...und wieder Fragen zum Lackauftrag

fantozzi

ww-buche
Registriert
24. Februar 2007
Beiträge
256
Guten Abend zusammen,

ich habe mich in den letzten Tagen mit der Lackierung von MDF beschäftigt. Dazu habe ich zwei Teststücke ca. 50 cm x 50 cm wie folgt verarbeitet:

1. MDF mit Grundierfolie vom örtlichen Schreiner besorgt

2. Kanten mit Schleifklotz und Mirka Abranet P 180 und P 220 angeschliffen

3. Kanten mit Isolierfüller Remmers PF-430 gerollt. (Arbeitstemperatur ca. 26 Grad und ca. 60 % Luftfeuchtigkeit)

4. Zwischenschliff mit P 220 (per Hand)

5. Kanten erneut mit Füller gerollt

6. Zwischenschliff mit P 320 (per Hand)

7. Kanten ein drittes Mal mit Füller gerollt

8. Zwischenschliff mit P 400 (per Hand)

Zwischenergebnis:

Die Kanten hatte ich zu Anfang leicht gebrochen. Ich wollte eigentlich die Kanten mit einem Abrundfräser (2 mm) zunächst bearbeiten (beim nächsten Test dann).

Das Ergebnis war eher ernüchternd. Die Kanten waren nicht richtig schön glatt und teilweise durchgeschliffen. Beim zweimaligen Zwischenschliff bin ich vermutlich zu zaghaft ans Werk gegangen, da ich befürchtete durchzuschleifen. Die Kanten waren dann zwar nicht durchgeschliffen, aber eben nicht glatt. Beim letzten Zwischenschliff habe ich einige Kanten mit dem Exzenter (Rupes 5 mm Hub) geschliffen. Ruckzuck waren die Flächen an den Kanten schön glatt, aber die Kanten dann eben durch.

Was kann ich also hier das nächste Mal besser machen?

Den Füller "satt" mit der Rolle auftragen?

Wenn Zwischenschliff per Hand, dann durchaus mit etwas mehr Kraft schleifen?

Wenn Zwischenschliff per Maschine, dann besser mit Exzenter oder Rutscher mit 2 mm Hub?


Nachdem ich die Kanten bearbeitet habe, ging es an die Flächen mit folg. Arbeitsschritten:

1. Fläche mit Schleifklotz und Mirka Abranet P 320 leicht angeschliffen

2. Staub mit Staubbindetuch entfernt

3. Fett mit Silikonentfetter entfernt

4. erster Lackauftrag mit Remmers CL-440 und einer Schaumwalzrolle von Friess (Microcrater)

5. Zwischenschliff per Hand Abranet P 320

6. Staub mit Staubbindetuch entfernt

7. zweiter Lackauftrag mit Remmers CL-440 und einer Schaumwalzrolle von Friess (Microcrater)

Zwischenergebnis:

Nicht zufriedenstellend. Man sieht an vielen Stellen leider den Übergang der Rolle. Den Abdruck der Walze sieht man leider ebenso an einigen Stellen, obwohl ich mit gleichem Druck gearbeitet habe. Den Lack habe ich eher dünn aufgetragen.

Ich habe einen weiteren Versuch gestartet und mit Schaumwalzen von Storch gearbeitet (Qualität Profi). Leider mit dem gleichen Ergebnis.

Was kann ich hier besser machen? War der Raum zu warm, so dass der Lack recht schnell angetrocknet ist, während der Lackierung?

War der Lack vielleicht doch nicht dünn genug? Hätte ich mit etwas Wasser verdünnen sollen?

Ich habe sogar versucht mit einem feinen Verschlichtungspinsel von Storch den Lack zu verschlichten...das gab eher eine "Gematsche".

Erwähnen möchte ich noch, dass ich immer 24 Stunden gewartet habe (zwischen Isolierung/Zwischenschliff und Lackauftrag).

Vielleicht habt ihr ein paar hilfreiche Tipps auf Lager? Besten Dank.
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.300
Ort
Dortmund
Es macht einen Unterschied, ob du mit der Rolle von links nach rechts oder von rechts nach links gehst. Ich meine, wenn der Rollenhalter rechts reingeht, musst du von links nach rechts arbeiten, um keine Übergänge zu erzeugen. Und zügig muss das auch von Bahn zu Bahn gehen.

