Angemessene Bezahlung für einen Tischler/Schreiner

schabern4ck

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Ich frage mich schon länger, was denn eine angemessener Lohn für einen Tischler in Vollzeit-Anstellung ist. Es scheint ja doch große regionale Unterschiede zu geben, aber wie seht Ihr das? Würdet Ihr 1400 € Nettolohn morgens aufstehen und zur Arbeit gehen? Was ist eure Schmerzgrenze?
 

Dikado

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1400,-€ damit kann ich nicht mal meine laufenden Kosten im Monat decken. Die Frage, die ich mir stelle ist, wie viel muss ich monatlich nach Hause bringen, um meine Familie zu ernähren. Egal wie schön ein Beruf auch ist, er ist nur Mittel zum Zweck und wenn ein Beruf so schlecht bezahlt wird, dann wird er vermutlich nicht sonderlich gebraucht, also kann er auch aussterben. Erst wenn viele bemerken, dass sie keinen Rohrleger, Tischler oder Maler mehr bekommen, werden sie für die wenigen, die es dann noch gibt tiefer in die Tasche greifen müssen...... Angebot und Nachfrage.
 

Holzrad09

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wenn ein Beruf so schlecht bezahlt wird, dann wird er vermutlich nicht sonderlich gebraucht, also kann er auch aussterben. Erst wenn viele bemerken, dass sie keinen Rohrleger, Tischler oder Maler mehr bekommen, werden sie für die wenigen, die es dann noch gibt tiefer in die Tasche greifen müssen...... Angebot und Nachfrage.
Schlecht bezahlt ?
In der Regel bezahlt man 50 Eu für eine Tischlerstunde, in einigen Regionen mehr, in anderen weniger. Habe Ich als Kunde 2 Tischler für 2 Tage im Haus, dann kostet mich das 1600 Eu, das ist alles andere als wenig Geld und da ist noch kein Material dabei, da wird auch nochmal kräftig mitverdient.
Da kommt so mancher Kunde schon auf die Idee einiges selbst oder mit Hilfe von Freunden oder Bekannten zu machen. Ein Problem was KFZler weniger haben, da schrauben zwar die Leute auch selbst, doch was kann man an heutigen Autos noch großartig selber machen und geht es in die Diagnose, dann ist es endgültig vorbei.
Dazu kommt, das anstehende Tischlerarbeiten meist aufgeschoben werden können ( die Haustür machen wir dieses Jahr doch nicht oder die Treppe muss erstmal warten ) , ein Problem was KFZler auch nicht kennen - ein kaputtes Auto lässt keiner warten.
Würdet Ihr 1400 € Nettolohn morgens aufstehen und zur Arbeit gehen?
Wenn Ich schon 1000 Eu Miete zahl, dann geht das ja nicht, es sei, meine Frau bringt das Geld nach Hause.
Klar, man könnte ne kleinere Wohnung nehmen, habe Ich aber 4 Kinder, dann geht das nicht. Aufs Land ziehen wäre noch ne Möglichkeit und jeden Tag 50 Km mehr zur Arbeitsstelle fahren, bei den heutigen Spritpreisen aber auch keine gute Idee.
Bleibt eigentlich nur noch nach Osteuropa auszuwandern und in Westeuropa zu arbeiten, das machen aber schon die Polen, Tschechen, Ungaren, Rumänen und Jugoslawen.
LG
 
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Fichtenelch

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Für 1400 Euro netto kann man heute keine Familie mehr versorgen... so sagt man...
Anscheinend muss es aber doch gehen, denn viele Menschen haben noch nicht mal 1400 unterm Strich.
Es ist wahrlich eine Schande.
Meine Grenze wäre 1600 netto um deine Frage direkt zu beantworten.
 

Dikado

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Schlecht bezahlt ?In der Regel bezahlt man 50 Eu für eine Tischlerstunde
Ich meinte aber was der kleine Mann am Ende auf der Hand hat. Mal abgesehen davon, ist 50,- € aber noch ein echter Schnapper...... frag mal, was du die Stunde bei BMW berappen musst..... mir wurde da echt schwindelig und ich dachte, ich hab jetzt BMW gekauft :emoji_astonished:
 
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Ein Problem was KFZler weniger haben, da schrauben zwar die Leute auch selbst, doch was kann man an heutigen Autos noch großartig selber machen und geht es in die Diagnose, dann ist es endgültig vorbei.
Dazu kommt, das anstehende Tischlerarbeiten meist aufgeschoben werden können ( die Haustür machen wir dieses Jahr doch nicht oder die Treppe muss erstmal warten ) , ein Problem was KFZler auch nicht kennen - ein kaputtes Auto lässt keiner warten.

