Woodworker und Dialekte

Alceste

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Du hast unterm Strich geschrieben das du von einer Benutzung nicht abraten würdest.:emoji_wink:

OT: Wo kommt ihr zwei denn ursprünglich her/ was für einen Dialekt sprecht ihr? In manchen dialekten des Deutschen gibt es ein phänomen das man negative concord nennt. Hier ergeben zwei Negationen kein Positiv. Im Standarddeutschen soll es das nicht geben, hier sollten sich zwei negationen gegenseitig ausschließen. Eur Verstöndigungsproblem könnte daherrühren. Ich bekomme die von @benben intendierte Lesart (wenn ich auch zugeben muss, dass die Formulierung durchaus kognitiv herausfordernd ist ^^)
 

Holz-Christian

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Ist ja ein interessantes Thema!
Vielleicht können @carsten oder @yoghurt das hier abtrennen und als neues Thema an den Tresen verschieben?
Woodworker und ihre Dialekte oder so ähnlich.

Ich spreche ja einen ziemlich krassen Dialekt, mit Niederbayerisch, Oberpfälzischen und Böhmischen Einschlägen.:emoji_wink:
@benben und ich verstehen uns trotzdem.:emoji_wink:
 

Alceste

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Ich bin Standard Deutsch, @Holz-Christian spricht irgendwas falsches :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye: :emoji_innocent:

das könnte also passen, natürlich müsste man das jetzt noch experimentell abchecken, indem man vom Christian weitere Urteile einhohlt

Der Satz war schon ganz schön Kauderwelsch.....

Würde ich jetzt nicht so sagen, aber das faszinierende ist ja mal wohl, dass du als Nichtlinguist ohne Mühe so ein Ding locker aus der Hüfte in einem Holzforum rausschießen kannst. Wir Menschen sind schon ziemlich gut mit unseren Muttersprachen.

Ich spreche ja einen ziemlich krassen Dialekt, mit Niederbayerisch, Oberpfälzischen und Böhmischen Einschlägen.:emoji_wink:

Das hättest du mir vermutlich nicht sagen dürfen ^^
 

Mitglied 59145

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Rechtschreibung ist bei mir, dank mehrerer Reformen, eher so Grauzone. Grammatik aufgrund von vielem lesen schon ganz gut.

Sprache ist schon wichtig und mächtig. Meine kleine ist in der Schule durchaus recht gleichmäßig gut. Besonders toll finde ich ihr Sprachenverständnis und das Gefühl dafür. Sie liest gut, viel und auch sehr gerne. Es gibt natürlich auch Medien, aber eben auch Bücher. Erschrocken bin ich als sie neulich fragte ob sie das Tablet mit ins Bett nehmen dürfe, ihre Freundinnen dürften das auch. Da war ich schon Baff.

Sie wird im Oktober 9, die ersten beiden Harry Potter sind Geschichte. Den Anfang vom ersten habe ich noch etwas vorgelesen, das war ihr aber zu wenig.

Leseratte durch und durch, aber meine Frau war da wohl noch schlimmer als ich......
 

marcus_n

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Es gibt mitlerweile zahllose Doktorarbeiten und anderweitige wissentschaftliche Arbeiten, die in den vergangenen Jahrzehnten (sic!) belegen, dass die bayerische Sprache grammatikalisch berechtigterweise anders als die anderen ist.
Das hängt mit dem allemanischen, dem germanischen und verschiedenen romanischen Idiomen zusammen.
Dazu zählt auch unter anderem die doppelte Negation ( die doppelte Verneinung), niemals nicht, oder Nia ned.
Niemals nie nicht gibt es im bayerischen, aber das "Verstöndigungsproblem"nia ned.
Mehr kann ich hier beim besten Willen nicht beifügen.
In Bayern sagt man einfach was man denkt, ohne Umwege. Basst scho.
 

PrimaNoctis

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Das klingt ein bisschen wie das französische "ne pas", auch eine doppelte Negation. Umgangssprachlich wird das öfter auf nur "pas" reduziert.

Auch spannend "Wo gehent sie hin" (Rest mal normal geschrieben). Im Französischen ist ja die 3. Pers. Plural auf -ent.
-> In den Dialekten sieht man so manchen Einfluss, der in der Standardsprache nicht (gleich) ersichtlich ist.

