Strohdämmung

joh.t.

ww-robinie
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Hallo, ich suche Platten aus Stroh als Dämmung.
Putzträgerplatten gibt es.
Es geht um Innendämmung im Fachwerkhaus.
Innen kommt eine 2. WAND
aus 80 /160 dagegen, die mit Isolierung ausgefüllt wird.
Bisher habe ich sie immer mit Leichtlehmbausteinen ausgemauert, dann Lehmbauplatte über alles drüber, Lehmputz, Kreidefarbe.
Habe Bisher nur Platten aus Reet gefunden, gibt's auch wie Holzfaserdämmplatte, bloss aus Stroh??

Vielen Dank
 

Andreas W.

ww-esche
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Hallo joh.t.,

Strohdämmung gibt es, auch als Plattenware.
Z.B. die hier.

Einfach mal eine Suchmaschine betätigen.

Erfahrung damit habe ich aber keine.

Die Gratwanderung bei einer nachträglichen Dämmung von innen wird Dir bewußt sein, nehme ich an.

Gruß, Andreas
 

K2H

ww-robinie
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Ist das nicht genau @K2H 's Metier?!
Jou, sowas mache ich ganz oft.

Zum Thema:
Ich kenne ich auch nur die bereits von @Andreas W. verlinkten Strohplatten. Selbst beim FASBA findet man keine Infos dazu.
Die Huppenberger Platten sind ganz neu auf dem Markt. Von der Firma habe ich erst vor 3 Wochen ein Handmuster zur Markteinführung geschickt bekommen. Das Muster (ich bin da immer etwas vorsichtig, weil Muster oft "unter Laborbedingungen" hergestellt...) macht einen recht guten Eindruck, die Platte hat aber (noch?) keine bauaufsichtliche Zulassung, oder irgendwelche "externe"/"unabhängige" Prüfzertifikate, o. ä.. Ich habe gleich beim Hersteller diesbezüglich angefragt, aber bis heute keine Antwort bekommen.....

Grundsätzlich fände ich es wirklich toll, wenn sich Stroh als vollwertigen Ersatz für Holzfasern als Dämmstoff durchsetzen würde, aber aus den genannten Gründen gebe ich momentan noch keine Beurteilung zu diesen Platten ab. Nicht das es damit so ausgeht wie vor einigen Jahren mit den "innovativen" Biopan-Lehm-Trockenbauplatten: Mit viel Getöse auf den Markt geworfen, nach unendlich vielen Reklamationen sang- und klanglos wieder verschwunden....

Die Schilfdämmplatten habe ich schon öfters verbaut. Für eine Innendämmung verwende ich sie nicht gerne, weil sie a) einen schlechteren Lambda-Wert haben als HFD-Platten, b) an schilfgedämmten Wänden schlechter Regale, Bilder, Gardinenstangen, usw. aufgehängt werden können und c) Schilfplatten schwieriger zu verarbeiten sind als HFD-Platten. Ich finde die Schilfplatten sind eher was für eine Außendämmung, weil das Schilf/Reed extrem feuchtebeständig, sprich, verrottungsfest ist.

Die Gratwanderung bei einer nachträglichen Dämmung von innen wird Dir bewußt sein, nehme ich an.
@joh.t. , der Satz von Andreas ist berechtigt. Hast du die Innendämmung auf Tauwasserausfall berechnen lassen?
Ich frage, weil du schreibst dass einen "2. Wand aus 80/160 mm dagegen" kommt.
Frage: Heißt das, die Innenschale soll 160 mm dick werden?
Ich lehne mich jetzt aus dem Fenster und orakle dass das nicht geht. 160 mm Innendämmung mit "echtem" Dämmstoff (Stroh, HWF, Schilf,usw.) ist für ein Fachwerk viel zu dick. Der U-Wert der Innenschale "zu gut". D. h., der Taupunkt wird in der Dämmebene liegen.
Selbst wenn an der Wand eine Vorhangfassade hängt und garantiert niemals Schlagregen an das Fw kommt, ist das Risiko der Auffeuchtung des Wandaufbaus viel zu hoch!!!
Eine grobe Faustregel besagt: Ohne genaue, d. h., individuelle Berechnung, separat für jede einzelne zu dämmende Wand, kann man ein Fachwerk von innen max. 6 cm dick dämmen. Bei Lambda-Werten der gängigen HFD-Platten (z. B. Steico Internal, o. vglb.).
Und das auch nur wenn der gesamte Wandaufbau (von Außen- bis Innenanstrich) diffusionsoffen UND kapillaraktiv ist.
Die dickste Innendämmung die ich gebaut habe war 8 cm HFD-Platten. Aber mit Wandflächenheizung. Meistens sind sie 6 cm, manchmal auch nur 4 cm.

