Fachwerk neu streichen

HolzandMore

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Falls es interessiert...

... das Haus gehörte zur Abtei Gengenbach (Baden) und der damalige Bischofsitz war Strasburg, heute Französisch.
In der Säkularisationszeit zwischen 1803 und 1807 wurde es für 200 Theresientaler verkauft an einen Vorfahren von mir. Es gab da mal ne Urkunde die der Dorfschreiber verschlampt hat.
Landesherrin war zuvor Maria Theresia von Österreich, und ein Großteil von Baden gehörte zu Vorderösterreich.

Im Haus selbst gab es ganze 4 Wohnräume, im Erdgeschoss die Stube, eine Schlafkammer und die Küche, im Obergeschoss im ersten Giebel ein Verwaltungsraum für den Abt der herumgereist ist und die Steuer von den Bauern eingezogen hat, den zehnten Teil vom Getreide und von den Weintrauben. der ganze Rest war Speicher auf 2 Etagen, Scheune, Ställe, Rauchkammer etc.

Um ca. 1900 herum wurde der zweite Giebel angebaut, das Fachwerk ist etwas einfacher gehalten. Mein Vater hat vor ca. 60 Jahren die Scheune mit Stallungen abgerissen, und den ersten Anbau gemacht. Fassade passend dem Fachwerk angeglichen. Dann wurde Rauchkammer und Vorratsraum rausgerissen und im Obergeschoss eine weitere Stube gebaut. Dahinter wurde das Dach angehoben und ein weiteres Zimmer mit sowas wie einer Lodgia entstand. Ein weiterer Anbau in Verlängerung der ehemaligen Scheune für seine Schmiede und darüber ein weiteres Zimmer. Immerhin hatte er zu dem Zeitpunkt jetzt 4 Kinder und die Mutter lebte im Untergeschoss bis 1993.

Die hat noch fast bis zu letzt auf einem alten Holzofen gekocht, das Waschbecken in der Küche war ein Wasserstein aus Terrazzo, man kann sich vorstellen mit wie wenig die Menschen früher auskamen. Kein Fernseher, nur ein altes Radio - eine AEG Bimbinette - und ein Schuhkarton mit alten Fotos in der Schublade, das war ihre Freizeitgestaltung am Abend.

Aber ich schweife etwas ab, verzeiht es bitte.
Gruß Andreas
 

IngoS

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Hallo Andreas,

habe selbst an meinem alten Haus eine Fachwerkwand abgebürstet (Bohrmaschine mit Drahtbürste). Das hat mir schon gereicht.
Ich fühle da mit dir mit. Ist ne Sau Arbeit.
Bei deiner Riesenfläche lohnt sich auf jeden Fall ne Bürstmaschine, oder Satiniermaschine mit entsprechender Bürste. Kann man nach getaner Arbeit ja weiterverkaufen.
Bei meinem jetzigen Haus steht auch noch so eine Aktion in viel kleinerem Umfang an.

Gruß Ingo
 

Tilia

ww-esche
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Kleine Anmerkung von mir noch @HolzandMore :

Nur falls - also falls - irgendwo im Fachwerk eine Inschrift auftauchen sollte (gibt es ja manchmal) die nachgeschnitzt / nachgearbeitet oder einfach nur entziffert werden soll: dann hättest du da jetzt jemanden den du wegen sowas anschreiben kannst :emoji_wink:
Habe sowas schon (beruflich und fachmännisch) gemacht und Werkzeug dafür ist auch da. Auch Ölvergolden wetterfest und sowas wäre möglich.

