Verletzungsrisiko als Schreiner und ein paar Fragen zur Ausbildung

flo20xe

ww-robinie
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Naja, 300.000€ müssen es jetzt ja nicht unbedingt sein, aber mit 10k kommst halt auch nicht weit.

Jetzt wird´s offtopic.... :rolleyes:

Im Januar werden es bei mir 10 Jahre die ich selbstständig bin.

Ich hab damals von einen alten Einzelkämpfer die Werkstatt übernommen, allerdings davon lediglich die Maschinenausstattung und Werkstattausstattung sowie ein bissl Büroausstattung. Das hat mich damals knapp 30.000€ gekostet.
Für den Kundenstamm wollte er auch noch was haben, denn konnte er aber getrost behalten da er keine belastbaren Zahlen dafür liefern konnte oder wollte.

Der Typ war ein "Überlebenskünstler". Werkstatt war angemietet, ca. 90m², und hat sich mit Kleinaufträgen und Reparaturen über Wasser gehalten. Das übernommene Inventar war allerdings gut gepflegt.

An Maschinen hatte er nennenswert eine Altendorf F45 BJ. 1993 (die hatte ich dann noch bis Anfang 2015 im Einsatz), eine Kölle Starrfräse und eine Hobelmaschien von ElektraBeckum. Absaugung, Kompressor, Zwingen und was man halt sonst so an Werkstattbedarf hat.

Im Nachhinein betrachtet habe ich rein monteär wohl zu viel bezahlt, aber die ganze Aktion hat mir im einen guten Start für mein Unternehmen ermöglicht, so dass ich da nicht vergrämt deswegen bin.

Dazu kamen dann gleich zu Beginn noch eine neue ADH 951 von Felder sowie eine andere Absauganlage. Außerdem noch ein Tandemhänger mit Plane und etliches an Handmaschinen und die Investition in ein CAD-System.

Da standen dann gesamt ca. 60.000€ auf der Uhr plus Kosten für Werbung da ich ja quasi bei 0 Angefangen habe.

Mittlerweile hab ich 2 Gesellen und einen Lehrling und eine maschinell mehr oder weniger komplett ausgestattete Werkstatt inkl. CNC. Da steht natürlich eine andere Summe auf der Uhr wenn man sich das gleich zu Beginn so hinstellen wollen würde. Die Frage ist halt, ob es das gleich alles braucht?

Ich stimme meinen Vorschreibern uneingeschränkt zu, dass das was wir hier betreiben rein vom notwendigen Invest gesehen eigentlich ein Wahnsinn ist, zumal ja auch noch die Kosten für die Werkstattflächen dazu kommen. Aber auch ich könnte mir keinen anderen Beruf vorstellen.
 

yoghurt

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Hallo,
da wir inzwischen ja ein wenig off-topic sind.... (Liebe Jette, rufe uns zur Ordnung oder setze weitere Punkte, die Dich interessieren!)

Ich habe es anders gemacht - ohne jetzt auf jede Irrung und Wirrung meines Lebens einzugehen....

Ich habe mich sozusagen mit meinen Handmaschinen und meinem Handwerkzeug selbständig gemacht. Beides war aus Liebhaberei vorhanden und teilweise von nicht überragender Qualität. In Zeiten von Co-Workingspaces gibt es in Berlin viele Gemeinschaftswerkstätten, in denen man sich zu den unterschiedlichsten Konditionen einmieten kann. So bleibt das Risiko der Existenzgründung sehr überschaubar und Durststrecken können durch Zuarbeit für Kollegen überbrückt werden. Inzwischen habe meine persönliche Ausrüstung deutlich verbessert und erweitert. Zugleich haben WIR unsere Gemeinschaftswerkstatt ebenfalls deutlich verbessert und erweitert. (und wenn mal wieder einer meine unglaublichen Kollegen mitliest - ja, ich hatte echt ein großes Glück mit Euch!) Nach fünf Jahren stünde ich jetzt wohl an der Schwelle den ersten Mitarbeiter zu beschäftigen. Aus rein persönlichen Gründen sehe ich davon ab!

Ja, die Tischlerei und die Selbständigkeit waren unter den vielen dummen Ideen die ich hatte eher die besseren!
 

Avadoc

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Hallo Jette,

ich selbst habe Abitur gemacht, anschließend die Tischlerlehre, Studium und Meister. Arbeite damit im Familienunternehmen, welches ich zeitnah in vierter Generation weiterführen werde.
Im ersten Lehrjahr haben wir aktuell zwei Lehrlinge: ein junges, zierliches Mädel und einen männlichen Vertreter. Beide machen sich sehr gut. Die junge Frau ist sehr praktisch veranlagt und hat keinerlei Probleme bei uns - im Gegenteil: bisher eine der besten Auszubildenden, die wir in den letzten Jahren hatten.

