CNC für Schulbetrieb

Greko

ww-pappel
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Für unsere kleine Holzabteilung einer Berufsschule sind wir daran interessiert uns für die Zukunft wieder neu zu orientieren. Nachdem früher mit (inzwischen sehr alten) einfachen CNC-Maschinen unterrichtet wurde, werden die letzten Jahre die Auszubildenden Tischler/Schreiner an einer Maschine außer Haus mit Dozenten in einem Block unterrichtet. Inzwischen ist etwa ein Drittel bis die Hälfte der Ausbildngsbetriebe mit CNC-Bearbeitungszentren ausgestattet und wir überlegen, ob es sinnvoll ist, die Ausbildung CNC-Technik wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Kriterien sind hierfür natürlich die
+ Kosten für so eine Maschine inklusive Fortbildungsbedarf,
+ aber auch Zeitaufwand für die Einarbeitung und die unterrichtliche Vorbereitung, also die praxistauglichkeit im Lehrbetrieb,
+ und natürlich der Output für die Auszubildenden.

Überlegungen gehen von Bearbeitungszentren bis hin zu portablen Lösungen wie von Shaper Tools oder Goliath. Platz für ein (nicht zu ausuferndes) Bearbeitungszentrum wäre vorhanden. Etwas problematisch ist, dass auf aktuellem Stand keine Praxiserfahrungen im Team sind und aufgrund nur weniger Klassen die Kapazitäten begrenzt sind. Was letztendlich möglich ist, hängt natürlich auch von politischen Entscheidungsträgern ab, welches Budget nachher zur Verfügung steht, aber hierbei spielt nicht zuletzt auch die Argumentation eine Rolle...
Freue mich über eure Einschätzungen und Meinungen!
 

pasch

ww-birnbaum
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Hallo,
Tipp:
Im Netz finden sich diverse Berichte zur CNC „Ausbildung“ in beruflichen Schulen.
Für die Entscheidungsfindung könnte sowas vielleicht hilfreich sein.

Gruß
günther
 

Christian81

ww-robinie
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Erfahrungen mit der Goliath hab ich nicht, ich hatte mich bevor die Shaper gekauft wurde auch mit dieser beschäftigt. Für mich war das einfach nichts konkretes. Die Absaugung ist schlecht machbar, der Platzbedarf oder vielmehr das aufbauen schien mir sehr umständlich. Dazu das ich mich dann auch mit einem CAD Programm arrangieren müsste war mir einfach zu viel. Die Shaper ist da in meinen Augen um längen einfacher.
 

