Vorurteile

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Hallo,
Sind Kunden bestimmter Berufsgruppen, gesellschaftlichen Schichten oder geschlechts schwieriger oder sind handelt es sich hier nur um Vorurteile? Ich denke hier z.B. an Lehrer, Rechtsanwälte, Neureiche, Frauen, Männer usw.
Wie ist eure Meinung dazu?
Gruß Georg
 

carsten

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Hallo

mir ist diesbezülich schon zu Ohren gekommen das es tatsächlich Kollegen gibt die z.B. den Beruftsstand der Lehrer als Kunden vermeiden bzw gar ganz ablehnen. Anhand von immer mal wiederkehrenden Geschichten kann ich das sogar nachvollziehen. Wie das inzwischen bei der aktuellen nicht mehr so rosigen wirtschaftlichen Lage gahandhabt wird intzieht sich meiner Kenntnis.
 

wernerAugsburg

ww-nussbaum
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Servus,
ja-das kenn ich auch. Lehrer die noch dazu in einem bestimmten Stadtteil von Augsburg wohnen......ein Graus :emoji_wink:
Gruß
Werner
 

Glismann

ww-robinie
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Das ist kein Vorurteil, das stimmt.

Vor allem bei Lehrern und Rechtsanwälten, teilweise auch bei Neureichen.
Die wissen meist alles besser oder haben genug Zeit sich im Internet
"schlau" zu machen.
Die kommen dann mit Halbwissen über Themen, =Das hab ich mal gelesen=
oder ähnlich.

Es sind deswegen keine schlechten Kunden, nur die Planung und Ausführung
dauert etwas.
Auch sind es nicht alle, aber überproportional zur Berufsgruppe eben ein paar
mehr.
Im Gegenteil, wenn den Kunden das genau erklärt wird, kann man dort klasse Arbeiten.
Gruß aus Hamburg
 

Holzbasti

ww-buche
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tach!

das mit dem besser wissen kann ich jetzt nur bei rentnern bestätigen.
oder bei meinem opa *grins*. da isses oft so:
"och junge ich weis des des hab ich so und so gemacht des musste auch so machen....."
wir sind öfters ma bei doktors oder so in der richtung am schaffen.
die sind meistens ausser haus und wenn die daheim sind stehen sie zwar im weg rum aber sie geben keine vorschläge. die fragen halt ab und zu warum wir das jetzt so und so machen. wenn man denen das erklärt isses gut und das sind immer wunderbare baustellen. nur etwas zu trocken aber das is ne andere sache.

mfg
sebastian
 

Musicman

ww-kiefer
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Wer Lehrer sät, wird Lehrer ernten...

so spricht der Volksmund. Nach meiner Erfahrung ist an jedem zweiten Rechtsstreit vor Gericht ein Lehrer beteiligt. Ein Prozess hat in der Regel zwei Beteiligte (Kläger und Beklagten). Bei zwei Prozessen sind das dann vier Beteiligte und davon ist dann erfahrungsgemäß einer Lehrer. Wer will dem Nachbarn seinen Willen aufzwingen? Lehrer. Wer geht gegen die Kanalgebühren vor? Lehrer usw. Ich habe jetzt speziell keine eigenen schlechten Erfahrungen gemacht und will auch nicht behaupten, dass alle Lehrer so sind. Aber es ist schon eine eigene Spezies, die sich erst eine Meinung bildet und dann Argumente sucht um diese zu stützen. Eine Überzeugung in die andere Richtung ist praktisch unmöglich. Ganz besonders schlimm: Fachlehrer für Sprachen.
Was Juristen und andere Akademiker angeht, so sind diese am Anfang recht kritisch, weil sie halt nicht auf Betrüger und andere Stressmacher reinfallen wollen. Bei der Abwicklung waltet dann aber gesunder Menschenverstand.
Bei Rentnern ist das wieder etwas anderes: Die haben einfach zu viel Zeit.
Eine weitere problematische Zielgruppe sehe ich in alleinerziehenden Frauen. Die sind meist gefrustet, weil sie es nicht schaffen, ihrem Nachwuchs Grenzen und Regeln aufzuzeigen. Und den Frust lassen sie dann an anderen aus...
Soviel zum Thema Vorurteile!
 

Rühl

ww-robinie
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Wenn man allerdings erst mal das Vertrauen eines solchen Kunden gewonnen hat, kann man sich merkwürdigerweise fast alles erlauben!:emoji_wink: :emoji_grin:
 

edelres

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Kundenpflege Vorurteile

Hallo Forumsfreunde,


Ich finde es sehr Wichtig, dass schon im Vorgespraech mit dem Kunden ein Vertrauensverhaeltnis aufgebaut wird. Ich spreche nie von Kosten sondern was der Kunde zu investieren hat und was er dafuer bekommt. Ob Schreiner oder Restaurator, wir schaffen "Werte" , wir liefern Qualitaet, keine Kosten!

Als Beispiel ich verleime einen antiken Stuhl neu, einschliesslich neuer Eckkloetze und Duebel, um kostendeckend arbeiten zu koennen verlange ich zwischen 150 bis 300.—US$, dabei gebe ich dem Kunden 5 Jahre Garantie(*) fuer meine Arbeit. (Ein gut konstruierter und verleimter Stuhl haelt 25 Jahre).

Ist dem Kunden mein Preis zu hoch, billige ich ihm das Recht zu nein zu sagen, in wirklich freundlicher Weise.
Ich selbst besitze reparaturbeduerftige Dinge die es nicht Wert sind aus meiner Sicht Geld dafuer auszugeben.
Hat der Kunde Zweifel ob sich das lohnt, sage ich ihm immer dass dies seine eigene Entscheidung ist und ich dies ob ja oder nein anstandslos akzeptiere. Bringt der Kunde dann den Zeitwert ins Spiel, dass die Reparatur mehr koste als frueher ein Stuhl, antworte ich damit dass ich einen VW Bus von 1969 besitze fuer den kostet mich eine Reifen den gleichen Preis wie fuer ein Auto Baujahr 2006.

