Restaurierbarer Schrank für side by side Kühlschrank

lupusalpha

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Hallo,

ich möchte mir gerne einen Schrank bauen lassen in den man zwei Kühlschrankteile einbauen kann. Im Prinzip wäre das also so eine side by side Kombination in einer schicken Hülle aus Holz. Als Anschauungsmaterial könnte dieser Schrank hier dienen klick.

Wir reden da ca. von 1,35 Breite x 2,10 Höhe x 0,70 Tiefe. Dazu habe ich ein paar Fragen:

1. Ich möchte, dass der Schrank restaurierbar ist. Also habe ich drei Möbelschreiner gefragt ob sie den Schrank mit Haut- und Knochenleim bauen können. Alle drei haben die Hände überm Kopf zusammen geschlagen und abgewunken. Auch noch als ich angeboten habe komplett auf die Gewährleistung zu verzichten. Warum ist das so? Habe ich nur die falschen gefragt oder hat das fachliche Gründe?

2. Aus welchem Holz würdet ihr den Schrank bauen? Also wo ist der Schnittpunkt zwischen Bezahlbarkeit und Langlebigkeit?

3. Der Schrank auf dem Bild kostet inklusive fürstlicher Margen für die Zwischenhändler ca. 7.000 Euro. Landet man noch in dem Bereich wenn ich den Schrank in Eiche massiv mit den besten Beschlägen beim Schreiner bestellen würde? Meine Version wäre etwas weniger komplex (keine Schubladen sondern durchgehende Türen) und die Maße, die ich genannt sind kleiner als das Original.

Danke und Gruß
Christoph
 

Friederich

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Was issn "restaurierbar"?
Damit meinte er wohl die Verwendung von Hautleim, da man diesen wieder lösen kann.

Hallo Christoph,
Hautleimverwendung ist an sich ohne weiteres machbar. Der Schreiner hat sicherlich keinerlei Erfahrung damit, und es ist wegen der kurzen offenen Zeit etwas stressiger als Weißleim.
Technische Gründe dagegen gibts nicht.
Ich find die Idee insgesamt aber, ehrlichgesagt, auch reichlich "spleenig".
Womit ich aber nicht ausschließen möchte, daß ich für mich privat es nicht auch mal machen würde :emoji_slight_smile:. Aber bestimmt nicht bei so einem Möbel. Würde mich sehr wundern, wenn es mehr als 10 Jahre für den von dir angedachten Zweck verwendet würde.
Benötigst du denn kein anderes Möbel, für das sich der Aufwand einer massiven Einzelanfertigung wirklich lohnen würde?

Bei der Holzwahl bist du bezüglich Langlebigkeit vollkommen frei.
Selbst billigste Fichte ist im Prinzip unbegrenzt haltbar. Abgesehen von den Verschleißteilen bei der Schubladenführung. Die macht man deswegen aus entsprechendem Holz, oder konstruiert so, daß man sie irgendwann einfach erneuern kann.
 

Keilzink

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Was issn "restaurierbar"?

Wenn du ein Möbel mit Weissleim baust, kannst du es im Reparaturfall nicht einfach wieder zerlegen - der Leim lässt sich nicht mehr lösen. Knochen-, Haut- und Fischleim, die richtig verarbeitet genau so gut halten, kann man mit Wärme und Feuchtigkeit wieder lösen.
Heutzutage verstehen sich allerdings in der Regel nur noch Restauratoren auf diese Techniken.

Zum TO: Du wirst du für ein Möbel von der Stange in der Regel immer weniger bezahlen müssen, als für eine Maßanfertigung von einem (deutschen) Schreiner.
Und von dem zu verlangen, er soll reversiblen Leim verwenden - das hat schon wieder was. :emoji_slight_smile:

Andreas
 

lupusalpha

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Ja, unter restaurierbar verstehe ich reversible Leimverbindungen.

Ich find die Idee insgesamt aber, ehrlichgesagt, auch reichlich "spleenig".
Womit ich aber nicht ausschließen möchte, daß ich für mich privat es nicht auch mal machen würde :emoji_slight_smile:. Aber bestimmt nicht bei so einem Möbel. Würde mich sehr wundern, wenn es mehr als 10 Jahre für den von dir angedachten Zweck verwendet würde.
Benötigst du denn kein anderes Möbel, für das sich der Aufwand einer massiven Einzelanfertigung wirklich lohnen würde?

