Uromas Kleiderschrank - Restaurierungstips

mahareth

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Hallo,

ich habe einen alten Schrank geerbt, den ich gern herrichten würde. Da ich nicht so recht weiß, wie ich es angehen soll, hoffe ich, dass ich hier ein paar Tips bekomme.

Der Schrank ist aus Weichholz und gute 100 Jahre alt. Leider hat die Oberfläche etwas gelitten. Die Farbe blättert stellenweise ab und einige Partien sind so... nun ja, irgendwie pickelig. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Es sieht wie klebrige Tropfen aus, ist aber hart.

Was sagt ihr dazu?
 

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H-Bloxx

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Hallo mahareth,

ich stehe gerade vor einem sehr ähnlichen Projekt. Mein Schrank dürfte aus Fichte und ca 60 Jahre als sein.

Die Pickel habe ich auch, hätte aber auf sehr sehr alten Lack getippt, der sich etwas porös zusammengezogen hat. Geplant habe ich, den Schrank einfach erstmal abzuschleifen. Dann muss ich sehen wir er aussieht und was ich dann weiter richtung Lack/Lasur Beize mache.

Halte mich auf dem Laufenden, wie du mit den "Pickeln" umgehst.

VG
 

mahareth

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Hallo,
ich habe schon überlegt, ob das Holz drunter Harz abgesondert hat, dann dürfte es mit dem Schleifen schwierig werden. Ich habe zwar schon einiges gemacht, aber die meisten Möbel waren nach einer Lage renuwell wieder gut. Und jetzt haben wir den Schrank entdeckt. Aber nachdem der eben wirklich seit mindestens 100 Jahren in der Familie ist, wollen wir ihn unbedingt erhalten und das auch möglichst so wie er ist, nur die Pickel und die blätternden Stellen können nicht bleiben. Ich hatte halt gehofft, dass mir hier zumindest einer mal eine Art Diagnose stellen kann.
 

hemmi1953

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Ich denke, dass dir hier geholfen wird, aber dazu benötigen wir deutlich bessere/schärfere Bilder.
 

mahareth

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Ich denke, dass ich die Tage nochmal ins Haus komme. Dann nehme ich eine vernünftige Kamera mit. Der Schrank steht halt in einer ziemlich dunklen Ecke. Da war mit dem Handy nicht mehr zu wollen. Die werden also nachgeliefert.

Bisher habe ich nur eine eher halbfachmännische Meinung, dass das Holz noch gearbeitet hätte und dass es Harz wäre und ich da besser nicht schleifen sollte, weil dass sonst Kleb gibt. Hmmm... Harz könnte schon passen, eben weil es Weichholz ist. Das sieht man innen.
 

pedder

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Mach mal bitte nix, bevor die Restaurationsfraktion, die kein Latein kann, sich gemeldet hat.

[Kiela Stümme] Wernäääh!!!!!

Liebe Grüße
Pedder
 

welaloba

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Nun also ein herzliches Hallo aus der Restaurierungsecke.
Das sieht aus wie ein Bierlack, der sich in schlechter klimatischer Umgebung zusammengezogen hat. Mit Schleifen ist da nichts zu erreichen ausser Zerstörung. Bessere Fotos helfen auch nicht weiter. Wenn du den Schrank erhalten willst, wie er überliefert wurde, bleibt dir nichts weiter als die Fehlstellen mit Künstleracryl nachzumalen. Vorher kannst du vorsichtig mit Seifenwasser reinigen. nachher kannst du noch mit etwas Schellackanstrich auffrischen.
Wenn du das Erscheinungsbild nicht magst, kannst du ablaugen - oder ablaugen lassen. Nach dem Ablaugen solcher Schränke zeigt sich das "Tropfenmuster" noch auf dem rohen Holz, ist wohl das Ergebnis unterschiedlich starker Lichteinwirkung.
Das unsprüngliche Erscheinungsbild ist damit zerstört. Die Bierlackmalerei soll ein "besseres" Holz darstellen, das Thema hatten wir vor einigen Tagen.
Gruß Werner (der tatsächlich kein Lateiner ist und der hier nur seine unmaßgebliche Erfahrung erzählt)
 

mahareth

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Moin!
Danke schonmal an den Nicht-Lateiner. ...und diese "Pickel" sind dann was? Wirklich ausgetretenes Harz? Das ist nicht nur ein "Muster", das sind richtig erhabene Pickelchen. An manchen Stellen sehen sie aus, als wäre Sand unter der Farbe, an anderen Stellen sind es richtig grobe Pickel. Im Vergleich zum restlichen Schrank glänzen die fast ein Bissel, sind aber knüppelhart. Denke mal, wenn dann ist das schon ewig so.
Die "Farbe" ist auch relativ dünn. An einer blätternden Stelle sieht man, dass die Schicht wirklich pergamentartig dünn ist. Aber so zusammengezogen und aufgerissen wie getrockneter Schlamm ist eigentlich nix.
Ich will halt nicht dran rumpfuscheln und das Ganze verschlimmbessern. Wenn alles nix hilft, muss die Farbe halt runter und in der Optik wieder rauf.
 