Es ist unbedingt wichtig dem Kunden unvoreingenommen zuzuhoeren und genau herauszufinden was er will. Ist mir etwas unklar hinterfrage ich dies, bis wir beide wissen um was es geht. Nun erklaere ich dem Kunden meine dafuer erforderlichen Leistungen und was er dafuer zu Investieren hat. Auf Grund meines Aussehens und Alters akzeptiert jeder Kunde den Hinweis auf meine Erfahrungen. Ist das Vertrauensverhaeltnis hergestellt ist bei Sachgemaeser Arbeit der Kunde zufrieden und der Preis ist vergessen, schlampige Arbeit vergisst der Kunde nie auch wenn sie noch so billig war. Oft geben die Kunden mehr aus als am Anfang geplant und da sie ueber die wertschoepfenden Arbeiten aufgeklaert wurden sehen sie das Ausgefuehrte in einem ganz anderen Licht und haben eine hoehere Wertschaetzung des geschaffenen

Anderes Beispiel: Ich musste bei einer Verabredung auf eine Kundin warten, in ihrem Haus arbeitete ein Installateur, welcher mich fragte fuer welche Firma ich taetig waere, auf meine Antwort dass ich selbstaendig sei, bemerkte er, dieser Kundin wuerde er sogar auf der Strasse ausweichen und nie fuer sie Arbeiten, der waere nichts recht zu machen. Ich habe es mir abgewoehnt meine Kunden durch die Brille eines Dritten zu betrachten, doch war sehr aufmerksam im Gespraech mit der Kundin. In diesem Fall waren Ergaenzungen an einem 250 Jahre alten Bett (Familienerbstueck) anzufertigen. Die vorhandenen Teile hatten einen roetlichen Kirschbaumalterston, welchen sie unbedingt an den Ergaenzungen haben wollte. Das war eine Situation unmoeglich einen nur annaehernd genauen Kostenvoranschlag zu machen. Ich erklaerte der Kundin genau um was es sich hier handelt und dass die Ermittlung der von ihr gewuenschten Farbe, welche auch langzeitstfarbabil ist, sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Ihre Antwort war, es waere ihr angenehm wenn ich das fuer sie Ausfuehren koennte. Ich machte zur gegenseitigen Klarstellung die Mitteilung, dass ich keinen Preis vorhersagen koenne, welches sie auch akzeptierte. Ich muss sagen dass ich dadurch viel lernte bezueglich Farbangleichung und im Endefekt eine nahezu genaue Farbe erreichte. Da ich auf meinem Nachhauseweg 2 mal taeglich das Haus meiner Kundin passierte, zeigte ich ihr die Farbmuster und wie ich auf das Endresultat hinarbeitete. Um die genaue Farbe zu erreichen musste ich das neue Kirschbaumholz fast Weiss bleichen. Das gebleichte Holz beizte ich mit Arti orange Wasserbeize und mit braungetoentem Nitrolack lasierte ich die Faechen. Als ich das Bett ablieferte war es spaeter Nachmittag und beim Aufbauen des Bettes fiel die Sonne voll auf die neuen Stuecke, die von mir gewaehlte Farbe leuchtete so richtig nahezu farbgleich wie die Originalteile, welches meine Kundin mehr als begeisterte. Sie ist fuer mich der Tueroffner geworden in einen Kundenkreis wo Leistung gefragt ist und anstandslos verguetet wird.

Ich will und kann keine Ratschlaege erteilen was ihr tun und lassen sollt in eurem Geschaeftsalltag. Mein Erfolgsrezept ist, dem Kunden zuhoeren, herausfinden mit letzter Klarheit was er will und ihm einen Kostenvoranschlag unterbreiten der auch eingehalten werden kann und muss. Ich gehe lieber dabei etwas hoeher, der Kunde freut sich wenn es „nur 1480$ statt 1500.--$ kostet.

Ich verlange keinen Preis!!! Ich helfe dem Kunden sein Geld zu investieren! Ich vermittle dem Kunden dass er es ist welcher darueber enscheidet was auszufuehren ist und was er dadfuer zu invetieren hat. So nebenbei erwaehne ich noch meine Erfahrungen in der Auswahl der Materialien usw. Auch dass es z. B. Lackqualitaeten gibt welche ich noch nicht mal mit dem Besen beruehren moechte. Ich unterbreite meine Vorschlaege ehrlich und nicht aufdringlich. In 9,5 von 10 Faellen bekomme ich den Auftrag. Schon oefters haben Kunden erwaehnt dass mein Angebot hoeher war, doch erklaerten sie dabei ihre Zufriedenheit ueber die Ausfuehrung.

Ich moechte nicht den Eindruck erwecken dass es nur gute Kunden gibt, doch mit dem genauen Zuhoeren und Hinterfragen finde ich heraus ob es sich lohnt. Ist der Kunde agresiv bezueglich Preis oder unklar schwammig mit seinen Wuenschen und hat er schlechte Erfahrungen mit anderen Handwerkern gemacht so empfehle ich mich hoeflich, die Annahme von Auftraegen solche Kunden sind nur vorgeplante Entteuschungen. Auch auf Vorschlaege von seitens des Kunden gehe ich nicht ein, falls er jemand erwaehnt der billiger ist oder mir vorschreiben will wie ich es billiger machen kann, was solls, vielleicht findet er jemand der es umsonst macht. Ich nicht!!! Es waere vergeblich in die Semantik einzugehen was "Billig" wirklich meint.

Als sehr wichtig betrachte ich Reklamationen. Ich reagiere darauf schnellstens vorbehaltslos. Ich vermeide unbedingt dabei eine gespannte Athmosphaere zu schaffen. Ich versuche dem Kunden zu vermitteln dass ich seine Reklamation ernst nehme, damit wird in den meisten Faellen die Lage entschaerft. Ich hoere dem Kunden offen zu um was es sich bei der Reklamation handelt und versuche ohne mich dabei Ausnuetzen zu lassen alles im guetlichen zu bereinigen. Hier geht es nicht um mein Recht, sondern darum dies fuer den Kunden zufriedenstellend Abzuschliesen.

Mein groesster Fehler in der Vergangenheit war der, dass ich aus Angst vor keinem Einkommen solche Auftraege annahm und letztendlich mich doppelt bestrafte, weil ich durch den nicht lohnenden Auftrag am Geldverdienen gehindert war.

Ich mache seit 1993 keinerlei Werbung (ausser einem Eintrag in den gelben Seiten), bin immer auf zwei Monate im Voraus beschaeftigt. Durch die Mundpropagande meiner Kunden ist es mir moeglich meine Arbeit und Kunden auszusuchen. So habe ich erreicht, dass es mir am Sonntag schon Freude bereited and die am Montag zu beginnenden Arbeiten zu denken.