Langweilig kann jeder, Friedrich :emoji_wink: Ich bin klassisch und teuer eingerichtet. Bei mir gibt es keine schwedischen oder andere Discounter-Möbel. Daher wollte ich den Schrank so bauen lassen, dass er ebenso zeitlos ist wie der Rest. Wenn dann die Nummer mit dem Kühlschrank alt geworden ist (meine ebenfalls zu bauende Küche bleibt ca. 20 Jahre), kommen dann Böden in den Schrank und er wird umfunktioniert. Daher sehe ich da kein Problem den Preis zu rechtfertigen. Sofern er sich denn wenigstens einigermaßen im Rahmen hält.


Keilzink schrieb:
Zum TO: Du wirst du für ein Möbel von der Stange in der Regel immer weniger bezahlen müssen, als für eine Maßanfertigung von einem (deutschen) Schreiner.
Und von dem zu verlangen, er soll reversiblen Leim verwenden - das hat schon wieder was.

Dass das seinen Preis hat, ist mir bewusst. Ich habe schon einige Maßanfertigungen herstellen und auch antike Möbel restaurieren lassen. Das im Bild ist nur bedingt ein Möbel von der Stange. Es kommt von einem sündhaft teuren Küchenhersteller. Daher mein Verweis auf die fürstlichen Margen.

Lange Rede kurzer Sinn. Wenn ich bei Eiche mal mit 1200 Euro Materialkosten rechne, liege ich bestimmt nicht viel zu tief. Dann rechnen wir mal mit 800 Euro Betriebskosten. 7000 Euro brutto sind rund 5800 Euro netto und damit bleiben noch 3800 Euro für Arbeitslohn und Gewinn. Damit kann ich doch niemanden beleidigt haben. Auch nicht bei Haut- und Knochenleim.
 

Komihaxu

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Also habe ich drei Möbelschreiner gefragt ob sie den Schrank mit Haut- und Knochenleim bauen können. Alle drei haben die Hände überm Kopf zusammen geschlagen und abgewunken.
Vielleicht ist es zielführend, diesen speziellen Wunsch an einen Restaurator zu richten. Der sollte verstehen, was du willst und wissen, worauf er achten muss.

Wer alte Möbel wieder flott bekommt, kann auch neue bauen - nehme ich mal an. :rolleyes:
 

welaloba

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Moin, mein völlig unmaßgeblicher Senftopf sagt folgendes:
1. Beim Restaurieren wird ein Möbel nicht zwangsläufig zerlegt, wozu auch. Wir restaurieren hier unter anderem auch fest verleimte, furnierte Möbel aus den 1960 er Jahren, ganz ohne Zerlegen. Beim Restaurieren geht es doch eher darum, dass vorhandene, gelöste Verbindungen wieder gefestigt werden, was nur mit einem Leim funktioniert, der sich mit historischen Leimen verbindet, wie z.B. Fischleim.
2. Und ja, hin und wieder baue ich auch mal was Neues, da verwende ich auch Fischleim, wenn ich beim Leimen etwas mehr Zeit brauche.
3. Fischleim ist mit Wasser und einiger Geduld löslich, davon haben die angefragten Möbelschreiner wahrscheinlich noch nie was gehört.
4.. Um Böden in einen vorhandenen Schrank einzubauen, braucht man das Teil nicht zu zerlegen. Wenn er kleiner werden soll, geht das auch ohne mühsames Leimlösen. Wobei es auch immer noch drauf ankommt, in welcher Art das Möbel konstruiert ist.
5. So ganz verstehe ich persönlich die Intention nicht wirklich. Sorry.
Ende Vortrag.
Gruß Werner
 

Keilzink

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Dass das seinen Preis hat, ist mir bewusst. Ich habe schon einige Maßanfertigungen herstellen und auch antike Möbel restaurieren lassen. Das im Bild ist nur bedingt ein Möbel von der Stange. Es kommt von einem sündhaft teuren Küchenhersteller. Daher mein Verweis auf die fürstlichen Margen.

