Schärfen als Kunstform?

heiko-rech

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Hallo,

in einem anderen bekannten Forum, wird das Schärfen von Werkzeugen regelrecht zur Kunstform mit fast schon wissenschaftlichem Hintergrund erhoben. Mit zig verschiedenen Wassersteinen, unterschiedlichen Fasen am Eisen und ganz speziellen Stählen für Hobeleisen etc. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich damit nicht viel anfangen kann. Mich würde mal interessieren, wie ihr dazu steht. Macht das in der Praxis wirklich Sinn oder ist das eher nur Detailverliebtheit der gar Spielerei?

Ich gehe da eher grob vor. Ich schleife auf einem Doppelschleifer mit einer Schleifvorrichtung (Elu/Dewalt) und ziehe hinterher mit einem belgischen Brocken ab. Den Winkel schleife ich mittlerweile ohne Nachmessen, lediglich nach Gefühl an. Ich kann aber ncht sagen, dass ich mit dem Ergebnis unzufrieden bin.

Wie geht ihr beim schärfen von Stecheisen und Hobelmessern vor?

Gruß

Heiko
 

Mister G

ww-robinie
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Die Leute in dem "anderen bekannten Forum" haben da offenbar ein neues Hobby kreiert. Man sollte auch bedenken, dass dieses Forum nicht unabhängig ist sondern von einem Admin zensiert wird, der mit dem Verkauf von edlen Holzbearbeitungswerkzeugen seine Brötchen verdient. Entsprechend habe ich den Eindruck, dass bei einer Vielzahl der User dort Geld keine Rolle spielt. Es handelt sich fast durchweg nicht um Profis, die wirtschaftlich kalkulieren müssen, sondern um Hobby-Holzwerker, die ein schier endloses Budget an Zeit und Geld zur Verfügung zu haben scheinen.

Um Deine Frage zu beantworten: ich halte das mit dem Schärfen genau so wie Du - und wie ich es während meiner Ausbildung gelernt habe. Das ergibt mit etwas Sorgfalt einwandfreie scharfe Schneiden und hat sich zigfach bewährt. In meinen Augen macht es weder Sinn, mehr als eine Fase an Stecheisen oder Hobelmesser zu schleifen, noch spielt der Winkel eine so große Rolle, dass er mit mathematischer Präzision angelegt werden müsste. Mag die Vorgehensweise bis dahin nur überflüssig sein, bekomme ich bei der Verwendung von Flachwinkelhobeln an Längsholz oder dem Anschleifen von "Mikrofasen" an der Eisenrückseite allerdings rote Punkte im Gesicht. Und darum höre ich jetzt hier lieber auf...
 

heiko-rech

ww-robinie
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Entsprechend habe ich den Eindruck, dass bei einer Vielzahl der User dort Geld keine Rolle spielt.
Da magst du recht haben. Was da manchr an Hobeln aufführt, um pro Jahr dann ein Regal zu bauen ist teilweise schon Wahnsinn. Eigentlich geht es also ums Sammeln von Hobeln, nicht um den Möbelbau. Nur zugeben mag es keiner so richtig.

Es handelt sich fast durchweg nicht um Profis, die wirtschaftlich kalkulieren müssen, sondern um Hobby-Holzwerker, die ein schier endloses Budget an Zeit und Geld zur Verfügung zu haben scheinen.
Das stimmt mit Sicherheit auch. Dennoch interessiert mich schon, ob an der Sache was dran ist. Wie könnte man z.B. die Schärfe von einem Eisen, das mit Schleifbock und Abziehstein in einigen Minuten geschärft wurde mit einem unter äußerster Hingabe zurechtgeschliffenen Eisen mit mehreren Microfasen und exakten Winkeln vergleichen? Nicht zu vergessen die Standfestigkeit der Schneide.


Um Deine Frage zu beantworten: ich halte das mit dem Schärfen genau so wie Du - und wie ich es während meiner Ausbildung gelernt habe. Das ergibt mit etwas Sorgfalt einwandfreie scharfe Schneiden und hat sich zigfach bewährt.
Ich denke so wird es in unzähligen Schreinereien gelehrt.


In meinen Augen macht es weder Sinn, mehr als eine Fase an Stecheisen oder Hobelmesser zu schleifen, noch spielt der Winkel eine so große Rolle, dass er mit mathematischer Präzision angelegt werden müsste.
Meine Erfahrung zeigt mir auch, dass das nicht zwingend notwendig ist.


Mag die Vorgehensweise bis dahin nur überflüssig sein, bekomme ich bei der Verwendung von Flachwinkelhobeln an Längsholz oder dem Anschleifen von "Mikrofasen" an der Eisenrückseite allerdings rote Punkte im Gesicht. Und darum höre ich jetzt hier lieber auf...

Mich würde halt mal interessieren, ob das alles nur der Detailverliebheit von Hobbyschreinern entspringt, oder ob es einen gewissen professionellen Hintergrund dafür gibt. Das ganze kommt ja aus den USA und England (Flachwinkelhobel) und aus Japan. Von beiden Ländern kenne ich den Alltag eines Schreiners nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der amerikanische oder japanische Schreiner stundenlang am Wasserstein steht.

Gruß

Heiko
 

Mister G

ww-robinie
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Ich muss gestehen: mit amerikanischen Hobeln habe ich bisher wenig, mit japanischen gar keine persönliche Erfahrung. Zig Fasen werden aber auch dort meines Wissens nicht angearbeitet. Vielleicht kann Ottmar ja mal was dazu schreiben.

Es gibt wohl amerikanische Hobel, bei denen das Eisen "verkehrt herum" (und damit entsprechend flach) eingebaut ist. Keil- und Schnittwinkel sind aber mit denen "normaler" Hobel identisch. Das sind dann zwar flacher gebaute Hobel, aber keine Flachwinkler.

Echte Flachwinkelhobel haben tatsächlich einen geringeren Schnittwinkel. Die dürften m.E. aber in Längsholz unbrauchbar sein. Das sind Hirnholzhobel - und die sind in Europa ja auch schon länger bekannt. Dass man damit bei sehr geringer Spanabnahme vielleicht Längsholz hobeln kann mag ja sein. Aber sicher nicht besser als mit einem Putzhobel mit üblichem Schnittwinkel von rund 48-50°.

