Schellackpolitur

Brigit

ww-pappel
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Hallo,
Ich polier schon seit einiger Zeit mit guten Ergebnissen, doch meine jetzige Politur will nicht gelingen. Wie immer habe ich Poren gefüllt, grund- und deckpoliert. Es könnte sein, dass ich zeitweise mit etwas zu viel Öl poliert habe, weil die Werkstatt momentan relativ kühl ist. Ich habe dann aber meinen Standort gewechselt. Die Probleme fingen mit dem Auspolieren an. Ich bekam unzählige Kratzer vom Ballen auf die Fläche. Nach dem Abpolieren mit Hochglanzpolitur von Zweihorn traten Trübungen, ich denke vom Öl, auf. Nach mehr als 2 Wochen habe ich mit wenig Öl die ganze Kommode nochmals nachpoliert, der Ballen gleitet aber nicht mehr über die Fläche, er hinterlässt bei jedem über die Fläche fahren Spuren, man nennt das glaube ich Fadenbildung, und es stellt sich keine Wolkenbildung ein. Ich bin mit meinem Latein am Ende, trotz fehlender Wolken herrscht bei mir kein Sonnenschein. Hat mir jemand einen Tipp, woran das liegen kann, was ich falsch mache.
Mit wolkenlosen Grüßen
Brigit
 

Mathis

ww-robinie
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Hallo Birgit,
es ist extrem schwer, aus der Entfernung dazu etwas zu sagen...da kann es tausend Ursachen geben.
Solche ein Problem wie von Dir beschrieben hatte ich noch nie, also kann ich auch nichts praktisches zu deiner Frage sagen.
Ich poliere auch zur Zeit einige ziemlich kleine Teile, und in der Werkstatt ists gerade mal 16-18 Grad, aber die Politur läuft gut. Die Temperatur wird es eher nicht sein.
Was mich wundert ist, dass Du nicht mit Benzoe (Abziehpolitur) abpoliert hast, sondern mit Polish-das ist meiner Ansicht nach viel zu scharf für eine frische Politur, denn Polish enthält ja Schleifpartikel, und die könnten deine Politur angegriffen haben oder diese haben sich in die Politur eingearbeitet- das würde die Kratzer, matte Stellen oder Trübungen erklären.
Ich poliere entweder mit immer weniger Schellack im Ballen solange ab, bis nur noch Sprit darin ist, das entfernt das Öl ganz gut, ist aber riskant-einmal hängengeblieben und alles ist im Eimer. Lieber nehme ich Cripowa von Zweihorn, das ist fertige Benzoe-Lösung speziell zum Abpolieren. Damit bekomme ich immer eine perfekte Hochglanzfläche hin, ohne Polish.

Ich würde vielleicht die Kommode einmal ganz leicht nass anschleifen, ca. 400er Korn, mit Wasserpapier und Testbenzin dazu.
Dann gut abstauben und einen frischen Ballen mit eher dünner Politur daraufpoliert, dann siehst du ja, wie der Ballen läuft und nach einem Tropfen Öl sollten sich Wolken ziehen lassen.
Auf jeden Fall am besten bei 20 Grad oder mehr, achte auf saubere Decklagen des Ballens, ich habe für solche Problemfälle immer eine selbst angesetzte "französische Politur" mit Kopal, Sandarak und wenig Schellack zur Hand, die deutlich schneller ansetzt und trocknet und so einen guten Verbund mit der bestehenden Oberfläche bilden kann.
Aber all das ist Theorie, bei Schellackpolituren geht viel mit Gefühl und Erfahrung, nach langen Jahren der Praxis kann ich heute oft noch nicht so genau sagen, warum ich was und wie mache- meist hauts aber dann am Ende hin.

Viel Erfolg dir!
 

Friederich

ww-robinie
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Hatte neulich auch verstärkt Probleme. Obwohl eigentlich viel Erfahrung und sonst immer perfekte Polituren hingekriegt.
Als Ursachen hab ich identifiziert: Das Möbel war sehr klein, und daher hab ich den Ballen nicht trocken genug auspoliert. Hab also zu feucht gearbeitet. Der Bezugsstoff wurde immer feuchter und klebriger.
Außerdem war mein Schellack überaltert. Ca 20 Jahre alt.
Angesetzte Konzentration kann überaltern, obwohl optisch nichts zu erkennen.
Aber auch trockene Flocken können überaltern. War mir so nicht bewusst. Sie haben sich einfach nicht vollständig gelöst. Auch nach Wochen und gelegenlichem Aufwärmen nicht. Das was sich gelöst hatte, war dann auch nicht einwandfrei. Ich konnte einfach keine Schicht aufbauen.
Noch was ist mir bei dem überalterten Schelllack aufgefallen: Die Finger blieben sauber, obwohl Farbe recht dunkel. Normalerweise hat man davon tagelang rot-braun verfärbte Finger...
 
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