Wenn man Tracking-Apps für den eigenen Nachwuchs für nötig erachtet, sollte man sich direkt überlegen, wie man das dem Kind vermitteln möchte. Entweder erklärt man es von Vornherein ("Wir machen das, damit wir im Notfall immer wissen, wo du bist") oder man macht es erstmal heimlich und es fliegt irgendwann auf. Und ja, das wird zwangsläufig irgendwann passieren! Das Alter ist dafür vollkommen unerheblich. Es ist ganz egal, ob das Kind es mit 6, 10 oder 16 Jahren erfährt. Selbst wenn ich erst heute, mit knapp 30, davon erfahren hätte, würde das immer noch ein ziemliches Donnerwetter auslösen.
Nein, ich habe keine Kinder, aber ich bin auch noch keine 30. Ist also noch nicht so lange her bei mir, dass ich dieses Kind gewesen wäre. Ein solches Tracking hätte ich als massivsten Vertrauensbruch wahrgenommen. Und dabei war ich alles andere als ein Problemkind. Das Verhältnis zu meinen Eltern wäre nachhaltig geschädigt, vielleicht bis heute. Will und sollte ich das riskieren? Muss jeder für sich beantworten, jede Familie und jeder Mensch ist anders. Man sollte das Ganze aber konsequent zu Ende denken. Nach spätestens einem Tag weiß das Kind eh, dass es nur das Handy zu Hause "vergessen" oder ausschalten muss, wenn die Eltern einen gerade einmal nicht finden sollen.
Wenn ich sowieso schon ein "schwieriges Kind" habe, was rebelliert, seinen eigenen Kopf hat und/oder zu dem ich nicht den Draht habe, den ich gerne hätte, könnte so eine Aktion zum endgültigen Bruch führen. Dann macht das Kind komplett zu. Wenn ich ein eher braves Kind habe auf das ich mich in aller Regel verlassen kann, schieße ich möglicherweise mit Kanonen auf Spatzen.
Einfach bei der Entscheidung auch mal die Position des Kindes einnehmen. Welche Botschaft sende ich damit an das Kind? Wie hätte ich an seiner Stelle reagiert? Wie vermittel ich das Tracking dem Kind? Wichtige Fragen, die man sich als Elternteil stellen muss und zu denen man gute Antworten parat haben sollte.