Darf man den Lehrfilmen der Firma Dick glauben, verbringen japanische Schreiner tatsächlich mehr Zeit mit der Hobeleinrichtung und -pflege als deutsche. Das liegt daran, dass sie keinen Schleifbock verwenden sondern ausschließlich Wassersteine, zum anderen sind die japanischen Hobel aufgrund ihrer einfacheren Konstruktion sehr aufwendig gebrauchstauglich zu machen und einzustellen.

Aber auch dort gilt die Regel, dass die Spiegelseite absolut plan zu sein hat. Und insbesondere bei Stecheisen machen Rückenfasen ein präzises Ausstemmen unmöglich.

Die "elektrifizierte Wasserstein-Variante" dürften die Schärfgeräte von Tormek darstellen. Ich hab mir auf der Ligna das Teil vorführen lassen. Das Ergebnis war schon (auch optisch) sehr beeindruckend. Aber ob solche Schneiden wirklich schärfer und standhafter sind als die mit Schleifbock und Brocken geschärften, das halte ich doch eher für fraglich.
 

carsten

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Hallo

sehe das auch so das man übertreiben kann mit dem Schärfen von Stechbeitel und Hobeleisen. Ich nenne en japan. Stechbeitel und einen japan. Hobel mein Eigen. Beide liegen jedoch mehr zur Deko im Schrank als zur Nutzung; der japanische Schmied möge mir verzeihen das ich seine Arbeit auf diese Weise nicht achte, wobei ich ihm aus meiner Sicht versichern kann das ich seine Arbeit bewundere und auch achte. Ich finde das wilde Muster des Damaszenerstahls faszinierend, deshalb die "Nutzung" als Deko. Für die eher grobe Arbeit als Schreiner im Beruf sind solche Edelwerkzeuge mir ehrlich auch zu schade. Das Kirschenstechbeitel ist günstiger und ich hab kein Problem damit auch mal den Putz oder gar nen Nagel zu treffen. Es ist rasch auf dem Elu oder sonst was weiß ich für ein Schleifgerät wieder nachgeschliffen und es breitet mir keine Bauchschmerzen wenn ich wegen einer Scharte mal 1 oder gar 2mm wegschleifen muss. Um das mit Wassersteinen bei einem Edel Japanteil zu machen fehlt mir die Zeit. Und leider auch die Arbeit die solche Werkzeug erfordert. Die Kunden die Handgezinkte Kisten usw. bestellen sind eher rar. Für die paar Gelegenheiten wo man dann evtl. doch mal Filigran arbeit muss tut es seit Jahrhunderten das europäische und die Variante Schleifbock und Abziehen.
Bei den japanischen Sägen ist der Beschaffungsaufwand deutlich geringer und auch es fallen keine weiteren gesonderte Zeitkosten an für die "Instandhaltung" bei rasch erkennbarem Vorteil.
Das Tormek Schleifsystem habe ich Privat. Nutzen tu ich es allerdings derzeit selten. Es ist einfacher die stumpfen Eisen mit in die Fa zu nehmen und an der iseli rasch zu schärfen. Deshalb kann ich da auch keine Aussagen machen bezüglich Standzeit der Schneiden.
 

hroesch01

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Hallo zusammen,

ich bin ja alles andere als ein Profischreiner, trotzdem möchte
ich hier etwas dazu sagen. Primär natürlich, um dem Heiko klarzumachen,
dass alles was er hier schreibt gelesen wird und gegen ihn
verwendet werden kann! :emoji_slight_smile:)

Warum sollte ein Schleifen auf einem guten Doppelschleifer mit
Edelkorrundscheiben und guten handwerklichen Fertigkeiten oder
gar einer Schleifhilfe nicht zu einwandfreien Ergebnissen führen?
Auch Profidrechsler machen das fast nur so, und ich habe es früher
nur so und heute auch noch gelegentlich so praktiziert.

Jetzt komme ich aber zum eigentlichen Punkt. Welcher Profischreiner
arbeitet heute noch handgehobelte Massivholzoberflächen aus und
stemmt in nennenswertem Umfang Schlitze etc? Das ist jetzt nicht
böse gemeint, aber meine Beobachtung ist doch eher die, dass ein
Stemmeisen im wesentlichen zum Aushebeln von Türen gebraucht
wird, und dazu kann es auch völlig stumpf sein.

Wenn man nun das Ganze mit großer Liebe zum Werkstoff Holz und
der nötigen Sorgfalt und Hingabe, die so sicher nur noch ein Hobbyist
bringen kann, betrachtet, dann ist ein so geschärftes Eisen eher
unbrauchbar, und die sprichwörtliche Kollenrottsche Schärfe ein Ding
von einem anderen Planeten!

Hierüber lohnt es sich nicht zu sinnieren, sondern das muss man selbst
erlebt haben. Ebenso die Leistung eines modernen Flachwinkelhobels.
Aber dazu muss man halt auch die Anwendung haben. In einer modernen
Schreinerei sehe ich die nicht. Das hat nichts mit dem Niedergang des
Schreinerhandwerks zu tun, sondern ist das Ergebnis zwingender
wirtschaftlicher Überlegungen und einer Kundenklientel, die für derart
feine Arbeiten weder Verständnis noch das nötige Kleingeld mitbringt.

In Japan liegen die Dinge wohl anders, denn nach meinem Kenntnisstand
werden dort hochwertige Möbel immer noch handgearbeitet und haben
gehobelte Oberflächen! In Amerika gibt es, wie immer, alles, das heißt
eine Alltagsqualität, die kein Deutscher akzeptieren würde und Spezialisten,
die das absolute Limit des Machbaren realisieren.

Dass man alles übertreiben kann, und einige unserer Freunde so viele
Hobel und Stecheisen haben, dass es praktisch unmöglich ist, dass die
auch noch wirklich real genutzt werden, will ich hier nicht abstreiten. :emoji_slight_smile:)

Viele Grüße

Heinz
 

boehmer

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Hallo,

ich denke, man muss hier wirklich zwischen Hobbyschreiner und Profi unterscheiden.

Für den Hobbyschreiner ist es einfach ein Hobby. Und egal, wie viel man dafür
ausgibt, man muss es nicht durchrechnen und auf Wirtschaftlichkeit prüfen. Es ist
einfach ein Hobby. Andere geben Zig Euros für immer wieder neue Computer aus
oder kaufen sich superbreite Chromfelgen fürs Auto, da fragt auch keiner nach den
Kosten.

Aber, wer sich einmal von Friedrich das Schärfen mit den Wassersteinen hat zeigen
lassen und mit diesen Werkzeugen gearbeitet hat, wird schnell überzeugt sein, dass
diese Schärfe schon etwas Besonderes ist, die vielleicht nicht immer nötig ist.

