Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

v8yunkie

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Hallo,
ich habe nun gestern meine erste 57mm Buche-Bohle in Lamellen aufgesägt. Mit dem Längsschnittblatt ist meine Einhell mit Ihren 2200 Watt erstaunlich gut damit zurechtgekommen. Keine Brandstellen.
Nur ein Keil war teilweise notwendig, wo zuviel Spannung im Holz war.

Nun ein paar Fragen:
- Soll ich die Lamellen vor dem Weiterverarbeiten nochmal trocknen lassen? Das Holz hat mehr als 10 Jahre zum Trocknen im Freien gelegen.
- Was wäre denn die optimale Feuchte vor dem Weiterverarbeiten...? Vielleicht besorg ich mir doch lieber noch ein Meßgerät (reicht da so ein 30€-Gerät??)
- Zum Aushobeln: Soll ich die Lamellen vor dem Verleimen komplett 4-seitig aushobeln oder reicht es, die beiden Leimkanten zu Hobeln, dann zu verleimen und dann erst die großen Flächen abzurichten und auf Dicke zu hobeln? Es geht mir nur
darum, weniger Material zu verlieren.

- Für meine Kirschholztischplatte: Wie breit würdet Ihr die Lamellen schneiden? Die Endstärke wird wohl so bei 22mm liegen mit dem 30er Holz, das ich habe. Ich denke, je breiter, desto schöner. Will mir aber keine Probleme mit Verzug einhandeln.

Danke und Gruß,
Thomas
 

Kai87

ww-ulme
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Einen schönen guten Morgen!

Dann möchte ich mal versuchen auf ein paar deiner Fragen eine Antwort zu geben.

1. Das kommt darauf an, wie lange die Bohlen vorher schon im Keller gelegen haben. Wenn sie sich genügend akklimatisieren konnte ist das nicht mehr notwendig, zumal das Holz ja hauptsächlich in die Breite arbeitet und die einzelnen Lamellen ja nicht allzu breit sein sollten. Ich würde evt. bei Buche die fertig verleimten Bretter (mit einem leichten Dickenzumaß) noch einmal ein paar Tage in der Werkstatt liegen lassen und bei auftretendem Verzug noch einmal leicht nachhobeln.

2. Die beste Holzfeuchte ist diejenige, bei der sie sich in der Werkstatt nicht mehr verändert. In diesem Zustand ist die Bohle akklimatisiert an die Umgebungsfeuchte, in der sie verarbeitet wird. Nun ist die Wahrscheinlichkeit des Verzugs während des Bauprozesses am kleinsten. Es gibt also keinen absoluten Wert, welcher der Beste ist. Entweder lässt du die Bohlen lange genug im Keller liegen um sicher zu gehen, oder du misst solange mit einem Messgerät die Holzfeuchte, bis sich diese nicht mehr verändert.

3. Das Brett und auch die Lamellen sollten schon vorher abgerichtet und auf Dicke gehobelt werden. Man kann das natürlich auch erst machen, wenn die Platte verleimt ist, hat dann aber möglicherweise sehr große Versatzlücken zwischen den Lamellen. Dadurch verliest du nachher sehr viel an Material beim Abrichten und auf Dicke hobeln. Je nach Breite der fertigen Platte musst du das dann auch per Hand machen, da das Brett nicht mehr in den Dickenhobel passt. Bei deiner genannten Variante (nur Leimkanten hobeln) und den Rest an der fertigen Platte machen wirst du wahrscheinlich mehr Holz verlieren mit der daraus resultierenden Gefahr des Verzugs der Platte.
Das beste Vorgehen ist also: Brett abrichten, dann die Lamellen schneiden, dann auch Dicke hobeln und zum Schluss die Leimkanten fügen. Dadurch hast du nach dem Verleimen des Bretts nur noch sehr wenig Arbeit und musst ggf. nur minimale Stellen verputzen. Hierbei natürlich die Verleimregeln beachten.