Die Innenschale die du schon hast (LLS + LBP) ist im Gegensatz dazu eigentlich etwas ganz anderes. LLS sind kein Dämmstoff in dem Sinn. Die haben im Vergleich dazu ein schlechten Lambda-Wert. Mit denen kann man durchaus eine Wand vors Fachwerk stellen. Die LBP stellen gar kleine Dämmung dar, die zählen nur als Trockenbauplatte, vergleichbar zu GK- oder GF-Platten.

Mein Rat: Lasse den Aufwand einer zweiten Wand, machs "konventionell" im Lehmbau-Sinn: Verputze direkt das Fachwerk mit Lehmputz einigermaßen eben (nicht unbedingt senkrecht, aber an der dünnsten Stelle sollte diese Füll- und Ausgleichsschicht mind. 2 cm dick sein), klebe mit einem Lehmkleber verputzbare HFD-Platten vollflä#chig und hohlraumfrei auf die Füllschicht (die muss komplett getrocknet sein!) und verputze die Platten mit Lehm- od. Kalkputz.
Das ist mittlerweile zigtausendfach erprobt und funktioniert garantiert.
Bei der Gelegenheit könntest du auch gleich eine Wandflächenheizung mit installieren, dann bist du für die zukünftigen Heiztechniken (WP) vorbereitet.
...und es spart dir gegenüber deiner Idee Platz: 60mm HFD + WHZ + Putzlagen ergibt ca. 9 - 10 cm Aufbaudicke.

Wenn du aus gegebenen Gründen eine "zweite Wand" davor stellen "musst", könntest du die auch mit Strohleichtlehm ( Raumgewicht ca. 300 - 500 kg/m³) oder Holzhackschnitzelleichtlehm, od. Blähtonleichtlehm vors Fachwerk "stampfen", statt mit LLS zu mauern.
Dazu stellt man eine Unterkonstruktion aus 40/60-Latten vor die Wand, tackert ein Schilf-Putzträgergewebe sukzessive von unten nach oben auf die UK und hinterfüllt das Schilfgewebe dabei mit dem Leichtlehm. Der wird dabei nur leicht verdichtet, damit der Dämmwert erhalten bleibt.
Vorteil dieser Technik: Sehr preisgünstig, man kann so extreme Unebenheiten im Mauerwerk hohlraumfei ausfüllen (ideal bei Bruchsteinwänden od. Fachwerk bei dem die gestakten Ausfachungen arg kaputt sind), Nachteil: Sehr lange Trocknungszeit, damit einhergehend hohes Schimmelrisiko, die Schale darf nur max. 15 cm dick werden, eben weil es sonst zu lange dauert bis die Schale durch getrocknet ist.
Die "Leichtbauversion" dieser Schale ist, statt dem xyz-Leichtlehm das Schilfgewebe nur mit Stopfhanf zu hinterfüllen. Die "Kunst" bei dem ist, den Hanf über die Fläche(n) gleichmäßig fest zu "verdichten", um überall einen gleichmäßigen Dämmwert zu erreichen. Diese "Hanf-Vorwand" muss dicker verputzt werden, weil der Untergrund keinen Widerstand bei Stößen leistet. Zum Aufhängen von (schweren) Gegenständen montiert man sägeraue Bretter an/in die UK/ hinters Schilfgewebe.

An dieser Stelle solls erst mal genug sein, ich will hier keinen noch langatmigeren Roman schreiben. Wenn du noch Fragen hast kannst du dich auch gerne per PN oder, besser noch per Mail melden. Und/oder schau auch mal auf den websites von Claytec und Conluto nach deren Arbeitsanleitungen zu dem Thema.

Gruß,
KH
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Jou, sowas mache ich ganz oft.