carsten

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Hallo


Die Mehrheit der Berufsschulen, die ich kenne, haben keine CNC in ihren "Werkstätten" stehen. Die schulische Ausbildung in Bezug auf CNC der Lehrlinge, die ich begleiten durfte, war nicht vorhanden oder mehr als dürftig.
Eigentlich und sehr provokativ ist die Ausbildung / Lernen CNC zu programmieren schon wieder überholt.
Die Mehrheit der Programme wird in Zukunft direkt aus den CAD-Daten generiert werden. Damit ist aber auch klar, das die AV einen immer wichtigeren Stellenwert bekommt. Der Typ im Büro ist also nicht der Faulenzer, sondern ein wichtiger Part im Team. Umgekehrt sollte er aber auch Ahnung haben wie die CNC funktioniert. Bsp: Ein Ausschnitt in einer Platte ist im CNC Jargon eine Tasche, programmiert über den Mittelpunkt Und die Größe in Breite und Länge. Wäre also auch sinnvoll, wenn die CNC auf Basis der Zeichnung programmiert wird, dass die Bemaßung die Programmierung erleichtert bzw. Fehler minimiert. Zeichnen nach DIN 919 so wie man es für die Schule und Prüfung lernt, unterscheidet sich halt aus meiner Sicht von einer Produktionsgerechten Bemaßung. Letztere ist durchaus von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich.
Ich finde nicht das Auto CAD falsch ist. Am Bedarf vorbei: ja dem könnte ich hingegen fast zustimmen.
Denn wer definiert den Bedarf. Ich kenne keine Programmart wo die unterschiedliche Herangehensweise an das "Zeichnen" mehr wichtiger/berechtigter ist als beim CAD. Denn jeder Mensch denkt anders bzw geht anders an ein Problem heran. Und dem tragen die unterschiedlichen Programme Rechnung. Ja da kann man gar trefflich drüber diskutieren, in der Hoffnung das es keinen Streit gibt. Ähnlich wie beim Auto; ob jetzt Audi, BMW oder Mercedes besser ist. Auch da gibt es keinen Branchenprimus. Es gibt ca 5-10 CAD Programme für Schreiner, die sich den Markt teilen. Da sind inzwischen alle im 3D angelangt. Und für die meisten Konstruktionen reicht der Baukasten/ Bibliothek... der einschlägigen CAD's. Es wird zusammengeklickt. Das ist das, was der Markt braucht (leider). Mit einem Zeichnen in 2D in einem CAD macht man sich aber über die Konstruktion und die Zusammenhänge viel mehr Gedanken. Und die Azubis sollen neben dem Zeichnen ja eher das Erkennen und Lösen von Problemen durch Zeichnen lernen. Und außerdem ist aus meiner Sicht die Zeit zu kurz und anderweitig zu wichtig um ein CAD wirklich zu lernen und zu nutzen.
Der Exkurs Richtung CAD hat sich ja auch schon im Thema ergeben. Und daraus ergibt sich CNC ohne CAD funktioniert nicht.
Die CNC braucht exakte Daten. Mit ca oder ungefähr bringt man jeden CNC'ler zur Verzweiflung.
Ich habe meist direkt an der CNC programmiert, weil es durch Alter der CNC keine Anbindung ins Netzwerk oder zumindest an ein CAD gab.
Sprich ich musste mich wirklich mit der Programmierung auseinandersetzen. Wenn das das CAD-CAM übernimmt, braucht man nix lernen, das sind ja nur Mausklicks, da reicht ne Einweisung.
Erfahrung / Erlebnis wo die CNC Programme aus dem CAD generiert wurden. Reihenfolge war so wie der AV-ler gezeichnet hat, bzw da Gehrungsschnitt und Lamelloverbinder als Makro zusammenhängend hat er zuerst die Rückwandnut gesägt, dann eine Gehrung, Wechsel auf Lamellonuter, Wechsel auf Bohrung für Lamello Verbinder, und dann das Gleiche auf der anderen Seite. Dann die Lamellofräsungen in der Fläche und zum Schluss die Dübelbohrungen. Hab dann die Makros aufgelöst, die Bearbeitungsschritte neu geordnet, also z.B. alle Bearbeitungen mit dem Lamellonuter hintereinander, und zum Schluss die Rückwandnut, da dann die Bearbeitung mit max abgesenkter Haube = beste Absaugleistung lief und so auch die Späne/ Staub auf der Fläche fast komplett entfernt wurden. Wenn ich mich recht erinnere waren es bei den großen Bauteilen über 3 min weniger Bearbeitungszeit (in der Summe waren es über 90). Aber auch etliche Werkzeugwechsel eingespart. Diese wurden von der Maschine gezählt und nach "X" Werkzeugwechsel kommt die Meldung zur Revision der Spindel.
Hatte einen Lehrer, der sehr das effiziente Programmieren gefordert hat. Für die Realität im Job gut, aber in der Schulzeit fast nicht machbar. Ich hab damals fast jeden Samstag an der CNC zugebracht und eigene Projekte abgearbeitet. Küche für die Mietwohnung, Küche mit Theke für ein Vereinsheim... Das hat sehr geschult und man hatte eben Zeit zum Spielen, ausprobieren, testen. Die Möglichkeit hatte ich in zwei Firmen ebenso und vieles was ich an so einem Sa oder auch schon freitags nach Feierabend ausgetüftelt wurde hat auch der Firma genutzt. Für das Makro für die Lamello P Fräsung wollten die glaube einen 4-stelligen Betrag haben (OK inkl Fräser). Den Sa hab ich nicht aufgeschrieben. Der Techniker hat nur noch mal vorbeigeschaut und musste das in ein Makro übernehmen, da das Anlegen von Makros mit meinen Rechten als normaler User nicht möglich war und der Chef sich unsicher war. Hat aber problemlos funktioniert. Mit reiner Schulausbildung bekommt man aber keinen fertigen CNC'ler. Das ist wie mit dem Führerschein, wirklich fahren lernt man auch erst danach. Und so mancher Saugergummi/Sauger ist auf der Strecke geblieben.
Hab auch insgesamt 3 Systeme kennengelernt. Und du lernst bei jedem fast von Anfang an neu. Die Basics sind recht ähnlich, aber wenn es ans Eingemachte geht kommen die Unterschiede zu Tage und die sind dann häufig verwirrend anders.