Nähe OG ist gegeben, habe sogar auch längere Zeit da gearbeitet.
Gruß
 
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ClintNorthwood

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Ich habe sowas schon in ähnlicher Situation mit Heißluftfön versucht.
Das hat so quälend lange gedauert, dass ich schon anfing, mein Festpreisangebot zu bereuen.
Das gleiche dann mit einem Gasbrenner.
Wie erst Mofa, dann Motorrad.
Die ekelhafte, bleiverseuchte grüne Holzfarbe war dann ratzfatz entfernt.
Das man das auch rücksichtsvoll gegenüber dem Holz und brandschutztechnisch unbedenklich hinbekommt führe ich nicht weiter aus.
Versuch macht kluch...
 

elchimore

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Für das sichtbare Holz am neugemachten Dach meines Nebengebäudes empfahl mir mein Zimmermann
https://www.sikkens.de/de/produkte/cetol-wetterschutzfarbe-extra?size=2,5l

Eine Farbe von Sikkens habe ich auch am Haus verarbeitet, weiß leider nicht mehr welche das war, ist seit 27 Jahren drauf und sieht noch gut aus.
Die Sikkens Wetterschutzfarbe haben wir auch auf unserem Holzhaus. Lässt sich gut verarbeiten und hält bei uns schon lange. Es kann auch gut wieder übergestrichen werden. Lose Teile (wenns denn welche gibt) ab und etwas mit Schleifvlies anrauhen/säubern). Wir haben auch wilden Wein, das was nach dem anrauhen noch dran ist von den Saugnäpfen wird einfach überstrichen. Aus 5m Entfernung fällt das keinem auf :emoji_wink:
Grüssle Micha
 

Neige

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Ich hatte schon die Überlegung, ob es nicht möglich ist mit Trockeneis zu strahlen ohne die gestrichenen Flächen zu beschädigen?
 

andama

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kauf dir eine Satiniermaschine mit entsprechenden Bürsten, damit wird es wohl am Besten gehen.
 

HolzandMore

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Sigi, ich meinte nicht dich sondern @K2H.
Andreas, eine Satiniermaschine hab ich mir ja bereits gekauft mit div. Bürstenaufsätzen.
Nämlich das Gerät von Scheppach. War total überrascht wie schwer die Maschine ist.
Aber wie schon geschrieben, plane ich eher das für nächstes Frühjahr ein.
Gruß Andi

Btw: Sigi, ich glaube Trockeneisstrahlen ist ganz schön teuer bei der großen Fläche - und selber machen kann ich das auch nicht.
 

K2H

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War total überrascht wie schwer die Maschine ist.
Mein Orakel sagt: Damit mm-genau an einer mehr oder weniger zerfranzten Balkenkante entlang zu bürsten, dürfte den Putz ungefähr genauso beschädigen wie Sandstrahlen. An unzugänglichen, oder unübersichtlichen Stellen evtl. sogar noch mehr.
UND, die Maschine reinigt niemals bis in alle "Tiefen" (Risse, offene Stossfugen, Winkelecken, etc.). (= Erfahrung, hab so eine)

Mein Rat nach mehreren dutzend solcher Sanierungen:
Rechne von Anfang an damit dass die Putzränder hie und da repariert werden müssen.
A), weil die Putzscheiben eh hie und da (insbesonderen an Gefachecken und spitzen Winkel) gebrochen und/oder weg geplatzt sind, und
b), eben weil bei der Sanierung des Holzes einfach Beschädigungen der Putzscheiben nicht zu vermeiden sind.
Man kann die Ränder der Putzscheiben möglichst exakt entlang der Balkenkanten abkleben, um sie beim Sandstrahlen zu schützen. Klebt man zweilagig ab und verwendet dickes, festes Steinband, UND arbeitet der Mensch an der Sandstrahldüse exakt und mit Bedacht, kann man das Holz entfärben, ohne den Putz zu schädigen. Das Klebeband muss nur widerstandsfähiger als der Anstrich sein und das Strahlmittel entsprechend fein. Klavierseitendraht oder grobkörniges Korund gehen gar nicht, Trockeneis wäre andererseits zu teuer.
Das o. g. Fachwerk wurde von einem Mann mit sehr feinem Starhlmittel (ca. 0,5 -1 mm-Korn) in 4 Tagen abgestrahlt. Bei teilweise bis zu 4 Farbschichten übereinander.



Edit: Uups, wieder was gelernt, ein großes B und eine ) gibt ein :emoji_sunglasses:
 
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