Bezueglich Konkurrenz, kein Grund um davor Angst zu haben, Qualitaet kostet Geld, was meist gleich weniger Geld gleich weniger oder keiner Qalitaet bedeutet. Am Anfang verlor ich Kunden, da die Versicherungen mit billigeren Leuten arbeiteten. Diese Kunden beklagten sich spaeter darueber bei mir oder liesen mich wissen dass sie sehr unzufrieden waren.mit den ausgefuehrten Arbeiten. Ich erwirkte die Erlaubnis dieser Kunden sie als Referenz ( in diesem Falle als nicht nachahmenswerte) zu verwenden. Heute wenn ich einen Voranschlag in einem Versicherungsfall unterbreite, teile ich dem Kunden mit, er solle sich unbedingt von der, von der Versicherung vorgeschlagenen Firma Referenzen oder Beispiele verlangen. Auch mache ich dem Kunden klar, die Ausfuehrung einer Reparatur kann zur Werterhaltung oder zum totalen Wertverlust fuehren und sie sollen der Versicherung gegenueber darauf bestehen dass die Arbeiten nicht zu einer Wertminderung fuehren. Als Ergebis erreichte ich damit dass die Versicherung meine Leistungen bezahlen oder in Einzellfaellen der Kunde meine Leistungen bezahlt.

Wenn jemand etwas Billiges sucht, antworte ich am billigsten ist nichts zu tun und an „Billigjobs“ kann ich meine Leistungen nicht verschleudern.

Vorurteile, am Anfang hatte ich mit Orientalen und Asiaten, Schwierigkeiten, auf Grund ihrer Mentalitaet ist es ihnen nicht moeglich einen verlangten Preis zu akzeptieren, in ihrem Kulturkreis wuerden sie ihr „Gesicht verlieren“ dies zu tun. Um nicht mit der Tuere ins Haus zu fallen, frage ich ob sie den deutschen oder den Orient/Asienpreis hoeren wollen. Auf die dabei entstehenden Rueckfragen erklaere ich dass der deutsche Preis feststeht , bei dem anderen Preis kommt es darauf an wieviel mehr ich beim Handel erzielen kann. Das klappt nicht immer, doch eine auch China stammende Kundin erklaerte meinem Kunden, welcher mich ihr empfohlen hatte, dass ich jeden Cent wert war und jeden Tag den sie darauf wartete. Auch in diesem Kundenkreis werden meine Leistungen anerkannt und verguetet.

Also zusammenfassend es ist egal ob in Deutschland oder USA mir ist es freigestellt in den Chor der „Lamentierer“ oder der „Erfolgreichen“ einzustimmen. Das heisst rueckwaerts oder vorwaerts Denken

In ca 18 Jahren hatte ich 10 unzufriedene Kunden, da waere es leicht fuer mich die Deutschen auszusondern, da 6 von den 10 Kunden Deutsche waren. Die Wirklichkeit ist die, dass ich nicht genau zuhoerte und falsche Entscheidungen traf.

Ich schreibe dies als Gedankenanstoss, wer mir zustimmt kann von dem Geschriebenen verwenden wass ihm passt, wer mir nicht zustimmt sollte das von mir geschriebene mehrmals sorgfaeltig durchlesen, so dass er nicht aus Versehen meine Methoden anwendet.

Die Moeven sind ein gutes Beispiel fuer das taegliche Geschaeft. Wenn ich in einen Schwarm Moeven einen Brotbocken schleudere, stuerzt sich alles darauf, meist ist es jedoch nur eine welche damit enteilt. Der Rest der Moeven, stoppt nun nicht veraergert in der Luft oder trauert dem verlorenen Brocken nach, nein nicht so handeln sie, sie gehen mit neuem Schwung in die naechste Runde fuer einen anderen Brocken.

Wuensche alle Zeit zufriedene Kunden und befriedigende Auftraege!

mfg

Ottmar

(*) In ca 18 Jahren habe ich hier so um 1500 Stuehle aller Altersgruppen restauriert/repariert, davon kamen 12 bis heute als Reklamationen zurueck. In einigen Faellen loeste sich spaeter eine waehrend der Reparatur nicht zu oeffnende Leimverbindung, bei dem Rest handelte es nicht um einen Fehler meinerseits. Doch es war fuer mich einfacher mich zu entschuldigen und die Reklamationen kostenlos schnellsten zu bereinigen als dem Kunden zu erklaeren, dass es sich nicht um eine Fehler meinerseits handelte. Dies haette mehr nach Ausrede geklungen und an der Tatsache nichts geaendert.
 

Woodworm

ww-birke
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Wow, danke Ottmar für diese ausführliche Stellungnahme.

Da hast du Weisheiten geschrieben, die man in keinem Buch finden kann. So etwas kann man nur aus Erfahrung lernen.
Vielen Dank, dass du uns an deiner Erfahrung teilhaben läst. :emoji_slight_smile:
 

derdad

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Lieber Ottmar!

Deine Ausführungen sind sehr aufschlussreich unt interessant. Da spricht einfach jahrzehnte lange Erfahrung daraus.
Es ist aber auf deine Region, deinen Markt, und deine spezielle Kundenschicht aufgebaut. Diese, deine, Marktnische umfasst hier in österreich, Deutschland aber vielleicht 1% der gesamten Kundenschicht. Wenn hier jemand zum Restaurator geht, weiss er auch von vornherein, dass dies seinen Preis hat.
Ein grundlegender Unterschied von der neuen Welt zur alten Welt ist, so glaube ich, dass bei uns eine gewisse Qualität einfach vorausgestzt wird. Die die Kunde, zu einem manchmal horrend niedrigen Preis, auch schon im Möbelhaus ums Eck bekommt.
Aber weg davon.
Meine Erfahrungen mit Lehrern sind ähnlich den oben erwähnten. Auch mit Leuten aus der Sozialbranche. Ich arbeite derzeit auch im Sozialbereich und mache diese Erfahrungen immer wieder mit Kollegen. Nicht mit jenen die von einem "normalen" Job umgsattelt haben. Das Problem ist meiner Ansicht nach die Art des Einkommens. Ein Lehrer bekommt am Ende des Monats sein Geld, ob er jetzt "Produktiv" war oder nicht. Deshalb haben sie wenig Bezug dazu, wieweit etws machbar ist. Sie sehen auch nicht, dass oft Kompromisse geschlossen werden müssen, die entweder die Qualität oder den Preis betreffen. Und sie sind es nunmal gewohnt zu kontrollieren und Fehler zu finden. Das liegt einfach in der Netur ihres Berufes.
Bei uns heißt nicht umsonst ein alter Spruch:"Lehrer haben vormittags recht, und nachmittags freï!"

