Wohl wahr.
Andererseits gibt es Sachen, die einfach zu Ende entwickelt sind.
Wenn man eine limitierte Menge Holz so fügt, daß ein Mensch drauf sitzen kann und ohne, daß das Konstrukt nach kurzer Zeit wackelt und auseinanderfällt, kommt eben immer wieder ein ähnliches Produkt heraus. Eines, welches wir schon kennen.
Jede Abweichung in irgendeine Richtung, stylistisch oder konstruktiv, hat einen Nachteil an anderer Stelle zur Folge.
Ist wie bei einem Hammer. Der läßt sich, trotz tausendfacher Versuche, einfach nicht mehr verbessern.
Jede Funktion, die man ihm zusätzlich geben wollte (als Flaschenöffner, Bleistiftanspitzer oder Nagelzieher) schränkt seine universelle Nutzbarkeit stark ein. Der muß so aussehen, wie er jetzt aussieht. Und so sah der auch schon vor hundert Jahren aus.
Ich hab oben mal den Colani erwähnt.
Wer erinnert sich noch an seine preisgekrönten Altbiergläser?
https://i.ebayimg.com/images/g/yKgAAOSwAK5gCZIg/s-l1600.jpgDie waren wirklich die Schau.
Aber wer das Glas so hält, wie es Colani äußerst ergonomisch vorgesehen hatte, hatte nach zwei Minuten ein warmes Bier und kalte Finger.
Und spülen ließen sich die Gläser äußerst schlecht auf den in Gaststätten vorhandenen Gerätschaften.
So blieb das Glas zu Recht nur ein nettes Gimmick.
An dem Breuer-Stuhl stören mich nicht nur die Kraftführung durch die Konstruktion, sondern z.B. auch die Art, wie die Verbindung der Vorderbeine dargestellt wird. Das ist eine, in der Benutzung hochbelastete Stelle, die in der Praxis schnell ausnudeln wird.
Zu wenig Material; keine Aussteifung, kein Schutz gegen Scherung oder Knickung.
Ich halte es für legitim, solche Versuche zu machen. Sonst gäbe es ja auch keinen Fortschritt.
Aber den Versuch hier halte ich nicht für gelungen. Das reißt dann auch das Siegel "Bauhaus" nicht raus.