Und mit einem Wasserstein ein Hobel- oder Steicheisen nachzuschärfen, dauert vom
Schärfvorgang vielleicht 1 Minute plus ein bischen Zeit für Winkelkontrolle, Schärfe-
kontrolle, einölen, usw. Also insgesamt vielleicht 4-5 Minuten. Das ist für mich als
Hobbyist absolut ok, macht viel Spaß und erzeugt eine wunderbare Schärfe. Die
Ausstattung ist da gar nicht mal so teuer (mit 40 Euro für einen großen Kombistein
ist man dabei).

Natürlich macht es keinen Sinn, damit dann 2mm wegen einer fiesen Kerbe ab-
zuschleifen. Das ist klar.

Das andere Forum hat zwar einen Admin, der aber keine Werkzeuge verkauft,
eher "fast" ehrenamtlich diese Aufgabe übernommen hat. Daher kann man dort
schon schreiben, was man will, solange man sich an die Forumsregeln hält.

--
Dirk
 

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo Heinz, hallo Dirk,

ich glaube ihr habt meinen Beitrag gründlich missverstanden. Mir ist es im Grunde genommen vollkommn egal, wer wieviele Hobel im Schrank hat und ob jemand vor lauter Schärfen überhaupt noch zum Hobeln kommt. Da muss jeder mt sich selbst ausmachen. Ich möchte auch keine Kritik an irgendeiner Schärfmethode üben.

Mir stellt sich die Frage, ob durch diesen ganzen Aufwand das Ergebnis der Arbeit besser wird und wenn ja, steht diese Verbesserung noch in einem vernünftigen Verhältnis zum Aufwand.

Mir ist klar, dass man Hobby und Beruf hier klar trennen muss, aber wenn das eine oder andere wirklich was bringt, kann es auch für den Profi interessant sein.

Bisher konnte ich aber keine "harten" Argumente für das aufwendige Schleifen finden.

Natürlich geht das Nachschleifen, also das Abziehen relativ schnell, aber was da manchmal für ein Aufwand betrieben wird ein Eisen erst einmal herzurichten,und die Steine vorzubereiten. Man soll ja den Stein jedesmal planen. etc.

ich bin ja alles andere als ein Profischreiner, trotzdem möchte
ich hier etwas dazu sagen. Primär natürlich, um dem Heiko klarzumachen,
dass alles was er hier schreibt gelesen wird und gegen ihn
verwendet werden kann! :emoji_slight_smile:)
Ich werde also beobachtet? Bin mir aber keiner Schuld bewußt:emoji_grin:



Wenn man nun das Ganze mit großer Liebe zum Werkstoff Holz und
der nötigen Sorgfalt und Hingabe, die so sicher nur noch ein Hobbyist
bringen kann, betrachtet, dann ist ein so geschärftes Eisen eher
unbrauchbar, und die sprichwörtliche Kollenrottsche Schärfe ein Ding
von einem anderen Planeten!

Genau das ist der Punkt, der mich interessiert. Warum ist ein nach Kollenrott geschärftes Eisen besser und wie beurteilt man das?

Aber, wer sich einmal von Friedrich das Schärfen mit den Wassersteinen hat zeigen
lassen und mit diesen Werkzeugen gearbeitet hat, wird schnell überzeugt sein, dass
diese Schärfe schon etwas Besonderes ist,
Wie definiertst du "besonders"
die vielleicht nicht immer nötig ist.
O.K. bei welchen Anwendungen wäre sie nötig?

Gruß

Heiko
 

hroesch01

ww-pappel
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Hallo Heiko,

Genau das ist der Punkt, der mich interessiert. Warum ist ein nach Kollenrott geschärftes Eisen besser und wie beurteilt man das?

Also zum einen glaube ich, dass das Kollenrottsche System gar nicht so aufwendig
ist, wie es zunächst aussieht. Du musst einiges an Vorarbeit leisten um die Ziegel
zum Abrichten vorzubereiten und die Spiegelseiten zu planen, aber ab dann geht's
doch eigentlich, gerade dank der Microfasen ratzfatz. Friedrich hat sich halt in
seiner Schärfanleitung die Mühe gemacht, jeden Schritt ganz exakt zu beschreiben,
denn man soll ja anhand seiner Schriften das System erlernen können. Wenn man
mal begriffen hat, worauf es ankommt, kann man damit eigentlich recht effizient
arbeiten.

Was das Ergebnis angeht: Ich habe den Meister leider noch nicht persönlich kennen-
gelernt und bin sicher, dass meine Eisen noch nicht das bringen, was möglich wäre.
Trotzdem spüre ich eindeutige Unterschiede im Arbeitsgeräusch des (Flachwinkel-)
Hobels, im Kraftaufwand bei der Führung, der Einstellbarkeit der Spandicke und
natürlich in der Qualität der Oberfläche.

Ich stehe ja offen dazu, dass meine ersten Hobel von Rali kamen, und diese nutze
ich immer noch gerne und mit guten Ergebnissen. Aber das Putzen von schwierigem
Holz (bei mir in der Regel Esche) kann man mit Rali abhaken, mit Flachwinkelhobel
geht das und mit richtig scharfem Eisen geht es sogar gut. Man kann fast mitzählen,
wie sich die Zahl der Ausrisse bei ultrascharfem Eisen verringert.

Viele Grüße

Heinz
 

mnohr75

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Hallo Heiko,

ich habe gestern erst Resteverwertung von einigen Douglasien-Rauhspundbrettern betrieben und sie zu einem Regalbrett verleimt. Da ich meine 2/10 versatz nicht von Hand wegschleifen wollte, habe ich zum Putzhobel gegriffen. Das Eisen war nicht stumpf, aber auch nicht mehr Super scharf. Ergebniss: Üble Ausrisse hinter jedem Ast. Also Messer geschärft (unter 5 Minuten mit ein und Ausbau) und siehe da, Keine Ausrisse ob mit oder sogar gegen die Faser (na gut gegen die Faser gab es manchmal minimale Ausrisse).

Ich habe natürlich keinen Vergleich, wie scharf deine Eisen werden, aber für mich funktioniert das schärfen von Hand gut.

Natürlich macht es keinen Spaß Scharten auszuschleifen oder wie ich gestern abend eine Spiegelseite das erste mal planzuschleifen (1:30h für ein Ulmia Raubankeisen). Aber die Spiegelseite macht man nur einmal und wenn es scharten geben könnte nehme ich die Baumarkteisen, da tut es mir nicht weh und ist auch schneller wieder Ausgeschliffen.

