Schwundrisse alte Kommode

pedder

ww-robinie
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Weder noch. Die Platte besteht aus massiver Birke. Hier muss dann bloß nachgebeizt werden und schon siehst du die Flammen wieder.

Für mich sieht das aus wie aufgemalt, aber ich sehe mir gern das Ergebnis nach der Restauration an.


Edit sagt: Warum mir das so wichtig ist: Wenn die Maserung im Vollholz vorhanden ist, ist das ein wertvolles Stück Holz. Wenn nicht (also aufgemalt oder furniert) nicht. Mein Arbeitsweise ürde sich völlig ändern.
 
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TinaRestauro

ww-eiche
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Oft wurden Maserungen bzw "Flammungen" durch Beizungen oder Färbungen des Lackes nochnals betont/ verstärkt um ein noch schöneres Holzbild zu erreichen. V.a. im Biedermeier bis in den Jugendstil. Wäscht oder schleift man solche Oberflächen an, ist dann natürlich auch der Effekt ruiniert....
Ich hätte die Kommode auch nicht denoniert. Wozu?
 

lennox33

ww-fichte
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Für mich sieht das aus wie aufgemalt, aber ich sehe mir gern das Ergebnis nach der Restauration an.


Edit sagt: Warum mir das so wichtig ist: Wenn die Maserung im Vollholz vorhanden ist, ist das ein wertvolles Stück Holz. Wenn nicht (also aufgemalt oder furniert) nicht. Mein Arbeitsweise ürde sich völlig ändern.

Da ist nichts aufgemalt und auch nichts verstärkt worden. Da die Oberfläche sehr viele Macken hatte, hatte ich bereits auch über Stellen mit deutlicher Maserung geschliffen, bis das Holz dort so hell war wie an den hellen Stellen. Die ursprüngliche Farbe hatte ich dann (wie auch von Melanie ja jetzt nochmals empfohlen) wieder mit Nussbaumbeize hergestellt. Wäre da etwas aufgemalt oder verstärkt gewesen, hätte ich dies durch das Abschleifen längst vernichtet.

Und furniert ist das natürlich auch nicht - sowohl Platte als auch Seitenteile sind massive Birke.

Fazit: Die Maserung ist tatsächlich genau so im Holz. :emoji_wink:


Aber gut zu wissen, dass es dann also ein wertvolles Stück Holz ist, denn ich hatte ja bereits mit dem Gedanken gespielt, die Platte oder gar die ganze Kommode einfach wegzuwerfen. :emoji_slight_smile:


bei alten Möbeln besteht das Problem darin, dass sie heute in wesentlich wärmere und trockenere Wohnungen kommen und dadurch wesentlich weiter schwinden, als in der ursprünglichen Umgebung, für die sie gemacht wurden. Sind die Möbel erstmal auf das neue Maß heruntergetrocknet, tut sich nicht mehr viel.
Dann schwinden die Teile nicht einfach noch weiter.

Gruß

Ingo


Verstehe ich das also richtig, dass das Schwinden grundsätzlich ein größeres Problem darstellt als ein Mögliches Quellen (wenn dann im Sommer die Luft wieder sehr feucht ist).

Vermutlich werde ich die Querleisten dann auch erst im Winter anleimen, wenn die Luftfeuchtigkeit so gering ist, dass die Platte möglichst weit geschwunden ist.



Weitere Baustellen der Kommode:

- Ausbessern der vorderen Füße und kompletter Ersatz der hinteren Füße (ggf. sogar der gesamten hintern Blindholz-Säulen, welche ja in die hinteren Füße übergehen)
- Ausbessern der Seitenteile (Wurmlöcher und Schwundfugen)
- Schubladenböden reparieren / ausbessern
- Laufleisten gegen Massivholz Eiche austauschen
- Schlüssellöcher erneuern
- Ausbessern kleinerer Oberflächenschäden mit Stangenschellack
- Schellack-Politur​
 
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Holzsinn

ww-robinie
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Tja, da hast du noch ganz schön was vor dir....

Wann du die Querleisten wieder anbringst, ist, gelinde gesagt, wurscht!
Und nimm dir die Risse nicht so sehr zu Herzen: dafür, dass die Kommode über 100 Jahre alt ist, finde ich sie nicht schlimm. Sie werden jetzt nicht mehr größer werden, es sei denn du machst gröbere Konstruktionsfehler bei der Restaurierung.

Was Grundsätzliches: Risse haben meistens etwas mit der ursprünglichen Holzauswahl (liegende Jahre, Äste etc) zu tun, das kannst du sowieso nicht mehr ändern. Natürlich liegt es auch an der ungünstigen Konstruktion: Langholz mit Querholz verbunden. Darüber haben sich frühere Meister herzlich wenig den Kopf zerbrochen und seit vielen Jahrzehnten sind die Möbel trotzdem noch brauchbar.
Schau dir mal moderne Massenware in 50 - 100 Jahren an - das sind dann wahrscheinlich nur mehr Brösel!
 

lennox33

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Tja, da hast du noch ganz schön was vor dir....

