Variables und einfaches Familienbett

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Hallo Forum,

nach etwas längerer Sendepause wollte ich mich zurückmelden und mein erstes Massivholzprojekt vorstellen.

Disclaimer: Ich bin einerseits blutiger Anfänger, andererseits beruflich alles Andere als ein Handwerker. Habt in der Beurteilung somit etwas Mitleid, bitte... :emoji_pensive:

Nachdem mein Kind ums Verrecken nicht ins eigene Bett will, wir uns aber im Umkehrschluss auch nicht dagegen wehren und die Dreisamkeit sogar genießen, kam von Ehefrau die Order, dass wir ein Familienbett brauchen. Derzeit haben wir ein Boxspring mit entsprechender Höhe und limitierter Breite. Insbesondere die Höhe macht uns Kopfzerbrechen, denn mein Kind ist nur einen Kopf höher als das Bett. Ein- und Aussteigen geht so nicht. Und, jeder mit Kindern weiß das, bevorzugt liegen die Kleinen quer, was dafür sorgt, dass die Eltern nicht mehr wirklich erholsam liegen können...

Ich habe - leichtsinnigerweise - behauptet und geprahlt, dass ein Familienbett ja wohl problemfrei selbst zu bauen ginge und in Anbetracht der neu angeschafften Maschinen ja auch ein tolles Projekt sei. Also hatte ich zum Jahreswechsel eine Aufgabe erhalten...

Von der Grundidee habe ich drei 80cm x 200cm Felder geschaffen. Jedes ist demontierbar und kann variabel wieder zusammengebaut werden. So müsste man bspw. nur zwei weitere Seitenteile anfertigen, um aus dem jetzigen 240x200 ein separates 80x200 und ein 160x200 Bett zu erschaffen. Im Hinblick darauf, dass mein Kind irgendwann vielleicht eventuell im eigenen Zimmer und Bett schlafen möchte, fände ich das sehr nachhaltig, das Familienbett entsprechend weiter zu nutzen.

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Da ich vor der großen Holzkrise noch schnell zwei recht schöne Eschenbohlen sichern konnte, war relativ klar, dass es aus Esche werden würde. Allerdings war ganz rein aus Esche irgendwie ein bisschen langweilig, gerade aufgrund der simplen Konstruktion, und ich dachte mir auch, man könnte das doch noch ein bisschen anspruchsvoller gestalten, optisch wie handwerklich. Also sollte es eine umlaufende Zierleiste / Inlay aus Nuss geben. Die Bohle hatte ich auch noch da.

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Na dann, ran ans Werk...

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Nuss auf der FKS...

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Ein schönes Stück Holz, wie ich finde...

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Ritze Ratze, alles für die langen Seitenteile gesägt...

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So solls werden... Vom Hobeln und Schneiden der Eschebohlen und der Nuss habe ich leider keine Bilder...

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Ich wurde dann auch etwas zwingend...

Nächster Schritt: Die Mittelteile...
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Ssssrrrr.....

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Schon handlicher...

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Gesägt, auch schon die unteren Leisten herausgeschnitten, und gehobelt

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Unter Zwang...

Und nun noch: Die Füße... Für einen schönen Verlauf, so habe ich mir gedacht, will ich die Eckfüße aus der ganzen Bohle, in der Mitte auftrennen und auf Gehrung verleimen...
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Weiter im nächsten Teil...
 
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Auf Gehrung geschnitten...

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...und verleimt...

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Mittelteile sind soweit auch fertig...

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Ich mag die Optik!

Nun die Füßchen auftrennen, auf Endmaß sägen und die Nussleiste einfügen.
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An der Nussleiste habe ich etwas...sehr...lange...geflucht... Warum ich die auch auf Gehrung verleimt und natürlich in gleicher Faserrichtung wie das Holz machen musste, weiß der Geier! Ich muss Masochist sein...

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Es verleimt der erste Teil...

