Schrank an Außenwand hinterlüften ja oder nein

Bauermv2

ww-kiefer
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Servus,

ich plane gerade einen raumhohen Kleiderschrank (im Wohnraum) der mit der Rückwand zu einer Außenwand stehen soll. Der Schrank wird mit Passleisten rundum an Boden/Wand/Decke angepasst.
Ich sehe im Moment 10cm Abstand zur Außenwand vor. Die Frage die ich mir immer stelle, ist es besser Lüftungsgitter (in Sockelblende / Deckenblende ) mit einzubauen oder mit Passleisten alles dicht machen ?
Mit Lüftungsgitter gebe ich der warmen Luft doch nur Gelegenheit hinter dem Schrank zu kondensieren ?
Ich habe kürzlich einen Schlafzimmerschrank abgebaut der frei 10cm vor einer Kellerwand stand und dahinter alles schimmlig war, da hat das "belüften" schon mal nicht funktioniert.

Wie macht ihr das, wie ist Eure Meinung dazu ?

Danke, Gruß Manfred
 

Neumayr Robert

ww-eiche
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Hallo Manfred,

die Zirkulation sollte mit Lüftungsgittern wirklich schon gegeben sein.

Du musst unbedingt darauf achten, dass du nicht nur im Sockel Lüftungsgitter einbaust.

Die sich zu erwärmende Luft will ja nach oben und will oben auch raus.
Wenn diese nicht raus darf, kondensiert diese natürlich.

Altes Mauerwerk, feuchter Keller, normaler Wohnraum unbeheizt oder beheizt?...
Sollte eigentlich keine Rolle spielen. Konstruktiv richtig muss die Hinterlüftung ausgeführt sein.

Das Problem, dass du bei deinem abgebauten Schlafzimmerschrank im Keller beschreibst, muss wo anders liegen.

Wenn 10 cm Abstand zur Wand, ohne Verblendung nicht reichen, dann hilft wahrscheinlich auch kein Meter Abstand mehr.

Habe auch schon verschimmelte Keller gesehen, in denen gar kein Schrank stand.

Nein, das war nicht meiner:cool:

Das Lüftungsverhalten deiner Kunden trägt natürlich auch immer zur Gesamtsituation bei.

Eine Hinterlüftung sollte natürlich auch immer konstruktiv angepasst werden.

Bei einer Wandvertäfelung heißt das Zauberwort ja auch "Kreuzlattung" und nicht Balkengelager mit 10 cm Abstand von der Mauer.

Hoffe ich konnte dir mit meiner Meinung weiterhelfen.

Gruß

Robert
 

Holzmagnet

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Servus,

ich plane gerade einen raumhohen Kleiderschrank (im Wohnraum) der mit der Rückwand zu einer Außenwand stehen soll. Der Schrank wird mit Passleisten rundum an Boden/Wand/Decke angepasst.

Ich habe es so gelernt, dass die Passleiste an der Decke nicht bis zur Decke abschliesst, sondern eine Schattenfuge gelassen wird. Je nach Raumhöhe, kann dahinter als Sichtschutz eine zweite Leiste mit Abstand zur Passleiste an die Decke gedübelt werden.
Und dazu halt das Lüftungsgitter im Sockel.
Rein technisch bin ich der Meinung, dass eine Hinterlüftung IMMER die bessere Variante ist.
 

Holz-Christian

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Hallo, kommt auch ein bisschen auf die Bausubstanz an.

Bei einem problematischen Altbau kann man Problemen vorbeugen wenn man hinter dem Schrank quer Aufputz ein Heizungsrohr installieren lässt.
Dann hat man mit Lüftungsschlitzen in Sockel und Deckenblende eine warme Zwangszirkulation der Luft.

Gruß Christian
 

Friederich

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..oder mit Passleisten alles dicht machen ?
Hallo Manfred, das wäre in Ordnung, wenns möglich wäre, wirklich 100%ig luftdicht abzudichten. Ist aber praktisch nicht möglich.
Da bleibt nur, einigen Abstand zu lassen für gute Hinterlüftung.
Garantie gegen Schimmel ist das aber auch nicht, denn hinter dem Schrank wird die Wand immer mehr oder weniger kühler bleiben, da sie ja von jeder Strahlungswärme abgeschirmt ist.
Das Problem ist umso größer, je schlechter die Wand gedämmt ist.
Bei einem ordnungsgemäßen Neubau bräuchtest du dir wohl gar keine Gedanken zu machen.