Zum Thema:
Ich kenne ich auch nur die bereits von @Andreas W. verlinkten Strohplatten. Selbst beim FASBA findet man keine Infos dazu.
Die Huppenberger Platten sind ganz neu auf dem Markt. Von der Firma habe ich erst vor 3 Wochen ein Handmuster zur Markteinführung geschickt bekommen. Das Muster (ich bin da immer etwas vorsichtig, weil Muster oft "unter Laborbedingungen" hergestellt...) macht einen recht guten Eindruck, die Platte hat aber (noch?) keine bauaufsichtliche Zulassung, oder irgendwelche "externe"/"unabhängige" Prüfzertifikate, o. ä.. Ich habe gleich beim Hersteller diesbezüglich angefragt, aber bis heute keine Antwort bekommen.....

Grundsätzlich fände ich es wirklich toll, wenn sich Stroh als vollwertigen Ersatz für Holzfasern als Dämmstoff durchsetzen würde, aber aus den genannten Gründen gebe ich momentan noch keine Beurteilung zu diesen Platten ab. Nicht das es damit so ausgeht wie vor einigen Jahren mit den "innovativen" Biopan-Lehm-Trockenbauplatten: Mit viel Getöse auf den Markt geworfen, nach unendlich vielen Reklamationen sang- und klanglos wieder verschwunden....

Die Schilfdämmplatten habe ich schon öfters verbaut. Für eine Innendämmung verwende ich sie nicht gerne, weil sie a) einen schlechteren Lambda-Wert haben als HFD-Platten, b) an schilfgedämmten Wänden schlechter Regale, Bilder, Gardinenstangen, usw. aufgehängt werden können und c) Schilfplatten schwieriger zu verarbeiten sind als HFD-Platten. Ich finde die Schilfplatten sind eher was für eine Außendämmung, weil das Schilf/Reed extrem feuchtebeständig, sprich, verrottungsfest ist.


@joh.t. , der Satz von Andreas ist berechtigt. Hast du die Innendämmung auf Tauwasserausfall berechnen lassen?
Ich frage, weil du schreibst dass einen "2. Wand aus 80/160 mm dagegen" kommt.
Frage: Heißt das, die Innenschale soll 160 mm dick werden?
Ich lehne mich jetzt aus dem Fenster und orakle dass das nicht geht. 160 mm Innendämmung mit "echtem" Dämmstoff (Stroh, HWF, Schilf,usw.) ist für ein Fachwerk viel zu dick. Der U-Wert der Innenschale "zu gut". D. h., der Taupunkt wird in der Dämmebene liegen.
Selbst wenn an der Wand eine Vorhangfassade hängt und garantiert niemals Schlagregen an das Fw kommt, ist das Risiko der Auffeuchtung des Wandaufbaus viel zu hoch!!!
Eine grobe Faustregel besagt: Ohne genaue, d. h., individuelle Berechnung, separat für jede einzelne zu dämmende Wand, kann man ein Fachwerk von innen max. 6 cm dick dämmen. Bei Lambda-Werten der gängigen HFD-Platten (z. B. Steico Internal, o. vglb.).
Und das auch nur wenn der gesamte Wandaufbau (von Außen- bis Innenanstrich) diffusionsoffen UND kapillaraktiv ist.
Die dickste Innendämmung die ich gebaut habe war 8 cm HFD-Platten. Aber mit Wandflächenheizung. Meistens sind sie 6 cm, manchmal auch nur 4 cm.

Die Innenschale die du schon hast (LLS + LBP) ist im Gegensatz dazu eigentlich etwas ganz anderes. LLS sind kein Dämmstoff in dem Sinn. Die haben im Vergleich dazu ein schlechten Lambda-Wert. Mit denen kann man durchaus eine Wand vors Fachwerk stellen. Die LBP stellen gar kleine Dämmung dar, die zählen nur als Trockenbauplatte, vergleichbar zu GK- oder GF-Platten.

Mein Rat: Lasse den Aufwand einer zweiten Wand, machs "konventionell" im Lehmbau-Sinn: Verputze direkt das Fachwerk mit Lehmputz einigermaßen eben (nicht unbedingt senkrecht, aber an der dünnsten Stelle sollte diese Füll- und Ausgleichsschicht mind. 2 cm dick sein), klebe mit einem Lehmkleber verputzbare HFD-Platten vollflä#chig und hohlraumfrei auf die Füllschicht (die muss komplett getrocknet sein!) und verputze die Platten mit Lehm- od. Kalkputz.
Das ist mittlerweile zigtausendfach erprobt und funktioniert garantiert.
Bei der Gelegenheit könntest du auch gleich eine Wandflächenheizung mit installieren, dann bist du für die zukünftigen Heiztechniken (WP) vorbereitet.
...und es spart dir gegenüber deiner Idee Platz: 60mm HFD + WHZ + Putzlagen ergibt ca. 9 - 10 cm Aufbaudicke.