Bei Wasserlacken ist es grundsätzlich schwierig, einen optimalen Verlauf hinzubekommen. Ein wenig wirst du also das Rollenmuster immer sehen. Aber klar kannst du mit allen Parametern auch spielen, also z.B. leicht verdünnen. Steht ja auch im technischen Merkblatt, das beim Rollen bis 5% verdünnt werden kann.

Den Zwischenschliff per Hand hast du mit Schleifklotz gemacht? Harter oder weicher Schleifklotz?

Kanten mit Exzenter zwischenschleifen und dann noch 5mm Hub halte ich für zu riskant.

Ob der Raum zu warm war, kann man erst beantworten, wenn man weiß, wie warm er war. :emoji_wink:

Auch die Luftfeuchte ist wichtig. Sollte nicht zu trocken sein. (50-70%).
 

Mitglied 42582

Gäste
Richtig gut lackieren ist auch im Spritzverfahren nicht einfach. Da braucht man einiges an Erfahrung. In den Tischlereien in denen ich gearbeitet habe, gab es immer einen Kollegen der nichts anderes gemacht hat:emoji_wink:

Um den Schliff deiner Grundierung zu überprüfen gibt es Kontrollpulver. Das wird vor dem Schleifen auf deine durchgetrocknete Grundierung aufgetragen. Da siehst du jede Stelle, die noch nicht richtig geschliffen ist.

Zum Auftrag von Lack mit der Rolle kann ich dir leider nicht viel sagen.
 

bello

ww-robinie
Registriert
21. Mai 2008
Beiträge
8.788
Alter
66
Ort
Koblenz
Ich denke, etwas mehr als 5% verdünnen geht auch.
Vieles hängt von der Handhabung der Walze ab, ob überhaupt gerundet oder beidseitig gerundet,
der Druck, der auf die Walze ausgeübt wird ist entscheidend, da diese sich häufig zu voll saugen.
Zumindest den letzten Durchgang würde ich mit ganz sanftem Druck ausführen, eher fast gar kein Druck, nur die Walze führen.

Sollte es gar nicht gelingen, kannst Du dann nach einer Woche Aushärtung, mit 600 Papier und dem Excenter oder Rutscher schleifen und anschließend mit einem Vlies mattieren.
 

Hamburger Jung

Gäste
Hallo fantozzi,
der PF 430 ist ein Pigmentfüller und kein Isolierfüller. Der Isolierfüller ist der IF 431.
Wir nehmen auch den PF 430, aber isolieren voher mit PUR Grund FG 201 ca. 15 % verdünnt. damit bekommst Du viel bessere Ergebnisse und auch die wasserfetsigkeit ist auch deutlich besser als wenn Du den IF als erste Schicht benutzt.
Kanten immer nur per Hand schleifen und nicht mit der Maschine.
Zwieschenschliff reicht bei Füller und Glanzgrad unter 50 auch mit 240 er.
Lediglich bei einem Zwischenschliff im Buntlack ( z.B. bei kleinen Einschlüssen ) must Du mit 500eroder etwas höher zwischenschleifen.
Die empfohlene Schwarzpaste / Kontrollpulver braucht es nur wenn Du eine polierte Hochglanzfläche hast, oder schlechte Lichtverhältnisse am Schleifplatz.
Auf Honigtüchen bei Wasserlacken verzichten und lieber leicht Feucht mit fusselfreiem Lappen abwischen.
Antisilicon sollte nur wenn wirklich unbedingt nötig und sehr sparsam eingesetzt werden, ansonsten immer darauf verzichten.
Ist in Tischlereien / Hobbywerkstätten auch nicht nötig, wenn nicht irgendwelche Heinis Siliconspray benutzen.

Da wir nur Spritzlackieren kann ich zu dem Verfahren mit Rollen nicht so viel beitragen, würde aber vermuten, das Remmers dafür einen Verzögerer oder sonstigen zusatz hat.
Als letztes kann ich Dir noch den Tip geben, das Du den Isoliefüller nicht nehmen solltest, da dieser sich nicht gut schleifen lässt. Lieber den PUR Grund nehmen.
Wenn Du alledings komplett auf Lösemittellacke verzichten willst, solltest Du den Isolierfüller ohne Zwischenschliff 2 x mit dem Pigmetfüller überarbeiten und erst dann zwischenschleifen.
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.300
Ort
Dortmund
Wie bello schreibt, hatte deine Rolle abgerundete seitliche Übergänge? Das macht einiges aus, was saubere Übergänge angeht.
 

fantozzi

ww-buche
Registriert
24. Februar 2007
Beiträge
256
Besten Dank für eure Rückmeldungen.

