Verarbeitung frische Eichebalken im Außenbereich

franz1701

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Hallo woodworkers,
leider habe ich zu meinem Thema keinen passenden Thread gefunden und daher einen neuen eröffnet.
Ich möchte über meiner Terrasse eine Holz-Balkenkonstruktion errichten (siehe Foto anbei), an der später einmal z.B. Sonnensegel oder ggf. auch Schaukel/Hängematte befestigt werden.
Die Konstruktions-Maße sind grob 4x4,5m und Höhe 2,5m
Damit die Balken (insbesondere die ohne Wandbefestigung) auch belastbar, habe ich an Eiche-Kanthölzer 200mm x 200 mm gedacht (Faustformel 50 mm Dicke pro Meter ohne Abstützung --> 4 m = 200 mm Dicke). Nun zu meiner Frage: Vom Holzhändler wurden mir frische Eichebalken angeboten. Die Holzfeuchte wurde mit grob 50% angegeben. Lassen sich diese für meinen Zweck direkt verarbeiten? Das Holz müsste noch zugesägt (Ketten- bzw. Handkreissäge) und ggf. grob mit dem elektr. Handhobel bearbeitet werden (je nachdem wie es dann aussieht). Kann ich die Balken mit dieser Holzfeuchte direkt verarbeiten oder ist zwingend noch eine Lagerung zur weiteren Trocknung nötig (z.b. um spätere Rissbildung o.ä. zu reduzieren), so dass ich lieber direkt getrocknete Balken (deutlich teurer) kaufen sollte?

Danke für die Hilfe und viele Grüße
Franz
 

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fragnix

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Das feuchte Holz wird recht sicher reissen. Die Frage ist also: Stört Dich das? Es geht ja um Holz, nicht um Kunststoff-High-End-Designer-Werke. Holz jeglicher Art wird ohne aufwändige Behandlung sowieso in einigen Jahren deutlich weniger schick aussehen. Das trifft auch auf die teuren Balken zu.

Für kleines Geld bekommst Du etwas weniger Schickes, für mehr Geld etwas Schickeres. Die Wahl kannst nur Du für Dich treffen. Hängt ja auch vom Umfeld ab, was passt da optisch besser zu?

Mechanisch ist beides in Ordnung, das jetzt frische Holz wird Dir nicht auf de Kopf fallen, es sei denn, Du baust so, dass auch das teure Holz fällt.

Nasses Holz lässt sich definitiv schlechter bearbeiten, aber der Handkreissäge wird es egal sein.
Den Einsatzzweck einer Kettensäge erkenne ich da noch nicht. Der Handhobel mag die Optik etwas verbessern.

Nur mal am Rande erwähnt: 20 x 20 cm kommt mir falsch vor, das willst Du eventuell noch einmal durchrechnen.

P.S.: Die 20 cm zu bearbeiten wird auch noch einmal spannend. Die Kettensäge ist viel zu grob. Weder Handkreissäge noch Handhobel werden 20 cm schaffen.
 

carsten

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Hallo

50 % ist meiner Meinung nach viel zu feucht. Konstruktionen im Außenbereich üblicherweise 15-18 %. Aber warum Eiche?
Das ist keine Konstruktion für die Ewigkeit. Die Dimensionen sind auch weit übertrieben. Wenn ohne Dach konstruktiven Holzschutz beachten.
 

Johannes

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Hallo Franz,
für die Frage, ob das funktioniert ist es wichtig zu wissen, wie die Balken aus dem Stamm geschnitten wurden. Wenn der Kern im Balken ist, wird er reissen. Das ist an sich nicht schlimm, aber wenn es Risse in der oberen Fläche gibt, oder sonst Risse, in die Wasser reinlaufen kann, wird es bald Probleme geben. Wenn es Kreuzbalken sind, könnte es funktionieren.

Es grüßt Johannes
 

sonicbiker

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Moin Franz,
20x20 cm ist deutlich überdimensioniert und wir sehr klobig aussehen. Eine angepasste Konstruktion wird viel Holz und Arbeit sparen. Wenn später eine Schaukel daran hängen, kommen zwar große Kräfte in die Konstruktion, aber auch dann kommt es weniger auf den Durchmesser der Balken an als auf eine Konstruktion, die die Kräfte aufnehmen kann und eine gute Verbindung zur Wand. Viel hilft nicht immer viel.
Bedenke auch: Einer der langen Balken wiegt rund 140 kg in diesen Dimensione, nass sogar noch mehr.
Viele Grüße!
 

franz1701

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Hallo zusammen, danke für die vielen schnellen Antworten.

Die Idee zur Eiche kam zum einen aufgrund der "Langlebigkeit" und auch Vorliebe. Wäre hier Douglasie (abgesehen vom günstigeren Preis) besser geeignet?
20x20 cm sind vermutlich tatsächlich etwas überdimensioniert. Meine Befürchtung ist allerdings, dass es ggf. kleiner zu filigran und bei 12 cm (und 4,5m Länge) dann ggf. auch instabil (z.B. bei späterem verbiegen/tordieren des Holz) wird. Die Konstruktion soll auch so ausgelegt sein, dass idealerweise die Möglichkeit besteht später ein Dach zu ergänzen.
Die Rissbildung stört mich nicht, solange sie nicht konstruktiv relevant werden. Auf der Oberseite der Balken könnte zusätzlich auch ein gepulvertes schwarzes Blech angebracht werden, damit von oben kein Wasser eindringt (an der hinteren Wand soll ohnehin ein Blech mit Überstand auf den Balken befestigt werden, damit das eingezogene Segel "überdacht" ist).