Euer bisheriger Weg scheint mir für eine Schule recht praktikabel. Und ihr denkt schon mal an die Zukunft. Ich finde ich hab auch in der Berufsschule viel fast überflüssiges gelernt (vor allem das, was als Prüfungsrelevant eingeordnet wird). Aber aus meiner Erinnerung kann man das zu Lernende nicht so weit zusammenstreichen, dass man das komplexe Thema CAD -CNC in dem Umfang in den Lehrplan integrieren kann, wie es evtl sogar wünschenswert wäre. Grundlagen schaffen, das Interesse und Verständnis wecken scheint mir deutlich wichtiger als fertige CNC Mitarbeiter mitauszubilden. Das sehe ich dann doch eher bei den Betrieben.
Wobei ne CNC an der Schule schon ... ist. Auch für die Lehrer mit Interesse und Spieltrieb.
 

Holz-Christian

ww-robinie
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In unserem Berufsschulstandort steht seit 2014 eine 5 Achs CNC von Biesse.
Und da steht sie im wahrsten Sinne des Wortes. :emoji_wink:
Die Maschine wurde damals im Zuge eines Neubaus angeschafft, dabei mussten mit Gewalt noch Fördermittel verbraten werden.

An die Maschine dürfen aus Haftungsgründen nur zwei Lehrer mit Werksschulung.
Und die beherrschen mangels Praxis kaum die Grundfunktionen.

Ich habe die Tage unseren künftigen Lehrling (derzeit im BGJ) bezüglich der CNC Thematik befragt, die alte, bereits oben erwähnte Käsefräse existiert noch immer, mit modernerer Steuerung und wird auch im Unterricht benutzt.
Damit bekommen die jungen Leute schon mal einen Einblick in die Thematik, mit greifbaren Ergebnissen, ohne sie gleich zu überfordern.

Ich selbst hatte nach der Berufsschule vor 30 Jahren erst bei der Meisterprüfung vor 17 Jahren mal wieder kurzen Kontakt mit der CNC Thematik.
Bei meinem damaligen Brötchengeber wurde alles mit Standardmaschinen gefertigt.

Erst vor 8 Jahren, als ich zu meinem jetzigen Chef, der gleichzeitig auch bester Kumpel ist gewechselt habe stand da plötzlich eine CNC in der Werkstatt.
Er hatte als Existenzgründer eine ältere gebrauchte 4 Achs Maschine angeschafft.
Anfangs noch zögerlich habe ich mir dann mal den dicken Ordner der Maschine geschnappt und mich an die Maschine gestellt.
Mit viel probieren, verfrästen Teilen und Saugern hab ich mir das ganze selbst beigebracht.
Programmiert wird an der Maschine, eine Anbindung ist aufgrund der alten Steuerung nicht mehr wirtschaftlich möglich.
Wir sind aber eh nur zu zweit, die Maschine wird fast ausschließlich von mir bedient.
Für immer wieder kehrende Arbeiten wie Haustüren, Zimmertüren, Schubläden, einfache Korpen usw habe ich mir variable Grundprogramme angelegt.
Komplexere Teile wie Treppenwangen konstruiere ich mit AutoCAD und übergebe mittels Layercodes an die Maschine.

Da kommt auch das Thema CAD:
Mein Chef benutzt Pytha, ich hab’s ein paar mal probiert, das liegt mir überhaupt nicht.
Dagegen komme ich mit AutoCAD im Schlaf zurecht.

So Händeln wir das als Kleinbetrieb und sind damit eigentlich recht schlagkräftig unterwegs.
 
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