Wer arbeitet hier neben Holz mit Leder?

tropenholz

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Hallo,

Ich habe eine Kiste voll mit Lederresten für günstig bekommen. Meine eigentliche Idee war diese Stücke als Lederriemen zu verwenden. Es sind aber doch zu viel übrig geblieben, und mir fällt ein, dass meine Hobeleisen oft ohne Schutz rumliegen. Deshalb finde ich persönlich keine schlechte Idee, kleine Etuis für die Eisen zu machen. Nun ist das wieder wie ein Dejavu, als ich mit Holz angefangen habe...viel Lesestoff, verwirrt, 0 Plan und 0 Orientierung.

Den Fehler alles im Internet/Youtube zu glauben werde ich nie wieder machen. (Werbelinks mit zu guten Bewertungen, nein danke). Aber eine grobe Idee was ich gebrauchen könnte hätte ich im Kopf: Ahle, gutes Messer, Schneidunterlage, Nadel, Kantenhobel. Fehlt da noch was?

Kann mir jemand paar Tipps geben v.a. bei der Werkzeugwahl bzgl. Qualität, Preis usw.? Wo soll man einkaufen?
 

agnoeo

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Weiß nicht ob ich Hobeleisen in Leder packen würde, die Gefahr von Oxidation wäre mir persönlich etwas zu hoch.

Ich bastel auch hin und wieder etwas mit Leder, vorwiegend Axtschutze oder kürzlich Schoner für Niederhalter. Bastelmesser, Unterlage, Ledernadel und Zwirn dürften so die Basics sein. Statt Ahle oder Locheisen funktioniert für geringeren Anspruch auch ein 1,5-2mm Bohrer. Nicht schön, hat man aber vermutlich eher schon rumliegen.

Gruß,
David
 

tropenholz

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Weiß nicht ob ich Hobeleisen in Leder packen würde, die Gefahr von Oxidation wäre mir persönlich etwas zu hoch.

Ich bastel auch hin und wieder etwas mit Leder, vorwiegend Axtschutze oder kürzlich Schoner für Niederhalter. Bastelmesser, Unterlage, Ledernadel und Zwirn dürften so die Basics sein. Statt Ahle oder Locheisen funktioniert für geringeren Anspruch auch ein 1,5-2mm Bohrer. Nicht schön, hat man aber vermutlich eher schon rumliegen.

Gruß,
David
Hmm ok, das wäre mir neu. Meine Axt hat eine Lederscheide, bisher ist nichts schlimmes passiert. Gibt auch Lederrolltaschen für Stemmeisen/Hobeleisen. Was ist dein Bedenken bzgl. Oxidation? Gilt das für eine bestimmte Stahlart?

Ja ich hatte Löcher sogar mit dem Hohleisen gestemmt. Ergebnis war nicht schön, könnte besser werden. Aber ich denk mit dem richtigen Werkzeug machts richtig Spaß beim Arbeiten.
 

GertG

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Keine Ahnung; ich kenne nur welche aus Metall.

Mir haben die Videos vom Ralf Meisel beim Einstieg geholfen, auch wenn Du sagst, daß das alles nicht so Dein Ding ist.
Zuallererst das hier:
https://www.youtube.com/watch?v=xhTxwcUMtx8

Wenn Du das verinnerlicht hast, hast Du schon zwei Drittel von dem drin, für das, was Du machen willst.
Er gibt da auch Produktlinks an, denen man aber nicht zwingend folgen muß.
Der hat auch eine Webseite:
https://www.rabomslederkiste.de/



Ich hab mein Werkzeug fast nur bei Aliexpress gekauft. Man bekommt das zwar hier auch über deutsche Händler, aber es ist eigentlich das Gleiche.
Deutsche Hersteller scheint es für solche Sachen schon lange nicht mehr zu geben. Jedenfalls war meine Suche erfolglos (und ich hab da sehr gute connections nach Solingen und Remscheid)

Mein Basiswerkzeug hat etwa 50,-Euro gekostet und ist in brauchbarer Qualität für gelegentliche Nutzung.
 

magmog

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Guuden,

nicht all zu dickes Leder lässt sich mit Ledernadeln auch auf
Haushaltsnähmaschinen bearbeiten.
Als weiteres Werkzeug verwende ich eine Ahle mit rombischem Querschnitt,
die macht kleine Schnitte in das Leder.
(so sind auch die Ledernadeln für die Nähmaschinen ausgeführt.
Stoffnadeln sind leicht konisch und ziehen sich schlecht aus dem Leder zurück)
Ein Stahllineal und ein Teppichmesser zum Zuschneiden, eine starke Schere noch.
Für einzelne Löcher eine Lochzange, besser noch ein paar Lochpfeifen (häufig günstig vom Flohmarkt), Hohlnieten mit Zange, Ledernieten werden in einem Loch
mit einem Hammer befestigt.

Soll es feinst werden, noch ein Offenbacher Schärfmesser | Schmedt
aber da geht es schon in die Richtung des Feintäschner Handwerks.