Lange Rede kurzer Sinn. Wenn ich bei Eiche mal mit 1200 Euro Materialkosten rechne, liege ich bestimmt nicht viel zu tief. Dann rechnen wir mal mit 800 Euro Betriebskosten. 7000 Euro brutto sind rund 5800 Euro netto und damit bleiben noch 3800 Euro für Arbeitslohn und Gewinn. Damit kann ich doch niemanden beleidigt haben. Auch nicht bei Haut- und Knochenleim.

Ich muss sagen, das hätte ich gerne mitangehört, als die 3 Schreiner abgelehnt haben.
Im Ernst: Von deinem beschriebenen Ausgangspunkt bist du der Traum-Kunde eines jeden Schreiners, der noch Möbel in massiv baut. Beleidigt hast du die 3 wohl auch eher nicht, durch deine Bereitschaft, hohe Preise zu akzeptieren, sonder dadurch, dass du bei ihnen etwas nachgefragt hast, was sie nicht drauf haben. Und ein gestandener Handwerker hat dann zwei Möglichkeiten zu reagieren: "Oha, das ist was, was ich noch nie gemacht habe - vielleicht sollte ich mich damit mal befassen." Oder: "So ein Quatsch, der spinnt doch, das hat mein Urgroßvater zuletzt gemacht, das macht doch heute kein Mensch mehr." So siehts aus - ich kann das beurteilen, weil ich selber Handwerker bin - wenn auch kein Tischler.
Haltung 2 ist natürlich ein Fehler - ich habe selber mal mit der Haltung 1 einen riesigen Auftrag an Land gezogen, der mich 6 Monate lang bestens ernährt hat. Und hochinteressant war.

Fazit: Such dir Schreiner, die noch Möbel bauen. Dann trage denen deine Vorstellungen vor, und beauftrage den, der bereit ist, darauf einzugehen. Fertig.

Andreas
 

lupusalpha

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Moin Werner,

Zu 1: Dass eine Zerlegung nicht zwangsläufig nötig ist, ist mir klar. Aber vielleicht ist in 100 oder 200 Jahren wenn ich längst auf dem Friedhof liege eine Teilzerlegung nötig um den Schrank zu restaurieren.

Zu 4: Auch das ist mir klar. Mir geht es einfach darum einen Schrank mit reversiblen Leimverbindungen zu haben.

Zu 5: Mich erstaunt dass jemand der selbst auch bei neuen Möbeln ab und zu Fischleim benutzt nicht die Intention hinter meiner Idee verstehen kann. Wahrscheinlich ist die Wegwerf-Mentalität wirklich so weit vorgedrungen, dass kaum noch jemand etwas anderes versteht. Wenn dieser Schrank sehr alt werden soll und möglichst gut zu restaurieren sein soll, ist Hautleim, Fischleim oder von mir aus auch Hasenleim doch zweifellos die beste Wahl, oder nicht?

Etwas ähnliches mache ich gerade mit meiner Mauer durch. Ich will eine Trockenmauer aus Bruchstein. Die meisten GALA-Bauer können das nicht mehr. Die erklären dich für verrückt und wollen dir Betonsteine verkaufen. Klar das geht schnell und es kann jeder der es nicht zum ersten Mal macht. Aber eine Natursteinmauer hält Ewigkeiten im Vergleich zu Betonsteinen. Jetzt baut die Natursteinmauer ein Maurermeister der alten Schule. Der freut sich über den Auftrag und ganz sicher nicht nur wegen dem Geld.

Egal ob bei der Mauer oder bei dem Schrank, ich werde nur einen kleinen Teil dieser Ewigkeit erleben. Aber wer kriegt denn im Endeffekt mehr für sein Geld? Ich oder der Weißleim- bzw. der Betonsteinkunde? Das bin doch ganz sicher ich beziehungsweise meine Nachfahren.

Ich finde es befremdlich, dass die meisten Handwerker dem Gedanken "das Ding steht noch, wenn meine Urenkel alt sind" und echter Handwerkskunst nichts mehr abgewinnen können. Wo bleibt da die Handwerkerehre?

Und mir ist klar, dass wir nun mal in der Wegwerf-Zeit leben. Ich verlange ja nicht dass alle nur noch so arbeiten. Denn so könnte ja niemand auf dem Markt bestehten.Es geht mir nur um das Verständnis dieser Denkweise.

