Schlafzimmer im Neorokoko- Stil

paulbir

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Hallo zusammen!
Ich würde eure Meinung zu einem Schlafzimmer hören. Ich habe es vor einigen Monaten im Internet gekauft, aber auf Grund von Renovierungsarbeiten an den Räumen werden die Möbel erst jetzt aufgestellt.
Angebliches, bezüglich Alter, sollen die Möbel um 1890 gefertigt worden sein.
Der Kauf umfasste Betten, Spiegelschrank, Frisiertisch mit schwenkbarem Spiegel und 2 Kommoden mit Marmorplatten. Leider waren die gezeigten Nachtkasterl nicht mehr vorhanden.
Was könnt ihr bezüglich Alter, Wert und was sonst noch so an Erkenntnis anfällt, sagen?
Relevante Detailfotos von Schaniere etc. reiche ich natürlich gerne nach, falls dies von Relevanz wäre.
Entsprechend meiner laienhaften Beurteilung bestehen die Möbel aus verschiedenen Hölzern wie Nuss, Eiche und tlw Weichholz. Die Möbel dürften mit Schellack gestrichen worden sein, wobei diese Restaurierung nicht sehr sorgfältig durchgeführt wurde.

Danke schon mal im voraus.
 

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carsten

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Hallo

zeitlich kann da hinkommen. Im Historismus sind alle "alten" Stilrichtungen wieder aufgegriffen worden ein bisschen modernisiert teils wurde auch gemixt. Handwerklich meist top. So ein ganzes Ensemble heute noch zu erwischen ist fast ein 6er im Lotto. Das die Nachtkasterl jetzt fehlen ist kulturhistorisch fst nicht zu verzeihen. Ob die Teile wirklich so alt sind kann man an den weniger sichtbaren Stellen erkennen, Rückwand von hinten, Schubkasten von hinten und unten, Beschläge und deren Befestigung. Holzarten kommen auch hin. Sichtbares Nußbaum. tragende nicht sichtbare teile gern aus Eiche da stabil und Fichte bzw Kiefer sind heute noch gängige Konstruktionshölzer
 

paulbir

ww-fichte
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Das die Nachtkasterl jetzt fehlen ist kulturhistorisch fst nicht zu verzeihen.
Stimmt, das ist schon sehr bedauerlich.
Ob die Teile wirklich so alt sind kann man an den weniger sichtbaren Stellen erkennen, Rückwand von hinten, Schubkasten von hinten und unten, Beschläge und deren Befestigung.
Der System des Kastens ist sehr ausgeklügelt und einfach im Zusammenbau. Da können sich heute die Möbelbauer was abschneiden. Die Schrauben spannen die in Nut/Feder stehenden Wände zusammen und dürften Zollgewinde haben. Mir ist auch aufgefallen, dass die Zinken zwar genau zusammenpassend gefertigt, aber doch verschieden in Form und Abstand sind- also Handarbeit.
 

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flüsterholz

ww-robinie
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Was ich von den Bildern her erkennen kann, passt das schon. So ne Mischung aus französischem Neo Rokoko und deutschem Historismus (Gründerzeit). War in Österreich so um 1880/90, glaube ich, recht populär. Die Preise für solche Möbel in Österreich kenne ich nicht. In Deurschland werden sie dir hinterhergeschmiessen. Entsprechend ist auch die Aufarbeitung. Eine Schellackpolitur darfst du da nicht erwarten. Zu den Schrauben und Zinkungen wurde ja schon alles gesagt.
 

pb57

ww-esche
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Vielleicht dumme Frage:
Was sind denn - wenn Ihr sagt, die Nachtschränkchen fehlten - die beiden, in zweiter Reihe zwischen den Betten und dem Spiegelschrank in der Mitte stehenden, Möbel quadratischer (?) Grundfläche mit Schublade und Fach? Ich meine mich an solche Teile der großelterlichen Wohnung zu erinnern, bei denen im unteren Fach das Podschamberle seinen Platz hatte, also an Nachtschränkchen im eigentlichen Sinne.

Oh, jetzt verstehe ich, die beiden Stücke waren inseriert/abgebildet, aber nicht mehr Teil des erworbenen Ensembles - das war also tatsächlich eine dumme Frage ...

Keine Möglichkeit mehr, daran zu kommen?
 