Ahle – Wikipedia
 

inselino

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Weiß nicht ob ich Hobeleisen in Leder packen würde, die Gefahr von Oxidation wäre mir persönlich etwas zu hoch.
Was genau ist deine Idee dahinter? Also das Leder an sich sollte das Eisen ja nicht oxidieren, wenn oxidiert die Luft und die kommt ja bei anderen Aufbewahrungen auch ran? Oder geht es dir drum, dass ein Schutzfilm aus Öl dann vom Leder aufgenommen wird?

Mir wäre zumindest nicht bekannst, dass Leder da mit Stahl eine Reaktion eingeht.
 

Paulisch

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Ich arbeite auch etwas mit Leder. Grade vor ner Woche hat mein Gürtel ein Loch mehr bekommen. Ansonsten ginge er nicht mehr zu :emoji_rolling_eyes:.

Lederwerkzeug findet man ganz viel auf Flomärkten. Ich könnte wetten ein Samstag und du hast alles was du brauchst
 

agnoeo

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Was genau ist deine Idee dahinter? Also das Leder an sich sollte das Eisen ja nicht oxidieren, wenn oxidiert die Luft und die kommt ja bei anderen Aufbewahrungen auch ran? Oder geht es dir drum, dass ein Schutzfilm aus Öl dann vom Leder aufgenommen wird?

Mir wäre zumindest nicht bekannst, dass Leder da mit Stahl eine Reaktion eingeht.

Nee, geht darum, dass Leder Feuchtigkeit aufnimmt und dann direkt mit dem Eisen in Kontakt ist. Ist mit Stoff nicht viel besser. Kann auch gut gehen.
Gruß, David
 

GertG

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Lederwerkzeug findet man ganz viel auf Flomärkten. Ich könnte wetten ein Samstag und du hast alles was du brauchst

Da wette ich dagegen.
Ich gehe seit über 30 Jahren auf den Trödel und hab da so was noch nie gesehen.
Da muß schon irgendein alter Schuster koppheister die Treppe runtergegangen sein, damit die Enkel mit dem Zeug da auftauchen.

Was Korrosion angeht, könnte ich mir vorstellen, daß die Gerbungsart des Leders eine Rolle spielt.
Da werden ja mitunter diverse Säuren und andere Sauereien wie z.B. Chromsalze eingesetzt.
Ist ja auch ein Grund, weswegen man in Deutschland heute eher eine Weltraum-Startrampe im Garten genehmigt bekommt als eine Gerberei (oder, noch schlimmer, eine Galvanik).
 

inselino

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Ja da werden eine Menge Schweinereien eingesetzt aber die werden ja auch wieder ausgewaschen. Ansonsten wären Lederprodukte mit längerem Hautkontakt ja auch bedenklich. Daher würde ich nicht sagen, dass im Leder noch Säure ist.
Das mit der Feuchtigkeit ist natürlich ein Punkt aber ich würde behaupten, dass Holzfasern genauso gut Wasser ziehen wie Lederfasern oder?
Also Leder hat so um die 8-12% Wasser allerdings ist das noch blue leather also nach der ersten Gerbung. Ich denke veredeltes Leder wird noch etwas drunter liegen.
 

tropenholz

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War heute aufm Flohmarkt und habe dieses Werkzeug für 2€ gekauft. Kann mir jemand sagen, ob es ein Kantenhobel ist? Wie würdet ihr bei der Aufarbeitung vorgehen?
 

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GertG

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Sieht mir eher wie ein Nutenzieher aus, mit dem man den Zwirn beim Nähen unter die Oberfläche versenkt.

Ich hab dazu so was hier:
https://de.aliexpress.com/item/1005003693246808.html

Klar kann man das wieder aufarbeiten.
Aber was bleibt denn da vom Original noch übrig, wenn man das Heft neu macht?
Ein Stück stumpfer, rostiger Stahl, der wahrscheinlich auch durch jahrelanges Nachschärfen so kurz geworden ist, daß man nicht mehr mit vernünftigem Winkel arbeiten kann.
 

Guido_CH

ww-buche
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meine "Ausrüstung":
stabiler Cutter mit Abbrechklingen (die schmalen, die ca 9 mm breit sind)
Schneidunterlage: Schneidematte aus dem Papeteriebereich, manchmal auch einfach ein Stück Spanplatte
Sattlernadeln oder Ledernadeln (letztere sollte es in einem Handarbeitsladen geben)
kräftiges Garn; für mich sollte das Zwirn aufwärts sein, zur Zeit nehme ich gern Forellenfaden (Achtung: der ist richtig dick, dafür braucht es stärkere Sattlernadeln). Ob gewachst oder ungewachst, ist Geschmackssache; ich habe beide und mag den ungewachsten lieber
Ahle zum Vorstechen; Schwertahlen sind besser, wenn man dickes Garn verarbeitet
Für die Ahle braucht es eine passende Unterlage, in die man reinstechen kann; notfalls dicker Kork, besser ist eine dicke Filzunterlage. Ich hab's ganz am Anfang übrigens auch mit kleinem Bohrer probiert, aber der verläuft, und die Naht sieht entsprechend aus...
Abstandsrädchen, damit die Naht gleichmäßig wird (macht echt einen Unterschied!)
Lochzange
Einen Kantenschärfer habe ich nicht und noch nie vermißt (ich verarbeite meistens Spaltleder).
Damit müsstest Du eigentlich schon ziemlich komplett sein.