Ich denke auch mit Schleifbock und Brocken lässt sich eine sehr gute Schärfe erziehlen, dank Hohlschliff sollte auch das Abziehen recht schnell gehen. Was ich Dir auf jeden Fall raten möchte, ist mal eine Rückenfase (3°-5°) an Hobeleisen zu testen (Eisenende ca 10mm hochheben und 3-5mal über den Brocken ziehen). Bei mir hat das einen ziemlichen unterschied in Aufwand und Schärfe gemacht. Zum Thema Stecheisen mit Rückenfase kann ich nur Friedrich sinngemäß zitieren "Das ist der erste Schritt zurück zum Faustkeil".

Vieleicht schaffen wir mal irgendwann einen direkten Vergleich

Viele Grüße

Marcus

P.S. Noch ein Grund für das schärfen von Hand von uns Dilletanten: Wenn mans nicht richtig kann macht man trotzdem nicht gleich das Eisen kaputt.
 

Philipp

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Witzig finde ich, daß manche der "Schärfekritiker" nicht verstanden zu haben scheinen, daß die eingangs erwähnte Schärfmethode (die natürlich weder von Ko. noch von einem anderen Individuum vollständig "erfunden" wurde, sondern sich eigentlichvon selbst ergibt, von Ko. aber eben besonders ausführlich beschrieben wurde) nicht dazu da ist, um einer Esoterik willen den Arbeitsaufwand unnötig in die Länge zu ziehen, sondern um ihn eben weitesgehend zu minimieren.

Die Rückfase dient doch in erster Linie dazu, eine 100-%-ig plane Spiegelseite gar nicht nötig zu machen. Wer beim Versuch, eine Spiegelseite plan zu schleifen nach 10 Minuten nervenzehrender Arbeit nicht von selbst auf die Idee kommt, einfach eine kleine Fase anzuschleifen, versäumt in meinen Augen hier schon eine große Chance.

Was plane Spielgelseiten angeht, finde ich es eher skandalös, daß die hochwertige Maschinen verwendende Werkzeugindustrie nicht in der Lage zu sein scheint, ein wirklich planes Stück (hochpreisiges!!!) Stahlblech herzustellen. Der hier hinterfragte oder kritisierte Schleifaufwand ist kein Selbstzweck, sondern leider eine Notwendigkeit, um die Unzulänglichkeiten unserer heiligen Industrie auszugleichen.

"Flachwinkelhobel" (besser sollte man sie vielleicht "Flachbetthobel" nennen, da die Eisenbettung ja überhaupt nichts über den Schnittwinkel aussagt) werden oftmals gerade aufgrund ihrer Einfachheit bevorzugt: kein alberner "Spanbrecher" (der eh keiner ist), Verwendung verschiededer Eisen ergibt unterschiedliche Schnittwinkel, einfach weniger Gefummel und vielseitiger als "klassische" Hobel. Wer das nicht versteht, hat sich anscheinend noch nicht ausreichend Gedanken über das Thema gemacht oder noch nicht allzu viel ausprobiert.

Wer bei schwierigen Hölzern zwischen den Ergebnissen eines wirklich scharfen Hobels bei gleichzeitig geeignetem Schnittwinkel und einem halbherzig geschärften 08/15-Hobel keine Unterschiede sieht, hat in meiner Sicht entweder mit augenoptischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen oder kein allzu großes Qualitätsbewußtsein. Ich zumindest kann, seitdem ich weiß, was ein wirklich scharfes Schneidwerkzeug zu leisten vermag, überhaupt erst arbeiten. Mit Papas mißbrauchtem Werkzeugdreck gab es ausschließlich Enttäuschungen.

Natürlich haben die professionellen Schreiner andere Ansichten und sind einem ganz anderen Druck ausgesetzt und so lange sie keine gehobelten, fehlerfreien Oberflächen abliefern müssen, müssen sie sich auch keine Gedanken über die richtige Schärfe des (Hand)Werkzeugs machen. Diese zu diskretidieren finde ich allerdings als unpassend und wenig hilfreich.

Philipp
 

mj5

ww-robinie
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...auch mal einen Senf dazu geben...

Moin zusammen!
Schärfen als Kunstform???

Ja!
Ich durfte mal im Rahmen eines Seminars mit Hiroshi Morita in das Schärfen auf Wassersteinen reinschnuppern.
Und hat es etwas meditativ-kreatives. Etwas von "das Werkzeug" begreifen".:rolleyes:
Könnt man auch schon als ersten Schritt zur Handwerkskunst ansehen.

Aber natürlich sollte man auch Rechnen...

Nein!
Werkzeugpflege und deren Zeitbedarf kostet Geld und je schneller es geht desto besser!
Deshalb käme ich nicht auf die Idee meine verrödelten (Baustellen-) 2Kirscheneisen mit nem 6000er Wasserstein zu bearbeiten.:emoji_grin:

Da tut es schon der ELU- Schleifbock und ab und zu glüht da dann auch mal ne Ecke.
Aber es ist einfach schön, für die fitzeligen Arbeiten dann auf ein wirklich gutes Japaneisen (sooo teuer müssen die nicht sein) zurück greifen zu können.
Und da diese Teile eben aus ganz anderen Stählen aufgebaut sind, geht es auch sehr viel schneller auf den entsprechend abgestimmten Schleif- und Abziehsteinen.
Um die Sache noch etwas zu beschleunigen habe eine Winkelführung mit Rollen und dann flutscht das.
Grundvoraussetzung ist allerdings ein wirklich grader (planer) Stein und deshalb verleihe ich die Dinger nicht!
Wer es bisher nur auf den werkstattüblichen "vers...ten Muldenbröckchen" probiert hat, sollte mal einen neuen Kombistein ausprobieren.

Ob nun "Microfase" oder die dritte Nachkommastelle beim Winkel ist m. E. wurscht.
Für jeden Einsatzzweck das richtige Eisen zu haben ist entscheidend. Dafür reichen bei mir ungefähr 15. Bezahlbar.
Die Japaneisen haben eine hervorragende Standzeit, wenn man damit nicht Nägel... :eek:, aber sägt irgendwer mit nem Hohlzahn/Dachzahn auf der Formatsäge Brennholz?