gerhard
 

carsten

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Hallo

super Bericht. Ich setzte mal meine Erfahrungen als Mitarbeiter in diversen Schreinereien und anderweitige Erfahrungen "dagegen".
Di emeisten Schreienreien in denen ich bis dato beschäftigt waren hatten weniger die High-End Kundschaft, die entweder nicht nach dem Preis fragt weil entweder Stammkundschaft die bis dato immer mit dem Ergebnis zufrieden war, oder von der Sorte die die Arbeit eh nicht zu schätzen weis. Nein das meiste sind Kunden die eben auf die Arbeit eines Schreiners angewisen sind (gerade in meiner Lehre Türen und Treppen) und da zählt inzwischen jeder cent. Da wird der Schreiner/ Handwerker mit dem man evtl durch vorhergehende Arbeiten zufrieden ist oder der einem von Freunden empfohlen wurde zugunsten eines anderen der 50 € günstiger ist in die Wüste geschickt. Geiz ist Geil zählt teils inzwischen mehr als alles andere.
Dem Kunde dem man vorab im Gespräch ausführlich beraten kann seine Philosophie die handwerklichen Werte verkaufen kann der ist leider recht selten in dem unteren Preissegment. Viel Kunden haben zudem absolut keine Ahnung.
Da kam schon mal jdm rein und wollte eine Ergänzung zu seiner Küche. DekorMuster ( Buche) hatte er dabei ( Küche war nicht von uns) . Klar ist sowas möglich. Aber das es bei Buche Dekor eine unüberschaubare Auswahlmöglichkeiten an Dekoren gibt brauche ich hier ja sicher nicht zu erwähnen. Also zuerst mal alle Dekormustersammlungen rausgesucht. Sogar recht flott fündig geworden. Plattenlieferant angerufen ob es das Dekor noch gibt ob am Lager bzw wann lieferbar. Nicht am Lager, lieferbar binnen 2 Wochen ( Mindermenge usw.) Das ganze hat bis zu der Auskunft noch keine 10 min gedauert. Antwort Kunde: "Ja so lange kann ich nicht warten. Ich dachte sowas haben sie am Lager." Versuch der Erklärung das beim Schreiner jedes Stück ein Einzelstück ist und individuell angefertigt wird rief ein Kopfschütteln zu Tage.
Kunde (verärgert) : "Sie sind jetzt schon der dritte der mir das erzählt. Dann schau ich halt mal bei Obi."
Da haben WIR dem Kunden dann kopfschüttelnd nachgeschaut.
Solche Typen gibt es hier zu hauf. Auf Anhieb fallen mir da noch 4-5 andere haarsträubende stories ein.

Ok zum Glück gibt es auch hierzulande noch Kunden die die Beratung schätzen und einen Mehrpreis gegenüber dem Kollegen, dem Möbelhaus oder gar Baumarkt bezahlen. Aber die sind möchte ich mal behaupten in den letzten Jahren immer weniger geworden. Und im oberen Preissegment muss man inzwischen auch einen "Rundumservice" Beratung , Philosopie, umgehende Reklamationsbehebung bieten. Am besten inkl allem drum und dran Kooperation mit Elektriker, Maler usw.

Zudem denke ich das es dem spezialisierten Handwerker einfacher fällt dem Kunden Werte zu verkaufen als dem Full sortimenter ( als solcher würed ich aber die meisten Schreienr bezeichnen.
 

Septembre0209

ww-pappel
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Also Ingenieure haben auch Macken... und so weiter
Und Bwler auch.

Ich lasse mir am liebsten meine Möbel vom Schreiner herstellen (habe allerdings nur wenige Teile, weil teuer) als im Möbelladen zu kaufen.
Andererseits denke ich, dass gerade in der heutigen Internetzeit es sehr seltsam ist, dass ich z. B. nur wenige Schreiner finde, die auch Preise angeben. Ständig muss man Anfragen.

Auch Maler etc. machen es einem schwer oder Polstermöbelhersteller.
Als ich einen Tisch ausbessern lassen wollte, sollte ich einen Termin zur Begutachtung ausmachen, damit man mir sagen kann, wie teuer es wird und wie lange es dauert.
Wieso kann man nicht einfach mal Fragen stellen, damit man in etwa sagen kann was zu machen ist? Das wäre weniger zeitaufwendig.
 

derdad

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Lieber Septembre!

Wenn mich jemand am Stammtisch zwecks grober Preisangabe gefragt hat, habe ich ihm auch keinen Preis gesagt, sondern hab einen Termin mit ihn vereinbart. Das hat seinen guten Grund.
Sobald man einen Preis hört, und sei es auch nur so Daumen mal Pi, ist man auf diesen fixiert. Es ist aber unmöglich einen genauen Preis zu sagen, ohne genaue Angaben zu haben. Da genügt nicht nur z.B. Küche, Holzart, Lfm. Da spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Deshalb ist es auch unmöglich im Internet Preisauskünfte zu geben. Ausser es handelt sich um Serienfertigung, bei der Fixpreise sind. Selbst da möchte man mit der Kundschaft in Kontakt treten.
Bei Malern ist es ähnlich. Es genügt nicht zu wissen wieviele qm zu malen sind. Es spielt auch Rolle wieviele Turen sind im Raum, wieviele Ecken etc. Ausserdem muss der Maler wissen welches Material ist zu überstreichen usw.

Deshalb wird kaum ein seriöser Handwerker Preisauskünfte geben, ohne vorher ein Gespräch mit der Kunde gefuhrt zi haben.