Ich sitze gerade in einem 250 Jahre alten Haus während ich das hier schreibe. Zum Glück hat man damals (notgedrungen) anders gedacht. Mit KVH, Rigips, ein paar Folien und Klebeband hätte das Haus bestimmt nicht so lange überlebt.

Edit: Ich denke auch dass das Problem ist, Andreas. Irgendwann finde ich einen, der sofort begeistert ist wie der Maurermeister...
 

rafikus

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Hallo,

dann möchte ich, völlig wertungsfrei, auch mein Häufchen Senf dazu geben.
Kann es sein, dass die Schreiner deswegen abgelehnt haben, weil sie schlechte Erfahrungen gesammelt haben mit Kunden, die ein "Möbelstück wie bei XY gesehen" haben wollten?
Ich meine, dass es nach der Fertigstellung eventuell immer wieder darum ging, dass der Kunde aber irgendwo eine Rundung und keine Fase haben wollte und die Schräge bei den Füßen bei XY doch etwas anders war und, und, und.

Rafikus

ps. Wenn es zerlegbar sein soll, dafür gab es doch auch schon vor 'zig Jahren verschiedene Steckmöglichkeiten und Beschläge. Da muss man doch gar nichts kleben.
Oder geht es darum, dass ein Türblatt in einzelne Lamellen zerlegbar sein soll?
 

lupusalpha

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Glaube ich nicht. Ich bin zu den Schreinern gegangen und habe gesagt ich will einen Schrank in den zwei Kühlschrankteile passen, ich hatte die Normgrößen der Küchenhersteller für die Nische und meine gewünschten Außenmaße dabei, habe denen das Bild gezeigt und gesagt "ungefähr so ohne Schubladen sondern durchgehende Türen, aber sei kreativ und mach eine Zeichnung", dann habe ich nach Eiche massiv gefragt. Das ging noch alles. Bis dann der Leim zur Sprache kam.

Ich hätte ja die Reaktionen verstehen können, wenn ich gesagt hätte die Eiche muss bei Neumond gefällt und daraus dann die Bretter von Hand mit der Kransäge gesägt werden. Aber davon waren wir ja weit entfernt. Es ging nur um den Leim.

Bei den Beschlägen habe ich nur die besten verlangt. Weil ich denke da sind ein paar Euro am falschen Ende gespart. Die Vorgabe war wenn Leim dann reversibel. Die Bauweise an sich wollte ich nicht bestimmen. Wobei ich allerdings klar gemacht habe, dass mir keiner mit diesen Verriegelungsdingern aus dem schwedischen Regal kommen soll. Dafür gibt es andere Möglichkeiten. Eben die echten handwerklichen...
 

rockymountaineer

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1200€ für die Eiche?? Einen Kubikmeter? Das wirst du sicher nicht brauchen. 7000€ is das von die Nachts träumen, für den abgebildeten Schrank wirst du billiger wegkommen müssen!

Ich würde da eher bei einer kleineren Schreinerei anfragen, die öfter Unikate baut, aber dafür insgesamt nicht so ausgelastet wie das Handwerk 4.0
Die nehmen sich eh vor jedem Stück die Zeit das zu entwerfen, der Schreiner bei dem alles durchgetaktet ist, für den is es halt ein krasser Zeitfresser sich in Knochenleim einzuarbeiten, wenn sonst alles industriemäßig läuft. Vielleicht gehst du sogar zu privat?
 

lupusalpha

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1200€ für die Eiche?? Einen Kubikmeter? Das wirst du sicher nicht brauchen. 7000€ is das von die Nachts träumen, für den abgebildeten Schrank wirst du billiger wegkommen müssen!

Das sehe ich auch so. Ich wollte ja auch keine 7.000 bezahlen. Ich habe denen den Betrag genannt und gesagt dass es deutlich billiger gehen muss. Aber damit habe ich sie sicherlich nicht vergrault weil 7.000 Euro die utopische Vorstellung eines Küchenherstellers sind.

