Wie funktioniert ein / dieser Tisch?

Alceste

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Wie immer habe ich hier eine echt doofe Frage, aber da ichs leid bin zu versuchen mir da selbst eine Antwort drauf zu geben, die am Ende doch wieder nicht 100% korrekt ist, gebe ich mir leiber einmal die Blöße als dumm zu sterben.
Es geht um Tische (nur so ich hab bis jetzt eine Werkbank gebaut, allerdings ist das eine 100% Kopie eines Entwurfs von jemand anderem), genauer darum zu verstehen, was die Funktion der Zarge ist.
Ich dachte bis jetzt immer, dass das Teil zum einen die Unterkonstruktion zusammenhalten soll und zum anderen die Tischplatte am Durchhängen hindern soll. ist das korrekt?
Jetzt habe ich mir aber letzte Nacht dieses Video hier angeschaut:
Hier sind die Zargen recht klein Dimensioniert (
) sodass ich mir nicht sicher bin, ob die überhaupt die Tischplatte am Durchängen hindern könnten. Mir ist auch klar, dass die Anforderungen an die Zarge natürlich von der Dimension der Tischplatte abhängt - evtl. ist die Tischplatte hier auch einfach klein gneug, dass das klappt?
Was mich interessieren würde, wäre ob es eine Schätzregel gibt, um die Zargen zu bestimmen.
Hintergrund ist folgender: Ich würde gerne ein Schreibtischprovisorium errichten: Zwei Unterschränke aus beschichteter Spanplatte mit Schubladen und darauf eine Schreibtischplatte (180 cm x 80 cm). Die Schreibtischplatte würde ich aus Leimholz kaufen (möglichst günstig).
Braucht es da eine Zarge und welche Dismenion muss die haben? Wenn Ihr Bilder eines solchen Möbels parat habt, die ich einfach als Vorlage nehmen könnte wäre das auch sehr hilfreich.
 

uli2003

ww-robinie
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evtl. ist die Tischplatte hier auch einfach klein gneug, dass das klappt?
Was soll sich bei einer massiven Platte von 35-40 mm durchbiegen? Mein Schreibtisch ist etwa 800 x 2000 und aus 30er Buche MPX. Der hängt vielleicht 1-2 mm durch (keine Zarge, 4 Füße auf den Ecken). Bei Massivholz kann der, je nach innerer Spannung und Wuchs, theoretisch sogar buckeln.
 

Hermann82_94

ww-robinie
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Meinst du wirklich durchbiegen (also der Länge nach) oder Schüsseln (der Breite nach)?
Das Durchbiegen kann bei Massivholz in der Stärke wie uli2003 schon sagte vernachlässigt werden, aber ich glaube eher du meintest Schüsseln, oder?
 

Pringles87

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Eine Zarge ist nach meinem Verständnis reines Laien auch nicht gegen durchbiegen sondern sorgt für Stabilität in Längsrichtung. Bei einem stabilen Tisch passiert nichts wenn du ab der kurzen Seite der Platte dagegen schiebst, ohne Zarge schwingt er in diese Richtung bzw gibt nach. Bitte verbessern falls das falsch ist
 

LaettaLight

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Hi Alceste,
bei einer klassischen Zargenkonstruktion hat die Zarge mehrere Aufgaben:
1. Schüsseln der Tischplatte verhindern (Querzargenanteil)
2. Durchbiegung der Tischplatte in Längsrichtung verhindern (Längszargenanteil) - ob das notwendig ist, hängt von der Stärke der Platte und Spannweite ab.
3. Befestigung der Tischfüße und dadurch Stabilität in Längs und Querrichtung (wenn man gegen den Tisch stößt / drückt)

Bei dem Schreibtisch oben kann man folgendes sehen:
- Durchhängen der Platte in Längsrichtung : Die Spannweite ist recht gering (geschätzt ~ 140cm) also wohl kein Problem
- Stabilität des Tisches in Längsrichtung : Ist durch das breite Brett als Traverse zwischen den Beinen hinten sicher gegeben
- Stabilität des Tisches in Querrichtung: Ist durch die ausgestellten Beine gegeben

- Verhindern von Schüsseln : Chris Salmone verwendet oft furniertes Multiplex (ob hier auch ?), da brauchts hier keine Maßnahme. Wenn Massivholz -> es gibt eine Zarge die nach hinten deutlich breiter wird - sollte bei vernünftig trockenem Holz schon funktionieren.

Das der Tisch nicht so stabil wie ein Wirtshaustisch oder ein Esstisch ist, ist aber auch klar.