Nun ich sehe das so das meiste was ein Schreiner so macht (oder bastelt - oh böses Wort :emoji_slight_smile: ) geht entweder a ) mehr in Richtung Kunstwerk / Luxusgut (exklusive Schränke, exklusive Küchen etc) oder b) in Richtung Akkordarbeit (Boden legen, Türen einbauen)

zu a) fällt verzichten schnell sehr leicht - und "Kunst" wird ja auch in anderen Branchen schlecht bezahlt (Goldschmidt etc etc ) zu b) gibt es halt genug Angebot was den Preis dann drückt....(oder diese simplen Arbeiten bekommt jemand auch selbst hin wenn er sich damit auseinandersetzen möchte...)

Das Problem für einen Schreinerbetrieb ist glaube ich das er zum einen enorme Investitionskosten hat (Maschinen + Fläche/Gebäudefläche) (könnte mir jetzt vorstellen weit mehr als eine KFZ Werkstatt wo die Hebebühne wahrscheinlich das teuerste ist) aber dem gegenübergestellt der "Dringlichkeit" des Kunden für die damit zu erbringenden Arbeiten (und Preise zu zahlen) niedriger ist als in anderen Branchen...
 

falco

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wo die Hebebühne wahrscheinlich das teuerste ist

Zum Thema hab ich nicht viel beizutragen, das führt nur zu Unmut.
Aber die Hebebühne dürfte noch eines der günstigen Dinge sein. Reifen montieren und Wuchten ist man schon schnell 5 stellig los. Vernünftiger Tester ebenfalls. Teuerste Anschaffung momentan dürfte ein Lichtprüfstand sein, ebenso wie ein Bremsenprüfstand. Umrüstung auf Werkzeug für Elektrofahrzeuge ebenfalls. Ne alte Kfz Bude kaufen und erstmal loslegen wie vor 20 Jahren ist nicht mehr. In einer Tischlerei vermute ich, würde das sogar noch funktionieren.
 

uli2003

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Aber die Hebebühne dürfte noch eines der günstigen Dinge sein. Reifen montieren und Wuchten ist man schon schnell 5 stellig los. Vernünftiger Tester ebenfalls. Teuerste Anschaffung momentan dürfte ein Lichtprüfstand sein, ebenso wie ein Bremsenprüfstand.
Für die Anschaffungskosten, welche in einer modernen Tischlerei nötig sind, kommst du mit dem Etat aber nicht weit, den Prunkglaskasten mal ausgeklammert.
Für 1400 Euro netto kann man heute keine Familie mehr versorgen... so sagt man...
Das hängt vom Gesamtkonzept ab, inkl. aller möglichen Zuschüsse, Kindergeldern, Pauschalen, vernünftig erstellte Steuererklärungen etc.

Einige müssen mit weniger auskommen.

Das beantwortet natürlich die Frage des TE nicht. Ich sehe 1700-1800 Euro (netto) als ganz OK an, mehr ist sicherlich gern gesehen aber nicht immer umsetzbar.
 

Michel1984

ww-esche
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1400,-??
Auf keinen Fall!!

Klar Schreiner ist einer der Handwerksberufe die noch vergleichsweise populär sind und deshalb noch nicht so den fachkräftemangel wie andere Branchen haben, aber ausbeuten muss und sollte man sich auch nicht lassen!

Das große Problem im Schreiner Handwerk ist, dass die Möbelindustrie Kunden in die Möbelhäuser locken, die Fenster- und Türenfabriken Bauteile in Massen zu günstigen Preisen anbieten.
Schreinereien können, auch durch strenge Auflagen, kaum mit industriell hergestellten Produkten konkurrieren.
Das führt dazu, dass einige wenige Betriebe die hochpreisige Kundschaft im Visier haben, aber dadurch auch hohe Investitionen tätigen müssen um die entsprechende Qualität liefern zu können.

Andere Betriebe setzen auf Masse. Z.B. Böden, Fenster und Türen im Akkord. Dafür reichen aber auch angelernte Hilfskräfte.

Egal wie man es dreht oder wendet, die Branche ist in Hinsicht auf Bezahlung im Vergleich zu anderen Handwerksbranchen schlechter dran...
 