Danke für die weiteren Tipps rocky und bello.
 

derdad

Moderator
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Einen schönen Tag.
Als Tischler, auch als reiner Massivholzverarbeiter, lernt man heutzutage mit den modernen Material umzugehen. UND man lernt, dass eine verleimt Verbindung nicht mehr aufgehen darf. Wenn etwas zerlegbar sein soll, dann verwendet man entsprechende Beschläge. Die Verarbeitung von Haut- oder Knochenleim ist im Prinzip einfach. Um jedoch eine wirklich gute Verleimung zu erhalten braucht es etwas Erfahrung. Und die hat eigentlich nur mehr der Restaurator.
Wenn ich jetzt einen Schrank mit Warmleim mache, um ihn irgendwann bei einer Reparatur wieder zerlegen zu können, ist es so, als ob ich mir jetzt einen alten VW Käfer kaufe um ihn bei einem Problem einfacher reparieren zu können. Ohne high tec Werkzeug. Beides war zu ihrer Zeit gut, aber nicht mehr jetziger Standard.
Das ist meine Meinung. Und ich bin in der Restaurierung tätig.
LG gerhard
 

Georg L.

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Bei Heidelberg
Wahrscheinlich ist die Wegwerf-Mentalität wirklich so weit vorgedrungen, dass kaum noch jemand etwas anderes versteht.
Mit Wegwerfmentalität hat das sicherlich wenig zu tun, sondern vielmehr damit, dass heutige Weißleime einfacher und stressfreier zu verarbeiten sind als eben die alten Heißleime, Und fachmännisch ausgeführt hält eine Weißleimverbindung auch "bis die Urenkel, mal alt sind". Je nach Umgebung in der das Möbelstück steht, würde ich der Weißleimverbindung sogar eine wesentlich längere Standzeit zutrauen als der mit Knochenleim. Insofern kann ich hier keine Wegwerfmentalität erkennen.
Ein Herr Roentgen, Roubo, Chippendale usw. würde dir, sollten sie ihr Geschäft heute noch betreiben, genauso den Vogel zeigen bei solch einem Ansinnen, denn auch die haben damals schon darauf geschaut, möglichst rationell und, für sie, kostengünstig zu produzieren. Und wenn eben bessere Materialien auf den Markt kommen, die die Arbeit vereinfachen, werden eben diese verwendet.
Ich würde z. B. auch so einen Auftrag nicht annehmen, nicht weil ich so "altmodisches Zeug" ablehne, sondern weil ich damit keine Erfahrung habe und deshalb den Kunden unter Umständen enttäusche. Und damit ist weder mir noch dem Kunden gedient.
Mein Großonkel was selber Schreinermeister, der noch viel mit Knochenleim, aber auch, als dann die Weißleime aufkamen damit gearbeitet hat. In unserer Familie gibt es noch viele von ihm hergestellte Möbel, bei denen die mit Weißleim geleimten genau so gut oder so schlecht halten als die die er mit Knochenleim hergestellt hat. Insofern kann ich gut verstehen, dass mit einem solchen Ansinnen selbt ein ausgewiesener Resaurator gewisse Probleme hat.
 

lupusalpha

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Mit Wegwerfmentalität hat das sicherlich wenig zu tun, sondern vielmehr damit, dass heutige Weißleime einfacher und stressfreier zu verarbeiten sind als eben die alten Heißleime, Und fachmännisch ausgeführt hält eine Weißleimverbindung auch "bis die Urenkel, mal alt sind".

Halten würden beide Schränke sicherlich sehr lange. Aber wenn man den Schrank auseinander nehmen will um ihn zu restaurieren steht man mit Weißleim vor einem großen Problem.

Und stressfreier, schneller, einfacher ist doch das gleiche wie Wegwerf-Mentalität bzw. Geiz ist geil. Schnell und günstig produziert denn bald kommt ja schon der Sperrmüll.

Je nach Umgebung in der das Möbelstück steht, würde ich der Weißleimverbindung sogar eine wesentlich längere Standzeit zutrauen als der mit Knochenleim. Insofern kann ich hier keine Wegwerfmentalität erkennen.

Sofern der Schrank mit dem Glutinleim nicht in einer Sauna steht, hält die Verbindung ewig. Aber es geht auch gar nicht um die Standzeit sondern darum dass die Verbindung später wieder gelöst werden kann ohne die Substanz zu zerstören.

Ein Herr Roentgen, Roubo, Chippendale usw. würde dir, sollten sie ihr Geschäft heute noch betreiben, genauso den Vogel zeigen bei solch einem Ansinnen, denn auch die haben damals schon darauf geschaut, möglichst rationell und, für sie, kostengünstig zu produzieren.