Grüße

Mattes
 

Mister G

ww-robinie
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Die Rückfase dient doch in erster Linie dazu, eine 100-%-ig plane Spiegelseite gar nicht nötig zu machen. Wer beim Versuch, eine Spiegelseite plan zu schleifen nach 10 Minuten nervenzehrender Arbeit nicht von selbst auf die Idee kommt, einfach eine kleine Fase anzuschleifen, versäumt in meinen Augen hier schon eine große Chance.

... und er vergrößert den Keilwinkel der Werkzeugschneide. Wenn dann noch die Hauptfase des Eisens durch weitere kleine Fasen abstumpft wird, erhält man einen Keilwinkel, der fast zur Rechtwinkligkeit tendiert. Annähernd funktionieren kann das allenfalls, wenn man die komplette Schneidengeometrie verändert. Aber wozu das alles?

Den Vorteil mag man darin sehen, dass eine kurze Fase schneller abgezogen ist als eine lange - aber leider auch ungenauer. Das macht dann wiederum diese leidigen Schärfhilfen erforderlich, weil man keine vernünftige Auflage mehr auf dem Abziehstein hat. Eine normale (lange) Fase ziehe ich problemlos, schnell und sauber auch freihändig ab. Und dann ist das Eisen auch scharf. Ich meine: scharf!

Dass ein "KO-Eisen" besser schneidet als ein konventionell abgezogenes, halte ich für Unsinn. Sorry, wenn sich damit jemand "diskreditiert" fühlt. Das war nicht meine Absicht. Quatsch bleibt es in meinen Augen trotzdem.

Was plane Spielgelseiten angeht, finde ich es eher skandalös, daß die hochwertige Maschinen verwendende Werkzeugindustrie nicht in der Lage zu sein scheint, ein wirklich planes Stück (hochpreisiges!!!) Stahlblech herzustellen. Der hier hinterfragte oder kritisierte Schleifaufwand ist kein Selbstzweck, sondern leider eine Notwendigkeit, um die Unzulänglichkeiten unserer heiligen Industrie auszugleichen.

Es ist durchaus nicht erforderlich, die komplette Spiegelseite zu planen. Da ohnehin nur wenige Millimeter der Spiegelseite am spanen beteiligt sind, ist der Rest reine Kosmetik. Obendrein wird die Spiegelseite beim Doppel- oder Putzhobel eh fast vollständig verdeckt. Womit wir beim nächsten Punkt wären...

kein alberner "Spanbrecher" (der eh keiner ist),

Nein? Dann wären schätzungsweise 99,9% aller mitteleuropäischen Tischler ziemliche Dummköpfe. Vor allem auch die, die in den vergangenen Jahrhunderten tatsächlich ihre Brötchen mit reiner Handarbeit verdienen mussten und tagtäglich ausprobieren durften, wo der Unterschied zwischen Doppel- und Einfachhobeleisen liegt. Schraub mal von einem gewöhnlichen, gut geschärften und eingestellten Putzhobel die Klappe ab. Du wirst staunen...

einfach weniger Gefummel und vielseitiger als "klassische" Hobel.

Dafür hat der "Handarbeits"-Tischler ja eben nicht nur einen Hobel sondern eine ganze Hand voll davon im Gebrauch. Wer seinen Hobel beherrscht hat kein "Gefummel". Selbst das Einstellen des Eisens mit dem Hammer geht ebenso schnell und präzise wie mit der Stellschraube. Zugegeben: man braucht dazu Übung. Wer dagegen einen Hobel vielseitig benutzen will hat so oder so eine ganze Menge "Gefummel".

Wer bei schwierigen Hölzern zwischen den Ergebnissen eines wirklich scharfen Hobels bei gleichzeitig geeignetem Schnittwinkel und einem halbherzig geschärften 08/15-Hobel keine Unterschiede sieht, hat in meiner Sicht entweder mit augenoptischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen oder kein allzu großes Qualitätsbewußtsein.

Na danke, da sind wir uns ja wenigstens einig - was auch immer Du unter einem "08/15-Hobel" verstehst. Nur dass in meinen Augen "Schärfe" nichts mit der Anzahl und Anordnung verschiedener Fasen zu tun hat, sondern allein damit, wie weit der "Spitzenradius" gegen Null geht.

Natürlich haben die professionellen Schreiner andere Ansichten und sind einem ganz anderen Druck ausgesetzt und so lange sie keine gehobelten, fehlerfreien Oberflächen abliefern müssen, müssen sie sich auch keine Gedanken über die richtige Schärfe des (Hand)Werkzeugs machen.

Den Schreiner möchte ich sehen, der sich keine Gedanken über die Schärfe seines Werkzeugs macht. Das Arbeitsergebnis bringt es an den Tag. Nicht zuletzt ist auch das Fräser- oder Hobelmesser und der Sägezahn an Band- und Kreissägeblatt nicht anderes als eine Werkzeugschneide. Und wer da mit stumpfem Kram rumstümpert wird sein blaues Wunder erleben.



Und weil mj5 in der Zwischenzeit noch einen Beitrag zum japanischen Werkzeug geschrieben hat: ja, für die Japaner ist das Schärfen auch Kunst. Aber da geht es eben pragmatisch zu. Mit einfachsten Mitteln und vom Prinzip her völlig unkompliziert. Da hab ich auch kein Problem mit. Wer ausschließlich mit Handwerkzeug arbeitet muss auch sein Werkzeug in reiner Handarbeit schärfen. Und er weiß, warum er das tut. Aber er weiß auch, warum er eine Fase anschleift. Und nicht vier!
 

hirn-holz

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Ja mei, ich bin absoluter Fan von scharfem Werkzeug.
Aber nur wo es Sinn macht. Für die Montagekiste ist ein lieblos geschärftes Stemmeisen absolut ausreichend, notfalls mus es ja auch zum Putz wegschlagen herhalten.
In der Werkstatt dagegen steh ich schon auf den perfekten Schliff. Verwende aber auch keine jap. Stemmeisen, etc. sondern nur normales Werkzeug, allerdigs wird auf einem Wasserschleifstein 1000/6000 abgezogen.
Außerdem schleife ich nur auf Fase, keine Hohlschliffe.
Gruß aus Bayern
 

hirn-holz

ww-pappel
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Kann mich außerdem der Antwort von Mister G nur anschließen...
Wenn jemand anfängt Fasen auf dem Spiegel zu schleifen, hat er nix verstanden von einem Schneidenaufbau.
Und Zeit für künstlerische Schärforgien haben auch nur Bastler, die ihr Geld mit was anderem verdienen.
Gut geschärftes Werkzeug ist selbstverständlich, es muss aber nicht zelebriert werden.
Lernt lieber mit Eurem Werkzeug umzugehen, bevor Ihr meint in die tiefen der jahrhundertealten Schärfgeheimnisse vordringen zu müssen!
Gruß aus Bayern
 

robs

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Hallo zusammen,

das Schaerfen von Werkzeugen ist ein wichtiger Bestandteil der wirtschaftilchen industriellen Fertigung. Hier muss wirklich mit wissenschaftlichem Hintergrund gearbeitet werden, um Standzeit, Schnittleistung, Schnittguete..als kalkulierbares Element mit in die Kostenrechnung und Produktkalkulation nehmen zu koennen (Spanungslehre)

