Dazu möchte ich gern noch etwas sagen.
Guter Input. Da kann man gut nachvollziehen, warum manche Menschen „den Glauben“ in eine Hilfsorganisation (egal welcher Farbe) verlieren.
Grundsätzlich erfüllen Helfer im Einsatz zunächst einmal Ihren Einsatzauftrag. Soweit so gut, manche schaffen aber auch mehr.
Das wars dann............
Nicht gerade die beste Seite, aber auch aus dem eigenen OV kenne ich diese Beispiele. Nicht jeder Helfer im THW ist zu jedem Zeitpunkt geistesgegenwärtig und hat verstanden warum er gerade in der Uniform steckt.
- Andere Stelle einen Tag später. Durchaus nette Truppe THW, die eine defekte Hebeanlage in der Kanalisation überbrücken. Eine Pumpe, rund 15 THW Helfer stehen drum herum. Keiner kommt auf die Idee sich anderweitig zu betätigen.
Sehr lustig auch, dass die Jungs nach einiger Zeit die Einsatzstelle wechseln. Jeder normale Mensch denkt, da kommt ein Bulli, die frischen Helfer steigen aus und übernehmen, die anderen fahren in den Feierabend. Aber weit gefehlt. Die "alte Truppe" baut ernsthaft de gesamten Setup ab und kämpft sich mit ihrem LKW aus der Straße und die neue Truppe kommt zeitgleich an und baut alles wieder neu auf, überlegt und diskutiert, wie sie es am besten machen könnte (man könnte sich ja an den Erfahrungen der ersten Crew orientieren) und startet dann einen eigenen, jedes Mal neuen Versuch. Die betroffenen Anwohner stehen kopfschüttelnd daneben und fühlen sich völlig verarscht.
Obwohl das THW eine Bundesanstalt ist, kenne ich dieses Einsatzverhalten aus diversen überregionalen und internationalen Einsätzen. Das Gerät hat zwar der Bund gekauft, es gehört dem THW und der THW-Helfer/die THW-Helferin benutzt es nur, aber auch das ist in den Köpfen noch nicht angekommen. Die THW-Kräfte wurden am Wochenende nach einer Woche Einsatz geplant abgelöst und da ist es einfacher, die Ausrüstung aus dem eigenen OV mitzunehmen, als die andere Ausrüstung zu überführen, bzw. zu überschreiben. Das hatten wir früher einmal, da wurde auch viel Schindluder getrieben und Frustration erzeugt. Da lässt Du den neuen LKW da, der kommt dann 14 Tage später defekt zurück und steht erst mal zwei Jahre rum, da im eigenen LV kein Budget für die Reparatur da ist. Das erlebst Du kein zweites Mal! Daneben wird dies auch von der THW-Leitung bzw. den zuständigen Landesverbänden so angeordnet.
Dass sich die Helfer und Führungskräfte nicht austauschen, verstehe ich nicht. Wir haben das damals in Dresden, Magdeburg, usw. immer gemacht.
- Rotes Kreuz, Tag 11 nach dem Hochwasser zieht mit blitzsauberen Uniformen in Trupps mit 8-10 Mann durch die Straßen. Was tun die da? Zum Pflaster kleben, reichen 2-3 Mann.
Das war der Auftrag. Manchmal müssen auch Kräfte „beschäftig“ werden. Manchmal gibt es auch Katastrophentourismus bei HiOrgs. Zuletzt stand überall Feuerwehr rum. Die sind für den vorbeugenden Brandschutz eingeteilt, da kann man dann keinen Keller auspumpen. Manchmal ist es eben doch nicht so einfach wie man denkt.
Es kommt leider Gottes (und ich bedaure dies sehr) immer wieder das Gefühl auf, die Hilfsorganisationen wollen möglichst viele Leute mit bringen, für die es aber ihrem eigentlichen Auftrag nach, gar nicht genug Arbeit gibt. Aber so kann man sagen, man war dabei! Wäre auch kein Thema, wenn man dann zumindest individuell reagieren und z.B. mit anpacken würde, eine Wohnung zu räumen. Das passiert aber nicht. Und während freiwillige Helfer von oben bis unten mit Dreck eingesaut herum laufen, laufen die Jungs von THW, rotem Kreuz und teilweise auch Feuerwehr blitz sauber durch die Gegend.
Die Ablösung ist immer frisch, ebenso die vielen Führungskräfte und Helfer aus anderen Bereichen, die wie Du richtig anmerkst, ggf, auch mal gucken wollen. Wem ist das zu verdenken, wenn er bisher 7 Tage lang hinter dem Herd gestanden ist, bzw. weiter weg auf einer Führungsstelle saß. Manchmal lernt man dadurch, das THW möchte auch besser werden.
Einsätze werden mittlerweile auch kritisch aufgearbeitet. Die Diskussion, warum Feuerwehr und THW-Helfer rumstehen, wenn andere Keller leer räumen und Schuttberge beseitigen wird nicht verstummen. Der Einsatzauftrag der HiOrg war aber ein anderer. Wir haben beim Keller leer pumpen den Leuten auch immer ausräumen geholfen, aber mit moderatem Kräfteeinsatz und nur, wenn es den eigentlichen Einsatzauftrag und die Kräfte nicht gefährdet. Manchmal geht es schlichtweg nicht, manchmal möchte man, kann aber nicht mehr. Es ist als GrFü nicht immer einfach jedem gerecht zu werden.
Ich habe immer versucht alle gleich zu behandeln. Wenn wir dem Ersten Sachen aus dem Keller getragen haben, dann haben wir das beim nächsten auch gemacht. Oder eben aus Prinzip nicht - dann standen aber auch nur die zwei Helfer rum, die die Pumpe und das Aggregat betreuten.
Unsere Jungs an der Brücke müssen sich regelmäßig zurücknehmen. Du fährst doch nicht 600 Kilometer weit um 8 Stunden-Schichten zu machen und hockst später oben am Nürburgring und spielst Karten. Die Diskussion führen wir bei fast jedem Einsatz. Aber wenn Du vier Wochen Brücken baust, musst Du die Jungs auch einbremsen, denn es geht noch ein paar Tage weiter und Unfälle passieren leider auch den eigenen Kräften. Vor allem, wenn die Kräfte schwinden.
Nochmal, ich war selbst 7 Jahre lang bei den Maltesern, war aber immer bereit, mir die Finger dreckig zu machen.
Ich bin schon etwas länger im THW und habe „Hochs“ und „Tiefs“ in drei Ortsverbänden erlebt. In einem Einsatz dieser Größenordnung erlebst Du als Helfer alles. Auch die Grenzen des eigenen Handelns und der eigenen Organisation. Auch nach solchen Einsätzen begeistern sich neue Leute für die Organisation, andere verlassen diese auf Grund der gemachten Erfahrungen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass im Katastrophenschutz in Deutschland in den letzten 20 Jahren viel geredet wurde, es wurde viel Geld ausgegeben, aber die fachlichen und menschlichen Kompetenzen sind nicht so gestiegen, wie das Material es erfordert und das Geld es erwarten würde. Egal in welcher Organisation.