4. Auch hierbei kann ich dir keine exakten Maße nennen, nur ein paar Eckdaten über die du dir Gedanken machen solltest.
Handelt es sich um ein Mittelbrett oder eines aus dem Rand? Bei einem Mittelbrett ist der Verzug wesentlich geringer, die Lamellen könntest du also breiter machen.
Wie wichtig ist dir die Optik? Mann kann natürlich auch gegen die Verleimregeln arbeiten um eine besonders homogene Maserung zu erhalten, das Risiko eines Verzuges ist dann aber hoch und die Übergänge an deinem fertigen Brett werden nachher stärker zu spüren sein. Bei Buche würde ich die Lamellen ebenfalls etwas schmaler wählen, da Buche sehr stark quillt und schwindet.
Für eine sehr homogene Optik könntest du dir auch eine besonders starke Bohle kaufen (um die 60mm) und sie dann auftrennen (z.B. mit der Bandsäge) um dann eine sehr ruhige, fast gespiegelte Maserung zu erhalten. Es gibt aber auch Betrachter, die eine wilde Maserung schön finden...es liegt also ein wenig an dir selbst.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen. Wenn es irgendwo nicht verständlich war, einfach nochmal nachhaken.
Grüße aus Hessen
Kai
 

TheWoodTinkerer

ww-eiche
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... Zum Aushobeln: Soll ich die Lamellen vor dem Verleimen komplett 4-seitig aushobeln oder reicht es, die beiden Leimkanten zu Hobeln, dann zu verleimen und dann erst die großen Flächen abzurichten und auf Dicke zu hobeln? Es geht mir nur
darum, weniger Material zu verlieren.

Wenn das verleimte Brett später von der Breite her durch die Dickte passt, dann habe ich mit folgender Methode die besten Erfahrungen gemacht.

- Jeweils eine breite Seite abrichten. Dabei müssen nicht unbedingt alle Sägespuren weg. Wichtig ist eine Referenzfläche zu haben für die nächsten Schritte.
- Eine Kante fügen (Abrichte). Die entstandenen Kanten müssen von der Qualität so sein, dass sie verleimt werden können.
- Auf Breite hobeln (Dickte). Die entstandenen Kanten müssen von der Qualität so sein, dass sie verleimt werden können.
- Auf Dicke hobeln. Dabei müssen wiederum nicht alle Sägespuren weg.

Lamellen sortieren und verleimen. Beim Verleimen rate ich dringend zu Lamellos oder sonstigen Hilfsmitteln um die Lamellen auszurichten. Danach wechselseitig durch die Dickte bis die gewünschte Dicke erreicht ist.
 

SteffenH

ww-robinie
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Ein weites Thema. Die Grundzüge sind eigentlich schnell erklärt, wie man es dann letztendlich macht, entwickelt man im Laufe der Zeit durch die Erfahrung. Irgendwie hat da jeder eine etwas andere Vorgehensweise. Wenn es zB mal schnell gehen soll und das Holz einigermassen gerade und fehlerfrei ist, schneide ich die Bohlen/Bretter in Streifen, stürze jeden zweiten Streifen, Dreieck drauf, und dann zwei mal hochkant durch den Dicktenhobel, verleimen, fertig.
 

v8yunkie

ww-robinie
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Leimholz

Also erstmal vielen Dank für die umfangreichen Antworten.
Heikos Skript hatte ich schon durch - sehr hilfreich.

Zur Frage von Kai: Ich habe Kirschholzbohlen vom kompletten Stamm, d.h. mit 2 Waldkanten, ca. 40 bis 50cm breit - dadurch werde ich also Mittel- und Außenholz haben. Leider sind die nur 4cm und 3cm stark - daher muß ich die Lamellen horizontal rausschneiden (sonst werden die zu schmal). Bei meinem Buchenholz ist das anders - die sind 5,7cm stark und die habe ich hochkant aufgeschnitten.

Mit der Optik sehe ich das so: Leimholz ist Leimholz. Und mein "eigenes" Leimholz wird vermutlich schon allein dadurich etwas ansehnlicher als Gekauftes, als daß ich Holz aus einem Stamm und auch Lamellen verwende, die vorher beieinander gelegen haben. Ich werde die also Nummerieren. Wobei ich natürlich jede zweite umdrehe wegen Verleimregel. Aber schon das Bild, was sich da ergibt, ist sehr viel besser als das, was ich von gekauftem Leimholz kenne. Ich dachte im Moment an Lamellen von 7 bis 8cm. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, werde ich dann wohl eher auf 6cm Breite zielen. Also 7cm schneiden, bis es dann gefügt ist werde ich wohl so bei 6cm enden.

