Das klingt ein bisschen wie das französische "ne pas", auch eine doppelte Negation.
Tatsächlich wird das kontrovers diskutiert, ob das ne pas zu dem Phänomenbereich des negative Concords gezählt werden sollte oder nicht. Ein großes Problem hierbei ist die in der Alltagssprache zu beobachtende Optionalität. Das Italiensiche wird aber meist als Negative Concord Sprache genannt:
Non ho visto niente/nulla
Nicht habe gesehen nichts
Ich habe nichts gesehen
(als frankophoner wirst du warhscheinlich gleich an "Personne n'a rien fait" denken, was zumindest für mich NICHT gleichbedeutend mit "Niemand hat nichts gemacht" ist)
Dialekte scheinen das insgesamt eher zu erlauben als Hochsprachen, wobei man hier auch in Betracht ziehen muss, dass Hochsprachen immer Normierungen ausgesetzt sind. Unser Germanistik Prof hat mal einen Vortrag gehalten in dem er gezeigt hat, dass man Negative Concord an vielen Stellen findet die man als Hochdeutsch bezeichnen würde. Er geht davon aus, dass auch Hochdeutsch dieses Phänomen eigentlich hat, es aber durch Normen unterdrückt wird. Typologisch ist negative concord wohl gar nicht so selten.
Das kann ein Aussenstehender, ein Tourist, ein Fremder nicht nachfühlen.
In der modernen Linguistik (also alles nach Noam Chomsky) ist das nicht auf Dialekte beschränkt: Viele hier werden sich vermutlich schwer tun zu erklären was ein Relativsatz ist, wenn wir aber das Forum nach Relativsätzen durchsuchen würden, dann würden wir einen Haufen davon finden, allesamt vermutlich wohlgeformt. Ein Konkretes Beispiel:
Deutsch hat die für Fremdsprachenlernerinnen ätzende Eigenschaft eine andere Wortabfolge in Hauptsätzen, als in Nebensätzen zu verlangen:
1.) Peter ist gestern in den Supermarkt gegangen - In den Supermarkt ist Peter gestern gegangen - Gestern ist Peter in den Supermarkt gegangen (Grobe Regel: V2 das flektierte Verb muss an 2. Stelle stehen)
2.) Maria hofft, dass Peter gestern in den Supermarkt gegangen ist (Verbfinal)
Unter 1.5 Promille macht das in der Regel kein Muttersprachler falsch! Man spricht hier von Implizitem, muttersprachlichem Wissen. Implizit deshalb weil das keiner durch unterweisung erlernt hat. (Gesunde) Kinder befolgen diese Regel ab einem bestimmten Alter einfach von selbst. Betrachtet man sich die ganzen Dependenzen in Sprache an (kongruenz, Kasus, Satzstellung) ist es hächst faszinierend, dass unser Gehirn diesen Kram quasi so nebenbei berechnen kann. Es gibt sogar Regeln, die keine Grammatik erfasst, die wir aber alle automatisch anwenden. Beispiel:
3.) Der Sänger (Maskulinum) und Jugendidol (Neutrum) hat einen Vertrag bei Sony unterschrieben -> ist grottig
4.) Ein Sänger und Jugendidol hat einen Vertrag bei Sony unterschrieben -> ist okay
Aber es fühlt sich eben anders an.
Das Kulturelle kommt da noch oben drauf.