Welche Lackierpistole? (für Gelegenheitslackierer)

checkalot

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Hallo woodworker,
ich habe als Hobbyschreiner in letzter Zeit große Freude am Lackieren gefunden (hauptsächlich 2K-PUR-Möbellacke und 1K-Acryl-Lacke). Nachdem meine e-Pistole (Wagner 450 SE) den Dienst quittiert hat, würde ich gerne eine Fließbecherpistole mit Kompressor kaufen. Anwendung ist wirklich nur für ab und zu lackieren, die Flächen sind dabei typischerweise extrem überschaubar, eigentlich fast nie größer als 1 qm. Insonfern ist es mir auch wichtig, dass ich eine ziemlich kleine Menge Lack mischen und mit wenig Überbleibsel verspritzen kann. Das war bei der ePistole immer etwas ärgerlich, da blieb noch ziemlich viel Restmenge übrig, die nicht mehr vernünftig angesaugt wird.
Habe die vielen Threads dazu schon studiert und gelernt, dass für mich wohl eher ein RP als HVLP-System in Frage kommt, weil ich hintendran einen Kompressor mit Lichtstrom hängen muss (kein Drehstrom vorhanden) und das Ganze möglichst auch nicht so teuer werden soll und RP deutlich weniger Luft braucht.

Nun ist die Frage: welche Pistole? Die SATA werden immer gelobt, die 2000er gibt es aber nicht mehr, die in älteren Threads empfohlen werden. Was wäre denn ein - erschwingliches - aktuelles Modell, das mit Luft einigermaßen sparsam haushaltet? Und gibt es auch Alternativen zu SATA?

Viele Grüße & entschuldigt die gefühlt 777. Lackierpistole/Kompressor-Frage :emoji_slight_smile:
Georg
 

Frankenholzwurm

ww-robinie
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Hallo Georg

Ich weiß jetzt zwar nicht, welche Pistolen momentan auf dem Markt sind, aber ich will kurz meine Erfahrungen von RP zu HVLP mit dir teilen.

Kurz, ich hab 2 Pistolen, eine SATAJet NR95 HVLP und eine SATA LM2000 RP.

Ich hab auch einen relativ kleinen Kompressor und der kommt auch mit der HVLP gut zurecht, da meine Teile selten größer als 1m² sind.

Bist das fertige Teil beiseite geräumt und das nächste zum lackieren bereitsteht, ist der Komressor auch wieder voll einsatzfähig. Probleme gibt nur, wenn du 70m² am Tag lackieren willst, das packt der Kompressor nicht.

Für Gelegenheitsanwender ist HVLP auch mit einem kleinen Kompressor machbar.

So, nun zum Unterschied.

Die RP nehm ich, wenns pressiert, ansonsten hat die relativ wenig zu tun, mir ist die HVLP wesentlich lieber.

Ich hab ja den direkten Vergleich und habe festgestellt, dass die RP doch schon viel mehr Farbverbrauch hat, als die HVLP bei gleicher Fläche.

Bei Hobbyanwendern steht ja nicht immer eine Spritznebelabsaugung (oder gar Lackierkabine) zur verfügung und da spielt die HVLP seine stärken aus.

Die hat wesentlich weniger Spritznebel, damit auch weniger Overspray und damit geringeren Lackverbrauch.

Schlechter im Ergebnis ist die RP aber deshalb nicht.

Ich nehm aber lieber die HVLP, allerdings kostet die auch ein wenig mehr.

Soweit meine Erfahrungen....

PS: gibt eigentlich die miniJet noch?? Wenn du nur kleine Flächen hast, vielleicht die mal in Betracht ziehen.
 

checkalot

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Ganz herzlichen Dank für den Erfahrungsbericht - der hilft mir enorm weiter! Das lässt mich HVLP wieder in Betracht ziehen. Damit ich mir ein grobes Bild machen kann: weißt du, welches Kesselvolumen und welche Abgabeleistung dein Kompressor hat? (gerne reicht auch der Typ, dann kann ich die technischen Daten selber nachschauen)
 

