Und jetzt zurück zum eigentlichen Thema.
Im Internet findet man für diese Art von Geflecht keine Anleitungen. Ich habe Bücher, in denen sie kurz gezeigt werden, aber diese Bücher sind leider ksum mehr erhältlich.
Da Bernd sich eine Geflechtmatte besorgt hat, gebe ich mal kurz eine Anleitung wir so etwas befestigt wird. Am Rand, wo jetzt wahrscheinlich Löcher gebohrt sind wird eine Nut gefräst. 4-5mm breit, 6-8mm tief. Bei diesen Sesseln eine Nut zu fräsen ist immer ein Problem. An manchen Stellen geht es mit einer kleinen Oberfräse, an vielen Stellen ist es aber etwas Bastlerei. Ich nehme dazu meine Fein Multimaster und schneide freihändig eine V-förmige Nut. Mit einem 4mm Metallbohrer, den ich in eine kleine Bohrmaschine einspanne, "fräse" ich jetzt die Nut auf. Dazu führe ich den Bohrer sehr flach ziehend, so, dass die Flanken schneiden und nicht die Schneiden an sich. Dadurch, dass der Bohrer sehr flach liegt, wird er von der V-Nut gut geführt. Mit dieser Methode arbeite ich mich mm um mm tiefer. Ich habe auch schön Frässtifte für Dremel und Co probiert, die sind mir aber zu aggressiv und arbeiten sich gerne seitlich weg. Man kann auch zuerst Loch neben Loch bohren und dann liegend ausarbeiten. Die entstandene Nut wird dann noch mit einem groben Schleifpapier verbessert. Mit dem Schleifpapier muss man auch die Innenkanten des Holzgestells (dort wo das Geflecht an der Kante aufliegt) abrunden. Diese scharfe Kante ist ein Hauptgrund für baldigen Bruch des Geflechts.
Der Einbau von Fertiggeflecht wird in vielen YT Videos dargestellt, Speziell von Wiener Geflecht. Die meisten Videos findet man unter den Namen "cane mesh", "cane webbing", "pressed cane".
Nun noch kurz zum händischen Einflechten des Geflechts. Am Rand sind beim Gestell Löcher gebohrt. Ich habe schon gesehen, dass eine Geflechtmatte so weit aufgedröselt wurde bis man die Fäden in die Löcher stecken kann und sie dann verstoppelt und verleimt. Diese Methode funktioniert zwar auch, ist aber Pfusch³ und hält auch nicht auf Dauer. Richtig ist es, einen Rattanfaden bei einem Loch durchzustecken, beim nächsten Loch wieder herauf, zum Gegenüberliegenden Loch zu gehen und dieses Prozedere zu wiederholen. Das Ende fixiert man und fängt mit einem neuen Faden an. Man Arbeitet bei der ersten Schicht quer, also die kürzere Seite. In jedes Loch kommen 3 - 4 Fäden bis die Fläche zwischen den Löchern komplett gefüllt ist. Wenn der ganze Sitz nun mit der ersten Schicht gefüllt ist arbeitet man die zweite Schicht in Längsrichtung. Am Rand läuft das gleiche Prozedere wie bei der ersten Schicht. In Längsrichtung wird jetzt "geflochten". Das heißt laut den Bildern 3drunter, 3drüber, 3drunter, 3drüber, und so weiter. Wenn die erste Länge geschafft ist kommt die nächste. Um einen Faden versetzt, damit eine Art Köperbindung entsteht. Bevor die nächste Reihe kommt muss man die Fäden möglichst dich zusammenschieben. Dies kann man mit den Fingern machen (solange es geht) oder mit einem Schraubenzieher o.Ä. Um dieses Diamantmuster wie am Foto zu erreichen fängt man am besten in der Mitte an und arbeitet nach aussen. Fehler passieren gerade zu Beginn und verlangsamen die Arbeit, da man wieder ein Stück auftrennen muss.
Eine genaue Anleitung zu schreiben würde hier den Rahmen sprengen, wie ihr sicher verstehen könnt. Aber ihr könnt euch jetzt wahrscheinlich vorstellen, dass bei diesem handgeflochtenen Plantage Chair 70 Std Arbeit nicht übertrieben sind.
LG Gerhard