Schubkastenfronten - Verzug

Passi28

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Hallo zusammen,

ich habe bereits vor einigen Wochen die ersten Fronten an die Schubkästen der Küchenschränke montiert. Nun ist mir aufgefallen, dass sich viele der Fronten etwas verzogen haben. Vor allem bei den hohen, unteren Schubladen ist es gut zu erkennen; bei ca. 38cm Höhe ergibt sich ein Spalt zwischen Front und Innenschubkasten von 1-2mm. Das sieht bei der gesamten Front schon etwas komisch aus.
Meine Frage daher: Ist das normal, und daher zu erwarten? Oder habe ich evtl. einen handwerklichen Fehler gemacht? V.a. da ich noch einige Fronten vor mir habe, würde ich einen evtl. Fehler zukünftig natürlich gerne ausschließen.

Kurzer Hintergrund:
  • Eiche Bohlen 26mm als Ausgangsmaterial
  • Kammergetrocknet, danach 4-5 Wochen im Haus gelagert (gleiche Temperatur und Luftfeuchte wie in der Küche)
  • Zusammengestellt habe ich das Leimholz nach bestem Wissen und Gewissen: Kern/Kern, Splint/Splint, und auch den Wechsel der Maserrichtung (ich glaube rechte/linke Seite) habe ich beachtet.
  • Es wurde beidseitig bis K180 geschliffen und dann ebenfalls beidseitig mit Osmo Hartwachsöl behandelt.
  • Die Fronten sind an den 4 Eckpunkten der Innenschubkästen (mit etwas Randabstand) mit Schrauben (4 x 30mm), sowie durch die M4 Griffschrauben befestigt.

Wenn das "normales" Arbeiten von Massivholz ist, bin ich damit absolut fein. Ich habe jedoch bisher ausschließlich in schwedischem Pressspan gelebt und daher fehlen mir Vergleichswerte. Hat jemand vielleicht eine Einschätzung für mich, wie der Verzug zu bewerten ist? Evtl. auch einen Tipp, wie man es etwas reduzieren kann (falls möglich)?

Vielen Dank!
 

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magmog

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Guuden,

Fronten demontieren, allseitig auf einer Schmalkante stehend luftig stehen lassen und schauen was passiert.

Nur mal so, warum warst Du so böse zu der Eiche?
 

Paulisch

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Eigentlich ist ganz gut zu sehen was du falsch gemacht hast. Den Kern musst du natürlich raus trennen. Was da passiert war zu erwarten
Mit freundlichen Grüßen Pauli
 

IngoS

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Hallo,

die Fronten sind offensichtlich an der Außenseite noch weiter nachgetrocknet. An die Innenseite kommt weniger Luft und Wärme. Also, noch weiter runtertrocknen und beim Sortieren der Lamellen immer versuchen, bei der obersten und untersten Lamelle die rechte Seite nach außen zu legen.

Gruß Ingo
 

Passi28

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@magmog, also böse ist relativ. Uns gefällt es so, wie es ist. Zugegebenermaßen sieht die Frontreihe in echt auch etwas weniger scheckig aus; das scheint die Handykamera nicht besser hinzubekommen.
Auf schmale Leisten hatte ich es schon einige Zeit gesetzt, bevor sie montiert wurden. Da blieben sie gerade.

Würde es evtl. helfen, mehr Befestigungspunkte zu verwenden? Da es innerhalb des Schubkastens liegt, würde man es ja nicht sehen können.

@Paulisch, das mit dem Kern habe ich so verstanden, dass die nur bei der mittleren Bohle des Stamms notwendig wäre. Die hab ich zumindest mit meinen bescheidenen Kenntnissen bei meinen Bohlen nicht entdecken können. Ich habe daher zuerst einseitig den Splint entfernt, und dann das restliche nutzbare Maß bis zum Splint der anderen Seite halbiert. Daher habe ich im Kernbereich immer einen Trennschnitt; ich dachte, das würde ausreichen, wenn die Maserung anschließend gedreht wieder aneinander liegt.
Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
 

magmog

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Guuden,

Das Material war einfach nicht so trocken wie gedacht. Ergo scheint die Luftfeuchtigkeit im Lagerraum doch eine
andere als die in der Küche zu sein. Evtl. vom Fußboden beginnend gestapelt?
Dass zum Verleimen nicht richtig sortiert wurde, zeigen bereits die krassen Farb/Helligkeits/Maserungsunterschiede
der verleimten Leistchen.
Schmale Lagerhölzer sind nun mal schmal, da mag sich selbst die Luft nicht so gerne durchquetschen.
Dass außerdem weitere Verarbeitungsfehler vorliegen, zeigt der große Riss (das Material kann nicht trocken gewesen sein!)
des obersten Leistchens des Vorderstücks von Bild 3 mit Splint und ungetrenntem Kern.