Gute generelle Gegenmaßnahme gegen Schimmel, abgesehen von Dämmung, ist übrigens Kalkputz und Kalkfarbe. Das basische Milieu verträgt der Pilz nicht.
 

Neige

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Ich würde den Schrank bauen, wie Küchenschränke gebaut weden, die Rückwand eingenutet zurück springen lassen und den Schrank auf verstellbare Füße stellen. Die Sockelblende einige mm schmäler dann an den Füßen befestigen, obere, linke und rechte Blende frontbündig machen. Das sollte in aller Regel zu Belüftung ausreichen. Bei Küchenhochschränken die so an einer Aussenwand eingekoffert sind, konnte ich jetzt noch nie eine Schimmelbildung ausmachen.
 

yoghurt

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Hallo,
ich kenne natürlich die gängige Lehrmeinung, dass ein Schrank an der Außenwand hinterlüftet sein soll.

Mir leuchtet das nicht ein. Wo soll denn im Sockelbereich eines Schrankes die warme Luft herkommen, die dann hinter dem Schrank aufsteigt und dabei die Wand so erwärmt, dass dort kein Wasser kondensiert? Die einzige für mich denkbare Quelle dieser warmen Luft wäre eine Fußbodenheizung. Ich frage mich (und Euch) ob es nicht eher so ist, dass es im Zimmer üblicherweise unter der Decke am wärmsten (und damit am feuchtesten) ist? Wird dann nicht die warme Luft oben hinter den Schrank ziehen, die Wand hinter dem Schrank als Kühlrippe fungieren, und die kühlere Luft unter dem Schrank wieder austreten? Würde man auf diesem Wege nicht die maximale Menge an Kondenswasser in Richtung der Wand transportieren?

Anders gedacht: würde ich Luft durch einen kamin aufsteigen lassen wollen, so sorge ich für Wärme auf dem Weg der Luft. Würde ich Luft durch einen Kamin absteigen lassen wollen, so sorge ich für Kälte auf dem Weg der Luft. In zweiterem Falle hätte ich aber deutlich mit Kondeswasser zu rechnen.

Leider habe ich auch keine Lösung für das technische Problem. Entlang eines Temperaturgefälles wird es immer eine Wasserdampfdiffusion geben und Wand-Sockel- und Deckenblende werden nicht dampfdicht auszuführen sein.

Übrigens gibt es das von Holz-Christian vorgeschlagene Heizungsrohr auch als elektrische Wandheizung.
 

Friederich

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Leider habe ich auch keine Lösung für das technische Problem.
Ich auch nicht wirklich. Nur die genannte biologisch-chemische mit dem basischen Milieu durch Kalk.
Es ist schon so wie du sagst: Hinter dem Schrank ist die Luft relativ kühl und fällt daher nach unten. Und dabei wird die warme Luft unter der Decke quasi angesaugt, kühlt an der Wand ab und kann hierbei Feuchte abgeben.
Ich vermute stark, das Problem wird entschärft, wenn ringsum, also auch an den Seiten, möglichst viel Luft hinter den Schrank gelangen kann. Daß es also besser ist, ein Schrank hat 15cm Abstand zur Wand als nur 1cm. Kanns aber auf Anhieb nicht richtig begründen.
 

WinfriedM

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@Yoghurt: Ich glaube, man muss noch weitere Effekte betrachten. Wenn Luft an der Wand vorbeiziehen kann, wird die Wand sich erwärmen und damit kondensiert dort nichts mehr. Da reicht es auch aus, wenn da 18 Grad kalte Luft vom Boden hochzieht, Hauptsache, die Luft bewegt sich hinter dem Schrank.

Wenn ein fast dicht eingebauter gut isolierender Schrank eingebaut wäre, würde die Temperatur der Außenwand stark absinken können. Und dann reichen kleine Mengen Innenraumluft, um dort zu Kondensation zu führen.

Grundsätzlich hängt immer viel davon ab, ob es sich um eine gedämmte oder ungedämmte Außenwand handelt. Bei gut gedämmten Außenwänden erscheint mir die Gefahr von Schimmel recht gering, insofern ein klein wenig hinterlüftet ist, so dass die Wandtemperatur sich anpassen kann.
 