Wenn du aus gegebenen Gründen eine "zweite Wand" davor stellen "musst", könntest du die auch mit Strohleichtlehm ( Raumgewicht ca. 300 - 500 kg/m³) oder Holzhackschnitzelleichtlehm, od. Blähtonleichtlehm vors Fachwerk "stampfen", statt mit LLS zu mauern.
Dazu stellt man eine Unterkonstruktion aus 40/60-Latten vor die Wand, tackert ein Schilf-Putzträgergewebe sukzessive von unten nach oben auf die UK und hinterfüllt das Schilfgewebe dabei mit dem Leichtlehm. Der wird dabei nur leicht verdichtet, damit der Dämmwert erhalten bleibt.
Vorteil dieser Technik: Sehr preisgünstig, man kann so extreme Unebenheiten im Mauerwerk hohlraumfei ausfüllen (ideal bei Bruchsteinwänden od. Fachwerk bei dem die gestakten Ausfachungen arg kaputt sind), Nachteil: Sehr lange Trocknungszeit, damit einhergehend hohes Schimmelrisiko, die Schale darf nur max. 15 cm dick werden, eben weil es sonst zu lange dauert bis die Schale durch getrocknet ist.
Die "Leichtbauversion" dieser Schale ist, statt dem xyz-Leichtlehm das Schilfgewebe nur mit Stopfhanf zu hinterfüllen. Die "Kunst" bei dem ist, den Hanf über die Fläche(n) gleichmäßig fest zu "verdichten", um überall einen gleichmäßigen Dämmwert zu erreichen. Diese "Hanf-Vorwand" muss dicker verputzt werden, weil der Untergrund keinen Widerstand bei Stößen leistet. Zum Aufhängen von (schweren) Gegenständen montiert man sägeraue Bretter an/in die UK/ hinters Schilfgewebe.

An dieser Stelle solls erst mal genug sein, ich will hier keinen noch langatmigeren Roman schreiben. Wenn du noch Fragen hast kannst du dich auch gerne per PN oder, besser noch per Mail melden. Und/oder schau auch mal auf den websites von Claytec und Conluto nach deren Arbeitsanleitungen zu dem Thema.

Gruß,
KH
Klasse Beitrag. Entspricht so ziemlich dem, was ich auch gelernt hab, bin da aber nicht so sehr sattelfest, wie du.
Ergänzen wollte ich noch, dass es auch auf die Behandlung des Ständerwerks außen ankommt.
Es gab Zeiten, da war es sehr modern das Holz im Fachwerk deckend zu lackieren. Gerne Grün oder schwarz. Bröselige fugen haben dann gerne auch noch silikon gesehen. Das war der schnelle Tod eines jeden Fachwerks.
Grundsätzlich ist es beim Fachwerk und beim strohdach so, dass es eigentlich darauf ausgelegt ist, dass es von innen schön mit ein paar kW getrocknet wird. Wenn man das ganze jetzt vollflächig dämmt, dann entfällt dieser Effekt zum einen und der tauwasser Ausfall kann/wird im Fachwerk sein.

Interessieren würde mich noch, weshalb das nicht funktioniert, wenn man das Fachwerk quasi nur noch als Fassade ansieht und quasi einen holzrahmenbau innen davor setzt. Natürlich mit ausreichend großer belüftungsebene. In das Fachwerk außen könnte man dann noch irgendwelche Belüftungsöffnungen machen und dann sollte das in der Theorie doch funktionieren.
Bei einem reetdach funktioniert es ja ähnlich. Da gilt ja auch: Innen Dämmung kannst du machen aber nur wenn du eine ausreichend große belüftungsebene zwischen Dämmung und Reet lässt. Wie groß, da streiten sich die Geister. Ich kenne 15 cm. Einige nehmen mehr, andere weniger.
 