Schnittguete, Standzeit
Als Beispiel Fertigparkett. Toleranzen im Bereich von 0.05mm fuer die Nut und Federverbindung koennen nur mit entsprechend geschliffenen Werkzeugen hergestellt werden.

Schnittleistung
Beispiel Vielblattkreissaege, Mehrseitenhobel, da wo viel Zerspanungsarbeit notwendig ist wird die Schnittleistung ein entscheidendes Kriterium fuer den Stromanschlusswert und somit fuer die Kosten des Produkts.

Fuer Stecheisen und Hobelmesser denke ich spielt das alles ueberhaupt keine Rolle.

Gruss

Robert
 

hroesch01

ww-pappel
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Hallo zusammen,

nachdem das Thema nochmal hochkam, möchte ich doch noch einige
für mich jetzt aber abschließende Bemerkungen machen.

Insgesamt fände ich es sehr hilfreich, wenn man über die Kollenrottsche
Schärfanleitung spricht, selbige auch gelesen zu haben. Daher hier mal
der Link:

Schärfen von Hobeleisen und Stecheisen - eine Anleitung oder ein Erfahrungsbericht

Nur einige Dinge, die ich so nicht stehen lassen möchte. Der Meister
empfiehlt niemandem, seine Kreissägenblätter und Hobelmaschinenmesser
mit japanischen Wassersteinen zu schärfen.

Er hat außerdem nie behauptet, dass ein Hobelmesser mit perfekt planer
Spiegelseite und ebenso perfekt abgezogener Schneidfase stumpfer wäre,
als ein solches mit Microfasen. Es geht hier ausschließlich darum, schnell
und praxisgerecht an eine optimale Schneidengeometrie zu kommen. Denn
wer es schon mal gemacht hat, weiß, wie lange es dauert an einem harten,
6mm starkem A2-Eisen eine durchgehende, perfekte Fase anzuarbeiten.

Dass die zusätzlichen Microfasen natürlich bei der Bemessung des Schnitt-
winkels berücksichtigt werden, kann man in obigem Dokument nachlesen.

Selbstverständlich kann man nur Teile der Spiegelseite planen, man muss
sich aber dann mit der Frage auseinandersetzen, wie das mechanisch
vernünftig geschehen soll und auch damit, dass Eisen die intensiv genutzt
werden, die unangenehme Eigenschaft haben, sich relativ schnell zu verkürzen.

Stecheisen werden natürlich nicht mit einer Rückenfase versehen, davon
hat Friedrich nie etwas geschrieben.

Die zusätzlichen Komplizierungen bei bogenförmigen Schneiden würde sicher
jeder, inklusive Friedrich, sehr gerne umgehen. Hierzu wäre allerdings ein
anderes System gefragt, das es ermöglicht, glatte Übergänge zwischen den
einzelnen Hobelzügen herzustellen. Hierzu warten alle Handhobler auf geniale
Vorschläge! :emoji_slight_smile:

Wie ich vorher schon schrieb, glaube ich immer noch, dass hier zwei Welten
aufeinandertreffen. Die beschriebenen Feinheiten sind allesamt nur für
Anwender von Bedeutung, die intensiv mit Handwerkzeugen arbeiten.

Ich möchte hier nur die Arbeit eines Mannes verteidigen, der sehr viel Zeit
in die genaue Analyse der auftretenden Probleme, sowie in deren Lösung und
eine präzise, praxisgerechte Dokumentation gesteckt hat, mit der sogar solche
mechanischen Trottel wie ich etwas anfangen können.

Viele Grüße

Heinz
 

boehmer

ww-ahorn
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Willebadessen
Hallo,

lest bitte nochmal den Eingangsbeitrag von diesem Thread. Ich glaube, die
Diskussion hier entgleitet etwas dem eigentlichen Thema.

Es ging nicht darum, welche Schärfmethode besser ist oder nicht. Außerdem ist
der Umgangston hier leider etwas schroff. Lasst uns das nicht auf persönlicher
Ebene austragen...

--
Dirk
 

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo Dirk,

ich gebe dir vollkommen Recht. Meine ursprüngliche Frage zielte darauf hinaus, ob man einige Aspekte der genannten Schärfanleitung in der täglichen Praxis als Schreiner anwenden kann.

Ich selbst habe noch nicht probiert so zu schärfen, habe im Moment auch keine Zeit um viel auszuprobieren. Daher meine Frage hier.

Ich möchte weder die Arbeit von Friedrich Kollenrott in Frage stellen, noch diejenigen, die danach arbeiten als "Trottel" hinstellen. Die Schärfanleitung habe ich natürlich gelesen und bin mir auch darüber im klaren, dass das reine Abziehen genauso schnell geht, wie bei einem auf dem Schleifbock geschliffenen Eisen.

Soviel mal dazu.

Nach dieser ganzen Diskusion hier aber mal noch eine Frage:

Warum soll denn die Spiegelseite unbedingt exakt plan sein? Wenn die Klappe sauber aufliegt reicht das in meinen Augen völlig aus. Bei Hobeln ohne Klappe wäre es doch vollkommen egal, solange das Eisen nicht wirklich extrem krumm, konvex oder konkav ist.

Am ende der Schärfanleitung steht folgendes:

Es handelt sich um die Schweizer Rali- Hobel (typische Hobel für Montagetischler, die sich wirklich schwer täten, am Arbeitsplatz auch noch zu schärfen), Eisen von ECE mit Wechselklingenaufnahme und einige japanische Hobel mit HSS- Wechselklingen. Werkzeuge, die ihre Berechtigung haben, aber kaum alle für ernsthafte Holzbearbeitung notwendigen Möglichkeiten bieten.