gerhard
 

carsten

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Hallo

tja zu neuanfertigungen kann der Schreiner meist keinen Preis nennen ohne zu wissen was genau der Kunde will. Der gleiche Tisch in Ahorn ist mit Sicherheit teurer als in Buche. Wie schon geschrieben der Schreiner fertigt individuell an da gibt es keine Fixmaße; wenn der Kunde den Tisch in 1532 * 674 mm haben will bekommt er den auch, das ist kein Problem. Ein Lager mit fertig ausgezeihneten/ kalkulierten Möbeln wird man bei keinem Schreiner finden. Und die Auswahl an Materialien ist fast unüberschaubar. Holzpreise sind zudem im Handel selten Fixpreise, da muss man auftragsbezogen Preise einholen und kalkulieren, und auch beschaffen.
Und sich bei der Kalkulation vertun kann sich heute kein Betrieb mehr erlauben, deshalb wird kaum ein Handwerker ohne Inaugenscheinnahme und Beratung ein Angebot abgeben.
z.B. beim Maler: ein Raum mit 20 m² zu tapezieren muss icht unbedingt eine Raum mit 4*5 Metern sein. Da können Nischen, Ecken, Vor und Rücksprünge, Heizung, Fenster Türen usw dabei sein. Der Maler erkennt auf anhieb wo es Probleme geben kann oder gar wird und kann das beim Angebot nach Besichtigung berücksichtigen. Blind darauf verlassen das es sichum einen sauberen rechteckigen Raum handelt wird er sich nie, selbst wenn der Kunde das dreimal beteuert. Also Profi sieht man das Problem mit dem ersten Blick da weiß der Kunde noch nicht mal das die Ecke oder so 150 € mehr kostet.
Zum vergleich das Thema Auto: ruf mal bei einer freien Werkstatt an und frage nach Iinspektionskosten. Die erste Frage wird sein um was für ein Auto handelt es sich. Da reicht nicht die Angabe: VW Golf. Der Meister dort will wissen Modell, Baujahr, km Stand, Diesel-Benziner. Damit hat er ausreichend Infos um sich einen Überblick über die anstehenden Arbeiten, Zeiten und damit Kosten zu machen.
Sagst du stattdessen Citroen CX Baujahr 1987, ich hab Probleme mit der Niveuregulierung wird er dich freundlich an den nächsten Citroenhändler verweisen, da man dafür Spezialwerkzeug und Fachwissen braucht.
Und beim Thema ausbessern eines Tisches sind die Mgl dessen was gemacht werden muss noch um einiges höher. Ohne da ins Detail zu gehen passt auch hier der Vergleich mit dem Auto. Ruf mal bei ner KFZ Werkstatt an und sag mein Auto ist defekt. Die erste Rückfrage wird sein was denn genau, können sie das eingrenzen. "Er springt nicht an. " Das kann dann von defekter Sicherung 50 cent, über abgerissens Kabel, defekte Batterie, bis hin zu kapitalem Motorschaden (je nach Modell mehrer 1000 €) eine ganze Reihe von Ursachen haben, die der Fachmann nach Ansehen deutlich eingrenzen kann.

Hoffe mal damit sind etwige Unklarheiten beseitigt.
 

Septembre0209

ww-pappel
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Ja, ja, diese Meinung hat mein Vater auch.
Aber ich meine, dass gerade heute, wo viele, viele, viele Menschen immer länger arbeiten müssen, es einfach sehr zeitaufwendig ist, wenn man lange braucht um irgendwas zu erfahren.
Mich stresst das. Und wenn ich immer abwarte, bis ich mal mehr als zwei Tage Urlaub habe (um mich darum zu kümmern), dann kann mein Wunsch sich Jahre hinziehen.

Die meisten arbeiten doch auch länger als 40ig Std. die Woche.
Deshalb - es könnte doch möglich, sein, wenn ein Handwerker vorab die wichtigsten Fragen stellt. Die meisten Leute sind doch nicht blöd (man sollte Menschen niemals unterschätzen) und können doch auch gute Antworten geben bzw. legen sich doch nicht auf den Cent/Euro genau fest.
Ja und dann kann man einen Termin immer noch vereinbaren.
 

derdad

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Hi!

Ich glaube jeder Tischler hat schon so seine Erfahrungen gemacht, dass sich keiner mehr auf Angaben verlásst die er nicht selbst gesehen, gemessen, ausgesprochen hat.

Und auf ein paar cent/euro ohne ein genaueres Gespräch kann NIEMAND einen Preis sagen. Bei ,angenommen, 2000 Euro kann es ohne genaue Kenntnis schon mal um um ein paar 100 Euro auf oder ab differieren. Und wenn ich auf die schnelle sage es kostet 1700 Euro, und nach genauem Gesprách kostet es 2100 Euro wärst du wahrscheinlich stinksauer.

Um dem vorzubeugen geben so wenige Tischler "Fernanbote".

Ich hab mich bei der Zeiteinteilung immer nach der Kunde gerichtet. Wenn die gesagt hat, sie hat Sonntag Vormittag zeit, bin ich Sonntag Vormittag hingefahren und hab alles in Ruhe besprochen. Dies wird auch jeder andere Tischler machen, wenn ein lukratives Geschäft winkt.

Nach "Fernangaben" wird kaum bei der ersten Sitzung schon eine Endlösung entstehen. Der Handwerker muss dann sowieso nochmal kommen den Rest abklären.
Ohne "Fernangabe" werden es auch normalerweise nicht mehr Sitzungen. Nur dass dadurch die erste "Frustsitzung" wegen verschiedener Vorstellungen entfällt.

gerhard
 

carsten

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klar arbeiten viele mehr als 40 std/Woche gerade Handwerker und erst recht selbstständige Schreiner.
Wenn du einem Schreiner nen genauen Plan oder Beschreibung gibst z.B. zur Neuanfertigung eines Tisches und darin steht die Holzart, die Art der Konstruktion, die Größen, evtl. Profilierung von Kanten und die Art der Oberfläche ( Vorsicht der Punkt Konstruktion deckt ein SEHR breites Feld ab) dann kann dir der Schreiner auch ein recht genaues Angebot erstellen. Bei einem Tisch handelt es sich aber um ein Einzelmöbel. Nehmen wir den Punkt Einbauschrank: Da hab ich schon die abenteuerlichsten Bezeichnungen für Maße gehört. Ne gute Skizze kann nicht jeder Kunde machen, und ob bei dem Begriff Breite wirklich beide dasselbe meinen klärt sich unter Umständen auch erst wenn es zu spät ist.
Es gibt Kunden die können Fichte nicht von Eiche unterscheiden und preislich liegen Welten dazwischen. Zu guter Letzt gehen viel Leute eben auch zum Schreiner um beraten zu werden, das zeichnet einen guten Schreiner aus das er nicht einfach das macht was der Kunde vorschlägt sondern seine Erfahrungen beratend einfließen lässt. Wenn ich erst mal auf Basis der Angaben des Kunden ein Angebot erstelle, und muss dann beim Begutachten der Örtlichkeit feststellen das diese Angaben des Kunden nicht stimmen darf ich noch mal ein Angebot erstellen (doppelte Arbeit und noch nix bei verdient). Also suche ich doch nach Anfrage des Kunden, diesen auf, nehme Maß berate und mache dann ein Angebot bei dem ICH weiß woran ich bin und der Kunde letztendlich auch. Wenn man gleich beim ersten mal genau misst und plant muss man vor Montage nicht mehr auf die Baustelle. Dann habe ich Geld verdient. Wie Gerhard schon richtig gepostet hat, wenn ich gegenüber dem Kunde einmal nen Preis nenne, werden einen viel Kunden immer wieder auf den Preis festnageln wollen.
Nettes Bsp aus der eigenen Familie: Meine alte Zimmertür war gespickt von Kinder und Jugendsünden. Fürn Schreiner kein Problem diese auszutauschen. AM nächsten morgen beim Chef eine Zimmertür in Eiche DIN links bestellt. Die kam noch in der selben Woche und Freitags die Tür mit nach Hause genommen, alte Tür ausgehängt neue eingehängt, Beschlag ummontiert. Alles bestens.
Nur was meinte Mutti dann, ja und was ist mit dem außen rum ? ( sie meinte das Futter). Ok hatte eine leicht andere Farbe als die neue Tür sah aber sonst noch ganz passabel aus). Hier lag klar ein Kommunikationsproblem zu Grunde. Das war in dem Fall kein Problem, Futter nachbestellt und bei Gelegenheit eingebaut. Aber der Schreiner der ein Angebot nur für eine Tür/Türblatt machen soll bzw. wo der Kunde sich nicht über den unvermeidlichen anderen Farbton im klaren ist hat im Nachhinein das Problem das er dem Kunden klar machen muss das neben der Lieferung des Türblattes inkl Einbau für sagen wir mal 100€ noch das Futter inkl Ausbau des alten/ entsorgen, Einbau des neuen inkl ausschäumen noch mal 200 € hinzukommen.
Die Kunden die wirklich dieselbe Sprache sprechen auf deren Angaben man sich gut, wenn auch nicht blind verlassen kann, sind relativ selten. Ohne das ich den restlichen vorwerfen würde das sie blöd sind. Aber es gibt zu viel Unwägbarkeiten die man beim Besuch vielleicht gleich realisiert in einem Gespräch aber nie abfragen würde.

