Wie parallel muss ein Parallelanschlag sein?

khkb

ww-robinie
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Moin alle miteinander,

vielleicht fasst Ihr Euch jetzt alle an den Kopf ("Hat der nicht mehr alle Tassen im Schrank und weiß nicht was parallel bedeutet?" :eek::confused:), aber es ist mir ernst mit dieser Frage, die sich vor allem auf Tischkreissägen bezieht.

Sobald ein Brett in einer solchen vom Sägeblatt erfasst wird, wird ja nicht nur Material in der Breite der Schneide aus dem Holz 'herausgefressen', das Holz selber wird ja auch durch das Blatt, spätestens durch den Spaltkeil minimal auseinandergedrückt. Nach der dem Parallelanschlag abgewandten Seite ist ja in der Regel Platz, das Holz kann dahin ausweichen. Anders ist es mit der dem Anschlag zugewandten Seite. Da kann es ja, vor allem bei längeren Stücken, zu erheblichem seitlichen Druck und damit Ungenauigkeiten kommen.

Ich meine nun mich zu erinnern, dass ich an verschiedenen Stellen gelesen habe, dass es aus diesem Grunde sinnvoll sei, wenn der Parallelanschlag nicht 100%ig genau parallel wäre, sondern idealerweise nach 'hinten', also in Schubrichtung des Holzes, sich etwas 'öffnen' solle.

Wenn das der Fall ist: Um welchen Betrag sollte da der Anschlag von 100%iger Parallelität abweichen?

Wenn das alles nur Einbildung eines der Demenz sich nähernden ist, sagt es mir auch, ja? :emoji_wink:
 

uli2003

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das Holz selber wird ja auch durch das Blatt, spätestens durch den Spaltkeil minimal auseinandergedrückt.

Wenn das Holz durch das Blatt auseinandergedrückt werden würde, hättest du ein Katapult :emoji_slight_smile:

Die Schneide ist immer dicker als der Grundkörper, und ebenso dicker als der Spaltkeil.
Sonst könntest du gar nicht sägen.

Der Anschlag sollte hinten minimal öffnen, dann kratzen auch die aufsteigenden Schneiden nicht mehr am Material.

Grüße
Uli
 

falco

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Bei meiner PK 255 ist das wie Uli sagt minimal nach hinten öffnend, vielleicht ein halber bis ein mm geschätzt.
 

rockymountaineer

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Mathematisch kann der Anschlag um die Sägeblattbreite hinten abweichen, praktisch ist das aber Quatsch. Ich hatte Mal eine Säge die das tat, war furchtbar nervig. Wer nicht will, dass sich was verklemmt, der sollte den Anschlag zurückziehen, dann tritt das Problem nicht auf. Mit meinem jetzigen, bis auf einen knappen 10tel mm parallelen Anschlag bekomme ich ebenso parallele Werkstücke.
 

Dietrich

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Hallo,

ältere Maschinentypen mit einteiligem Gußanschlag hinten öffnend, max. im Zehntel Bereich, keinesfalls ein halber oder ganzer Millimeter.
Bei modernen 2-teiligen Anschlägen wird parallel ausgerichtet und der verschiebbare Anschlagteil zur Blattmitte zurück gezogen. Neuerdings zeiht man den verschiebbaren teil wohl sogar vors Blatt zurück, war hier auch mal Thema in einem BG oder SUVA Video.

Gruß Dietrich
 

magmog

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Guuden,

die Suche weis etwas dazu:
https://www.woodworker.de/forum/tischkreissaege-einstellung-parallelanschlag-t56994.html


Hallo,

[...]
Bei modernen 2-teiligen Anschlägen wird parallel ausgerichtet und der verschiebbare Anschlagteil zur Blattmitte zurück gezogen. Neuerdings zeiht man den verschiebbaren teil wohl sogar vors Blatt zurück, war hier auch mal Thema in einem BG oder SUVA Video.

Gruß Dietrich

Dazu wüste ich gerne genaueres, wo kann man das bitte nachlesen?
 

benben

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Dazu wüste ich gerne genaueres, wo kann man das bitte nachlesen?

Das kenne ich auch nicht. Die einzigen, mir bekannten, Varianten beschreiben eine 45° Linie. Entweder von Sägeblattmitte oder von dem Punkt wo das Sägeblatt aus dem Tisch kommt. Jeweils nach schräg hinten.
Zu finden den auf den, dir sicher bekannten, Seiten der Berufsgenossenschaft. Ich erachte beides als richtig:emoji_wink:.
Vor das Sägeblatt ist mir nur zum ablängen von kurzen Werkstücken bekannt, ist das vielleicht gemeint?