Sorry, aber das Material war „klatschnass" (wenn ich KD Material in den Main oder die Kraich schmeiße,
ist es zwar immernoch KD, aber....)
und wurde als kleinerer Mangel fehlerhaft verarbeitet.

Ich bitte die Schärfe meines Postings zu entschuldigen,
aber es wurde nach möglichen Fehlern gefragt um sie zukünftig vermeiden zu können.
Leider sind sie eklatant!
 
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Passi28

ww-kiefer
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Dann frage ich mal ganz konkret zurück: Wie viel vom Kern muss ich denn beim Zuschneiden entfernen, damit es handwerklich besser wird? Ich sehe das so: meine Bohlen bieten nach Abzug des Splints ca. 20-24cm nutzbare Restbreite. D.h., meine Lamellen werden dann zwischen 10-12cm breit. Wenn ich dann auch noch ein gewisses Maß an "Schwund" beim Kern abziehe, bleibt ja fast nichts mehr für das Leimholz übrig. Dann wäre ich ja schon fast beim gekauften mit 5cm Lamellen...
Oder muss man gar nicht so viel entfernen? Oder reicht es evtl. doch, den Kern nur zu trennen (so wie ich meine, deine Aussage zu verstehen)?

Was die Feuchtigkeit angeht, werde ich das Holz noch einmal messen; vielleicht finde ich den Grund.
 

teluke

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Scheint mir auch so dass das Material zu nass war.
Dazu kommt dass Du kernnahe Bretter nicht aufgetrennt hast.
Das aber ist wichtig weil das Holz dort immer konkav/konvex wird.

Ist es weit genug vom Kern entfernt dann sieht Du schon bei Rohbohle wenn es nicht mehr schüsselt.
Eine rohe Seitenbohle, die sich beim trocknen nicht verzogen hat, musst Du nicht auftrennen.
Die bleibt auch nach der Verarbeitung gerade.

Für Fronten ist natürlich 20-24cm breites Holz (ohne Splint, von dem ich aber glaube einiges zu sehen) sehr schmal.
Ich nehme für Fronten immer die breitesten Bohlen so dass ich in keinem Fall mehr als eine Leimfuge habe.
Und auch das nur bei hohen Blenden.
Normalhohe Blenden mache ich immer aus einem Stück und hatte da noch nie ein Problem mit Verzug.
 

Paulisch

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Dann frage ich mal ganz konkret zurück: Wie viel vom Kern muss ich denn beim Zuschneiden entfernen, damit es handwerklich besser wird? Ich sehe das so: meine Bohlen bieten nach Abzug des Splints ca. 20-24cm nutzbare Restbreite. D.h., meine Lamellen werden dann zwischen 10-12cm breit. Wenn ich dann auch noch ein gewisses Maß an "Schwund" beim Kern abziehe, bleibt ja fast nichts mehr für das Leimholz übrig. Dann wäre ich ja schon fast beim gekauften mit 5cm Lamellen...
Oder muss man gar nicht so viel entfernen? Oder reicht es evtl. doch, den Kern nur zu trennen (so wie ich meine, deine Aussage zu verstehen)?

Was die Feuchtigkeit angeht, werde ich das Holz noch einmal messen; vielleicht finde ich den Grund.
Es geht weniger um die Breite der Lamellen als um die Lage der Jahrringe. Wenn die Ringe n Halbkreis bilden muss ich nochmal auftrennen und stürzen.
 

Passi28

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Ich habe jetzt mal ein neues Messgerät besorgt und die Holzfeuchte gemessen. Aus meiner Sicht ist da nichts Auffälliges dabei, oder interpretiere ich die Daten falsch?
:
Bohlen gestapelt: ca. 9,5-10%
Lamellen, gestern abgerichtet: 8,5 - 9,5%
fertige Fronten, unbehandelt: 9%
Fronten, bereits montiert: 8 - 9%

Die Luftfeuchtigkeit liegt in Lagerraum und Werkstatt konstant bei 44%, im Aufstellraum bei 35%. Ein Satz Fronten, der seit einigen Wochen in der Küche lagert (auf Leisten), hat sich ebenfalls leicht verzogen.
Liegt das jetzt an den 9% Unterschied zwischen den beiden Räumen? Wenn's das wäre stelle ich mir die Frage, wie das ein Schreiner schafft, immer das Wohnklima seiner Kundschaft in der Werkstatt zu simulieren.