Wenn du einem Schreiner deiner Wahl ausreichend Angaben zu deiner Anfrage geben kannst und er kann sich darauf verlassen, bzw. verlässt sich drauf, bzw. geht das Risiko ein danach ein Angebot zu machen das evtl. dann doch noch überarbeitet werden muss, dann hast du Glück. Wenn das dreimal gut geht, wird sich der Schreiner vermutlich beim 4 mal freuen von dir ne Anfrage zu bekommen, weil er das Vorhabausmessen gespart hat; Vielleicht gewährt er dir sogar ein paar Euro Rabatt und ihr seid beide froh.
Aber nicht alle Kunden sprechen die selbe Sprache, und das kann der Schreiner ja nicht im Voraus Wissen ob der Kunde vom Fach ist oder zumindest so weit Ahnung hat das man annährend auf einem Level sich bewegt.
Vielleicht findest du ja beim nächsten mal einen Schreiner der sich darauf einlässt. Aber nur vielleicht...

PS bei Reparaturen bzw. Ausbesserungsarbeiten halte ich so was für ausgeschlossen.

.
 

Septembre0209

ww-pappel
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HI,
also, ich habe halt trotzdem eine andere Meinung.
WEnn ich mir einen super gemachten Einbauschrank oder Tür leisten kann, dann kann ich mir wohl locker die Zeit u. alles andere nehmen.
WEnn ich aber nur ne Kleinigkeit will, kann man doch wohl in etwa sagen was es kostet. Ich spreche hier von Normalverdienern!
Z. B. habe ich mit jemandem telefoniert, der mir etliche Möglichkeiten und zuzsätzliche Preise (für eventuelle Mehrarbeiten - aber auch einen ca. Grundpreis nennen konnte. Das finde ich gut.

Bis denn
P AUS KA
 

raftinthomas

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hi p,

ich kann dich ja vom ansatz her verstehen. da du den tisch als beispiel genommen hast, lass es uns probieren, und du wirst sehen, wie weit sich die möglichkeiten verzweigen. also: erkläre mal dein problem mit dem tisch.
 

TischlerLoos

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Fernangebote?

Also ich kann von sowas nur Abstand nehmen habe mich selbst schon einmal in die Nesseln gesetzt was das vehältnis Stundenanzahl und Entlohnung angeht weil ich bei so einer INternetauktion mitgeboten habe.

Jetzt mache ich da zwar auch noch mit aber fahre vorher zum Kunden und spreche mit dem zeige Muster etc.

Das Problem dabei ist viele! geben einfach ein Angebot ab"500 €" für 60 qm laminat incl leisten und Übergänge? OHNE jemals die Baustelle gesehen zu haben!

Klar das ich mit meinen 2400 € incl material zzgl steuern nicht mithalten kann.

Aber ich halte es für Utopisch Preise am Telefon zu erörtern.
Mann will ja nicht draufzahlen gell?
Aber scheinbar haben diese "Handwerker" Erfolge bei den Leuten... und unsereins bleiben unter Umständen die Aufträge aus.. egal wie man argumentiert.

Wenn Die sich was in den Kopf gesetzt haben zum Beispiel

SideBoard Eiche Hell

2 m mal 1,17m hÖhe 80 cm tiefe ca 45

Diverse Quadros als auszüge cd fach etc mit 40 mm deckblatt auf gehrung umlaufend

Für 600 €???

habe niewieder nach abgabe meines angebotes was gehört.... außer son gemurmel von wegen seeeehr teuer da hilft teilweise ja nicht mal mehr die argumente von wegen schreinerarbeit qualität etc

In diesem Sinne

Gruß Patrick
 

Musicman

ww-kiefer
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Angebot oder Vorabinformation