Um das Ganze maßhaltig und vorallem sauber zu bekommen, sowie natürlich haltbar, habe ich jenseits der Stirnholzverleimung Runddübel eingesetzt. Mein Duodübler für Arme leistet gute Dienste!

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Eckfüße fertig geleimt, aber noch nicht auf Endmaß gekürzt... Bei den Mittelfüßen fehlt noch die Auflage...
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Bereit zum Verbinden...
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Für die Verbindungen habe ich mich für die Scheulenburgverbinder in Verbindung mit Runddübeln entschieden. Und wieder kam der Duodübler für Arme zum Einsatz... Wichtig: Bezugskante auf Auflage zum Löcherbohren war immer die Außenseite, für die inneren Löcher habe ich ihn immer umgedreht. So war sichergestellt, dass zumindest an der Außenseite alles bündig wird. (Die Aussage "Bündig gibts nicht - isso" erreichte mich leider zu spät...)

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Weiter im nächsten Teil...
 
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Probeaufbau!

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Alles ist maßhaltig, passt gut... Nun noch die Mittelstege verschrauben. Hier habe ich je zwei Rampamuffen in die Mittelfüße gesetzt und das Ganze mit zwei M8x45 Senkkopf in 8.8 Güte mit dem Mittelsteg verschraubt... Das hätte es vielleicht nicht unbedingt gebraucht, war aber noch da...

Kommen wir zu meiner Lieblingsbeschäftigung: Schleifen...
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Kleines Detail: Damit ich Depp auch alles immer wieder richtig zusammen baue, habe ich sämtliche Verbindungsteile mit Schlagbuchstaben versehen. Das werde ich beibehalten, das gefällt mir.
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Danke nochmals für die Hilfestellung bzgl. Fase oder Rundung. Ich habe mich ja für die Fase entschieden und muss sagen, dass mir das sehr gut gefällt...
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Füßchen für die Mittelstege mussten auch noch rein; also 35er Forstner angesetzt und Feuer. Ja, sind Plastikfüße, aber die waren noch da...
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Hatte ich erwähnt, wie sehr ich Schleifen mag? Naja, auch die Lattenrostaufnahmen an den Seitenteilen brauchten Liebe... Im Übrigen ist alles zweimal geschliffen, zwischendurch gewässert, Endschliff in 180er Körnung (für mich gut genug)...
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...und Schrauben, die auch bitte im gleichmäßigen Abstand da rein sollten...
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Fertig verschraubt mit 5x60 alle 10cm, wird schon halten...
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Und nun das große Finale: Ölen :emoji_slight_smile: Habe mich für Osmo Hartwachsöl entschieden... Hier eines der Seitenteile im Verlauf der Ölung...
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Fertig geölte Seitenteile...
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Alles mit der ersten Schicht Öl versehen...
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Nur ein paar weitere Impressionen...

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Nun fehlt noch die zweite Ölung, das werde ich über Ostern schaffen; und dann wird aufgebaut :emoji_slight_smile:

Ich hoffe, mein Anfängerprojekt gefällt Euch; ein bisschen stolz bin ich schon, also seid bitte gnädig :emoji_wink:

Dinge, die ich bei dem Projekt gelernt habe:

- Nicht in Fuddelkram verlieren wie den auf Gehrung geschnittenen Leistchen für die Eckfüße. Unfassbar zeitraubend!
- Die Bestellung "Ich hätte bitte gerne 1 Senker" bedeutet nicht, dass man einen für Holz geeigneten Senker bekommt. Daher sehen alle Löcher für die Verbindungen irgendwie verkrotzt aus...
- Die Zeit fürs Schleifen kann man nicht abkürzen, sonst wirds Mist...
- Es dauert alles so lange wie es dauert...
 
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Dinge, die ich bei dem Projekt gelernt habe:

- Nicht in Fuddelkram verlieren wie den auf Gehrung geschnittenen Leistchen für die Eckfüße. Unfassbar zeitraubend!