Michael_MA

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also ich habe mir vor Zwei Jahren auf Empfehlung eine SATA LM2000 RP 1,8er Düse zugelegt.. dazu einen AIROTEC Montagekopressor mit 180L/min (20L Volumen).. bei der Gelegenheit hab ich mir bei dem Kompressor Lieferanten für ca. 50 € noch eine ganz einfache HVLP Pistole zugelegt.. was soll ich sagen.. mit dem Kompressor und der Billigen HVLP Pistole habe ich von Anfang an sehr gute, bis perfekte Ergebnisse erreicht.. die SATA hat sich bei mir vermutlich wg. der Größe des Kompressors nicht wirklich bewährt.. Ich lackiere i.d.R. auch nur kleine Flächen- bis zur größe eines Türblattes damit.. da donnert der Kompressor natürlich schon häufiger.. aber er schafft es mühelos.. ich arbeite ja keine 10 Stunden damit..
Es ist schwierig eine Empfehlung für einen Anwendungsfall anzugeben, denn man nicht genau kennt. Aber nach Zwei Jahren habe ich mittlerweile genügend eigene Erfahrung um zu sagen, daß eine einfach Pistole wie sie häufig in Ebay als HVLP in Edelstahl ( damit ist aber nur die Düse gemeint..) zwischen 30-50 € angeboten werden für den Gelegenheitlackierer völlig ausreicht.. Da gibt es komplette Sätze mit Düsen zwischen 1,4 und 2,5mm für unter 100 €.. mehr muss man nicht bezahlen.. Noch einen Hinweis was die Düsen betrifft.. die HVLP Pistolen mit einem vollen Lochkranz ober unter unterhalb der Farbdüse kommen auch mit kleineren Kompressoren wie meinem ganz gut zurecht..

Ich will aber auch nicht verschweigen, daß für eine hochwertige Autolackierung ganz andere Kaliber notwendig sind.. denn für Blechteile und Hochglanzlackierungen auf MDF gehe ich schonmal in die Spritzkabine eines bekannten und verwende dann eine SATA JET 2000 HVLP digital dafür.. (Ebay Schnäppchen..) die dann aber auf ihre ca. 400 l/min besteht.. und das geht nun mit keinem mobilen Kleinkompressor mehr..

In jedem Falle, egal was für eine Pistole, sollte ein kleiner Öl/Wasserabscheider unmittelbar vor die Spritzpistole um hier wirklich einen hochwertigen Sprühnebel zu erreichen.

Beste Grüße, Michael

p.s. Im Anhang habe ich noch zwei Fotos, eines von der HVLP LV Ausführung (so nenne ich sie mal, weil sie mit weniger Luftvolumen auskommt (meine hat so um die 250l/min) und das zweite Fotos von der normalen HVLP Düse.
 

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Rühl

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Hallo,


ich kann den Ausführungen bezüglich der HVLP und RP Modellen nicht zustimmen.

Die NR95 HLVP ist aus meinem SATA Sortiment die mit Abstand "schlechteste" von ihrem Spritzbild her.
Als Vergleich habe ich noch Jet, Jet 90, 3000RP.

Ich lackiere Möbel und Fahrzeuge.

Deshalb ist sie bei mir nur zum Füller spritzen mit 1,8er Düse eingerichtet.

Bei den RP Pistolen sollte man wegen des höheren Farbtransportes auch zügiger lackieren.

Es mag ja durchaus möglich sein das kleine Kompressoren bei den RP Pistolen schneller an ihre Grenze kommen und die NR deshalb besser "passt".

Nur besagt das nichts über die "Qualität" einer Pistole.




Gruß
 

Frankenholzwurm

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Guten Abend allerseits

Hab mal noch ein paar Daten von meinem Kompressor:

Kessel 40 Liter, Ansaugvolumen 250l, Abgabeleistung geschätzt 150-170l.

@ Rühl

Also ich muss sagen, dass das Spritzbild von meiner NR95 besser ist, als das von der LM2000.

Habe am Ergebnis von der NR nichts zu meckern, gibt bei mir eine gute, saubere Oberfläche.

Ich verarbeite damit fast ausschließlich 2K-PUR.

Wie ich oben auch schon geschrieben habe, nehm ich die RP meist, wenn es eilt, weil es eben schneller geht, trotzdem brauche ich bei der RP mehr Lack auf der gleichen Fläche und gleichen Schichtdicke.

Ich glaube aber auch, dass nicht jeder mit den Pistolen gleich gut zurecht kommt.

Die NR95 liegt mir auch noch um einiges besser in der Hand, als die LM2000.

Am besten im Geschäft mal in die Hand nehmen und probieren.

Mir persönlich ist deshalb meine NR95 HVLP am liebsten.
 

tobi d.

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Hallo

Die 95er und die LM 2000 gibt es neu schon gar nicht mehr. Ich habe beide in der Firma und nehme sie nur noch selten die 95er für Ral 9006 und die 2000er für Klarlack.
Am liebsten ist mir die Jet 1000 RP mit 1,8er Düse ,in Ermangelung einer 3000er, gefolgt von der Jet 100 RP .Und diese dürfte mit 1,8er Düse für den "Heimbetrieb " ausreichend sein.


