine unsichtbare Befestigung. Immer dann, wenn die Befestigung im Holz sitzt und nicht drauf braucht man die doppelte Präzision. Das bekommt man zwar auch als Anfänger hin, aber es kostet echt Zeit + das Risiko, sich das Werkstück einfach und schnell zu versauen. (Da sind wir wieder beim ersten Punkt: üben)
Man tut sich einen Gefallen, wenn man die einzelnen Werkstücke symmetrisch aufbaut. Auf die Weise ist es nicht so schlimm, wenn man beispielsweise das 15mm Exzenter-Loch in die Außenseite der Zarge gesetzt hat (dann kann man die nämlich einfach umdrehen).
Insgesamt habe ich einen ganz anderen Respekt vor IKEA gewonnen - nicht nur in der Präzision der Ausführung, sondern auch, wie die es schaffen, dass so viele Werkstücke am Möbel austauschbar sind (links/rechts)
Insgesamt ist es aber alles kein Hexenwerk und auch mit geringer Erfahrung kann man sich an sowas rantrauen. Rein auf das Material ist es auch erheblich günstiger. Selbst ohne spezielle Spezialquellen für Holz (einach nur der Lieblingsbaumarkt) kam ich auf ~150 Euro für Holz, Verbinder und Verschleißteile wie Schleifscheiben. Bei Möbelum kostet ein vergleichbar großer Fredo (mit Schublade) ~400 Euro.
Der Stolz es geschafft zu haben, ist da im Preis noch nicht drin.
Wie sieht das ganze aus?