welaloba

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Guten Morgen, da habe ich mich wieder mal missverständlich ausgedrückt, oder?
Ich glaube nicht, dass die Pickel durch aus dem Holz ausgetretenes Harz entstehen. Für mein Hinsehen ist das nur der Anstrich, der sich verändert, also zusammenzieht, du beschreibst das doch ganz gut - warum, weiß ich nicht zu erklären.
Und wie ich schon sagte, an diesem Anstrich in dem Zustand ist nach meiner Erfahrung nicht viel zu verändern, ich glaube nicht, dass man das anlösen und glattdrücken kann.
Erhalten und so lassen oder - wie du schon sagtest, runternehmen. Das ist deine Entscheidung.
Gruß Werner
PS: Vielleicht kennst du ja jemand, der die Bierlackmaseriermalerei noch kann.:emoji_wink:
 

Snekker

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Hallo mahareth!
Ich vermute, dass die tropfenförmigen Erscheinungen daher rühren, dass der Schrank dem Schwitzwasser ausgesetzt war. Bier ist nun mal wasserlöslich. Da sind dann durch das Schwitzwasser Pigmente ausgewaschen worden und haben sich in Tropfenform meist an den Kanten gesammelt. Dort sind sie dann wieder getrocknet und sind nun als Tropfen zu sehen. Vielleicht hat der Schrank auch im Regen gestanden. Wer weiß das so genau.
Ich habe dir ein paar für dich interessante Links herausgesucht. Es geht da um Bierlasur und wie man sie herstellt und was man damit machen kann. Ich finde es faszinierend.


Rezept für Bierlasur - Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Einführung in die Holzmalerei mit Bierlasur bei antik Möbel | Antik-Hof Schied antike Möbel, Antiquitäten und Restauration

Lasur aus der Natur: Bier - WDR Fernsehen

Oldtimer TV - Tipps und Tricks aus der Oldtimer Werkstatt

Holzmalerei, maserieren
 

TinaRestauro

ww-eiche
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Hallo zusammen,
das Märchen bzw. Gerücht um die "Biermalerei" scheint sich immer mehr festzusetzen. Das hauptsächliche Bindemittel bei der Hokzimitation ist IMMER Leinöl. Bier wird eigtl. nur verwendet, um in die noch feuchten Leinölschichten feine Adern udgl einzuziehen. Bei einem solchen Schrank ist dies vielleicht ein Schnapsglas voll Bier.

Solche Schadensbilder entstehen durch die im Bindemittelbedarf unterschiedlichen Schichten und sind irreversibel (Stichwort "fett auf mager"). Das heißt auf eine bindelmittelarme Schicht muß immer eine bindemittelreichere Schicht gestrichen werden. Dies gilt im übrigen bei allen Anstrichen mit Öl als Bindemittel. Kehrt man diesen Grundsatz fälschlicherweise um, entsteht ein Schadensbild wie auf den Bildern.

Ich würde, wie es Werner gesagt hat, die Risse retuschieren und den Rest so belassen. Falls du das Möbel doch ablaugst, bedenke, dass es praktisch keine holzsichtigen Nadelholzmöbel gab und daher die Holzauswahl unter den Farbschichten eher schlecht sein wird. Ein versierter Masierierer braucht für einen solchen Schrank ohne Trockenzeiten 3 Stunden und er ist wieder masieriert.

@ Pedder: Restaurationfraktion, die kein Latein kann? Ich hatte zwar mal kurz Latein, doch das verstehe ich irgerndwie nicht.....
 

pedder

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Hallo Tina,

es geht natürlich nicht wirklich um Latein, sondern diesem merkwürdigem Bestehen auf der deutschen Endung Restaurierung statt der lateinischen Restauration. Warum soll das Ergebnis des Restaurierens durch einen Restaurator eine Restaurierung und keine Restauration sein? Gaststätten (das soll die Abgrenzung sein) nennen sich Restaurants und nicht Restaurationsbetrieb. Wenn man also auf der deutschen statt der lateinischen Endung besteht, warum dann nicht auf Restaurierer statt Restaurator?

Aber das ist nur Geplänkel. Ich freu mich immer, dass Ihr Fachleute hier an Bord seid.

Liebe Grüße
Pedder
 

TinaRestauro

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@pedder: dann irren sich laut deiner Theorie alle Fachhochschulen und Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit den Studiengängen Restaurierung/ Kunsttechnologie....
 

dascello

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Oh, lieber Pedder, da kenne ich ein gleichgelagertes Beispiel:

"Intonation" bedeutet in der Musik die perfekte (oder weniger perfekte) Tonhöhe der Instrumente zueinander. Die furchbar quietschende Geige meiner kleinen Nichte wird also mit schlechter Intonation gespielt.
"Intonierung" bedeutet die Vorbereitung z.B eines Klaviers, einer Orgel oder so in der Weise, dass alle Töne mit gleichem Timbre und gleicher Lautstärke erklingen. Dazu werden z.B. Hammerköpfe präpariert.

Nun sagte mir ein Typ in Cottbus mal: 'Der Flügel muss intoniert werden' (er meinte damit das Stimmen). Ich lachte ihn aus und sagte: Ok, dann beantragen Sie schonmal 3000 €.
Es folgte ein echtes "Ich-weiß-es-besser"-Streitgespräch, ätzend!

Ich weiß nicht, wie das ausging, aber ich hoffe, der Stimmer hat ihm das dann besser erklärt als ich es konnte.

Lassen wir doch einfach die deutsche Sprache so, wie sie ist. Logisch ist da in der Tat nicht alles.
Und eine "Buffetrestauration" wird für mich immer eine Ansammlung von kalten Platten bleiben.

Es grüßt vom warmen, sonnigen Rhein


Michael
 
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