Gefällt mir sehr gut und sieht sehr massiv und haltbar aus. Das hält ewig! Deine Liste an Dingen die du gelernt hast kannst du vielleicht um einen Punkt erweitern. Die vielen Kleinteile hast du erst erst geschnitten und dann den Kontraststreifen geleimt. Du würdest es dir viel einfacher machen wenn du erst die zwei Holzsorten fügst auf Länge und danach zerteilst. Nimmst du benachbarte Stücke sieht auch die Gehrung von ganz allein stimmig aus da die Maserung perfekt durchläuft. Das spart so einige Stunden und verkürzt die Nacharbeit.
 
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Vielen Dank Euch allen :emoji_slight_smile:

Die vielen Kleinteile hast du erst erst geschnitten und dann den Kontraststreifen geleimt. Du würdest es dir viel einfacher machen wenn du erst die zwei Holzsorten fügst auf Länge und danach zerteilst. Nimmst du benachbarte Stücke sieht auch die Gehrung von ganz allein stimmig aus da die Maserung perfekt durchläuft. Das spart so einige Stunden und verkürzt die Nacharbeit.

Vielen Dank für diesen Impuls! Du hast natürlich vollkommen recht, das wäre viel einfacher gewesen! *Kopf->Tisch* Ist gerne notiert für das nächste Mal :emoji_slight_smile:
 

Lorenzo

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Hey Pit,
Super Bett! Und ein sehr sauberes Ergebnis. Ich finds richtig gut dass aus der langen Vorbereitungsphase deine Werkstatt jetz genutzt wird und der Maschinenpark zum Einsatz kommt. Auch zu dem Bett hast du dir was cooles einfallen lassen und das Ergebnis ist echt super. Das Ding wär praktiach das einzige was in unser Schlafzimmer reinpassen würde :emoji_wink: Wir kommen mit Kind aber gut mit 1,8x2 + Beistellbett aus.

Wenn du schleifen nicht so gerne magst, dann frag Weibert doch mal nach ner kleinen Breitband :emoji_wink:

Ach, eins noch: Du sagtest du brauchst nur noch 2 Seitenteile um 2 Betten draus zu machen, du brauchst aber auch nochmak 4 Eckfüße. Hast du noch Holz dafür übrig, oder wirds einfach bunt? Ich mag sowas ja ganz gern :emoji_wink: Und ich denk auch dass man die schlichten Seiten mit was anderem kombinieren kann ohne dass es sich beisst. Und wenns drauf ankommt, dann kann ja das Kinderbett das bunte werden..

Gratulation zum Einweihungsprojekt :emoji_thumbsup:
 

Mitglied 24010 keks

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Mir gefällt dein Bett auch!
Ein neues Bett steht bei mir auch sehr bald auf dem Plan.
Irgendwie sind unsere Kinder auch nicht zu überzeugen in ihren Betten zu schlafen und das Wasserbett habe ich jetzt schon zweimal flicken müssen. Mit reicht's! So angenehm wie es sonst auch ist so ein Wasserbett...

In dem Zuge wird unser Bett wohl auch wachsen! Ich hatte bisher so an 2x140x220 gedacht. :emoji_grin: wobei deine Idee mit dem dreiteilig auch super ist. Hmmm 3x90x220?
Ich werde da noch mal drüber schlafen... Danke für die Anregung!

Gruß Daniel
 
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Guten Morgen,

ich danke Euch allen für Eure Freundlichkeit :emoji_slight_smile: Abschließend hier noch zwei Bilder vom fertigen, aufgestellten Ergebnis. Ich muss ebenso wie meine Frau feststellen, dass es sich wesentlich entspannter und bequemer schläft als vorher. Familien mag ich daher tatsächlich ein Familienbett wärmstens empfehlen!