Oder wie ihr auf Bayerisch (auch sic :emoji_stuck_out_tongue:) sagt: Hai jo. :emoji_grin:
 

ChrisOL

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Meinen Dialekt habe ich in den letzten Jahren ziemlich verlernt, bzw wird das immer weniger gesprochen.
Ein schönes Wort im Plattdeutschen ist Hunnewupp, ohne zu googeln werden die wenigsten verstehen was das ist :emoji_grin:

Im Plattdeutschen gibt es schon regionale Unterschiede wenn man zwei Landkreise weiter zieht.

Aber "Moin" versteht jeder, und Touristen erkennt man am "Moin, moin" das ist schon Geschwätz :emoji_sunglasses:
 

carsten

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Hallo

bin als Kind leider sehr hochdeutsch erzogen worden. Wenn ich mal ein Wort im örtlichen Dialekt aus Omas Wortschatz gebraucht habe, ist meine Mutter beinahe ausgeflippt. Als wären es Worte des Teufels. Rückblickend stelle ich fest, dass ich liebend gern mehr von Oma gelernt hätte. Man kann sehr gut beides lernen/ sprechen. In manchen Regionen / Schulen wird es sogar wieder gezielt gelernt, weil man feststellt, dass es nicht schadet, dass Wissen und eben auch regionale Identität verloren geht. Dialektsprecher "arbeiten" auch viel mehr mit Betonung, Untertönen, Gestik und Mimik
Aber es ist wie Chris es schon erwähnt hat auch bei uns so dass es immer weniger gesprochen wird. Die "alten" für die es eben IHRE Sprache war sterben aus.
 

marcus_n

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Dialekt drückt ja immer die Zwischentöne aus, die man mit Worten nicht erklären kann. Dialekt ist also immer auch Gefühl, eine Tonalität, der Moment, das Alltägliche, das Normale. Das kann ein Aussenstehender, ein Tourist, ein Fremder nicht nachfühlen. Ohne Dialekt verlieren wir das normale Leben, die Wärme.
In München gab es bis zum II. Wk weit über 20 Dialekte. In jedem Stadtteil einen. Das ist heute perdue. In Muc lebt ja sowieso kein echter Münchner mehr. Ein Dialekt ist immer auch ein Verbindung, ein Magnet, eine Anziehung, Gemeinsamkeit, Identität.
Mit einem Haidhauser trink ich das Bier anders, als mit einem zugereisten Duisburger. Ist ja erstmal nicht schlimm. Aber es fühlt sich eben anders an.
Umgekehrt kann jeder fremde Dialekt auch etwas Neues verbinden. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Neue Geschichten. Das ist so spannend.
Wenn ein Krabbenkutterfischer am Isartor um acht Uhr abends "moin" sagt, ja gut dann denkt man ... Zuagreister.
 

Alceste

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Das klingt ein bisschen wie das französische "ne pas", auch eine doppelte Negation.

Tatsächlich wird das kontrovers diskutiert, ob das ne pas zu dem Phänomenbereich des negative Concords gezählt werden sollte oder nicht. Ein großes Problem hierbei ist die in der Alltagssprache zu beobachtende Optionalität. Das Italiensiche wird aber meist als Negative Concord Sprache genannt:

Non ho visto niente/nulla
Nicht habe gesehen nichts
Ich habe nichts gesehen


(als frankophoner wirst du warhscheinlich gleich an "Personne n'a rien fait" denken, was zumindest für mich NICHT gleichbedeutend mit "Niemand hat nichts gemacht" ist)

Dialekte scheinen das insgesamt eher zu erlauben als Hochsprachen, wobei man hier auch in Betracht ziehen muss, dass Hochsprachen immer Normierungen ausgesetzt sind. Unser Germanistik Prof hat mal einen Vortrag gehalten in dem er gezeigt hat, dass man Negative Concord an vielen Stellen findet die man als Hochdeutsch bezeichnen würde. Er geht davon aus, dass auch Hochdeutsch dieses Phänomen eigentlich hat, es aber durch Normen unterdrückt wird. Typologisch ist negative concord wohl gar nicht so selten.

Das kann ein Aussenstehender, ein Tourist, ein Fremder nicht nachfühlen.