Grundsätzlich kann ich jedem, der bereits die Überlegung hegt, nur dazu raten eine handwerkliche Ausbildung zu machen! Hilft dir dein gesamtes Leben lang!
Nur weil du eine Ausbildung zum Tischler/-in machst, heißt das in der heutigen Zeit noch lange nicht, dass du von da an bis an dein (berufliches) Lebensende in diesem Bereich tätig bist. Das Berufsleben ist doch deutlich flexibler geworden.
Du hast ja immerhin 3 Jahre Zeit, dir Gedanken zu machen, ob du anschließend nicht doch noch etwas studieren möchtest (btw. mit Abitur kannst du die Ausbildung auch auf 2 Jahre verkürzen, wenn du einen passenden Betrieb findest). Auch eine Selbstständigkeit braucht jetzt noch nicht zwingend kalkuliert werden - bis dahin fließt noch viel Wasser die Elbe entlang. Es gibt aber viele Unternehmer, die keinen passenden Nachfolger finden: Also Übernahme kann auch eine Option sein.

Mein Tip: Such dir einen guten (Ausbildungs-) Betrieb. Mach ein 2- oder 3- wöchiges Praktikum. Sprich mit deinem (zukünftigen) Ausbilder. Wenn du merkst, dass dir das was du dort lernen kannst, gefällt: Dann mach die Ausbildung! Du wirst es nicht bereuen - immerhin reden wir von einen der schönsten und erfüllendsten Berufe überhaupt!

Meine persönlich Einschätzung für die Zukunft: Gute Handwerker werden immer gebraucht - und diese werden rar! Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Gilt auch für Entlohnung: gute Handwerker (müssen!) in Zukunft gut bezahlt werden.
 

Sägenbremser

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Ja @Avadoc das ist einmal ein Statement mit
Augenmass und selber gemachter Erfahrung:emoji_slight_smile:

Natürlich wird heute kein Betrieb mehr mit den
300tsd Euro gegründet werden können um mit
mehreren Mitarbeitern vom Start weg, etablierte
Mitbewerber in die Schranken weissen zu können.
Ist einfach eine Illusion und führt bei behutsamer
Betrachtung wohl fast immer zu einer kostspieligen
Übernahme eines bestehenden Betriebes.

Das ist auch gut so, weil auch die ausscheidenden
Betriebsinhaber damit ihre Altersversorgung immer
noch bedienen müssen. Hab das selber vor 30 Jahren
etwas anders angefangen, aber aus der Erfahrung ist
heute der Ratschlag entstanden es doch mit einer, so
auch kostspieligeren Übernahme zu versuchen.

Bis eine eingerichtete Werkstatt ihre Funktion erfüllt,
ist es ein etwas längerer Weg und der würde sich mit
einer funktionierenden Grundsubstanz schon deutlich
einfacher gestallten lassen, sprich du verdienst einfach
Geld ab der ersten Minute wenn du die einfachsten und
lehrnbaren Regeln nicht ganz ausser Acht lassen magst.

Gruss Harald
 

predatorklein

ww-robinie
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Moin

Der beste Weg zur eigenen Werkstatt dürfte die " peu a peu " Methode sein :emoji_wink:

Anfangs montiert man für Privatkunden , Behörden , Stadtverwaltung usw usw usw .....
Handmaschinen sind so gut wie immer schon ausreichend vorhanden.

Klappt das kommt eine kleine Werkstatt dazu ( 1000 € Miete / Monat ) , Formatkreissäge , Fräse , A / D , Langband , Plattensäge , Absaugung .
Gebraucht ca 20000 € , bekantet wird beim Kollegen .
So kann man aber schon recht viele Aufträge zum Beispiel bei den Gemeinden , den Stadtverwaltungen oder der Uni machen.
Dort wird noch viel in " Massivholz " gemacht oder repariert ( gerade im Bereich Türen , Fenster , Gartenholz gibt es da viel was derzeit zu reparieren ist ).

Klappt das kommt eine eigene KAM ( mit Fügetechnik :emoji_grin: ) , neu ab 15000 € .
Natürlich muß man kucken , daß die auch was zu tun hat .
So kann man auch den kompletten Bereich " Spanplattenmöbel und Bekantung " abdecken .
Geleast ca 300 € Monat , am besten Werbung bei Kollegen gemacht und für diese ( zu einem halbwegs fairen Preis ) auch ihre Aufträge geschnitten und bekantet.

Und wenn das läuft irgendwann die eigene Werkstatt , man spart die Miete und tut was für die Altersvorsorge.
Investitionskosten Halle ca 300.000 € für 300 m².
Abbezahlt mit ca 1500 € in 20 Jahren .