Dass wage ich zu bezweifeln weil die zum Teil gezwungenermaßen aber auch bewusst langlebig gebaut haben. Davon abgesehen bin ich ja dazu bereit den Mehraufwand entsprechend zu bezahlen. Alles in allem ist das also ein extrem schwaches Argument.

Ich würde z. B. auch so einen Auftrag nicht annehmen, nicht weil ich so "altmodisches Zeug" ablehne, sondern weil ich damit keine Erfahrung habe und deshalb den Kunden unter Umständen enttäusche. Und damit ist weder mir noch dem Kunden gedient.

Das ist in Ordnung und ehrlich. Aber jemandem den Vogel zu zeigen weil er etwas möchte was du nicht kannst ist es nicht.

Insofern kann ich gut verstehen, dass mit einem solchen Ansinnen selbt ein ausgewiesener Resaurator gewisse Probleme hat.

Ein ausgewiesener Restaurator hat damit absolut keine Probleme. Der vertraut gerne auf die verschiedenen Glutinleime. Aber er hat oft nicht den Maschinenpark um neue Möbel herzustellen. Oder er sagt ich restauriere und konstruiere nicht neu weil das nicht mein Tagesgeschäft ist.
 

teluke

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Ich denke der m² Eiche ist nicht schlecht geschätzt wenn der Schrank tatsächlich massiv sein soll.
Mit massiv meine ich natürlich ganz massiv, keine Sperrholzrückwand.
Da steckt auch ordentlich Arbeit drin.

Für die 7000€ würde ich den Schrank aber ohne zu zögern machen.
Da würde ich mir das nachkalkulieren sparen. :emoji_wink:

Aber auch nicht mit Fischleim.

Lieber richtig zerlegbar und zwar ohne eingefräste Plastikverbinder, nach alter (Väter) Sitte halt.
So gebaut wäre der Schrank immer schnell zerlegbar und ebenso schnell wieder aufgebaut.
Und das, wenn es sein muss, hunderte Male ohne dass der Schrank dabei leidet.
Und man muss dabei nicht primär an eine zukünftige Restaurierung (die dadurch viel einfacher wäre) denken.
Ein Umzug (des Schrankes) ist da Grund genug.

Ansonsten kann ich die Intention des TE sehr gut verstehen.
Sie ist deckungsgleich mit meiner wenn es um solche Sachen geht.
 

Besserwisser

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Deutlich billiger geht das nicht.
Und ich würde so einen Auftrag auch ablehnen. Ich habe keine Erfahrung mit dem Zeug und die Sinnhaftigkeit bleibt mir auch mit Erläuterungen völlig schleierhaft.
Ich müsste einen Kunden schon gut kennne und einschätzen können, um mich auf so etwas einzulassen. Das stinkt einfach nach Ärger. Und das meine ich ganz sachlich.
Mal davon abgesehen, dass der verlinkte Schrank stark nach Asia-Werk ausschaut.
 

lupusalpha

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Aber auch nicht mit Fischleim.

Lieber richtig zerlegbar und zwar ohne eingefräste Plastikverbinder, nach alter (Väter) Sitte halt.
So gebaut wäre der Schrank immer schnell zerlegbar und ebenso schnell wieder aufgebaut.
Und das, wenn es sein muss, hunderte Male ohne dass der Schrank dabei leidet.

Das wäre natürlich noch besser. Ich habe ja eigentlich auch gar keine Vorgaben gemacht außer "wenn Leim, dann Glutinleim". Ob das jetzt Fisch-, Hasen-, Haut-, Knochenleim oder eine Mischung wäre müsste der Fachmann entscheiden. Wenn es so tief geht, steige ich aus.

Ansonsten kann ich die Intention des TE sehr gut verstehen.
Sie ist deckungsgleich mit meiner wenn es um solche Sachen geht.

Dann bin ich ja doch nicht so alleine auf weiter Flur :emoji_wink:


Deutlich billiger geht das nicht.
Was ist denn grob realistisch? Also meine letzte Küche kam komplett vom Schreiner aus Dreischichtplatten und es gab keinen CNC Zulieferer dahinter. Da wurde der größte Teil in guter alter Meister Eder Manier gebaut und die Möbel haben rund 15.000 Euro gekostet und das war ein sehr viel größeres Projekt als das hier.