Wenn ich Hüllen fürs Smartphone oder ähnliches mache, mag ich keine offenen Schnittkanten. Dann brauche ich noch:
Schärfmesser (z.B. wie im Link von Magmog; ich nehme eins wie es Sattler verwenden)
Klebstoff für Schuhmacher (z.B. Klebfest) oder Buchbinderleim
Falzbein und Nadel für runde Ecken

Luxus (aber richtig angenehm, wenn man eines hat) ist ein stitching pony, also so was: https://ds-leder.de/Lederwerkzeuge-Maschinen/Lederwerkzeuge/Lacing-Stitching-Pony:::5_189_194.html - aber als Holzwerker baut man sich sowas selber :emoji_slight_smile:

wo ich die Sachen beziehe (nur als Beispiel gedacht, es gibt sicher viele andere):
ds-leder.de
lederkram.de
Im Zweifelsfall ruhig anrufen, solche Firmen haben immer jemand, der sich gut auskennt und gerne Auskunft gibt.

VG
Guido
 

GertG

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Luxus (aber richtig angenehm, wenn man eines hat) ist ein stitching pony, also so was: https://ds-leder.de/Lederwerkzeuge-Maschinen/Lederwerkzeuge/Lacing-Stitching-Pony:::5_189_194.html - aber als Holzwerker baut man sich sowas selber :emoji_slight_smile:

Logisch. :emoji_sunglasses:

Nähpony.JPG

Bis auf den schwarzen Drehgriff (Griffverstellung von einem Einachsschlepper) alles Zeugs, was ich noch rumliegen hatte.
Das Holz der Zange sind Reste von meiner Eigenbauküche und die dicke Basis war ein 70 Jahre altes Schneidebrett aus einer Metzgerei.
Das Klavierband stammt von einem alten Nachttischchen und der silberne U-Winkel ist mal ein Rechteckrohr aus einem IKEA-Regal gewesen.
Das plattenförmige Gleitlager zwischen Zange und Basis; hier nicht sichtbar; war früher mal ein Deckel von einem PE-Eimer mit Fassadenfarbe drin.

Nennt man in einschlägig vorbestraften Kreisen wohl auch "nachhaltig".
 
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tropenholz

ww-robinie
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Danke euch für die ganzen Empfehlungen. Ich tendiere jetzt zu einem Starter Set mit Nahtversenker, Schraubheft für versch. Ahlen, Nahtmarkierer, Sattlernadeln, Faden und ein Stück Leder. Ich kaufe ungern bei AliExpress...hatte nicht so gute Erfahrungen. Lieber ein paar gute Werkzeuge als zu viel schlechte. Damit hat man nach meiner Erfahrung mehr Spaß :emoji_grin:

Ein Stitching Pony steht auf der Liste. @GertG wie hast du das drehbar gemacht?
 

netsupervisor

Gäste
Ich hatte mal etwas länger her eine Lederarbeit, weil mir der Sattler für mein Auto keine Motorhauben-Riemen herstellen wollte (zu aufwendig).
Also hab ich mir nur die Basis zum Arbeiten besorgt: Garn, Rundahle, Nadeln, Zackenrad und Riemen.

Die Grundlagen wie Leder schärfen und Hämmern hab ich mir leider erst danach aneignen können. Naja, das Ergebnis war schon ok.
Shops mit Sattlerbedarf gibt es doch einige im Internet. Je nachdem was man für ein Material braucht gibt es dort oft auch Werkzeuge.

Die Herstellung der Schnellverschluss-Schnallen aus Edelstahl und das Polieren fand ich weniger nervig, als die Sattlerarbeit. Einmal daneben gestochen, schon hat man Ausschuss...
 

GertG

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Ein Stitching Pony steht auf der Liste. @GertG wie hast du das drehbar gemacht?

Einfach nur ein fettes Stück M16 Gewindestange als Drehachse eingebaut.
Die Basis (dicke Bohle) habe ich unten leicht angesenkt, damit eine flache Mutter unten nicht übersteht.
Zwischen Zange und Basis eine Scheibe PE (der erwähnte Eimerdeckel) als Gleitlager und dann oben mit einer Mutter so fest angezogen, daß es nicht wackelt, aber noch erträglich leicht gedreht werden kann und dann mit einer zweiten Mutter gekontert.

Auf einen Lederbelag hab ich verzichtet, weil so die dann scharfkantige Zange besser kurze Stücke packen kann, die bei der Rundung durch das Leder rausrutschen würden.
Brauche ich den Schutz für das Leder, zieh ich einfach eine Wollsocke über die Zange.
 
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