Grüße
Tobias
 

LaettaLight

ww-eiche
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Ach ja: Ich hab's nicht gelernt, aber in der alten Literatur findet man für Gratleisten immer mal wieder den Wert: 1,5-2,5 x Plattenstärke für die Höhe einer Gratleiste. Das kann man sicher auch für die Querzarge anwenden, da diese ja die selbe Aufgabe erfüllt. Vielleicht kann da ja einer unserer echten Profis noch was dazu sagen.

Grüße
Tobias
 

kberg10

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Bevor wir hier über Gratleisten sinnieren, mal bitte, bitte die Hölzer vor verleimen fachgerecht ordnen, kann gar nicht hinsehen.
 

Alceste

ww-robinie
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Meinst du wirklich durchbiegen

yes

@LaettaLight Danke das ist genau die Erklärung die ich gesucht habe - wo du gerade von Literatur gesprochen hast - hast du evtl. ein Buch zur Hand das du mir nennen kannst in dem quasi das 1x1 der Stabilität von Möbeln erklärt wird? Also wirklich von Grund auf - anscheinend bin ich ja nicht der einzige, der hier Nachholbedarf hat ^^.
Zum zitierten Tisch: Du hast ja geschrieben, dass

Durchhängen der Platte in Längsrichtung : Die Spannweite ist recht gering (geschätzt ~ 140cm) also wohl kein Problem

Das hätte ich aus dem Bauch heraus auch gesagt - das bedeutet, dass die Konstruktion unter der Tischplatte eine andere Funktion erfüllt. Hast du eine Idee welche? Gehts hier darum den Tisch zusammenzuhalten?
 

LaettaLight

ww-eiche
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hast du evtl. ein Buch zur Hand das du mir nennen kannst in dem quasi das 1x1 der Stabilität von Möbeln erklärt wird? Also wirklich von Grund auf
Hi
Ich habe aus dem Klassiker Fritz Spannagel " Der Möbelbau" und aus dem Berufsschulbuch Tabellenbuch Holztechnik viel gelernt.
Der Rest ist grundlegendes Verständnis von Mechanik und Statik - ist ne Berufskrankheit.
 

raziausdud

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in der alten Literatur findet man für Gratleisten immer mal wieder den Wert: 1,5-2,5 x Plattenstärke für die Höhe einer Gratleiste. Das kann man sicher auch für die Querzarge anwenden, da diese ja die selbe Aufgabe erfüllt. Vielleicht kann da ja einer unserer echten Profis noch was dazu sagen.

Ich bin zwar kein echter Profi, auch kein falscher, aber echter Amateur. Ich hoffe, ich darf trotzdem etwas dazu schreiben

Wenn ein Zarge nicht genug Höhe hat, kann sie nur sehr schwach die Funktion der Abstützung der Beine übernehmen. Die Beine sind ein recht langer Hebel, die entwickeln also ordentlich Kraft. Man stelle sich einfach vor, wenn diese Kraft nur von ein paar Zentimetern aufgenommen werden muss. Da kann sich das recht weiche Material Holz durchaus verformen. Das Ganze wird "wackelig"; wenn es erst wackelt, hält die Verbindung nicht mehr lange. Die Probleme tauchen hier immer wieder (aber seltener, fällt mir gerade auf ...) mit den Kufentischen auf, selbst Metallbeine bekommt man ohne eine gewisse Abstützung meist nicht wackelfrei hin.

Zu diesem Zweck sollte die Zarge möglichst hoch sein, da natürlich ab einem gewissen Maß die Kniefreiheit leidet, geht man den bekannten Kompromiss ein mit einer Zargenhöhe von rund 10 cm. Dieses Maß sollte die Beine gut abstützen. In der Mitte könnte eine Zarge dann schwächer ausfallen. Wir haben hier zwei (gekaufte) Gartentische, bei denen die Zargen (längs und quer) einen schönen Bogen machen.

Abhängig ist die Stabilität und damit die erforderliche Zargenhöhe natürlich auch von der Holzart (Weichholz bzw. Hartholz).

Rainer
 

pixelflicker

ww-robinie
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Wegen durchbiegen würde ich mir bei Massivholz keine Sorgen machen.
Mein Schreibtisch hat gar keine Zarge und ist 2,20m lang. 4cm Dicke Eiche. Da hat sich in drei Jahren noch nix getan.
In der Werkstatt habe ich eine Tisch auf Rädern mit einer billigen Leimholzplatte vom Baumarkt drauf. Ist Buche nur 18mm dünn und selbst die biegt sich bei einer Spannweite von 1,50m nur etwa 2-3mm durch. Das ist nix für dieses dünne Holz und wäre bei einem Schreibtisch auch völlig egal. Und das Holz ist wirklich extrem dünn!
 
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