Wie wichtig ist der (lückenlose) zweite/dritte Ölauftrag?

FridlT

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Hallo zusammen,

fertiges Möbel muss geölt werden, dann Feinschliff, anschließend wieder ölen. Feinschliff und ggf. erneut ölen.
Beim ersten Ölen sehe ich sehr gut, ob ich noch manche Stellen ausgelassen habe und kann entsprechend nacharbeiten, bis alles eine einheitliche leicht dunklere Farbe hat. Aber beim zweiten oder dritten Ölauftrag sieht man das eigentlich nicht mehr?!?
Wie wichtig ist das (lückenlose) zweite/dritte ölen für die Schutzfunktion? Wie wichtig ist der zweite/dritte Ölauftrag fürs langfristige optische Ergebnis? (Dunkeln Stellen, die nur 1x geölt wurden evtl. schneller/langsamer. Wird dann das Holz "fleckig"?).

Danke, Fridl
 

Friederich

ww-robinie
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Hallo Fred, Zwischenschliff zwischen den Ölungen ist nicht nötig.
Rohes Holz nach dem letzten Schliff wässern, dann nochmal leicter Feinschliff, und fertig.
Wieviele Ölaufräge notwendig sind, hängt vom Öl ab.
Bei Leinöl würd ich mindestens 4mal auftragen. Kann man auch sehr viel öfter und es wird dann immer besser. Die Abstände werden dann immer größer.
Bei sonstigen Ölen wie Hartöl, Wachsöl ... die Herstellerangabe beachten.
 

WinfriedM

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Echten Zwischenschliff braucht es bei den meisten Hölzern nicht, ich husche da nur einmal mit einem Schleifvlies drüber, bis aufgestellte Fasern weg sind. Fehler im 2. und 3. Auftrag sieht man so gut wie nicht, nur etwas am Glanzgrad. Ich würde schon zusehen, alles zu benetzen, passiert aber nicht viel, wenn es da mal eine kleine Fehlstelle gibt. Fällt sie dir später auf, kannst du nochmal mit einem ölfeuchten Lappen schnell drüber, kurz anziehen lassen und dann mit trockenem Lappen nochmal drüber.

Worum gehts beim 2. und 3. ölen? Das Öl beim ersten Auftrag zieht ja ins Holz nach, dünnt so das Öl in der obersten Holzschicht etwas aus. Und genau dort, also auf den obersten hunderstel Millimetern soll da nochmal "nachgefüttert" werden. Das erhöht die Beanspruchbarkeit und sorgt für etwas mehr Glanz.

Der erste Ölfauftrag bleibt aber der Wichtigste, der bringt das Meiste an Schutz und da siehst du auch Flecken, wenn du nicht sauber arbeitest. Solche Flecken bekommst du später auch nicht mehr raus.
 

gand-alf

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Hallo,
ich habe mit 3 verschiedenen (dünnflüssigen) Ölen (mit Sikkativen) bisher stets im 2-Schritt-Verfahren gearbeitet. 1. Auftrag, dann 15-25 Minuten warten; 2. Auftrag; 15-25 Minuten warten; mit fusselfreiem Tuch abwischen/abrubbeln (polieren kann man das nicht nennen). Feddich binnen 1 Stunde. Vorher schleifen; meist bei Harthölzern bis 220; selten bis 320. Nix Zwischenschliff. Bei Lacken mache ich schon einen Zwischenschliff; die verwende ich aber eher selten.
Kommt natürlich auf das verwendete Produkt an.
Gruß
Reinhard
 

Dusi

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Ich habe mal einen Kurz zur Oberflächenbearbeitung bei Heiko Rech gemacht. Da war das Vorgehen zum Ölen so, dass man das Werkstück fertig geschliffen hat (gerne bis Körnung 400 bei Hartholz) und dann auf das Werkstück satt Öl aufträgt und 20min dafür sorgt, dass das Öl auf dem Werkstück stehen bleibt. Dort wo es eingezogen ist und trocken wirkt, wird nachgeölt. Nach 20min wird der noch vorhandene Überstand abgenommen. Fertig... Ich habe das vielfach jetzt so gemacht und immer sehr gute Ergebnisse erziehlt. Benutzt habe ich normalerweise das Öl von Natural Farben auch auch Zweihorn Möbelöl habe ich schon benutzt.
 

Komihaxu

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und dann auf das Werkstück satt Öl aufträgt und 20min dafür sorgt, dass das Öl auf dem Werkstück stehen bleibt.
Genau. Wobei "stehen bleibt" nicht heißt, dass man die Oberfläche in Öl "baden" soll.

Ich arbeite immer mit einem Küchenschwamm, schütte einen Klecks Öl aufs Werkstück und verteile das dann satt.
Wenn ich mehrere Werkstücke habe, gehe ich sie alle durch und bis ich beim letzten bin, hat das erste schon ein bisschen Öl weggesaugt. Bei Buche kann man dann sofort wieder nachkippen, die saugt das Öl weg wie ein Schwamm. Bei den meisten anderen Hölzern reicht es, jetzt einfach nochmals mit dem ölgesättigten Schwamm drüberzugehen.
Das mache ich so lange bis ich merke, dass mein Öl nicht mehr weggesaugt wird. Also bin ich in weniger als einer halben Stunde 2-3 mal mit dem Schwamm über jedes Bauteil gegangen.
Dann noch mal 10-20 Minuten warten und den Überstand mit einem Küchentuch abnehmen (das Küchentuch dann sofort in den Ofen, starke Selbstentzündungsgefahr!).
Das reicht fast immer.

Wenns eine stark belastete Arbeitsplatte ist, gehe ich einen Tag später noch mal mit einem Finish-Öl drauf. Da sieht man nicht wirklich, wo man was aufgetragen hat und wo nicht. Einfach ein paar Tropfen überall verteilen und "einmassieren", wird schon überall was hängen bleiben...
 

WinfriedM

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Die Arbeitsweise hängt auch viel vom Öl ab. Deshalb Technische Merkblätter lesen. Ein Osmo HWÖ muss z.B. ganz anders verarbeitet werden, wie das Natural Öl.
 

FridlT

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Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen Hinweise. Ich halte dann mal fest: Für den genauen Arbeitsablauf hängt es hauptsächlich vom Öl ab, wie oft bzw. ob geschliffen werden muss und ob ein Zwischenschliff sinnvoll ist.
Ich nutze z.B. Oli Natura Hartwachsöl und habe bisher immer 3 Schichten mit jeweils kurzem Zwischenschliff (220er oder 400er) aufgetragen. Ja, das wird schon irgendwie, aber mangels Vergleichen (anders habe ich noch nicht probiert) kann ich das nicht einordnen. Manchmal bilden sich auf Nasen auf der Unterseite, die man dann nicht mehr wegbekommt (oder aufwändig wegschleifen muss). Insgesamt habe ich den Eindruck, dass das Hartwachsöl eher schnell anzieht und sich dann schwer abwischen lässt.

Was den lückenlosen Auftrag betrifft, da habt ihr mir etwas die Sorgen genommen, dass eine nicht-akribische Arbeitsweise maximal zu kleinen Schönheitsmängeln führen kann. Das kann ich einordnen und damit kann ich leben.

Gruß, Fridl
 
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