Hier muss ich als bekennender Rali Fan mal ganz klar sagen, dass das nicht stimmt. (werde mich dahingehend am besten mal an Friedrich wenden) Der Rali und der ECE sind sehr wohl für ernsthafte Tätigkeiten geeignet. Ich nehme den Rali zum Verputzen, auch bei Hirnholz, ich hobele damit Fasen an, passe Teile damit an etc. Das würde ich schon als ernsthafte Holzbearbeitung betrachten. Ich behaupte mal, dass 80% der Rali Anwender nicht wissen, dass man das Hobelmaul und den Abstand der Klappe einstellen kann. Jeder, der mit einem Hobel richtig umgehen kann, kann auch mit einem solchen Hobel ernsthafte Holzbearbeitung betreiben.

Wer "ernsthafte Holzbearbeitung" allerdings so sieht, dass alles von Hand gemacht wird, Schleifpapier etwas für Anfänger ist und man seine Sägen selbst herstellen muss, der lebt in einer anderen Welt. Dieses Extrem sollte hier auch nicht die Grundlage der Diskusion sein.

Solche Sätze wie die zitierte Anmerkung, sind es, die mich manchmal etwas stören. Wenn es auch vielleicht nicht so gemeint ist, es klingt etwas überheblich.

Gruß

Heiko
 

hroesch01

ww-pappel
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Warum soll denn die Spiegelseite unbedingt exakt plan sein? Wenn die Klappe sauber aufliegt reicht das in meinen Augen völlig aus. Bei Hobeln ohne Klappe wäre es doch vollkommen egal, solange das Eisen nicht wirklich extrem krumm, konvex oder konkav ist.

Hallo Heiko,

die plane Spiegelseite bildet die zweite Seite der Schneidkante des Eisens. Jede Abweichung
von der idealen Geradheit sorgt für eine erhebliche Beeinträchtigung der Schneiden-
geometrie, da die Materialdicke direkt an der Schneide ja nur noch Bruchteile eines
mm beträgt. Wenn die Spiegelseite nun "wellig" ist, so wird auch die Schneidkante
wellig, und die Materialdicke schwankt erheblich. Ich hoffe, das ist halbwegs
verständlich geschrieben. :emoji_slight_smile:

Zum Rali: Ich bin ja ein durchaus fauler Hund und würde gerne mehr mit den
komfortablen Ralis machen. Die Einstellbarkeit von Maul und Messer sind mir
bekannt, aber das saubere Putzen von schwierigen Harthölzern will mir damit
nicht gelingen. Hast Du da noch Tips?

Zum Umgangston: Den finde ich hier auch nicht sehr angenehm. Ich hoffe, ich habe
im letzten Beitrag nicht dazu beigetragen. Ich fühlte mich auch nicht als Trottel
hingestellt, sondern habe nur der von mir völlig akzeptierten Tatsache Ausdruck
gegeben, dass ich (auf mechanischem Fachgebiet) ein solcher bin. :emoji_slight_smile:

Viele Grüße

Heinz
 

boehmer

ww-ahorn
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Hallo Heinz,

nochmal zu Friedrich Kollenrott. Ich kenne ich persönlich, daher denke ich,
dass er auf keinen Fall irgendjemanden seine eigene Schärfmethode ausreden
will. Er selber beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Schärfen,
in denen er "seine" Methode gefunden und immer wieder verbessert hat.

Ich schärfe auch nach seiner Methode und muss sagen, dass ich bestens
damit klar komme. Auf nassem Schleifleinen, am Schleifbock und mit anderen
Verfahren habe ich bisher nicht so große Erfolge gehabt.

Besuch Friedrich doch mal, oder komm bei mir (Nähe Paderborn) vorbei. Dann
kannst Du Dir selber ein Urteil bilden...

--
Dirk
 

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo,
die plane Spiegelseite bildet die zweite Seite der Schneidkante des Eisens. Jede Abweichung
von der idealen Geradheit sorgt für eine erhebliche Beeinträchtigung der Schneiden-
geometrie, da die Materialdicke direkt an der Schneide ja nur noch Bruchteile eines
mm beträgt. Wenn die Spiegelseite nun "wellig" ist, so wird auch die Schneidkante
wellig, und die Materialdicke schwankt erheblich. Ich hoffe, das ist halbwegs
verständlich geschrieben. :emoji_slight_smile:
Dies betrifft aber doch nur die paar Millimeter ganz vorne, also den Teil der Schneide vor der Klappe und den Teil, auf dem die Klappe aufliegt.

Wenn man also immer die Fase und den vorderen Teil abzieht, reicht das doch vollkommen aus. Wenn ich Hobelmesser schärfe, ziehe ich die Fase ab un den vorderen Teil der Spiegelseite. Damit entferne ich den Grat vom Schleifen und mache das Eisen scharf. Auf die Idee die komplette Spiegelseite zu planen oder auch nur diese komplett über den Stein zu ziehen käme ich niemals und kann den Sinn, der dahintersteckt immer noch nicht erkennen. Die eigentliche Schneide an einem Hobeleisen oder Stecheisen ist nur wenige Millimeter lang. Der Rest ist nicht mehr fürs Schneiden da.

Zum Rali: Ich bin ja ein durchaus fauler Hund
"Ein fauler war noch nie ein Dummer" sagt man bei uns.

und würde gerne mehr mit den
komfortablen Ralis machen. Die Einstellbarkeit von Maul und Messer sind mir
bekannt, aber das saubere Putzen von schwierigen Harthölzern will mir damit
nicht gelingen. Hast Du da noch Tips?
Ganz ehrlich: Wenn ich beim Rali wirklich grobe Ausrisse habe, lass ich das Hobeln sein, dann schleife ich. Bisher hatte ich da nur bei Birke Probleme, das sehr stark gemasert war.

Bei Hirnholz gebe ich nur sehr wenig Eisen, spanne mein Werkstück gut fest und gebe viel Druck auf den Hobel. Dieser muss natürlich dabei schräg geführt werden und nicht rechtwinklig zum Holz. Ich halte den Hobel auch bei einfachen Sachen meist etwas schräg. Man kann auch europäische Hobel wunderbar ziehend verwenden, dazu braucht man nicht unbedingt einen japanischen Hobel zu kaufen. Je nachdem, was man gerade hobelt bringt das auch Vorteile.
Zum Umgangston: Den finde ich hier auch nicht sehr angenehm.
Na so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Da hab ich schon ganz andere Foren erlebt.