Gruss
Ben
 

tiepel

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Hi,
mal zu meinem Verständnis.
Der Parallelanschlag ist rechts vom Blatt und geht hinten minimal auf.
Wenn mein fertiges Werkstück rechts vom Blatt sein soll, ist es klar, dass es vorteilhaft ist, wenn der Anschlag hinten öffnet. Aber der Abfall auf der linken Seite berührt dann ja die aufsteigenden Zähne umso mehr. Wenn ich jetzt aus einem breiten Brett viele schmale schneiden möchte, wäre es doch besser, wenn der Parallelanschlag exakt parallel ausgerichtet ist, oder?
Gruß Reimund
 

benben

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Das Video kannte ich nicht. Ist halt schon relativ wenig Führung mit so kurzem Anschlag. Ich habe den, gerade bei Breiten über 15cm, weiter hinten. Es stimmt aber das man so ganz sicher keinen Rückschlag erzeugt. Gerade bei kürzeren Werkstücken ist das aber schon arg kurz:confused:.
Wichtig ist jedenfalls bei schmalen Werkstücken den Anschlag nicht zu weit durchzuschieben!

Habe das eben das erste Mal gehört. Das Video scheint von Suva zu sein?

Gruss
Ben
 

WinfriedM

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Wenn ich jetzt aus einem breiten Brett viele schmale schneiden möchte, wäre es doch besser, wenn der Parallelanschlag exakt parallel ausgerichtet ist, oder?

Das Optimum an Oberflächengüte rechts+links vom Blatt wird wohl dort liegen, wo der Parallelanschlag wirklich parallel ist.

Ich kenne es auch so, dass der Parallelanschlag über die gesamte Länge vielleicht 2-3 Zehntel nach hinten öffnet. Das ist dann ja nicht mal ein Zehntel am Blatt.
 

WinfriedM

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In dem Video wird der Anschlag aber nicht vor das Sägeblatt zurückgezogen. So kann ich mir ein sicheres Sägen nicht vorstellen. Zum Schluss hätte man so keine Führung mehr.
 

ranx

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Moin,
den Anschlag auf halbes Sägeblatt zu rück zu ziehen kann und darf man nicht pauschal schreibe/machen... wenn der Parallelanschlag einen Meter weit weg vom Sägeblatt steht hast du die letzten cm überhaupt keine sichere Anlage.
Eine gedachte Linie mit 45° von der Sägeblattvorderkante "schräg" nach hinten zeigt die Hinterkante des Parallelanschlages.
Je breiter die Schnitteinstellung desto weiter nach hinten wird das Lineal gezogen.

LG uwe
 

khkb

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Moin alle miteinander,

und ein herzliches "Dankeschön!" an alle, die geantwortet und etwas mehr Klarheit in die Frage gebracht haben.

Ich bin ja froh, dass mich die Demenz wohl doch noch nicht sooo hart erwischt hat :emoji_wink:
 

Komihaxu

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In dem Video wird der Anschlag aber nicht vor das Sägeblatt zurückgezogen. So kann ich mir ein sicheres Sägen nicht vorstellen. Zum Schluss hätte man so keine Führung mehr.
Bitte Schnitte am Parallelanschlag nicht mit Schnitten am Queranschlag verwechseln.

Bei Nutzung des Parallelanschlags wird man nie umhin kommen, dass der Anschlag weiter reicht, als das Sägeblatt. Ob nun die genannten 20mm oder von der BG bekannten 45° sind Detailfragen.

Nutzt man den Parallelanschlag als "Stopper" für Schnitte von schmalen, aber langen Teilen am Queranschlag (Beispiel: 5cm Stücke von einer Dachlatte abschneiden), dann würde ich den Parallelanschlag noch vor dem Sägeblatt enden lassen.

Ich glaube, hier wären 2 Bilder von Vorteil.
 

derdad

Moderator
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Hi,
mal zu meinem Verständnis.
Der Parallelanschlag ist rechts vom Blatt und geht hinten minimal auf.
Wenn mein fertiges Werkstück rechts vom Blatt sein soll, ist es klar, dass es vorteilhaft ist, wenn der Anschlag hinten öffnet. Aber der Abfall auf der linken Seite berührt dann ja die aufsteigenden Zähne umso mehr. Wenn ich jetzt aus einem breiten Brett viele schmale schneiden möchte, wäre es doch besser, wenn der Parallelanschlag exakt parallel ausgerichtet ist, oder?
Gruß Reimund

In der Praxis schneidet man die Teile zuerst etwas grösser. Besäumt dann, und schneidet dann die Teile exakt auf Breite. Wenn ich wirklich schöne Leisten aus einem Brett schneiden will, wird dann noch gehobelt. Und seien es auch nur ein paar o,1 mm. Deshalb ist es egal wenn der "Abfall" keinen so schönen Schnitt hat.