Danke und VG Franz
 

carsten

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Hallo

Überdachung hier bei mir Pfosten 100*100, Pfetten 100*160. Kopfbänder 80 *80 Spannweite 5,40 m Holzart Fichte. Alter 20 Jahre Allerdings Dach darüber. Letztes Jahr eine Eingangsüberdachung abgerissen Alter 30 Jahre+, war nie überdacht, dafür mit irgendwas zugewuchert / und nie gepflegt . Ein Pfosten war am Fußende stark angefault, der Rest war noch erstaunlich tragfähig.
Also wegen Stabilität brauchst du dir da keine Gedanken machen. Filigran wirkt wesentlich wertiger als so dicke Dinger. Es sei denn man setht auf Fred Feuerstein Design. Das passt aber nicht zum Rest des Baus.
 

weissbuche

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Die Ständer kann man ja aus Eiche machen, alles Andere Nadelholz. Eiche unnötig schwer und schlechtere Biegefestigkeit wie Nadelholz. Abmessung in der Höhe 200 mm ok., Breite 80 oder max 100mm. Alles weitere haben die anderen Teilnehmer gesagt( Risse usw.) . Meine Meinung.
Gruß Eckard
 

Holzwerker1984

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Diese hohen Werte aus der Literatur sind alle an kleinen (keine Bauholzabmessungen) fehlerfreien Proben entstanden.
Diese Werte sind für Bauholz nicht anzuwenden. In Bauholzabmessungen hat man naturgemäß einige Holzmerkmale(Fehler), die die tatsächliche Festigkeit maßgeblich beeinflussen.
Und je nach Anzahl und Größe werden die Hölzer dann eben in verschiedene Sortierklassen eingeteilt, die mit Festigkeitsklassen korrelieren. Für Fichte ist die Festigkeitsklasse C24 üblich. Für Eiche ist die Festigkeitsklasse D30? D35? "üblich". (Üblich kann man schwer sagen, Eiche wird kaum noch für solche Zwecke eingesetzt).
Das heisst jetzt aber nicht, dass C24 und D30 die gleichen Holzmerkmale hätten. Das sind einfach gebräuchliche Sortierungen, bei der auch eine gewisse Ausbeute vorliegt und Holz in brauchbaren Querschnitten einsetzbar macht.

Schöne Grüße
 

Andreas W.

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Hallo Franz,

um naßes Eichenholz, 20/20 und 4,5 m lang, handhaben zu können, mußt Du ordentlich frühstücken... das sind überschlagen 150-170 kg.
Das ist etwas überdimensioniert, aber das hast Du ja auch schon geschrieben.
carsten hat einen guten Anhaltspunkt für eine sinnvollere Dimensionierung gegeben.
Nadelholz ist hier absolut gerechtfertigt, schon wegen des Gewichtes. Planst Du nicht für die Ewigkeit und achtest auf konstruktiven Holzschutz, erfüllt auch ein waagrechter Nadelholzbalken längere Zeit seinen Zweck.

Genauso wichtig wie die Tragfähigkeit Deiner einzelnen Hölzer ist auch die Verbindung der Hölzer untereinander, die Unverschieblichkeit der Hölzer zueinander (durch Diagonalen o.ä.) und die jeweilige Verankerung der Hölzer in Boden und Wand - insbesondere bei einer dynamischen Belastung wie dem von Dir angedachten Schaukeln.

Was Du planst zu bauen ist nicht schwer - sofern man ein gewisses Gefühl dafür entwickelt hat.
Das "Gefühl" bekommt man aus meiner Sicht am leichtesten, wenn man eine gewisse Zeit bei jemandem aus der Branche , der sich damit auskennt, mitgelaufen ist.
Vereinfacht gesagt, muß die Konstruktion hinterher jederzeit sicher stehen und dauerhaft ihren Zweck erfüllen - Punkt. So einfach ist das im Prinzip.

Verdrehen kann es Dir auch einen 20/20 Balken, auch noch stärkeres Material. Das ist abhängig davon, ob der Baum drehwüchsig gewachsen ist oder eben nicht.
Erkennen kann man das an entstehenden längsseitigen Trockenrissen. Sind die gerade, deutet das auf einen eher geraden Wuchs hin, sind die Risse ver- oder "an"gedreht, wird sich der ganze Balken recht sicher beim Trocknen weiter verdrehen.

Zur Festigkeit bzw. Tragfähigkeit von Bauholz - typisches Eichenholz ist tragfähiger als typisches Nadelbauholz.
Die Tragfähigkeit des Holzes ist abhängig vom Wuchs des Baumes, aus dem das Holz geschnitten worden ist und auch aus welchen Teilen des Baumes.
Hat ein Eichenholz-Balken z.B. einen riesengroßen Ast genau in der Mitte seiner zukünftigen Belastung, wird er bei gleichen Maßen und entsprechend hoher, aber gleicher Belastung schneller durchbrechen, als ein Balken aus Nadelholz C24.

Gruß, Andreas
 
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