Jou, sowas mache ich ganz oft.
Zum Thema:
Ich kenne ich auch nur die bereits von
@Andreas W. verlinkten Strohplatten. Selbst beim
FASBA findet man keine Infos dazu.
Die Huppenberger Platten sind ganz neu auf dem Markt. Von der Firma habe ich erst vor 3 Wochen ein Handmuster zur Markteinführung geschickt bekommen. Das Muster (ich bin da immer etwas vorsichtig, weil Muster oft "unter Laborbedingungen" hergestellt...) macht einen recht guten Eindruck, die Platte hat aber (noch?) keine bauaufsichtliche Zulassung, oder irgendwelche "externe"/"unabhängige" Prüfzertifikate, o. ä.. Ich habe gleich beim Hersteller diesbezüglich angefragt, aber bis heute keine Antwort bekommen.....
Grundsätzlich fände ich es wirklich toll, wenn sich Stroh als vollwertigen Ersatz für Holzfasern als Dämmstoff durchsetzen würde, aber aus den genannten Gründen gebe ich momentan noch keine Beurteilung zu diesen Platten ab. Nicht das es damit so ausgeht wie vor einigen Jahren mit den "innovativen" Biopan-Lehm-Trockenbauplatten: Mit viel Getöse auf den Markt geworfen, nach unendlich vielen Reklamationen sang- und klanglos wieder verschwunden....
Die Schilfdämmplatten habe ich schon öfters verbaut. Für eine Innendämmung verwende ich sie nicht gerne, weil sie a) einen schlechteren Lambda-Wert haben als HFD-Platten, b) an schilfgedämmten Wänden schlechter Regale, Bilder, Gardinenstangen, usw. aufgehängt werden können und c) Schilfplatten schwieriger zu verarbeiten sind als HFD-Platten. Ich finde die Schilfplatten sind eher was für eine Außendämmung, weil das Schilf/Reed extrem feuchtebeständig, sprich, verrottungsfest ist.
@joh.t. , der Satz von Andreas ist berechtigt. Hast du die Innendämmung auf Tauwasserausfall berechnen lassen?
Ich frage, weil du schreibst dass einen "2. Wand aus 80/160 mm dagegen" kommt.
Frage: Heißt das, die Innenschale soll 160 mm dick werden?
Ich lehne mich jetzt aus dem Fenster und orakle dass das nicht geht. 160 mm Innendämmung mit "echtem" Dämmstoff (Stroh, HWF, Schilf,usw.) ist für ein Fachwerk viel zu dick. Der U-Wert der Innenschale "zu gut". D. h., der Taupunkt wird in der Dämmebene liegen.
Selbst wenn an der Wand eine Vorhangfassade hängt und garantiert niemals Schlagregen an das Fw kommt, ist das Risiko der Auffeuchtung des Wandaufbaus viel zu hoch!!!
Eine grobe Faustregel besagt: Ohne genaue, d. h., individuelle Berechnung, separat für jede einzelne zu dämmende Wand, kann man ein Fachwerk von innen max. 6 cm dick dämmen. Bei Lambda-Werten der gängigen HFD-Platten (z. B. Steico Internal, o. vglb.).
Und das auch nur wenn der gesamte Wandaufbau (von Außen- bis Innenanstrich) diffusionsoffen UND kapillaraktiv ist.
Die dickste Innendämmung die ich gebaut habe war 8 cm HFD-Platten. Aber mit Wandflächenheizung. Meistens sind sie 6 cm, manchmal auch nur 4 cm.
Die Innenschale die du schon hast (LLS + LBP) ist im Gegensatz dazu eigentlich etwas ganz anderes. LLS sind kein Dämmstoff in dem Sinn. Die haben im Vergleich dazu ein schlechten Lambda-Wert. Mit denen kann man durchaus eine Wand vors Fachwerk stellen. Die LBP stellen gar kleine Dämmung dar, die zählen nur als Trockenbauplatte, vergleichbar zu GK- oder GF-Platten.
Mein Rat: Lasse den Aufwand einer zweiten Wand, machs "konventionell" im Lehmbau-Sinn: Verputze direkt das Fachwerk mit Lehmputz einigermaßen eben (nicht unbedingt senkrecht, aber an der dünnsten Stelle sollte diese Füll- und Ausgleichsschicht mind. 2 cm dick sein), klebe mit einem
Lehmkleber verputzbare HFD-Platten vollflä#chig und hohlraumfrei auf die Füllschicht (die muss komplett getrocknet sein!) und verputze die Platten mit Lehm- od. Kalkputz.
Das ist mittlerweile zigtausendfach erprobt und funktioniert garantiert.
Bei der Gelegenheit könntest du auch gleich eine Wandflächenheizung mit installieren, dann bist du für die zukünftigen Heiztechniken (WP) vorbereitet.
...und es spart dir gegenüber deiner Idee Platz: 60mm HFD + WHZ + Putzlagen ergibt ca. 9 - 10 cm Aufbaudicke.
Wenn du aus gegebenen Gründen eine "zweite Wand" davor stellen "musst", könntest du die auch mit Strohleichtlehm ( Raumgewicht ca. 300 - 500 kg/m³) oder Holzhackschnitzelleichtlehm, od. Blähtonleichtlehm vors Fachwerk "stampfen", statt mit LLS zu mauern.
Dazu stellt man eine Unterkonstruktion aus 40/60-Latten vor die Wand, tackert ein Schilf-Putzträgergewebe sukzessive von unten nach oben auf die UK und hinterfüllt das Schilfgewebe dabei mit dem Leichtlehm. Der wird dabei nur leicht verdichtet, damit der Dämmwert erhalten bleibt.
Vorteil dieser Technik: Sehr preisgünstig, man kann so extreme Unebenheiten im Mauerwerk hohlraumfei ausfüllen (ideal bei Bruchsteinwänden od. Fachwerk bei dem die gestakten Ausfachungen arg kaputt sind), Nachteil: Sehr lange Trocknungszeit, damit einhergehend hohes Schimmelrisiko, die Schale darf nur max. 15 cm dick werden, eben weil es sonst zu lange dauert bis die Schale durch getrocknet ist.
Die "Leichtbauversion" dieser Schale ist, statt dem xyz-Leichtlehm das Schilfgewebe nur mit Stopfhanf zu hinterfüllen. Die "Kunst" bei dem ist, den Hanf über die Fläche(n) gleichmäßig fest zu "verdichten", um überall einen gleichmäßigen Dämmwert zu erreichen. Diese "Hanf-Vorwand" muss dicker verputzt werden, weil der Untergrund keinen Widerstand bei Stößen leistet. Zum Aufhängen von (schweren) Gegenständen montiert man sägeraue Bretter an/in die UK/ hinters Schilfgewebe.
An dieser Stelle solls erst mal genug sein, ich will hier keinen noch langatmigeren Roman schreiben. Wenn du noch Fragen hast kannst du dich auch gerne per PN oder, besser noch per Mail melden. Und/oder schau auch mal auf den websites von
Claytec und
Conluto nach deren Arbeitsanleitungen zu dem Thema.
Gruß,
KH