Schellack Hochglanzpolitur

Dragon187

ww-nussbaum
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Hallo!
Ich hätte da ein paar Fragen bzgl. der besten Technik für eine Hochglanzpolitur.Bis jetzt habe ich mich immer mit matteren Flächen zufrieden gegeben, bei diesem Stück soll es aber sehr glänzen. Es handelt sich um Nuss-Maser bzw. Wurzelfurnier. Eine alte Schellackoberfläche war noch vorhanden, diese habe ich mit Stahlwolle leicht abgetragen und habe mit Spiritus nachgereinigt. Poren füllen muss ich also nicht mehr. Bis jetzt habe ich es immer so gehandhabt: Schellackflocken auflösen oder fertig verdünnte Lösung mit Alkohol vermischen, bis eine recht dünne Lösung entsteht. Dann Wollballen nehmen und Tuch drumherum. Ballen tränken bis nichts mehr tropft und loslegen. (achten-nullen-striche- kreisel) Aber egal wie viele Schichten ich im endeffekt auftrage, so richtig spiegelglatt wird es nie. (Ich lasse die Schichten ca. 3 Stunden - 2 Tage trocknen) Habe es auch schonmal mit Polieröl versucht (ein paar Tropfen auf den Ballen) so richtig zufrieden war ich damit auch nicht...., doch die Dose ist leer und gestunken hat es auch furchtbar. (Gibt es ein geeignetes anderes Öl zum polieren?) Wie lange sollte ich zwischen den Schichten warten? Mit Bimsmehl schleifen? Mit feiner Stahlwolle?
Bin um jeden Tip dankbar, vor allem auch konkrete Anleitungen mit konkreten Bezugsquellen der Produkte wären super :emoji_wink:
(Man liest in Anleitungen allzuoft so viele Produkte, die man nicht hat und die man auch nicht bekommt, beim Laden um die Ecke. Da wären Links zu z.B Onlineshops nat. sehr hilfreich :emoji_slight_smile: )

Grüße!
 

welaloba

ww-robinie
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Hallo Dragon, es hört sich an, als hättest du die Polierbewegung grundsätzlich drauf. Es kann sein, deinen Polituren fehlen immer die vorletzte und die letzte Runde. Die vorletzte Runde (kann durchaus aus mehreren Schichten mit Trockenzeit bestehen) wird mit Polieröl (z.B. von der Firma mit den Hörnern aus Hilden aufgetragen. Das Öl verhindert, dass du mit deinem Ballen kleben bleibst. Wichtig ist an der Stelle, dass du recht feines Leinen verwendest (L E I N E N)
und wichtig ist ausserdem, dass du schon hier den Ballen wirklich gut (mit Druck) ausreibst.
Das Mischungsverhältnis "recht dünne Lösung" wäre mir zu ungenau; schau, dass du als Grundansatz 160 Gramm Schellackblätter (WACHSFREI) in 840 ml Ethyl-Alkohol (WASSERFREI) auflöst. Diesen Ansatz kannst du zum grundieren auf 80 g / Liter verdünnen. Beim Deckpolieren (vorletzter Gang) gibt es auch schon mal die 160 er Lösung, und wenn es darum geht, die Fläche glatt zu polieren, kommt gegen Ende des Durchgangs immer nur noch mal etwas Alkohol in den Ballen. Folgender Grundsatz stimmt beim Polieren meistens NICHT : Viel hilft viel; je mehr Material du in kurzer Zeit auftragen willst, desto unruhiger wird deine Lackfläche, desto mehr willst du zwischenschleifen.
Bei alten Oberflächen die aufpoliert werden sollen, kann es passieren, dass diese so viel Wachs enthalten, dass ein dauerhafter wachsfreier Auftrag fast unmöglich ist. Die Fläche kann immer wieder aufreissen usw. Da hilft dann auch kein Polieröl. Will sagen, der wachsfreie Lack findet keinen rechten Halt an dem wachshaltigen Untergrund. Dann geht nur entweder alles abwaschen oder wachshaltig weiterarbeiten. Auch hier kann mit Polieröl gearbeitet werden, auch hier kann (in Grenzen) mit Benzoe auspoliert werden, auch hier kann mit Hochglanzreinigerpolitur (z.B. von 2Horn) das Öl abgenommen werden. Der Unterschied zw. wachshaltiger und wachsfreier Fläche stellt sich für mich hauptsächlich in der Härte und Dauerhaftigkeit der Fläche dar. Zugegebenermaßen ist die wachsfreie Fläche auch immer transparenter, was besonders bei neu aufgebauten Flächen zum Tragen kommt.
Zurück zum Thema: Die letzte Polierschicht geschieht mit Benzoepolitur. Diese verdünne ich sehr stark. Da haben wir vielleicht noch 5 - 15 Gramm Harz im Liter, dennoch reicht die Klebrigkeit des Harzes aus, sehr viel Dreck und Fett aus der Fläche zu lösen. Ich habe alte Flächen schon fast ausschließlich mit Benzoe wieder fit gemacht. Auch der Benzoeballen wird zum Schluß mit Alkohol ausgerieben, auch beim Benzoeballen ist noch Polieröl und Druck im Spiel. Und es braucht das Fingerspitzengefühl, frühzeitig eine Trockenzeit zu genehmigen, dh. nicht zu viel Material im Ballen läßt dich frühzeitig Druck ausüben.
Wichtig beim Polieren ist Druck auf dem Ballen. Es genügt nicht, diesen auf der Fläche hin und her zu bewegen. Die Größe des Ballens brauche ich so , dass ich diesen mit Daumen, Mittel- und Zeigefinger sicher halten kann und Druck mit dem ganzen Arm ausüben kann - während der Polierbewegung. Diese soll häufig die Richtung wechseln. Jede Polierrunde an einer anderen Ecke der Fläche beginnen. Das alles geht natürlich nur mit Polieröl. Welches nachher mit Benzoe wieder "abpoliert" wird. Ordentlich lange Trockenzeiten einhalten.
Ende Kurzfassung. Gruß Werner und frohes Schaffen.
 
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