Richtig ölen. Brauche den letztzen rettenden Tipp

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.319
Ort
Dortmund
Kann ich weder praktisch noch theoretisch nachvollziehen. Warum soll ein Holz kein Öl mehr aufnehmen, wenn man es bis 400 schleift? Was sollte das denn verhindern? Egal wie glatt du ein poröses Material schleifst, die Poren bleiben. Ein Schwamm bleibt immer ein Schwamm, egal, wie glatt du den zerschneidest.

Umgedreht: Das wäre ja sehr schön, wenn man nur durch einen feinen Schliff Holz dahinbekommt, dass es keine Flüssigkeiten mehr aufnehmen kann. Das hätte einen echten praktischen Nutzen.

Einen ganz kleinen Vorteil hat grober Schliff bei der Aufnahme, weil Öl auch seitlich über die Riefen besser eindringen kann, siehe Bild (oben grober Schliff, unten feiner Schliff):

tinyimage / online malen

Auch die Oberfläche wird kleiner, je feiner man schleift, weil tiefe "Berge und Täler" zusätzlich Oberfäche schaffen.

Meine praktischen Erfahrungen sind, dass auch ein Holz, welches mit Korn 400 geschliffen ist, problemlos genügend Öl aufnimmt und keinen Einfluss auf die Eindringtiefe hat.

Ansonsten hängt es vom Anwendungsfall, vom Holz und vom Schleifverfahren ab. Beim Schwingschleifer-Schliff mit Korn 150 kannst du je nach Holz Schleifkringel haben, die stören. Buche Hirnholz braucht mindestens Korn 320 (Handschliff), damit man keine Schleifriefen mehr sieht. Letztens hatte ich mal ein Edelfurnier verarbeitet, wo man selbst bei Korn 400 im Handschliff noch Schleifriefen sieht. Hingegen hab ich letztens mal einen Hocker aus Kiefer geölt, den ich nur mit Korn 120 geschliffen habe, was vollkommen ausreichend war. Ein edler Messergriff hingegen kann ruhig mal bis Korn 1000 geschliffen werden, weil es dann edel aussieht.

Schau dir auch mal die Anleitungen z.B. von Livos oder Auro an, da wird durchaus bis Korn 240 empfohlen.

http://www.livos.de/fileadmin/user_upload/livos_tm/pdf/244_02.pdf
http://auro.de/downloads/tm_de/TM123.pdf
 

frankundfrei

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
2.124
Ort
Lichtenfels
Holzart, Schliff und Öl entscheidend

Ansonsten hängt es vom Anwendungsfall, vom Holz und vom Schleifverfahren ab.

Anwendungsfall
Bei einer Arbeitsplatte, Eßtisch oder Fußboden strebe ich die Sättigung der Holzfaser an. Öl soll also so tief wie möglich einziehen und die Faser entsprechend festigen und gegen eindringende Feuchtigkeit schützen.

Bei der Seitenwand von einem Möbelstück geht es eher um eine schöne Oberfläche, die nicht so stark beansprucht wird.

Holzart
Die Holzart ist sehr entscheidend. Z.B. kann ich eine Lärche oder Kiefer ohne Vorbehandlung nicht sinnvoll über 180er Korn schleifen. Die Eigenharzanteile können so hoch sein, dass dann die Oberfläche nur versintert und das Schleifblatt verpicht. In so einem Fall kann es dann tatsächlich vorkommen, dass das Öl nicht mehr ordentlich einziehen kann.

Auswahl von Öl
Für mich ist auch die Ölauswahl noch ein Thema. Dünn eingestellte Öle dringen schneller ein, was bei einer fein geschliffenen Oberfläche von Vorteil ist - besonders wenn es um eine stark strapazierte Oberfläche geht.

Öle, die keinen Verdünner enthalten, bzw. kaum einen (High Solid, Pur Solid), dürfen dann nicht zu stark mit Sikkativen ausgestattet sein, so dass das Öl lang genug flüssig bleibt und nicht zu schnell verharzt. Hier braucht es dann viel Geduld und man sollte sich ein wenig Erfahrung über Probestücke sammeln.

Dickflüssige Öle die schnell abbinden machen auf stark beanspruchten Oberflächen nur kurzfristig Sinn. Bei weniger beanspruchten Möbeloberflächen sind sie die richtige Wahl. Das Öl zieht nicht sehr tief ein, gibt aber sehr rasch eine gute Oberfläche ab.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

Unregistriert

Gäste
Hallo zusammen,
ich habe den ganzen Wachs und Öl- Beitrag mehrmals durchgelesen und kann mir nicht beim besten Willen nicht vorstellen wie es sich rechent ein Möbelstück zig mal zu schleifen und zig mal zu ölen. ich benutze in meiner Firma schon lange Osmo Hartwachsöl und trage dies mit einer Schaumstoffwalze auf, mache der Trockenzeit einen Zwischenschliff mit 240er Körnung und dann einen 2. Hartwachsölauftrag ebenfalls mit der Walze. Nach dieser Metode öle ich Massivholz als auch furnierte Platten und sogar gebeizte Oberflächen ohne das man Pinselstriche oder ansätze vom Lappen sieht. Auch wenn ich mir vorstelle wieviel Öl beim abziehen mit einem Lappen "entsorgt" wird, stellt es mir immer noch die Nackenhaare. Die so mit einem 2 maligen auftrag erzielte Oberfläche kann sich ohne weiteres mit einer Lackierung auf eine Stufe stellen (optisch gesehen)
Gruß Klaus aus dem Badischen
 

WinfriedM

ww-robinie
Registriert
25. März 2008
Beiträge
24.319
Ort
Dortmund
Sehe ich auch so, mit einem guten Öl reichen in der Regel 2 Aufträge mit einem ganz leichten Zwischenschliff. Trocknung über Nacht.

Für Hobbyisten mit genug Zeit und Muße oder für Perfektionisten gibt es keine Grenzen im Aufwand, den man zusätzlich treiben kann.
 
Oben Unten