Holzrad09

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Würdet Ihr 1400 € Nettolohn morgens aufstehen und zur Arbeit gehen?
Ich habe gerade einen Artikel gefunden, da kann man sich ja mal so seine Gedanken machen.
Ein Alleinstehender zum Beispiel zählt demnach zur Mittelschicht, wenn er netto zwischen 1.620 und 3.040 Euro verdient.
Quelle: https://www.arm-und-reich.de/verteilung/mittelschicht/
Das heißt soviel, wenn Du jeden Tag zur Arbeit gehst und dafür Monatsende 1400 Eu ausgezahlt bekommst, dann gehörst Du noch nicht zur Mittelschicht - Du gehörst dann zur Unterschicht. :emoji_thinking:
Die Armutsgrenze betrag 2020 für einen Einpersonenhaushalt 1126 Eu im Monat.
1400,-??
Auf keinen Fall!!
Da gehen viele für deutlich weniger. Was soll man auch machen, wenn die Kinder schreien Papa Hunger.
LG
 
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Besserwisser

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Eine etwas absurde Diskussion, ohne den Regionalfaktor zu berücksichtigen. Der kann bestimmt 2 und größer betragen.
Und ... was soll denn Ziel der Diskussion sein? Einfach nur, was irgendwer für sich persönlich denkt, unabhängig von Ausbildung, Können, Arbeit, Steuerklasse und Alter?
 
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Mitglied 24010 keks

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Würdet Ihr 1400 € Nettolohn morgens aufstehen und zur Arbeit gehen?
Klar! Wenn ich Anfang 20 wäre, der Betrieb cool ist und ich das was lernen kann, gute Kollegen habe und die Werkstatt nach Feierabend und am Wochenende kostenlos nutzen kann... Warum nicht? :emoji_wink: Da würde man mit wenig Aufwand schnell in der sehr komfortablen Mittelschicht landen :emoji_grin:
Ach das waren noch Zeiten... Im dritten Lehrjahr hatte ich mehr Geld als jetzt... :emoji_grin:
 

Hondo6566

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Wenn ein Tischler 38,5 Stunden pro Woche Arbeitet dann sind das bei Tariflohn 14,90 Euro pro Stunde knapp 2500 Brutto, macht 1720 Euro Netto ungefär.
Davon kann ein alleinstehender sicherlich leben, ein Familie mit 2 Kindern ernähren wird aber schon eng finde ich.
 

falco

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Es wird ja immer wieder als Referenz hergenommen, aber die Zeiten in denen ein Alleinverdiener als angestellter Handwerker eine Familie ernährt, Auto, in Urlaub, dies das jenes leistet ist nie gewesen und auch jetzt nicht an der Tagesordnung. 1720 netto plus Kindergeld, damit macht man keine großen Sprünge, aber kann durchaus davon leben.
 

pedder

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Wenn ein Tischler 38,5 Stunden pro Woche Arbeitet dann sind das bei Tariflohn 14,90 Euro pro Stunde knapp 2500 Brutto, macht 1720 Euro Netto ungefär.
Davon kann ein alleinstehender sicherlich leben, ein Familie mit 2 Kindern ernähren wird aber schon eng finde ich.
Bei zwei Kinder gibt es aber auch mehr netto vom Brutto + Kindergeld. Und die andere Familienmitglierder könnten ja auch arbeiten.

Aber zum Vergleich erhält eine 4 köpfige Familie Hilfe zum Lebensunterhalt zischen € 1.400 und € 1500 + Wohnung.

Als Alleinverdiener muss man sich da schon gut motivieren können.
 
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Otwin

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Davon kann ein alleinstehender sicherlich leben, ein Familie mit 2 Kindern ernähren wird aber schon eng finde ich
Davon Frau und 2 Kinder ernähren ist in diesem Land nicht möglich. Selbst mit Eigenheim hast du da keine Chance.
Das geht nur wie vor 50 Jahren als Handwerker mit SAS (Schwarz am Samstag).
 

flyermoh

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Es gab mal einen interessanten Bericht eines Wirtschaftsprofessors. Ohne Schwarzarbeit würde unsere Wirtschaft zusammenbrechen, war das Fazit des Berichtes.
Da kann ich als gelernter Zimmerer ein Lied singen. Damals blieb mir nichts anderes übrig als nebenher noch zu Arbeiten.
Lustig das auf der Bank bei der Hausfinanzierung gleich offen angesprochen wurde. Jeder Handwerker macht das.

Jetzt fehlen Handwerker hinten und vorne, weil sie alle was anderes gesucht haben.
 

Obatzter

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Als ehemaliger Selbständiger wäre ich froh gewesen jeden Monat 1600 Eur zur freien Verfügung zu haben. Nach der Miete und abtrag der finanzierten Maschinen wurde es manchmal sehr eng. Heute Schreiner ich nur noch Privat in den eigenen Räumen für mich. Ich habe mir Job mässig was besser bezahltes gesucht und gefunden. Schreinerarbeiten die korrekt abgerechnet werden sind mittlerweile reiner Luxus.
 

FredT

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Die Handwerker fehlen nicht nur weil "was anderes" gesucht, sondern auch eben, weil sie was besser bezahltes, vlt noch mit weichen Faktoren, gesucht und gefunden haben. Hier im bereich fehlen Handwerker auch, weil eben über Jahre nicht oder nur sehr "sparsam" ausgebildet wurde. Das sollten dann immer "andere" machen...
 
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