Dass ich mit den obigen Beiträgen Reaktionen hervorrufe, war klar. Aber ist ja auch ein wenig der Sinn solch eines Forums
Ich frage mich jedes Mal wieder, woher Deine in großer Prosa vorgetragenen Erklärungen eigentlich stammen.
Etwa 30 Jahre Erfahrung mit Oberflächenbehandlung. Zunächst hauptsächlich im Bereich Fußböden. Ich gehörte in Berlin zur vordersten Front der Öl-Verfechter und habe viele Kunden vor der ersten Generation extrem schlechter Wasserlacke bewahrt. Die ersten Öle, die wir verwendet haben waren Faxe und Triptrap aus Dänemark und von höchster Qualität. Triptrap ging in Woca auf und Faxe wurde auch verkauft. Beide hatten m.E. früher bessere Produkte, als heute. Obendrein habe ich auch immer wieder Möbel restauriert. In den letzten Jahren ging der Schwerpunkt in Richtung Holz im Außenbereich (Terrassen und Fassaden) sowie auch etwas klassische Möbeltischlerei.
Ich habe mich immer sehr für die Chemie der von mir verwendeten Produkte interessiert. Mit der Anwendungstechnik und auch der Produktentwicklung des Herstellers Berger&Seidle, deren Produkte ich gern verwende, bin ich stets in engem Austausch.
Was hat der klassische Le Tonkinios Marineöllack mit "jedem anderen ölmodifizierten (Urethan)-Alkydharz-Klarlack" gemein?
Einiges. Alle Kunstharzlacke (UA-) enthalten einen nicht unwesentlichen Anteil an Ölen. Aber ich muss
mich dennoch korrigieren: Ich musste nach Lektüre des TM von Le Tonkinois feststellen, dass er
ausschließlich Öle enthält und keine synthetischen Harze. Ich dachte bislang, es wäre ein öllastiger KH-Lack.
Wenn Du Dich für einen "modernen" Kunstharzlack entscheidest. Was aber soll das im Zusammenhang mit klassischen Ölfarben und Öllacken? Die bleiben diffussionsoffen und lassen den Dampfdruck nach außen entweichen.
Der Übergang von Kunsthazlack zu Öllack ist fließend. Das Verhältnis von Ölen zu Kunstharzen bestimmt die Endbeschaffenheit des Lackes. Auch Kunstharzlacke sind in einen gewissen Maße diffusionsoffen. Siehe "Ventilacke". Daher sind auch für "nicht maßhaltige Hölzer", wie es so schön heißt, also Hölzer, die gewissen klimatischen Schwankungen ausgesetzt sind, eben nur Öl- und lösemittelhaltige KH-Lacke geeignet
Und zwischendurch lassen sich sich auch jederzeit mit Öl auffrischen.
Okay, das stimmt schon. Ich nehme das "nicht regenerierbar" zurück. Rechtzeitig angewendet kann man mit Öl einen Öl- (und auch einen KH-Lack

) durchaus etwas pflegen und Mikrorisse schließen. Sobald sich graue Stellen zeigen ist es zu spät.
Tolle Quelle! Letztendlich von den Inhaltsstoffen wiederum dem Le Tonkinois sehr ähnlich
Wenn es tatsächlich ein Öl werden soll, würde ich Danish Oil nehmen. Eine Mischung aus Tungöl, Leinöl, etwas Verdünner und Harzen
Klingt auch gut. Meinst Du das "Rustins" von Dictum? Bei Dictum nervt mich ein wenig, dass die keine Technischen Merkblätter zum Download anbieten. Oder hab ich was übersehen? In der Beziehung ist Kremer eine tolle Quelle: Nerds wie ich finden dort die detailliertesten Informationen.
Hartwachse mit Carnauba und Harzen brauchen auch ihre Zeit zum Aushärten. Auch die bekommt man wasserabweisend hin, wenn hier auch anderes behauptet wurde.