Die Platte wollte ich so herstellen, wie von Heiko beschrieben - das werden also wohl 4 Streifen a 4-5 Lamellen sein, die ich durch meine EB HC260 noch schieben kann. Dann werden die 4 Streifen mit Lamellos oder Nut&Feder verleimt.

Ich hab mir jetzt mal bei Amazon ein Feuchte-Meßgerät für 25 Euro bestellt. Wenn's net funzt, geht es zurück. Aber die Idee mit dem Messen und schauen, ob es noch schwankt ist auch gut (hab ich hier im Forum gefunden).

Nochmal vielen Dank - I will keep you on the running :emoji_wink:

Gruß,
Thomas
 

Pendejo

ww-robinie
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3. Das Brett und auch die Lamellen sollten schon vorher abgerichtet und auf Dicke gehobelt werden. Man kann das natürlich auch erst machen, wenn die Platte verleimt ist, hat dann aber möglicherweise sehr große Versatzlücken zwischen den Lamellen. Dadurch verliest du nachher sehr viel an Material beim Abrichten und auf Dicke hobeln. Je nach Breite der fertigen Platte musst du das dann auch per Hand machen, da das Brett nicht mehr in den Dickenhobel passt. Bei deiner genannten Variante (nur Leimkanten hobeln) und den Rest an der fertigen Platte machen wirst du wahrscheinlich mehr Holz verlieren mit der daraus resultierenden Gefahr des Verzugs der Platte.
Das beste Vorgehen ist also: Brett abrichten, dann die Lamellen schneiden, dann auch Dicke hobeln und zum Schluss die Leimkanten fügen. Dadurch hast du nach dem Verleimen des Bretts nur noch sehr wenig Arbeit und musst ggf. nur minimale Stellen verputzen. Hierbei natürlich die Verleimregeln beachten.

Heisst das, du richtes die komplette Bohle ab und schneidest dann die Lamellen, richtest diese komplett ab und verleimst?
Bei meinem kleinen Hobel fehlt sowohl die Breite als auch die Power um eine Bohle vor dem schneiden in Lamellen abzurichten. Ich schneide deshalb meine Lamellen aus der rohen Bohle mit der Tauchsäge und Schiene und richte dann die einzelnen Lamellen ab. Habe mir dabei aber auch schon gedacht, dass es angenehmer wäre nur einmal eine Bohle abzurichten und durch die Dickte zu schieben, als danach jeweils 4 oder 5 Lamellen. Aber wie gesagt, mein Hobel hat zwar 26cm Breite, aber ich habe schlechte Erfahrungen gemacht mit mehr als 13cm breiten Teilen.
 

Kai87

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Ich richte nicht die komplette Bohle fertig ab. Damit meinte ich, dass wenn die Bohle sehr krumm und Windschief ist, ich sie erst einmal so weit abrichte, dass ich die folgenden Arbeitsgänge machen kann (mit der Handkreissäge auftrennen etc.).
Ein komplettes Abrichten der Bohle vor dem zerschneiden in Streifen macht auch wenig Sinn, da die Bretter meist unter Spannung stehen und die Streifen dementsprechend nicht mehr gerade sind. (Du hast die Erfahrung bei den Buchenbohlen ja bereits gemacht)
Wenn die Bretter jedoch sehr gerade gewachsen sind und nur wenig windschief sind, kann man darauf aber auch ganz verzichten. Ich würde aber dennoch empfehlen mit einem Hobel die Sägespuren zu entfernen, da man so die Maserung besser sehen kann und man evt. Holzfehler besser bzw. früher erkennt.
Ich hoffe das wahr jetzt besser verständlich.
Grüße Kai
 

Holz-Fritze

ww-robinie
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Der große Vorteil vom eigenen Leimholz ist doch der dass man Bilder legen kann. Beim Industriellen achten die eventuell auf Innen Außenseite, aber aufs Bild nie.
 
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