Mitglied 59145

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Das von dir angesprochene Szenario funktioniert schon, wird bei neuem FW auch teilweise so gemacht. Man muss da schon auch einiges beachten.
Problem bei der Sanierung ist halt der große Raumverlust, damit einhergehend auch verdunkeln und die recht hohen Kosten.
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Das von dir angesprochene Szenario funktioniert schon, wird bei neuem FW auch teilweise so gemacht. Man muss da schon auch einiges beachten.
Problem bei der Sanierung ist halt der große Raumverlust, damit einhergehend auch verdunkeln und die recht hohen Kosten.
Aber genau so hat Johannes das doch vor, oder? Klar hat man raumverlust aber die alten Fachwerkhäuser sind ja meistens entweder eh riesengroß oder so klein, dass es gar nicht in Betracht kommt.

@joh.t. Wieso unbedingt Stroh? Würde Flocken auch noch ins Rennen schmeißen wollen
 

teluke

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Stroh hat vor allem auch sehr gute Eigenschaften für den sommerlichen Wärmeschutz.
Da kommt es nämlich neben der Dämmung vor allem auf die Masse an und die ist bei gepresstem Stroh sehr gut.
 

K2H

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Ui, jetzt gehts ins Eingemachte... Müssen wir das Thema jetzt an den Tresen verlagern?:emoji_wink:

Zuerst nochmal Grundsätzliches: Bei der "energetischen Ertüchtigung" einer Fachwerkwand kommt es darauf an dass der gesamte Wandaufbau diffusionsoffen UND kapillaraktiv ist. Letzteres ist deshalb extrem wichtig, weil in die Wand eingedrungenes Wasser (z. B. durch Schlagregen) kapillar um den Faktor ca. 1000 schneller/mehr ausgeleitet wird als nur über Diffusion. Das Ganze funktioniert in beide Richtungen, nach außen und nach innen. Wobei die Verdunstungsrate der Oberflächen übers Jahr gesehen außen größer ist als innen. Deshalb muss außen ein entsprechender Putz und auch Anstrich auf die Ausfachungen. I. d. R. reiner Kalkputz und Kalk- od. Silikatfarben. (wobei Silikatfarben haltbarer sind)

Um auf @JannikOS Gedankenspiel einzugehen: Eine Lehmbau-Faustregel sagt: Eine Fachwerkwand muss in max. 90 Tagen wieder austrocknen können, egal wie feucht oder nass sie geworden ist.
Geht man von einem worst-case aus, die Wand wird von außen durch eindringenden Schlagregen und gleichzeitig von innen durch extrem hohe Raumluftfeuchtigkeit aufgefeuchtet, brauchts durchgängig die kapillare Leitfähigkeit um diese Feuchte wieder schnell genug raus zu kriegen. Wie gesagt, in beide Richtungen.
Wenn man vor die Fachwerkwand innen eine zweite Wand auf Abstand davor stellt, unterbricht dieser Hohlraum die kapillare Leitfähigkeit des gesamten Aufbaus. Die Feuchte kann den Hohlraum nur gasförmig überwinden um nach außen strömen zu können.
Dazu kommt, weil die zweite Wand diffusionsfähig ist, dringt mehr oder weniger permanent Feuchtigkeit von innen ein (wg. Dampfdruckgefälle innen/außen), wenn auch nur diffundierend, also relativ geringe Mengen. Aber dadurch verzögert sich die Rücktrocknung.
Abgesehen davon, schlimmstenfalls kann auch in dem Hohlraum, abhängig von der Temperatur und der rel. Luftfeuchte darin, die Feuchtigkeit entweder auf der Rückseite der zweiten Innenwand schon, oder auf der Innenseite der Fw-Wand, kondensieren. Was man im Grunde nicht kontrollieren/beeinflussen kann. Bzw, man merkts erst wenns zu spät ist und die Pilze schon irgendwo durch wachsen.
Würde man den Hohlraum von außen so belüften, dass die Luft darin auch tatsächlich zirkuliert und Feuchte abtransportiert, wäre die Wärmedämmung dieser Wandscheibe dahin. Die Fw-Wand wäre sozusagen nur noch eine dicke Vorhangfassade, hätte aber keine dämmende Wirkung mehr, eben weil sie von der Kaltluft hinterströmt wird.
Deswegen sollte man tunlichst keine geschlossenen Hohlräume auf der Innenseite eines Fachwerks bauen/lassen/vorsehen!
Würde ich als Professioneller eine Innendämmung bauen, die Hohlräume hat, wäre das ein grober Ausführungsfehler. Ich müsste für alle daraus resultierenden Schäden gerade stehen.