Also die Arbeitstemperatur war wie eingangs erwähnt ca. 26 Grad bei ca. 60 % Luftfeuchtigkeit.

Das Produkt von Remmers PF 430 wurde hier im Forum neben dem Füller von HL 6645 empfohlen, und da in der Arbeitsbeschreibung vom Onlineshop "lackundfarbe24" dieses Produkt Anwendung fand, habe ich es bestellt.

Ich habe gerade nachgeschaut...den Isolierfüller IF 431 scheint es jedoch leider nur in großen Gebinden zu geben, ebenso der Füllgrund FG 201. Daher scheiden diese Produkte für mich leider aus.

Es gibt wohl einen Verzögerer von Remmers V 490.

Die Schaumwalz von Storch (ebenso von Friess) sieht so aus Schaumwalze SoftForm ProProduktnewsInfothekeSTORCH

Den Zwischenschliff habe ich eigentlich immer mit folg. Schleifklotz gemacht
https://www.cleanproducts.de/lackie...150-mm-schleifscheiben-schleifpapier/a-11327/
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.300
Ort
Dortmund
Hört sich alles für mich nicht grundsätzlich verkehrt an. Ich denke, da wirst du vor allem noch viel Erfahrungen sammeln müssen. Das typische Experimentieren mit allen möglichen Variationen, bis man ein Gefühl dafür bekommt, wie es richtig geht.

Ein paar Dinge wurden ja schon genannt, wo du ansetzen kannst.
 

hjs161

ww-birke
Registriert
23. August 2009
Beiträge
64
Ort
münchen
Hallo, du solltest auch das Staubbindetuch, wenn es eins der Üblichen sog. Honigtücher ist, gegen ein leicht angefeuchtetes Microfasertuch ersetzen, da es evtl zu trennenden Schichten kommen kann. Das gilt nur für Wasserlacke, nur so als Tip am Rande. Wir legen immer mit einer kurzflorigen Maus vor, verteilen den Lack und rollen dann nur noch mit einer Schaummaus ohne Druck die Fläche über. viel Spass beim testen:emoji_slight_smile:Grüsse aus München
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.300
Ort
Dortmund
Sind das so "interne Fachbegriffe" bei euch: kurzflorige Maus und Schaummaus?

Für mich nicht gängig, kannst du aufklären?

Und was meinst du mit "Wir legen ... vor"?
 

Rooftopper

ww-kastanie
Registriert
2. Februar 2017
Beiträge
39
Ort
Hannover
Bei einem Wasserlack, wenn es fein (glatt) werden soll, den Lack mit einer Acryllackwalze auftragen, auf die Menge achten, nicht zu wenig, da der Lack sonst nicht entspannen kann. Nach dem relativ gleichmäßigen Lackauftrag mit einem Verschlichter(Abzieherpinsel) nachgehen, damit egalisiert man die Orangenhautoberfläche der Walze FAST komplett. Der Abzieher sollte IMMER sehr sauber sein, die Borsten müssen sehr weich sein.

Gesendet von meinem LG-H850 mit Tapatalk
 

hjs161

ww-birke
Registriert
23. August 2009
Beiträge
64
Ort
münchen
Ich komme aus der Malerecke und bei uns ist der Begrif Maus eine klieine Walze. Unter vorlegen meinte ich, wir tragen den Lack mit " einer kurzflorigen kleinen Walze":emoji_slight_smile: auf und verrollen Ihn dann auc h quer. Dann kommt die Schaumstoffwalze ( Maus) zu Einsatz. damit rollen wir die Fläche nur mit dem Eigendruck der Walze nochmal ab. Das sollte aber recht zügig geschehen, damit man Nass in Nass arbeitet und der Lack noch nicht angezogen ist. Ich hoffe ich konnte Dir die Fachaudrücke erklären, benutzt hast du ja das ein oder andere schon, wie ich aus deiner Beschreibung entnehmen konnte. Grüsse au München
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.300
Ort
Dortmund
Danke euch beiden für die interessanten Arbeitstechniken bei wasserbasierten Lacken. Im Grunde verschlichtet ihr ja beide nach dem Auftrag nochmal, @Rooftopper mit Pinsel und @hajs161 mit Schaumwalze. Das werde ich bei einem nächsten Projekt mal ausprobieren.