Wann du die Querleisten wieder anbringst, ist, gelinde gesagt, wurscht!
Und nimm dir die Risse nicht so sehr zu Herzen: dafür, dass die Kommode über 100 Jahre alt ist, finde ich sie nicht schlimm. Sie werden jetzt nicht mehr größer werden, es sei denn du machst gröbere Konstruktionsfehler bei der Restaurierung.

Was Grundsätzliches: Risse haben meistens etwas mit der ursprünglichen Holzauswahl (liegende Jahre, Äste etc) zu tun, das kannst du sowieso nicht mehr ändern. Natürlich liegt es auch an der ungünstigen Konstruktion: Langholz mit Querholz verbunden. Darüber haben sich frühere Meister herzlich wenig den Kopf zerbrochen und seit vielen Jahrzehnten sind die Möbel trotzdem noch brauchbar.
Schau dir mal moderne Massenware in 50 - 100 Jahren an - das sind dann wahrscheinlich nur mehr Brösel!

Danke für die aufmunternden Worte. Welche Konstruktionsfehler könnte ich denn begehen (damit ich weiß, was ich zu lassen habe)?

Gruß und schönes Wochenende
 
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Holzsinn

ww-robinie
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Quellen und Schwinden ist ein ineinander übergehender Prozess: wenn die umgebende Luft feuchter wird, quillt die ganze Konstruktion, wenn sie trockener wird, schwindet das Holz. Da ist das Eine nicht kritischer als das Andere, hört allerdings auch nie auf, weil es sich einfach um eine Materialanpassung handelt. Bei so einem alten Möbel wird das Arbeiten aber nicht mehr so stark sein wie bei einem frisch gebauten. Diese Anpassung nicht zu behindern, ist die wichtigste Regel beim Reparieren und Restaurieren. Wenn du also Lang- und Querholz unveränderbar miteinander verbindest, könnten die Risse evtl noch zunehmen. Das wäre gravierender Konstruktionsfehler.

Deswegen sind auch Rahmenkonstruktionen so optimal, da die Füllung in den Leisten gerade gehalten wird und trotzdem arbeiten kan. Kommt bei deiner Kommode nicht vor, weiß ich, aber ist auch nur als Erklärung gedacht.

Du hast deswegen noch viel vor, weil das Austauschen von Laufleisten nicht die einfachste Arbeit ist für einen Laien und auch die Schellackpolitur will gelernt und geübt sein. Auch Schlüssellöcher aus Massivholz zu machen und einzusetzen ist kein Klacks. Wieviel Erfahrung hast du denn auf diesen Gebieten?
 

Mathis

ww-robinie
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Im Dorf in 'ner Stadt
Wenn die Maserung im Vollholz vorhanden ist, ist das ein wertvolles Stück Holz. Wenn nicht (also aufgemalt oder furniert) nicht. Mein Arbeitsweise ürde sich völlig ändern.
Genaus andersrum ist es richtig:
eine solche Konstruktion mit massiver Platte und Seiten ist so ziemlich die primitivste Konstruktion, und deutet auf irgendeinen unbedarften Provinztischler hin, der einfach keine Ahnung von richtiger Konstruktion hatte (siehe Kardinalfehler Längs- auf Querholz geleimt) und entweder kein Furnier sägen konnte oder einfach nicht genug Sägefurnier hatte.
Die Fronten der Schübe sind ja furniert, da gibts ein schönes Furnierbild, und deswegen auch keine Risse.
Eine furnierte Deckplatte wäre aufwendiger herzustellen gewesen, hätte aber den großen Vorteil gehabt, ein symmetrisches Furnierbild zu ergeben, hochwertigere Möbel waren eigentlich immer so gebaut. Auch hätte automatisch ein Furnier die Blindholzkonstruktion darunter gesperrt, so dass solche Risse wohl gar nicht erst entstanden wären.
Hallo,
ihr werdet es nicht glauben: Das ist mir einige Male gelungen: Sperrende "Querhölzer" entfernt und die gerissene Platte oder Seitenfläche mit Zwingen neu verleimt - ja, mit Fischleim. Eine Trockenprobe zeigt, ob und wo es überhaupt Späne braucht.
Gruß Werner
Genau das habe ich auch schon öfter geschafft, nachdem aller Murks und alte Reparaturversuche entfernt waren, ließen sich Platten wieder zusammenleimen und so Risse schließen.
Wenn man dann eben die Konstruktion so ändert, dass nichts mehr sperrt, kann so ein Möbel dann auch unbeschadet weiterleben.
Mein Fazit: alle Klötzchen, Späne, Kitte und die ach so beliebten Schwalbenschwänze im Blindholz sind Murks bei der Beseitigung von Schwundrissen.
 

AhornBay

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Genaus andersrum ist es richtig:
eine solche Konstruktion mit massiver Platte und Seiten ist so ziemlich die primitivste Konstruktion,

.... immer wieder erfrischend, wie Du mit einem Rutsch & simplifizierend andere vor den Kopf stößt....

Ich kenne durchaus den ein oder anderen Schreiner, der - gerade aus Massivholz - höchst anspruchsvolle Möbel baut. Ebenso, wie solche gebaut worden sind.
 
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