Grundsätzlich ist es beim Fachwerk und beim strohdach so, dass es eigentlich darauf ausgelegt ist, dass es von innen schön mit ein paar kW getrocknet wird. Wenn man das ganze jetzt vollflächig dämmt, dann entfällt dieser Effekt zum einen und der tauwasser Ausfall kann/wird im Fachwerk sein.
Prinzipiell kann man es so sagen, es ist nur nicht ganz so krass. Die Innendämmung muss halt so ausgelegt sein, dass noch etwas "Restwärme" durch kommt. Und zwar so viel dass der Taupunkt möglichst weit außen liegt. Deshalb ist es immer ein Kompromiß zwischen möglichst guter Dämmung und möglichst schneller Rücktrockung. Das gilt aber für die Dämmung eines "hart gedeckten" Daches genauso. Wenn da das Zusammenspiel zwischen innenseitiger Dampfbremse, Dämmstoff und äußerer Unterspannbahn/Unterdach nicht passt, säuft auch die Dämmung ab und die Sparren leben nicht mehr lange.

Aber genau so hat Johannes das doch vor, oder?
Ich verstehe @joh.t. wie @benben , dass er eine Innenschale press davor bauen will. Allerdings nur aus Dämmmaterial, das dann mit den besagten Stroh-Trockenbauplatten beplankt werden soll.
Stroh pur als Dämmstoff zu verwenden ist in so einem Fall riskant. Weil Strohhalme nur in Längs-/Faserrichtung kapillar leitfähig sind. Stopft man es einfach in eine Schalung, liegen die Halme kreuz und quer, garantiert die wenigsten orthogonal zur Wandflucht. Die Kapillarität des Gesamtgefüges würde damit stark ausgebremst werden. Besser ist Hanf, Isofloc oder auch Holzflex. Wobei Hanf mit Abstand am verrottungsfestesten ist.

Stroh hat vor allem auch sehr gute Eigenschaften für den sommerlichen Wärmeschutz.
Da kommt es nämlich neben der Dämmung vor allem auf die Masse an und die ist bei gepresstem Stroh sehr gut.
Vor allem der zweite Satz ist maßgebend: Es kommt auf die Masse, genauer gesagt auf die thermische Speicherfähigkeit des Dämmstoffs an.
Das "Zauberwort" heißt Phasenverschiebung. Der Effekt ist, dass tagsüber, wenn die Sonne das Dach/die Wand und die dahinter liegende Dämmung aufheizt, der Dämmstoff möglichst viel Wärmeenergie einlagert bevor sie nach innen durch kommt, und nachts, wenns draußen kühler ist, die Wärme wieder nach außen weg gehen kann. Wenn das Temperaturgefälle zwischen der aufgeheizten Dämmung (und Wand/Dach) größer ist, als innen, geht mehr Wärme nach außen weg als nach innen durch dringt.
Alle leichten Dämmstoffe, vor allem "künstliche", wie Mineralwolle, Styropor, usw., können mangels Masse keine Wärmeenerige einlagern/speichern, deshalb sind die nur gegen winterliche Kälte gut, aber nicht gegen sommerliche Hitze. Wobei natürliche Materialien wie eben Stroh, Hanf, Schafwolle, HWF, usw. dabei besser abschneiden als die künstlich hergestellten.

Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Gesichtspunkt ist das Rückhaltevermögen von Feuchtigkeit.
Z. B. die gerne zur Fassadendämmung verwendete Mineralwolle braucht einmal nass geworden, ewig und drei Tage um wieder auszutrockenen. Hanf, Flachs, Stroh und Schafwolle trocknen im Vergleich dazu wesentlich schneller.

Nebenbei bemerkt, deshalb wunderts mich nicht dass so viele gedämmte Fassaden innerhalb weniger Jahre grün oder schwarz veralgen.
Die nötige Feuchtigkeit wird den Algen quasi vorsätzlich bereit gestellt, weil ein 5 - 6 mm dicker, kunststoffvergüteter WDVS-Außenputz, der hier auch eine "abdichtende" Funktion haben soll, niemals überall und/oder dauerhaft rissfrei ist, bzw. bleibt, aber auch kein Wasser puffern und somit vorm Eindringen in den Dämmstoff wenigstens etwas zurückhalten kann.

Sorry, jetzt bin ich um Schluss etwas vom Thema abgekommen....

Gruß,
KH
 
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