Bernd St

ww-fichte
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Wie wäre es den wenn du kleine Elektonik Lüfter hinter die oberen Paßleisten und in den Sockel (Lüftungslöcher) setzt die entweder saugen oder pusten und mit dem Raumlicht geschaltet sind.
 

Harrer

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Servus
Erfahrungsgemäß machen da nur die Wände Probleme die nie direkt die Sonne sehen und des öfteren mal nass werden. Wenns dann aussen nicht richtig versickern kann, schlechte Aussenfarbe usw.....Dann wirds brenzlig. Da hilft dann nur 5-10 cm Abstand zur Wand und zum Boden-ohne was eingepasstes.
Dammal
 

Wilhelm

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Ich habe einen Kleiderschrank gesehen der so verbaut war. Von Wand zu Wand, vorm Fußboden bis unter die Decke. 60er Jahre Bau. Im Winter war es denn mal über eine Woche um die 20° Minus. Der Taupunkt war in den Schrank gewandert. Die Wäsche war nass.
 

Innuendo

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Bei moderner Bausubstanz und modernem Heizsystem sollte sich die Frage gar nicht stellen und der Taupunkt nie in dem Bereich liegen.
Ansonsten würd ich auch mit dem gleichen Aufbau wie bei Küchen arbeiten.
 

Orgelbauer

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Bei moderner Bausubstanz und modernem Heizsystem sollte sich die Frage gar nicht stellen und der Taupunkt nie in dem Bereich liegen.
Ansonsten würd ich auch mit dem gleichen Aufbau wie bei Küchen arbeiten.

Moin,
wenn der Schneesturm vorbei ist, lad ich Dich gern mal zur Besichtigung ein.
"Moderne Bauweise" - ich lach mich schief :emoji_grin:
Unsere Vermieterin hat extra nen "Gutachter" bestellt ... der uns lang und breit erklärt hat, wie durch falsches Lüften die Wäsche im Schrank feucht wird. Seine Feuchte-Messungen an der Wand, und das Fehlen der Isolation im Kellerbereich hat er jedoch gar nicht kommentiert... :cool:

Fazit:
Ursachen erforschen statt BILD fragen.
 

brubu

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Hab auch einmal in einem alten Bauernhaus hinter einem Schreibtisch angefaultes Wandtäfer gefunden. Abstand ist sicher gut, dann aber diesen Platz für Dämmung und passende Dampfbremse
nutzen. So gibt es keine kalte Wandoberfläche an der Kondensat entstehen kann. in einer 80er
Jahre Mietwohnung gab`s einmal Probleme mit einem an die Aussenwand gestellten Kleiderschrank.
Weiss aber nicht wie das gelöst wurde.

Gruss brubu
 

Friederich

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Der wichtigste Satz im Link:
"Deshalb gibt es die allgemeine Forderung, dass großflächige Möbel nicht an derartigen Außenwänden stehen sollten."

Und falls doch, denke ich, dass Kalkputz wegen des pilzfeindlichen pH-Wertes am zielführendsten ist.
 

peter bussmeyer

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Hallo zusammen,
ich möchte auch noch mal was Grundsätzliches zum Thema Schimmelbildung sagen (hab als Architekt zig Mal im Jahr beruflich damit zu tun):
Ein Schrank an ner Außenwand wirkt wie eine Innendämmung, heißt: Der Taupunkt verschiebt sich in Richtung innere Wandoberfläche, die Oberfläche wird kälter und die Feuchtigkeitsanreicherung steigt (muss noch nicht mal kondensieren, um Schimmelbildung zu begünstigen). Genau das braucht Schimmel als Wachstumsgrundlage.
Was man dagegen tun kann: Alles bestmöglich gegen Schimmelbefall vorsehen. Dazu fallen mir fünf Parameter ein (wenn ich mal von der besten Lösung, Außendämmung anbringen, absehe) an denen man ansetzen kann:
1. Alkalische Wandoberfläche (Friedrich hatte schon mehrfach darauf hingewiesen) - also Kalkputz und Mineralfarbe.
2. Luftbewegung - ob mittels Hinterlüftungsabstand oder im Ernstfall mechanischer Belüftung.
3. Reduzierung der relativen Luftfeuchtigkeit in der Raumluft allgemein und damit auch an den kritischen Wandoberflächen (Lüften nach dem Prinzip Stoßlüftung).
4. Erhöhung der Raumlufttemperatur (funktioniert nur im Zusammenhang mit 3, sonst wirds noch schlimmer!!!) oder in schwierigen Fällen wie schon angesprochen mit Begleitheizung im Sockelbereich.
5. Keine Nahrungsgrundlage bieten (also z.B. keine Raufasertapete) aber auch Hausstaub reduzieren.