Oder liegt es doch am Zuschnitt der Lamellen? Ich habe wirklich darauf geachtet, die Bohlen immer mittig aufzutrennen und die Seiten entgegengesetzt zu verleimen (außer bei stehenden Jahrringen; da sollte das ja egal sein, nehme ich an).

Ich bin jetzt echt ratlos und auch ziemlich verunsichert, da ich noch nicht so recht verstehe, wo genau DER Fehler liegt. Und für die künftigen Projekt möchte ich solche Probleme natürlich ausschließen.

Kann mich da vielleicht jemand erleuchten?
 

Martin45

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Ein Satz Fronten, der seit einigen Wochen in der Küche lagert (auf Leisten), hat sich ebenfalls leicht verzogen.


Es gibt nicht immer DEN einen Fehler. Es sind manchmal auch die Summe der Kleinigkeiten. Nennt sich dann Erfahrung, die du ja gerade sammelst und wo du lernen möchtest.
In deinem Fall hast du doch einen Punkt schon genannt. Offensichtlich ist Werkstatt nicht gleich Küchenklima. Was da jetzt Prozente machen oder nicht machen ist doch völlig egal. Wenn es nichts ausmachen würde, wären deine lagernden Fronten nicht leicht verzogen.
Mit einer Verleimung, wie dir oben von den Kollegen beschrieben, wäre vielleicht der Einfluss des Klimas kleiner. Weiss man nicht.
Ich würde auf jeden Fall immer eine Weile im Hausklima lagern. Dann kurz in die Werkstatt zum Verarbeiten und zurück ins Haus. Dann ist das Thema schonmal nichtmehr relevant. Ist doch privat das einfachste, bevor man hinterher Probleme hat.
Wenn du dann noch die Verleimung nach obigen Tipps machst und es immernoch Probleme gibt, können wir ja weiter nach Ursachen suchen.
Ich persönlich würde, wie oben auch schon von jemand anderem angemerkt, nie so schmale Bretter für diesen Zweck nehmen.
Da ist einfach der Splintanteil und generell der Verschnitt viel zu hoch. Dann lieber vorher mehr fürs Holz mit ordentlicher Breite zahlen.
 

magmog

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Guuden,

Feuchtemesser für unter zwei Hunderter sind häufig nur Schätzgeräte um den Schornsteinfeger glücklich zu machen.
Besonders im einstelligen Bereich wird dann der Messwert für Brennholz Banane,
und ab da werden zuverlässige Geräte aufwändiger und teuer.
Eine Darrprobe ist da schon besser, die Kammmethode sagt häufig auch mehr aus.

Eine Platte mit ca. 20mm die breiter als ein paar cm mehr ist, stellt leider selbst für jüngere
gelernte Kollegen heutzutage häufig bereits eine größere Herausforderung da.
Auch wurde die Gratleiste, das Sperrholz, die Furniertechnik... die Dreischichtplatte...
nicht aus Jux und Tollerei erfunden.
 

pedder

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Wände frisch verputzt? Dann liegt es viellecht daran, dass die Wände in den Schrank Feuchtigkeit abgeben.
 

Passi28

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frisch ist relativ. Die Wände wurden vor 1,5 Jahren verputzt und sollten eigentlich trocken sein. Wir haben ohnehin eine Lüftungsanlage, die die Feuchtigkeit sehr gut reguliert.

Was schätzt ihr denn: Wie lange müsste ich die Bretter vor der Verleimung im Ziel-Klima lagern, damit es weniger Verzug gibt: reden wir da über Tage, Wochen, Monate?
 

magmog

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Guuden,

frei nach Herrn Spannagel:
Man nehme ein Stück eines Bretts oder Bohle und schneide es sowohl längs als auch quer vielfach zu einem Kamm ein,
längs über die gesamte Breite, so dass ca. 8 bis 10mm breite Zinken von ca. 120mm Länge entstehen.

Am Verwendungsort luftig gelagert sieht man schnell, wie sich die Zinken mehr oder weniger verziehen.
So erhält man schnell einen Eindruck, welche Spannungen im Holz bestehen und was beim Nachtrocknen passiert.
 
Zuletzt bearbeitet:

pkh

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Hallo,
zieh doch einfach die Schrauben an. Oder hab ich was nicht verstanden?
Gruß Peter
 

pkh

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Beim zweiten und beim letzten Bild sieht der Überstand nicht besonders groß aus.
Einfach möglichst weit oben und unten mit dem Vorderstück verschrauben.
 
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