Bei der Frage, ob man als Handwerker dem Kunden gleich ein voll durchkalkuliertes Angebot unterbreiten soll oder wie viel Aufwand man in eine Anfrage stecken sollte, plädiere ich dringend dafür, auf die subjektive Kundensicht abzustellen. Es macht keinen Sinn, einem Kunden, der sich noch in Vorüberlegungen befindet, bereits ein konkretes Angebot zu erstellen.
Dazu zwei Beispielsfälle:
1) Ein Kunde plant einen oder mehrere Fußböden zu erneuern. In Betracht kommen Teppichboden, Fliesen, Laminat, PVC, Parkett usw. Ein Bestandteil (neben anderen wie Wasserfestigkeit, Pflegeaufwand) seiner Vorüberlegungen ist der Preis. Um zunächst eine grundlegende Entscheidung treffen zu können, ruft er Handwerker an und fragt nach einem Durchschnittspreis pro m². Wenn ihm eine ungefähre "Hausnummer" genannt wird reicht ihm das zunächst, selbst wenn das Projekt hinterher 30 % teurer oder preiswerter würde, etwa weil es viele Erker gibt oder der Untergrund erst aufwändig bearbeitet werden muss.
Entsprechendes würde gelten, wenn ein Kunde neue Fenster anschaffen will und zunächst erruieren will, wie denn so die Preisunterschiede zwischen Aluminium-, Holz-, Kunststoff- und kunststoffbeschichteten Alu-Fenstern sind. Da muss er dann nur wissen, ob er Normfenster einbauen kann, oder Maßanfertigungen benötigt. Sobald dies klar ist, reicht ihm wieder eine Hausnummer. Hier könnte man ihm aber auch beide Preise (für Norm- bzw. Maßanfertigung) nennen; denn das werden die anderen Handwerker vermutlich auch tun.
2) Ein potenzieller Kunde benötigt einen neuen Schrank. Er überlegt: "Gehe ich zum großen schwedischen Möbelhaus, komme ich billig weg, aber der Schrank wird den ersten Umzug auch nicht überleben. Aber aufgrund des Preisvorteils kann ich mir ja vielleicht alle 2-3 Jahre einen neuen Schrank kaufen. Gehe ich zum großen deutschen Möbelhaus, kriege ich einen stabilen und anspruchsvoller gestylten Schrank, aber er wird viel länger halten und ich habe meine Freude daran. Lasse ich mir vom Tischler einen Schrank bauen, wird der maßgenau in meine Ecke passen und da ich meinen Kindern Regeln beigebracht habe und ich ihnen vertraue, wird er wahrscheinlich ein Leben lang halten." Auch in dieser Situation benötigt der Kunde erst einmal Basiswissen. Ihm ist vieles völlig unklar, was der Tischler um die Ecke im Grunde an wissen voraussetzt.
Würde jetzt in den geschilderten Fällen ein Meister zum Aufmaß kommen, eine aufwändige Ortsbesichtigung vornehmen und dann ein detailiertes Angebot ausarbeiten, dann würden sich die Kunden fragen: "Hat der überhaupt keine Ahnung, was ich will? Was macht der da bloß? Wenn der den Auftrag erhält und so wenig auf meine Wünsche eingeht, dann droht eine Katastrophe" Und schon ist die Sache "vergeigt".
Wenn er ungefähr weiß, was er will, also nach den Vorüberlegungen wird der Kunde normalerweise in einer zweiten Phase dann vermutlich Angebote (im juristischen Sinn) einholen. Aber dabei wird er wahrscheinlich mehrere Handwerker abfragen. Der Handwerker, der bei den Vorüberlegungen die gewünschten Basisinformationen geliefert hat, geniest dabei dann einen subjektiven Vertrauensvorsprung. Der Handwerker, der gleich ein unerwünschtes Angebot erstellt hat, wird am - nennen wir es - Vergabeverfahren wahrscheinlich überhaupt nicht mehr beteiligt werden, weil der Kunde sich subjektiv bereits gegen ihn entschieden hat. "Der weiß überhaupt nicht worauf es mir ankommt. Dem geht es nur um sein eigenes Geschäft. Der steht wohl kurz vor der Insolvenz, wenn er so dringend Aufträge braucht und mich so drängt." Solche Gedanken spuken dem Kunden im Kopf herum.
:confused: Lange Rede, kurzer Sinn: Ein guter Meister handelt immer aus Sicht des Kunden. Er geht auf das ein, was der Kunde wünscht, aber drängt ihn nicht offensichtlich. Denn: Der Kunde ist König! Er zahlt für gute Leistung gutes Geld und ist dankbar, wenn man auf ihn eingeht. So ist der Preis ja lange nicht alles. Viele Unternehmensmanager setzten nur noch auf günstige Preise. Aber das kann in einem Hochlohnland wie Deutschland nur selten gut gehen. Man muss die Sicht des Kunden u.U. auch weg vom Preis lenken, etwa auf Qualität, Wertbeständigkeit, die Freude am Angucken usw. Diese Punkte kann man in einer (telefonischen) Vorabinformation mit ganz wenigen Worten rüberbringen, um den Kunden zu Gunsten des eigenen Produktes zu beinflussen. Ja man sollte sogar soweit gehen, dem Kunden vom eigenen Produkt abzuraten, wenn es keinen Sinn macht (Laminat im Bad). Diese Stärke beeindruckt Kunden sehr, sie fühlen sich gut beraten und kommen später wieder. Beachten sollte man auch die Mundpropaganda. Ein negativ gestimmter Kunde richtet in etwa so viel Schaden an wie zehn positiv gestimmte Kunden gut machen können.
Fazit: Immer die Informationen geben, die der Kunde will. Ist er in seinem Kaufentschluss so weit, dass er zum Kauf (oder zur Vergabe der Werkleistung) entschlossen ist, dann erhält er natürlich ein Angebot. Antwortet er aber auf die Frage "Wünschen Sie ein Angebot? Dann müsste ich mal vorbei kommen." mit "Nein, ich weiß noch nicht so genau, ob überhaupt und wie...", dann sollte man ihm keinesfalls ein Angebot aufdrängen. Dann sollte man allenfalls leicht nachhaken und anbieten: "Wenn Sie einfach mal mit mir, einem Fachmann, darüber sprechen wollen, können Sie gerne zu mir kommen; oder ich komme zu Ihnen." Läßt er sich darauf ein, dann kann man ihn mit den richtigen Informationen für sich einnehmen. Aber immer daran denken: Er spricht wahrscheinlich auch mit anderen. Wer zu forsch ist, verliert meistens. Wer dafür sorgt, dass sich der Kunde subjektiv gut aufgehoben fühlt, gewinnt.
 

edelres

ww-robinie
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Umgang mit den Kunden

Hallo Musicmann,

mit deinem Beitrag has du den Nagel genau auf dem Kopf getroffen. Ich stimme mit deiner Vorgehensweise ueberein, den Kunden als Partner und nicht als Gegner anzusehen. Du sprichst mir direkt aus der Seele!