Ich muss präzisieren: Die Wachse reduzieren die Nachölbarkeit. Wenn der Untergrund wirklich sehr gut und bis zur Sättigung imprägniert wurde, spricht nichts gegen einen Wachsauftrag, der dann auch hauchdünn ausfallen kann und soll und einzig dem Glanz und der "Wischbarkeit" dient. Ich kenne aber ein häufiges Schadbild, was Unerfahrenen gern passiert: Die imprägnierende Ölung wird zu knapp ausgeführt. Auf die noch recht offenporige Oberfläche kommt dann zu viel Wachs. Das Öl trocknet und schrumpft dann unter dem Wachs und Wasser kann durch das Wachs eindringen. Trotz einer glänzenden und geschlossen wirkenden Oberfläche setzt dann eine Vergrauung ein bzw. es entstehen sehr leicht Wasserränder. Wenn dann nachgeölt wird, kann es richtig schlimm werden: Je nach Dicke und Zustand des Wachsfilms kommt das Öl unterschiedlich gut am Wachs "vorbei" und man erhält eine scheckige Oberfläche. Da der TE sich selbst als wenig erfahren bezeichnet, rate ich lieber zu einer wachslosen Behandlung.
Hat sich in meinen praktischen Versuchen bei mir nie bestätigt.
Ich weiß, Winfried. Ich habe da andere Ergebnisse. Hier bleibt uns bloß ein "agree to disagree"
Das kann man auch unter Osmo Hartwachsöl machen.
Nicht wirklich, denn die Penetrationsfähigkeit eines wachshaltigen Produktes ist geringer, als die eines rein ölbasierten. Hartwachsöl lieber nur für den letzen Auftrag.
Auch bedenken: Bei einem Halböl verdunstet die Hälfte wieder komplett weg, bei Leinölfirnis pur verdunstet nichts, was im Holz ist, bleibt auch dort.
Absolut richtig. Es ist schon besser, zu versuchen, die Imprägnierung mit einem High-Solid Produkt zu machen. "Halböl" habe ich eher als klassischen Ausdruck für verdünnten Firnis verwendet. Natürlich sollte nicht die Hälfte ein Lösemittel sein. Eine 10-15 %ige Verdünnung reicht in der Regel völlig
Spätestens nach ein paar Monaten, wenn man in der Zwischenzeit 2-3 mal nachgeölt hat, ist die Oberfläche hinreichend gut gesättigt und durchgetrocknet.
Sehr ich auch so. In der Praxis wird das (zumindest von Laien und Unerfahrenen) leider meist nicht gemacht. Denn man trägt das Öl ja auf eine nahezu perfekt aussehende Oberfläche auf. Die Notwendigkeit wird da wohl nicht so recht erkannt. Aber ich kann bestätigen, dass frühe und noch so hauchdünne Nachölungen erstaunlich viel bringen.
Je feiner eine Oberfläche geschliffen wurde (je glatter sie ist) desto kleiner ist die Oberfläche.
Eben!

Um nochmal auf die Frage "Reduziert ein feiner Schliff die Eindringung oder nicht?" zu kommen: Hatten wir in einem anderen Thread nicht schon einmal erörtert, dass dieser Effekt auch von Schleifstaub in den Poren herrühren kann? Die Japaner lehnen die Schleiferei von uns Langnasen ja ab. Dort wird die Oberfläche vermittels einer Klinge auf die gewünschte Güte gebracht. Dann habe ich vermutlich auch keine Probleme mit der Eindringung. Daher mein Hinweis auf Ziehklinge oder Ziehklingenhobel.
Der sperrende Effekt durch Schleifstaub wird wahrscheinlich auch durch zu langes Verwenden von Schleifmitteln und/oder schlechte Absaugung begünstigt. Dazu gibt es ein typisches Schadbild aus der Parkettlegerei: "helle Ränder". Der Kollege wechselt die Scheiben des Randscheifers aus einer Mischung von Sparsamkeit und Faulheit etwas zu selten. Obwohl Schliffbild von Fläche (Walzenmaschine) und Rand beim rohen Holz ganz ähnlich aussehen, bleiben die Ränder beim Ölauftrag plötzlich heller. Ziemlicher Mist, der sich mit nachfolgenden Ölungen auch nicht beheben lässt.