Schön, das auch ein paar Maler hier mitlesen. :emoji_slight_smile:
 

welaloba

ww-robinie
Registriert
26. August 2008
Beiträge
3.323
Ort
Hofheim / Taunus
tragen den Lack mit " einer kurzflorigen kleinen Walze":emoji_slight_smile: auf und verrollen Ihn dann auch quer. Dann kommt die Schaumstoffwalze ( Maus) zu Einsatz. damit rollen wir die Fläche nur mit dem Eigendruck der Walze nochmal ab. Das sollte aber recht zügig geschehen, damit man Nass in Nass arbeitet und der Lack noch nicht angezogen ist.
Hallo, das alles hätte ich nicht besser beschreiben können. Das ist im Grunde genau das, was ich auch treibe, wenns wieder mal einen Schrank zu fassen gibt.
Da ich aber nicht aus der "Malerecke" komme, habe ich mich zurückgehalten. Danke für diesen Beitrag!
Gruß Werner
 

fantozzi

ww-buche
Registriert
24. Februar 2007
Beiträge
256
Den "Perfect Finish" Verschlichter von Storch hatte ich mir auch zugelegt und ausprobiert. Den Pinsel leicht schräg angesetzt und dann nur ganz fein über den Lack gezogen. Das Ergebnis sah wie ein "Gematsche" aus. Möglicherweise war der Lack bei den Temperaturen an einigen Stellen bereits zu trocken.

Ausprobiert habe ich auch die Walze "Filt" von Storch (Polyester) und dann mit einer Schaumwalze ohne Druck versucht zu verschlichten. Ich denke ich muss einfach viel testen. Ich würde wenigstens die Kanten gut füllern und danach aalglatt schleifen können. Den Lackauftrag könnte bei mir um die Ecke der Autolackierer vornehmen (natürlich mit dem Lack, den ich dann mitbringen werde).

Evtl. werde ich mir aber auch einen Kompressor und eine Spritzpistole zulegen und damit üben :emoji_slight_smile:
 

Rooftopper

ww-kastanie
Registriert
2. Februar 2017
Beiträge
39
Ort
Hannover
Interessant, ich habe mit dem PerfektFinish am Samstag Türzargen Lackiert (Jansen ISO TLR), aufgetragen mit der Acryllackwalze des Händlers Mega (Hersteller, vielleicht Friess) keine Ahnung. Dann mit dem PerfektFinish direkt nach dem Auflegen (Lack auftragen) leicht durchgezogen. Orangenhaut vom Auftragen war sofort weg, ganz leichtes Pinselmuster erkennbar, nachdem der Lack angezogen war, super Finish, sehr glatt für einen mit Coil coating applizierten wasserverdünnbaren Lack, *fast* wie gespritzt. Bin sehr zufrieden.

Gesendet von meinem LG-H850 mit Tapatalk
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.300
Ort
Dortmund
@Rooftopper: Dann scheint es an einer Zutat zu liegen, die man nicht kaufen kann: Jede Menge Erfahrung und bereits geleistete Flugstunden. :emoji_wink:

Lackieren ist sowieso eine Sache, wo man richtig viel Lernzeit investieren muss. Und viel Frust muss man wegstecken können, bis mal was gelingt. Egal, ob Pinsel, Rolle oder Pistole.
 

Rooftopper

ww-kastanie
Registriert
2. Februar 2017
Beiträge
39
Ort
Hannover
Neue Erkenntnis, Flächenstreicher 70mm vom Hersteller aus Österreich, Schuller Eh'klar...Pinsel 7238 ALLROUND, damit gelingt eine noch bessere Oberfläche. Bestückung länger und weicher, daher noch feineres Lackbild.

Finde die Schuller Pinsel derzeit am besten, seitdem ich sie vor ca. 18 Monaten zufällig entdeckt habe, haben verschiedenste Größen einen festen Platz in meinem Transporterregal.

Und ja, sie sehen aus wie Billigzeug aus dem Baumarkt, sind sie aber nicht :emoji_wink:

Gesendet von meinem LG-H850 mit Tapatalk
 
Oben Unten