Als gutes Beispiel kann ich eine Bekannte anfuehren. Die Frau verkauft Einbau/Aufbaumoegel (die werden an die Wand gehaengt) fuer ein Firma der oberen Preisklasse. Am Anfang uebte die Firma Druck auf die Frau aus, da sie gegenueber allen anderen Verkaufern/inen nur ein drittel Kundenbesuche/Auftraege pro Tag bearbeitete als ihre Kollegen, das trieb sie anfangs fast zur Verzweiflung. Doch auf Grund ihreres Verstaendnisses dem Kunden nichts zu verkaufen, sondern aus ihm herausfragte was er notwendig braucht, auf Grund der vorhandenen Paar Schuhe, Hemden Anzuege Kleider usw dem Kunden vorrechnen konnte welche Haengeflaechen, Regalmetern, Schubfaechern usw und dies mit kleinen Skizzen ergaenzte wurde mit dem Kunden ein Verhaeltnis geschaffen, welches ihr Vorteile gegenueber den Mitbewerbern einbrachte. In fast allen Faellen hatten oder suchten die Kunden Konkurrenzangebote. Mit 80 % Verkaufserfolg ihrerseits. Heute nach ca 8 Jahren hat die Firma herausgefunden, dass sie die hoechsten Verkaufszahlen/Abschluesse pro aufgesuchten Kunden erreicht bei den niedrigsten Kundenreklamationen oder spaeter kostenverursachenden Aenderungen welche bei der Planung uebersehen wurden. Sie arbeitet auf Provisionsbasis fuer Adressen von ihrer Firma erhaelt sie 11 % fuer selbst gefundene Kunden 16 %, durch die Zufriedenen Kunden erhaelt sie Empfehlungen, welche jetzt ca 50 % ihrer Auftraege ausmachen.

Es gibt meiner Ansicht nach Naturgesetze, bin ich vom Erfolg ueberzeugt erreiche ich Erfolg, egal welche Huerden sich mir in den Weg stellen, solange ich an den Erfolg glaube, erreiche ich diesen. Als Beispiel, wenn ich nach Koeln will muss ich mein Ziel auf Koeln richten, ich kann noch so schnell in Richtung Frankfurt fahren, ich bin nur schneller am falschen Platz.

Als Lebenserfahrung, ich sehe den Kunden als Partner, behandle ihn Respektvoll, hoere ihm genau zu, unterbreite ihm wie ich ihm dabei helfen kann und wieviel das kosten kann/wird. Hat er unrealistische Preisvorstellung billige ich ihm dies ohne aergerlich zu werden als sein Recht zu.

Eine andere Tatsache ist, ich muss meine Leistungen kostendeckend/gewinnbringend verkaufen, alles andere ist ein Weg zum Konkurs.

Ich kann mich zurueckerinnern in den Nachkriegsjahren, nach der Waehrungsreform kamen so nach und nach die Moebelfabriken wieder auf den markt. Ein Schreiner in unserer Nachbarschaft brachte sich selbst um sein Geschaeft indem er mit den Fabriken bei der Herstellung/Anfertigung von Kuechenschraenken, diese preislich unterbieten wollte. Zum anderen, ich hatte mich in eine Schreinerwerkstatt eingemitet, welche mir an Wochenenden und nach Feierabend zur Verfuegung stand. Der Werkstattinhaber, war Fensterbauer in der dritten Generation. Mit seinen Angeboten konnte er keine Auftraege erhalten da er auf Grund seiner Maschinenausruestung einfach nicht mithalten konnte. Einmal erklaerte er mir, fast die Traenen zurueckhaltend, anhand eines fabrikgefertigten Holzfensters, der Fabrikpreis waere geringer als die Holzkosten ohne Bearbeitung. Ich konnte ihn nicht davon ueberzeugen, das er nur dann weiterbestehen kann, die Fabrikfenster in seinen Angeboten zu verwenden. Die letzten Jahre seiner Berufslaufbahn fristete er mit Behoerdenauftraegen welche niemand haben wollte. Nebenbei bemerkt seine dreifachkombinierte Tischkreissaege und Abricht/Dicke verrichten noch heute hier in den USA ihre(meine) Aufgaben.

Liebe Forumsfreunde denkt positiv, glaubt an euer Koennen und habt Vertrauen in die Zukunft.

Als Abschluss eine kleine Geschichte:

Zwei Froesche fielen in ein mit Rahm halb gefuelltes Butterfass. Mit groesster Anstrengung versuchten sie ueber den Rand zu springen, welches sie nachdem ihnen die Energie ausging, sein liessen. Frosch Nr. 1 sagte sich das ist einfach zu hoch, liess sich zu Boden sinken und Starb. Frosch Nr. 2 sagte sich ich habe bis her immer eine Loesung gefunden und so strampelte er vor sich hin. Unter seinem Strampeln verwandelte sich der Rahm in Butter von welcher er muehelos aus dem Fass springen konnte.

Mit der Einstellung von Frosch Nr. 2 verbleibe ich mit freundlichen Gruessen.

Ottmar
 

flügel

ww-fichte
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moin,
habe jetzt nicht alle beiträge zu dem thema genau gelesen aber meiner meinung nach wurde noch was vergessen:
mir ist aufgefallen,dass viele handwerker überhaupt keine nachkalkulation machen.da ist dann auch immer wieder die vorkalkulation verkehrt.
ausserdem nutzt ne 10 jahre alte nachkalkulation auch nix (veränderte materialpreise bzw neuere technologien).

die meisten wollen auch keine nachkalkulationen machen weil man da angeblich nichts dran verdient,die jungs sind schon längst beim nächsten auftrag.
ne seriöse vorkalkulation kann nur machen,wer seine nachkalkulation im griff hat.

für den rest braucht man nur gesunden menschenverstand und etwas menschenkenntnis.

g/flügel

edit/ pic von netzmafia.de
 

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Septembre0209

ww-pappel
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Hallo zusammen, hallo Thomas,

ich habe einen Couchtisch, der einmal gebeizt und dreimal lackiert wird (ohne abschleifen!) - Größe 0,9 x 0,9 (nur die Tischplatte). Den Preis habe ich schon, er wurde schon begutachtet. Kann man hier z. B. am Telefon einen ca. Preis nennen?

Dann möchte ich einen Tisch (Größe 1,6*0,8*0,76 - ohne Ansteckplatten) haben, bei dem man die Beine auf der/ an der Tischplatte sieht. Hier habe ich vier Angebote - alles Eiche: 1 mal 520 Euro (Schreiner), 1 mal 550 Euro (Schreiner bzw. Firma, die speziell Tische herstellt), 1 mal 280 Euro (Herstellung Ausland), 1 mal 330 Euro. Von der Sympathie her habe ich mich für das Angebot von 520 EUR (Schreiner entschieden).

Die gleichen Tische gibt es aber auch für ca. 1000 Euro. Alles Eiche.

Nun habe ich bei einem Schreiner um die Ecke nachgefragt (dachte, ich kann vielleicht die Lieferkosten sparen). Und ich bin gespannt, was für ein Angebot er mir macht.

Was mich interessiert, was hier genau Schreinerpreise sind? Sind typisch ca. 500 EUR oder eher 1000 EUR?

Danke schon mal im Voraus.

Viele Grüße
Petra
 
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