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ministry

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bin ich der einzige, der im selbstgebauten bett am liebsten zu zweit schläft?
mir erschließt sich das konzept "familienbett" überhaupt nicht.
unser kleiner (2) schläft mit im zimmer und kann mittlerweile wie er will, der ist auch froh, in seinem gitterchen seine ruhe zu haben....
ansonsten feine arbeit

ach ja, einzelne matzratzen für ein paarbett versteh ich auch nicht
 

conny_g

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bin ich der einzige, der im selbstgebauten bett am liebsten zu zweit schläft?
mir erschließt sich das konzept "familienbett" überhaupt nicht.
unser kleiner (2) schläft mit im zimmer und kann mittlerweile wie er will, der ist auch froh, in seinem gitterchen seine ruhe zu haben....
ansonsten feine arbeit

ach ja, einzelne matzratzen für ein paarbett versteh ich auch nicht

Hier was zum Schlafen von Baby und Kleinkind im Elternbett
https://familienbetten.net/co-sleeping/

Es ist aus den 70ern und veraltet, dass man Kinder bereits im Baby-/Kleinkindalter ans allein sein gewöhnen muss und dass sie schon aufhören zu schreien, wenn sie sich daran gewöhnt haben.
https://www.focus.de/familie/eltern...e-in-wirklichkeit-grausam-ist_id_9877927.html
 

NOFX

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Also Kinder durch Schreien lassen von behütetem Einschlafen zu "entwöhnen" und Kinder ab einem vernünftigen Alter ins eigene Bett zubringen sind ja nun doch etwas unterschiedliche Paar Schuhe.

Wir haben unsere beiden Kleinen auch mit einem bzw. eineinviertel Jahr das Bett (ein eigenes gab es immer, anfangs angebaut ans elterliche aber offen) ins eigene Zimmer gestellt und bringen die zwei (jetzt zweieinhalb und viereinhalb) aber immer noch mit Geschichte und Singen ins eigene Bett.

Ein Familienbett würde mir auch den täglichen Schlaf "versauen", wenn einer der beiden krank ist, ist das natürlich was anderes.


Aber zum Thema: Ein schönes Bett ist es geworden, insbesondere der modulare Aufbau ist praktisch, da es ja nicht ewig so groß genutzt werden wird. :emoji_thumbsup:
 
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netsupervisor

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Schicke Maschinenausstattung, schöne Werkstatt und die Umsetzung mit dem zwei Holzsorten gefällt mir auch sehr!
Ich hab auch einen 2jährigen daheim, ich pflege aber zu behaupten, da hat jedes Elternpaar eine eigene Philosophie was die Schlaf-Umgebung des Nachwuchses betrifft.

@DenkenAnSchubladen Wer ist die "arme Socke", der in der Schräge schlafen muss? Hoffentlich ist die Körpergröße ein Entscheidungsfaktor parallel zur Dachschrägenhöhe :emoji_relieved:
 

ministry

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ich denke, ein baby schreit nicht, wenn es sich in der gesamtsituation wohl fühlt. das war bei uns das eigene bett im schlafzimmer und ab der dritten woche wurde durchgeschlafen. wenn hier oder da was drückte wurde deutlich bescheid gegeben. der wanst ist jetzt 2 1/4 jahre alt. durchwachte nächte kann ich an einer hand abzählen. der wanst weiß wo er hingehört, er weiß wer aufpasst und dass nichts passieren kann, fertsch .... (PS natürlich bringen wir ihn jeden abend gemeinsam ins bett, singen ihm was vor(auch wenn ich es meiner frau verbiete) und knuddeln ihn sehr liebevoll. )
 

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Weiß auch nicht, was es daran nicht zu verstehen gibt. Es gibt nicht ohne Grund unterschiedliche Härtegrade und Matratzentypen.

Wanst? Echt jetzt? Ist ja noch schlimmer als "der Kurze"...
 
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