In der modernen Linguistik (also alles nach Noam Chomsky) ist das nicht auf Dialekte beschränkt: Viele hier werden sich vermutlich schwer tun zu erklären was ein Relativsatz ist, wenn wir aber das Forum nach Relativsätzen durchsuchen würden, dann würden wir einen Haufen davon finden, allesamt vermutlich wohlgeformt. Ein Konkretes Beispiel:
Deutsch hat die für Fremdsprachenlernerinnen ätzende Eigenschaft eine andere Wortabfolge in Hauptsätzen, als in Nebensätzen zu verlangen:

1.) Peter ist gestern in den Supermarkt gegangen - In den Supermarkt ist Peter gestern gegangen - Gestern ist Peter in den Supermarkt gegangen (Grobe Regel: V2 das flektierte Verb muss an 2. Stelle stehen)
2.) Maria hofft, dass Peter gestern in den Supermarkt gegangen ist (Verbfinal)

Unter 1.5 Promille macht das in der Regel kein Muttersprachler falsch! Man spricht hier von Implizitem, muttersprachlichem Wissen. Implizit deshalb weil das keiner durch unterweisung erlernt hat. (Gesunde) Kinder befolgen diese Regel ab einem bestimmten Alter einfach von selbst. Betrachtet man sich die ganzen Dependenzen in Sprache an (kongruenz, Kasus, Satzstellung) ist es hächst faszinierend, dass unser Gehirn diesen Kram quasi so nebenbei berechnen kann. Es gibt sogar Regeln, die keine Grammatik erfasst, die wir aber alle automatisch anwenden. Beispiel:

3.) Der Sänger (Maskulinum) und Jugendidol (Neutrum) hat einen Vertrag bei Sony unterschrieben -> ist grottig
4.) Ein Sänger und Jugendidol hat einen Vertrag bei Sony unterschrieben -> ist okay

Aber es fühlt sich eben anders an.

Das Kulturelle kommt da noch oben drauf.
 
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Hermann82_94

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Also ich habe den Satz jetzt ungefähr 50x gelesen und komme zu dem Schluss, dass hier keine Verneinung enthalten ist: "Nicht mal mir.... würde ich nicht von einer Benutzung abraten." Heißt für mich, nimm das Ding und mach, das hat mit Dialekt erstmal wenig zu tun.
Die deutsche Sprache ist sehr mächtig, ein Komma an der falschen Stelle und der Satz bekommt eine komplett andere Bedeutung.
Im Dialekt ist das noch viel extremer, gerade bayrisch hat da so seine Tücken, von den regionalen Unterschieden mal abgesehen.
Der Münchner Dialekt, wie angesprochen, ist ursprünglich sehr schön anzuhören aber leider fast ausgestorben. Auch bei uns am Land nimmt es stark ab, ist nicht mehr "in" und wird teilweise als verpönt oder zurück geblieben bewertet. Dabei ist das einzigartig und wundervoll!
Ich versuche unserem Kleinen komplett Dialekt beizubringen, bzw "zweisprachig". Aus dem KiGa nimmt er oft Schriftdeutsch mit nach Hause und ich habe ihn jetzt soweit, dass er probiert den "Preißnkindern" Dialekt beizubringen. :emoji_wink:

Edit: ein Preiß ist für mich übrigens kein Schimpfwort und hat auch nichts mit der örtlichen Herkunft zu tun. Bei mir ist ein Preiß jemand der keinen Dialekt spricht. Mein Schwager aus München sieht das anders und ist mir des Öfteren beleidigt wenn ich ihn so betitel, dabei ist er bei uns Niederbayern das Muster von einem Preiß, über alle herkunftsmäßigen Preißn schimpfen aber sprachlich nix mit Bayern zu tun haben. Sauba sog i... :emoji_joy:
 
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Mitglied 59145

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@Hermann82_94 so unterschiedlich ist das. Ich habe erst auf Christians Hinweis hin angefangen über den Satz nachzudenken, gut einmal kurz gehakt beim schreiben.

Die Bedeutung ist halt schon etwas anders als "nichtmal Menschen, die ich nicht mag, würde ich zu einer Nutzung raten."

Da wäre es ja dann das aktive "dazu raten" was ich ausschließen. Während beim ersten Satz das "einfach nichts tun" ausgeschlossen wird. Das ist nur ein kleiner, aber mir wichtiger Unterschied.

Edit @Helibob Nein
 

fahe

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Also ich habe den Satz jetzt ungefähr 50x gelesen und komme zu dem Schluss, dass hier keine Verneinung enthalten ist
...verstehe ich nicht. Und ich finde die Konstruktion jetzt auch nicht sonderlich abwegig.

Nichtmal mir sehr unliebsamen Menschen würde ich nicht von einer Benutzung abraten.

Für mich heißt der Satz eindeutig:
Nicht einmal die Tatsache, dass ihm jemand besonders unliebsam ist, würde @benben davon abhalten, dem Betreffenden von einer Benutzung des Dingens abzuraten.
 
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