Mal davon abgesehen, dass der verlinkte Schrank stark nach Asia-Werk ausschaut.

Kann gut sein dass er genau in einem solchen entstanden ist. Wissen tue ich es nicht. Aber die Asia-Optik kommt wohl auch daher dass es sich um einen chinesischen Hochzeitsschrank handeln soll. Also zumindest ist er daran angelehnt.
 

Besserwisser

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Dreischichtplatte ist doch ziemlich weit weg von "guter alter Mester Eder Manier". Das fluppt doch leichter als Dekorspanplatte.
Nimm es mir nicht krumm und nicht persönlich, aber genau ein solches Konglomerat aus Ansprüchen, Wünschen, vermeintlicher Fachkenntnis und offensichtlichem Nichtwissen lässt mich Kunden ablehen. Aus Erfahrung.
Ich würde die 7 mal grob als Hausnummer stehen lassen.
 

teluke

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Rahmen und Füllung ist hier das Zauberwort.
Sehr stabil und dazu (im Vergleich) leicht.

Meine Küche, bis auf den Hängeschrank kpl. in dieser Technik aufgebaut steht schon.
Die neue Küche
Hochschrank und Aufsatzschränke fehlen noch sind aber auch kurz vor fertig.
 

lupusalpha

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Dreischichtplatte ist doch ziemlich weit weg von "guter alter Mester Eder Manier". Das fluppt doch leichter als Dekorspanplatte

Ich habe mich dabei nicht auf den Werkstoff bezogen sondern darauf wie die Möbelstücke daraus gebaut wurden. Kein CNC war das Stichwort. Bei der Küche musste da auch weit mehr als doppelt so viel fluppen als bei einem 1,40 x 2,10 m Schrank.

Nimm es mir nicht krumm und nicht persönlich, aber genau ein solches Konglomerat aus Ansprüchen, Wünschen, vermeintlicher Fachkenntnis und offensichtlichem Nichtwissen lässt mich Kunden ablehen. Aus Erfahrung.

Ich nehme dir nichts krum. Aber du wirst mir es sicher auch nicht krum nehmen, wenn ich das ganze was hier in diesem Thread auf mich persönlich abzielt unter "Schreiner der das richtige Handwerk nicht mehr kann, Dachdecker, der kein Schiefer mehr decken kann und Kfz-Mechaniker, der eher Kfz-Teiletauscher heißen müsste" verbuche.

Mich beschleicht da immer der Verdacht, dass das genau von den Leuten kommt, die Einbauschränke, Küchen und Co. in der großen CNC-Fabrik bestellen und sie dann wie beim Schweden zusammen schrauben und dem Kunden dafür eine saftige Rechnung für handwerkliche Wertarbeit stellen wollen.
 

Time_to_wonder

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Ah, endlich mal wieder so ein allgemeiner Beschimpfungsthread. Hatten wir jetzt schon länger nicht mehr. Schafft Bier und Chips herbei, es wird unterhaltsam...
 

yoghurt

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Hallo,
ich habe das Thema jetzt rückwärts überflogen...

Mein Vorschlag zur Nachhaltigkeit wäre die folgende Konstruktion:
Lass das Ding aus Leimholz oder Dreischichtplatte bauen. Besser aus Hartholz als aus Weichholz. Die Eckverbindungen mit Scheulenburg-Verbindern und Dübeln. Die Verbinder sind aus Stahl, das nudelt sich nicht ab wie z.B. Zinkdruckguss. Die Oberflächen geölt, dass ist vielleicht schneller und öfter aufzuarbeiten als Lack. Wenn "Vollholz" wirklich so eine große Priorität besitzt, kann die Rückwand ja aus Dreischichtplatte sein.

Ich finde ja auch, dass die anfänglichen Ideen etwas schwierig klingen (wobei ich mich mit Fischleim ausreichend auskenne um ihn zu verwenden!). Aber ich sehe meine Aufgabe darin auch kompliziertere Anforderungen umzusetzen. (wobei heute eine meiner Kollegen von einer Kundin berichtete.... was haben wir gelacht! - Über meinen Kollegen und nicht über die Kundin!)
 
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