Tobi
 

checkalot

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Danke für die vielen Hinweise - jetzt komme ich aber nochmals etwas aus dem Tritt: jetzt kommt auch noch LVLP ins Spiel. Da hatte ich schon mal viele warnende Hinweise gelesen, dass dies deutlich mehr Overspray als HVLP produzieren würde??? Hatte mich nämlich nach euren Hinweisen schon ziemlich stark in Richtung HVLP gedreht, weil ich in Ermangelung einer professionellen Absaugung die Materialmengen, die nicht auf dem Werkstück landet, gerne minimieren möchte...
 

Michael_MA

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Danke für die vielen Hinweise - jetzt komme ich aber nochmals etwas aus dem Tritt: jetzt kommt auch noch LVLP ins Spiel. Da hatte ich schon mal viele warnende Hinweise gelesen, dass dies deutlich mehr Overspray als HVLP produzieren würde??? Hatte mich nämlich nach euren Hinweisen schon ziemlich stark in Richtung HVLP gedreht, weil ich in Ermangelung einer professionellen Absaugung die Materialmengen, die nicht auf dem Werkstück landet, gerne minimieren möchte...

Wenn Du Dich an meiner Empfehlung orientierst, wirst Du keine Überraschungen bezüglich des Oversprays erleben.. denn diese Pistolen mit dem beschriebenen Lochkranz fokussieren den Sprühnebelstrahl so gut, das nicht mehr wie ca 1cm Over spray bei einer Sprühentfernung von ca. 20-25 cm entsteht.. mehr nicht.. Dabei solltest Du einen Spritzdruck an der Pistole im Bereich zwischen 1,4-1,6 bar haben.. Als Mitteldruck am Kompressor empfehlen sich ca. 3 bar.. Beim Kauf unbedingt darauf achten, daß Du eine Pistole kaufst, bei der der Luftdruck am Schlaucheingang regelbar ist.. als Düsengröße haben sich für meine Einsatzfälle 1,6 und 2,0mm bewährt..

Hier habe ich einen Link zu einem Lieferanten, der einen Komplett-Kit für kleines Geld anbietet. Diese Pistole hat sich für die verschiedensten Aufgaben hervorragend an meinem Kleinkompressor bewährt.. zum Füllern mit 2,5mm Düse..
HVLP Spritzpistole und Lackierpistole V2A günstig im Shop


Beste Grüße, Michael
 

checkalot

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Danke für die vielen Tipps - so langsam sehe ich klarer.

Eine Frage habe ich aber noch: wenn ich einen Kompressor mit 50l Kessel habe, mit ca. 10 Bar Arbeitsdruck, dann pumpt der beim Einschalten doch rd. 500l Luft rein. Wenn ich nun eine sehr lufthungrige HVLP-Pistole mit 400 l/min Luftbedarf betreibe, wie lange kann ich die dann am Stück betreiben - mal das Nachladen des Kompressors nicht berücksichtigt?
Vermutlich nicht 1 Min 15 sek., oder? Geht das nur so lange wie der Betriebsdruck noch aufrecht ist? Bei 3 bar Betriebsdruck würden dann noch 150 l verbleiben. Ergo 500l minus 150l gibt 350l, d.h. ich könnte mit der Ausgangsfüllung die "400l-Pistole" rechnerisch 52,5 Sekunden ununterbrochen betreiben.

Im "wirklichen Leben" fängt der Kompressor dann bei ca. 7 oder 8 bar wieder an, nachzupumpen, so dass die tatsächliche ununterbrochene Betriebsdauer höher ist.

Stimmt das, oder habe ich einen Denkfehler gemacht?
 

Michael_MA

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Ok, es ist nicht allzu schwierig auszurechnen..
wenn Deine Pistole ca. 250 l/min benötigt, kannst Du theoretisch bei einem 50l Tank und 10bar Druck ca. 2min spritzen.. ohne daß der Kompressor nachlädt.. das ist aber die Theorie, denn entscheidend ist das Luftliefervolumen Deines Kompressors.. und das entspricht sicher nicht den 500 l/min.. Die meisten Kompressoren sind so eingestellt, daß sie einen Mindestdruck von 8 bar im Kessel halten.. d.h.- er fängt bei 8 bar an nachzuladen.. und hört bei ca. 11 bar auf..
Also dieses Luftliefervolumen ist die Rechnerische Größe, mit der Du Deine Lackierzeit berechnen kannst.
Nehmen wir mal an, es sind 250 l/min.. dann kannst Du bei einer Pistole mit 250 l/min Luftbedarf nahezu kontinuierlich lackieren.. Der Kompressor wird immer mal wieder einschalten und nachladen..

Beste Grüße, Michael
 
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