Wenn jemand noch mehr Stellschrauben kennt, an denen man drehen kann, bin ich für Hinweise dankbar.
Gruß
Peter
 

Friederich

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Pilze mögen keine sauren Umgebungen, reiner alkalischer Putz wirkt nicht schimmelbehindernd.
Meines Wissens bevorzugen sie durchaus saure Umgebung, also niedrigen ph-Wert.
Und Kalkputz wird in allen einschlägigen Quellen als pilzhemmend beschrieben. Wegen seines hohen pH-Wertes.
Ich denke, da hast du was durcheinandergebracht...
 

peter bussmeyer

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N´abend zusammen,

das hat mir doch keine Ruhe gelassen, weil ich Betroffenen bisher immer empfohlen habe, die natürliche starke Alkalität von Kalkputz bei Schimmelproblemen zu nutzen.
Wikipedia war diesbezüglich nicht besonders aussagekräftig (aber ansonsten dennoch interessant zu lesen). Auf der Seite eines Chemikers und Gutachters habe ich dann aber detailliertere Infos gefunden:"...Schimmel bevorzugt allgemein PH-Werte des Untergrunds zwischen 4,5 bis 6,5..." also schwach sauer und weiter:"...manche Schimmelarten können den Untergrund sogar durch eigene Abgabestoffe in diese Richtung beeinflussen..." also z.B. alkalischen Untergrund neutralisieren bzw. ansäuern.
Kalkputz ist ja recht alkalisch bis ca. PH-Wert 11...12 und hat - nebenbei bemerkt - auch noch die hilfreiche Eigenschaft, dass er Feuchtigkeit aus der Luft unschädlich bis zum nächsten Lüften zwischenspeichern kann. Lehmputz kann das zwar noch viel besser aber wie er sich bezüglich Schimmelbefall verhält, kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen.

Aus diesem Grund empfehle ich auch weiterhin die Reinigung (je nach Befallsausmaß mit entsprechender Schutzausrüstung) von üblichen Putzen, Mauerwerk, Beton etc. mit PH-neutralen Reinigungsmitteln z.B 70 oder 80%igem Alkohol und nicht mit Säuren.

Starke Säuren (PH-Wert deutlich kleiner 3...4) können wohl die Schimmelorganismen abtöten, schaffen aber in der Folge dann ggf. genau die für den Schimmel günstigsten Untergrundbedingungen.

ich hoffe, ich konnte die Frage etwas aufhellen

Gruß
peter
 

frankundfrei

ww-robinie
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Was Peter wegen Säurebehandlung schreibt, habe ich für mich auch so fest gemacht.
Schimmel mit Säure reinigen (da wird oft Essig als Möglichkeit genannt) ist kontraproduktiv. Einmal gibt selbst ein Essig noch dem Schimmel Nahrung. Wenn es sich um einen Kalkputz handelt, dann verdirbt man aber mit der Säuregabe den PH-Wert völlig.

Lehmputz hat oft viele organische Bestandteile - schimmelt also auch recht gern.

Reiner Kalkputz und/oder Kalkfarbe wirken zwar gut gegen Schimmel. Wenn sich aber mit der Zeit eine Staubschicht abgelagert hat, dann schimmelt eben der Staub auf dem Kalk.

Noch ein Vorschlag zur Diskussion:
Die Wand von innen ertüchtigen. Wenn die Oberflächentemperatur auf der Innenseite aufgrund des schwachen Mauerwerks einfach zu niedrig ist, dann Tapeten und/oder Gipsputz runter und flächig mit Kalkkleber Silikatschaumplatten aufsetzen und diese mit abgestimmten Spachtel und Kalkfarbe streichen.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 
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