Wenn das 2 Schreiner mit Mitte / Ende 20 anpacken ist 30 Jahre später ihre Halle bezahlt.
Gerade bei den heutigen Zinskonditionen :emoji_stuck_out_tongue:

" Mehr " Gas kann man natürlich auch geben , wer aber mit Profis wie der Handwerkskammer und einem guten Betriebsberater sowas GEPLANT angeht hat imo gute Aussicht auf Erfolg .

Und die Nachfrage nach " gut geplanten " Hallen dürfte in der Zukunft noch deutlich steigen.
1000 m ² Kalthalle für 3000 € mieten dürfte kein Prob sein , eine gescheite Warmhalle mit 300 oder 350 m ² für 1800 - 2000 € zu mieten dürfte deutlich schwieriger sein :emoji_wink:

Sinnvoll wäre auch die Übernahme einer bestehenden Schreinerei , am besten dann mit eigener Werkstatt.
In den nächsten Jahren dürften einige Kollegen aufhören und einen Nachfolger suchen.

Auch hier ist die HWK eine gute Anlaufstelle :emoji_slight_smile:

Gruß
 

Jette

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Hallo,
da wir inzwischen ja ein wenig off-topic sind.... (Liebe Jette, rufe uns zur Ordnung oder setze weitere Punkte, die Dich interessieren!)

Das passt schon,ich interessiere mich ja auch für euren Werdegang,wie ihr es zur eigenen Tischlerei geschafft habt usw.

1.Ist eigentlich ein Holztechniker oder ein Schreinermeister höher qualifiziert?

2.Was muss ich mir eigentlich unter Innenausbau vorstellen? Habe eine Schreinerei,wo ich wahrscheinlich ein Praktikum absolvieren kann und die bieten auch Innenausbau an.
Ich muss doch keine Elektroarbeiten (als ausgebildeter Tischler) durchführen,das liegt mir nämlich gar nicht.

3. Wie sind eigentlich eure Arbeitszeiten?
 

Mitglied 42582

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Ist eigentlich ein Holztechniker oder ein Schreinermeister höher qualifiziert?

Sind zwei verschiedene Paar Schuhe, der Techniker ist nicht auf selbstständigkeit ausgelegt.

Ich muss doch keine Elektroarbeiten (als ausgebildeter Tischler) durchführen,das liegt mir nämlich gar nicht.

Darfst du gar nicht. Dafür brauchst du einen "Elektroschein"

Wie sind eigentlich eure Arbeitszeiten?

Meistens eher bescheiden. Überstunden sind in vielen Betrieben die Regel.
 

drahtbändigerin

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Wenn du mit dem Gedanken spielst, später einen Handwerksbetrieb zu eröffnen, wäre vielleicht Goldschmied auch eine Idee.

Das Verletzungsrisiko ist zwar auch gegeben, aber geringer. Die Arbeit ist körperlich nicht anstrengend. Und eine Selbstständigkeit ist am Anfang mit geringeren Kosten verbunden, weil du keine große Halle benötigst.

Du verdienst als Lehrling zwar weniger, als in den meisten anderen Ausbildungsberufen, aber du kannst später mit entsprechendem Können und guter Aus- / Weiterbildung mehr rausholen. Insbesondere, wenn du die Chance nutzt bei namhaften Juwellieren zu arbeiten. Die Gewinnmargen in einer Selbstständigkeit können u.U. deutlich höher liegen. Das hängt natürlich ganz von dir ab.

Ich habe gestern zufällig deine Fragen entdeckt. Sorry, wenn diese Antwort zu spät sein sollte. Wahrscheinlich wirst du ja im September 2017 beginnen. Hast du dich schon entschieden?
 

Jette

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Wenn du mit dem Gedanken spielst, später einen Handwerksbetrieb zu eröffnen, wäre vielleicht Goldschmied auch eine Idee.

Das Verletzungsrisiko ist zwar auch gegeben, aber geringer. Die Arbeit ist körperlich nicht anstrengend. Und eine Selbstständigkeit ist am Anfang mit geringeren Kosten verbunden, weil du keine große Halle benötigst.

Du verdienst als Lehrling zwar weniger, als in den meisten anderen Ausbildungsberufen, aber du kannst später mit entsprechendem Können und guter Aus- / Weiterbildung mehr rausholen. Insbesondere, wenn du die Chance nutzt bei namhaften Juwellieren zu arbeiten. Die Gewinnmargen in einer Selbstständigkeit können u.U. deutlich höher liegen. Das hängt natürlich ganz von dir ab.

Ich habe gestern zufällig deine Fragen entdeckt. Sorry, wenn diese Antwort zu spät sein sollte. Wahrscheinlich wirst du ja im September 2017 beginnen. Hast du dich schon entschieden?

Ich mache in den Sommerferien ein dreiwöchiges Praktikum und werde mich dann entscheiden. Wenn ich die Ausbildung machen sollte,dann erst im nächsten Jahr,wenn ich mein Abitur in der Tasche habe.

Bist du Goldschmied?
 
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