derdad

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Die Preise für solche Möbel in Österreich kenne ich nicht. In Deurschland werden sie dir hinterhergeschmiessen
Diese Altdeutsch/Gründerzeit/Historismus Möbel werden auch in Österreich nicht sehr teuer gehandelt.
Es waren zwar im Prinzip Einzelstücke, jedoch vielfach aus Fertigteilen zusammengebaut. Besonders die vielen Dekorationsteile wurden zugekauft. Da sie sehr voluminös sind, der Stauraum im Verhältnis dazu aber klein, sind sie derzeit nicht sehr beliebt. Wer Platz und Geld für Antiquitäten hat greift deshalb eher zu noch älteren Möbeln, oder nimmt Jugendstil oder Art Deco.
Zeit deiner Stücke dürfte irgendwo zwischen 1870 und 1900 liegen (Gründerzeit, also die Zeit in der die ganzen Boulevard Straßen gebaut wurden).
Preis ist schwer zu sagen. Da gibt es wenig Fixpreise. Wenn es jemanden gefällt und bereit ist 10.000 zu zahlen, ist es das Wert. Wirklichkeitsnaher ist eher eine 0 weniger, oder darunter.
LG Gerhard
 

derdad

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Ich habe mir die Fotos jetzt nochmal genauer angesehen. Was mir auffiel, es ist verdammt wenig Schmutz in den ganzen Kanten und Ecken. Sind das Originalstücke, oder sind es italienische Nachbauten aus den 1970ern/1980ern ?
Hab ich nämlich auch schon gesehen, so wunderbar nachgebaut Möbel. Und der Kern war furnierte Span.
Ich geh aber vom Original aus.
LG Gerhard
 

paulbir

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Ich habe mir die Fotos jetzt nochmal genauer angesehen. Was mir auffiel, es ist verdammt wenig Schmutz in den ganzen Kanten und Ecken. Sind das Originalstücke, oder sind es italienische Nachbauten aus den 1970ern/1980ern ?
Hab ich nämlich auch schon gesehen, so wunderbar nachgebaut Möbel. Und der Kern war furnierte Span.
Ich geh aber vom Original aus.
LG Gerhard
Ich habe es eher als störend empfunden, weil die Innenecken und Kanten verschmutzt sind, aber jetzt nehme ich dies fast schon positiv auf. Aber ja, es gibt Pressspanplatten im Schrank, aber nur weil zwei Ablagefächer in den Seitenteilen zusätzlich eingelegt wurden. Die ersetze ich aber. Sonst bestehen alle Möbel tatsächlich nur aus Massivholz, sprich entsprechend aus verschiedenen Bretter gefertigt. Kein Pressspan, kein Multiplex, auch nicht Schichtverleimtes.
Ich habe noch ein italenisches Sideboard mit aufgesetztem Oberschrank, welches so wie beschrieben Spanplatten mit Einlegefurnier hat. Sehr schön, sehr schwer, aber sehr schön furniert.
 

paulbir

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Ich möchte noch einmal bezüglich dieser Möbel zu einem anderen Thema nachhaken.

Beim Zusammenbau der Betten habe ich einige Maßnahmen ergriffen, um möglichst geräuscharme Betten zu haben. Die Auflagepunkte am Lattenrost und auch die Berührungsflächen bei den Berliner Betthaken wurden mit Filz unterlegt. Die alten Betten sind eigentlich jetzt fast geräuschfrei, nur beim Kopfteil nähe der Standfüße knarzt es links und rechts. Die Füllung, welche in den Rahmen am unteren Ende des Kopfteils eingestemmt und eingeschoben ist, ist noch li. und re. mit einer genagelten Leiste abgedeckt. Nachdem diese Abschlußleisten vorsichtig entfernt wurden, waren die Geräusche nicht mehr vorhanden. An den berührenden Flächen- somit Reibflächen- sind in den feinen Spalt Lackreste eingedrungen, vermutlich Schellack. Diese habe ich mit der Ziehklinge weggeschabt.
Zum besseren Verständnis habe ich ein Foto angehängt.
  • Da ich die Leisten nicht anleimen will, muss ich anscheinend sozusagen Schmiermittel auftragen. Ist es bezüglich Geräuschreduktion zielführend, wenn ich die berührenden Flächen mit Bienenwachs behandle, oder ist dies nur eine kurzfristige Lösung und es gibt Besseres?
  • Wie kann ich erkennen, ob es sich tatsächlich um Schellack handelt? Welche Erkennungsmerkmale gibt es.
Danke im voraus.
 

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happyc

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Einen a.d. Waffel
Meine Eltern hatten das Schlafzimmer, welches meine Urgroßeltern zu deren Einzug ins Haus vom Schreiner haben anfertigen lassen, weggegeben, weil die Betten keine 2m Länge hatten.. offensichtlich sind deine Betten ausreichend lang!
damals hatte ich noch nicht die Fähigkeit, neue passende Bettseitenteile anzufertigen - heute wurmt es mich ein wenig…
 

paulbir

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Meine Eltern hatten das Schlafzimmer, welches meine Urgroßeltern zu deren Einzug ins Haus vom Schreiner haben anfertigen lassen, weggegeben, weil die Betten keine 2m Länge hatten.. offensichtlich sind deine Betten ausreichend lang!
damals hatte ich noch nicht die Fähigkeit, neue passende Bettseitenteile anzufertigen - heute wurmt es mich ein wenig…
Nicht ganz. Anscheinend war damals keine Norm die Regel. Das Betten sind innen gemessen 196cm lang. Vom Lattenrost habe ich ein Stück abgeschnitten, da der Kopf und Fußteil innen etwas schmäler sind. Für sehr groß gewachsene Menschen sind diese Betten ungeeignet, da hast du recht.
 
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