LG
Gerhard
 

Dietrich

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Hallo Justus,

das war wohl ein wenig fehlinterpretiert von mir, Heiko hatte das Video verlinkt das ich in Erinnerung hatte, gegenüber der früheren mir bekannten Vorgehensweise (ich arbeite bis dato so, bisher unfallfrei), den beweglichen Anschlagteil bis zur Blattmitte zurück zu ziehen, wird dort von der Blattvorderkante im 45° Winkel nach hinten als Ende des verschiebbaren Teils empfohlen.
Es war ein Suva Video.
Ich hatte da etwas anderen behalten....Blattvorderkante....also vor dem Blatt.

Gruß Dietrich
 

Komihaxu

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Zur Verdeutlichung und Vermeidung weiterer Missverständnisse hier mal die zwei Situationen im Bild, wie ich es verstanden habe und sinnvoll finde:

1. Parallelanschlag eingestellt als Anschlag für Querschnitte.
Das Lineal ist deutlich zurückgezogen. Wie weit genau ist egal, aber auf jeden Fall vor den Anfang des Sägeblattes. Man sieht, wie die Klötzchen rechts schön Platz haben, um nicht eingeklemmt und von den aufsteigenden Zähnen hochgeschleudert zu werden.

attachment.php



2. Parallelanschlag eingestellt für Laengsschnitt. Hier kann das Lineal nicht ganz so weit zurückgezogen werden, sonst hat man am Ende vom Brett keine Führung mehr.
Wie weit genau, kann man nicht allgemeingültig sagen, hier gibt es mehrere Faustformeln, z.B. in einer gedachten Linie 45° vom Blattanfang weg.

attachment.php
 

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khkb

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Moin,

und WOW! Das ist mal ein exemplarisch perfekt gelungenes Arbeits/Erklärungsblatt. Wer es danach nicht begriffen hat, den sollte man sein Leben lang mindestens 10.000 mm von jeder Kreissäge entfernt halten. :emoji_wink:

Ich glaube, dass ich selbst in meiner besten und einfallsreichsten Zeit selten etwas so unmittelbar Einsichtiges hingekriegt habe.
 

uli2003

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Vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass die 45° Regel eher für Massivholz gedacht ist. Plattenware benötigt zum sauberen (Parallel)Schnitt einen komplett durchgehenden Anschlag.

Im oberen Bild sollte ein Abweiser eingesetzt werden, der die kleinen Abschnitte vom Sägeblatt weglenkt, damit sie nicht von den aufsteigenden Zähnen erfasst werden können.
Damit gibt es gleich das nächste Problem - die Abschnitte verkeilen sich zwischen dem Blatt und dem Träger des Parallelanschlags.
Normalerweise darf auch dieser in dem Fall nicht neben dem Blatt sein. Das Blatt (Aggregat) muss weiter nach hinten, bis es auf der rechten Seite ganz frei ist.

Grüße
Uli
 

Komihaxu

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Uli, grunsätzlich volle Zustimmung. Auf der Montagesäge mit Alutisch tue ich mir etwas schwer mit der Montage eines Abweisers.

Die Klötzchen haben Platz zum Ausweichen und ich möchte behaupten, dass ich mit oben gezeigter Einstellung 95% Sicherheit erreicht habe. Die weiteren 5% mache ich dann auf der Formatkreissäge, die die Erika irgendwann ersetzen wird.

Ich denke aber, dass die Grundidee klar geworden ist und damit die schlimmsten Anfängerfehler verhindert sind.
 

uli2003

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Wenn die Klötzchenschlange länger wird und einknickt, staut das und die Dinger kommen mit lautem 'Plöng' zurück - das ist der Moment, in dem der erfahrene Nutzer den Kopf kurz nach links schwenkt. :emoji_grin:

Auch auf der Alu-Montagesäge geht das - 6 mm Loch mit Gewinde rein bohren, und den Abweiser aufschrauben. Idealerweise mit Langloch im Abweiser zum Einstellen, einen Knauf gibt's im Baumarkt.

Wer nun sagt: 'in meine tolle Maschine bohre ich kein Gewinde', dem ist Sicherheit nicht wichtig und auch nicht zu helfen.

Grüße
Uli

Grüße
Uli
 

Komihaxu

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Wenn die Klötzchenschlange länger wird und einknickt, staut das und die Dinger kommen mit lautem 'Plöng' zurück - das ist der Moment, in dem der erfahrene Nutzer den Kopf kurz nach links schwenkt. :emoji_grin:
Ich stehe bei sowas grundsätzlich links am Schiebetisch, bin also aus der Flugbahn raus.
Und damit ich zukünftig auch bei Längsschnitten nicht mehr in der Flugbahn stehen muss, kommt eine Formatsäge mit Schiebeschlitten her.
 

WinfriedM

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Ich nehm da auch Doppeltape für... Aber vorher das Silbergleit erstmal mit Waschbenzin entfernen.
 
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