Gruß

Heiko
 

hroesch01

ww-pappel
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Hallo Heiko,

Dies betrifft aber doch nur die paar Millimeter ganz vorne, also den Teil der Schneide vor der Klappe und den Teil, auf dem die Klappe aufliegt.

ganz klar, die Frage ist ja nur, wie erreichst Du das plane Eisenende?
Ich denke man tut sich da am einfachsten, das Eisen großflächig aufzulegen,
dann kommst du aber auch automatisch zur Planheit zumindest eines großen
Teils der Spiegelseite, und diese Arbeit ist ja auch nicht sinnlos, da sie sich
bei kürzer werdendem Eisen auszahlt.

Wenn Du die Spiegelseite in einem Winkel abziehst, bist Du entweder bei
der bösen, bösen Rückenfase :emoji_slight_smile:D ) oder, wirklich übel, Du verrundest die
Schneide. Hier kann ich auch nur die Empfehlung des Meisters weitergeben,
sich zumindest anfangs mit einer guten Lupe die Schneide genau anzuschauen.
Da schüttelt's einen regelmäßig, wie miserabel das in der Praxis bei flüchtiger
Arbeit dann aussehen kann.

@Dirk
Mir den Meister Kollenrott an's Herz zu legen hieße wirklich Wasser in den
Bach zu tragen. :emoji_grin: Ich komme auch gut mit der Anleitung zurecht, und denke
schon, dass ich einiges verstanden habe. Ich möchte halt nur mal dem Meister
über die Schulter schauen, um die praktischen Kniffe noch erschnorren zu
können. Insofern danke für Dein Angebot. Da ich aber auch immer das enorme
Problem mit der Ressource Zeit habe, muss das halt mal im Rahmen eines all-
gemeinen Treffens geschehen. Vielleicht sehe ich ja ein bißchen was in
Darmstadt.

Viele Grüße

Heinz
 

Mister G

ww-robinie
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Insgesamt fände ich es sehr hilfreich, wenn man über die Kollenrottsche
Schärfanleitung spricht, selbige auch gelesen zu haben. Daher hier mal
der Link

Zugegeben: dass ich und Beiträge im Forum drüben sowie Kollenrotts Schärfanleitung gelesen habe ist schon eine Weile her. Mag sein, dass mir Passagen in falscher Erinnerung sind. Daher danke für den Hinweis.

Aber die Überheblichkeit, mit der dort im Forum manchmal über klassische Handwerksarbeit und klassisches Handwerkszeug (ich kann mich da z.B. ein einen Beitrag über die völlige Untauglichkeit deutscher Holzhobel erinnern) gepostet wird, machen mir nicht gerade Lust da nochmal reinzuschauen. Immer wieder ist (offen oder auch zwischen den Zeilen) zu lesen, dass die Arbeitsweisen, die ein Tischler in seiner Ausbildung erlernt nicht zu guten Arbeitsergebnissen führen können oder stümperhaft seien, so etwa nach dem Motto: ich habs mal ausprobiert - es geht nicht - ich denke mir was neues aus - erst damit kann man überhaupt vernünftig arbeiten.

Ich hab keinesfalls etwas gegen Autodidakten, die Verbesserungen und neue Techniken entwickeln. Aber wer mir durch die Blume sagt, dass meine professionell erlernte und seit Jahrhunderten bewährte und tradierte Arbeitsweise allein deshalb untauglich sei, weil er sie nicht beherrscht, darf keinen Beifall von mir erwarten.


Hier kann ich auch nur die Empfehlung des Meisters weitergeben, ...

Vielleicht dazu noch ein Satz: hier im Forum sind einige Tischlermeister unterwegs, die nicht nur in einer Prüfung ihre entsprechenden Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben, sondern viel mehr noch tagtäglich dem Kunden gegenüber ihre Kompetenz in der Holzbearbeitung unter Beweis stellen müssen.

Wenn ich recht informiert bin ist Herr Kollenrott Maschinenbauingenieur. Damit will ich ihm nicht seine Fähigkeiten in der Holztechnik absprechen, aber mein ganz persönlicher Eindruck ist der, dass hier tatsächlich eine Art “Religion” errichtet wird. Und da hörts für mich dann wirklich vollends auf.


...sich zumindest anfangs mit einer guten Lupe die Schneide genau anzuschauen. Da schüttelt's einen regelmäßig, wie miserabel das in der Praxis bei flüchtiger Arbeit dann aussehen kann.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich hier wiederhole: ich will mit der Schneide arbeiten. Wie sie (erst recht unter der Lupe) aussieht ist ziemlich zweitrangig. Richtig ist, dass die Schneide um so besser arbeitet je präziser sie ist. Aber irgendwo ist einmal die Grenze erreicht.

Ich habe mehrere Freunde, die beruflich in der Metalltechnik zu Hause sind. Die sind es gewohnt, “ihren” Werkstoff auf den hundertstel oder gar tausendstel Millimeter genau zu bearbeiten. Das ist auch so in Ordnung. Nur, wenn sie mich um einen “hölzernen Gefallen” bitten, sehe ich immer wieder lange Gesichter ob der “dilettantischen Ungenauigkeit”, mit der ich arbeite. In ihre Köpfe ist es nur schwer hineinzubekommen, dass allein der Werkstoff hier Grenzen setzt. Und dass nicht die Messschraube sondern das “gefühlte Spiel” festlegt, ob z.B. ein Schubkasten gut läuft oder eben nicht. Ich habe den Eindruck, im anderen Forum haben viele Leute ein ähnliches Problem.


Zum Umgangston: Den finde ich hier auch nicht sehr angenehm.

Na, das geht wohl zum guten Teil auf meine Kappe. Sorry wenn ich jemandem zu harsch war - ist nicht böse gemeint.

Ich finde umgekehrt die Arroganz im anderen Forum "nicht sehr angenehm" - die tröstet mich auch der betont höflichen Umgangston nicht drüber weg. Das ist u.a. auch der Grund, warum ich eben nicht (mehr) dort im Forum lese.


ganz klar, die Frage ist ja nur, wie erreichst Du das plane Eisenende?

Ich lege das Eisen mit den vorderen schätzungsweise ca. 3 - 4 cm auf den Stein und lasse den Rest seitlich überhängen. Dann bewege ich das Eisen in Steinlängsrichtung so lange hin und her, bis diese Fläche blank und plan ist - fertig. Dauert nur Minuten. In den weiter oben erwähnten 1,5 Stunden zum planen einer Spiegelseite schärfe ich den halben Inhalt meines Werkzeugschrankes.
 
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