Reformputzhobel aufarbeiten

Gnampf

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Ein erfolgreiches und entspanntes, neues Jahr wünsche ich allen!

Hin und wieder arbeite ich alte Reformputzhobel auf. Vielleicht interessiert es ja jemanden. Derzeit habe ich 4 Stück in Arbeit; einen davon fast fertig:

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Einen anderen in Warteposition und zwei gerade begonnen.
Die Aufarbeitung der letzten zwei möchte ich hier mal zeigen. Es sind Ulmia Reformputzhobel aus den Jahren vor 1945 also DRGM – Modelle.

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Nr. 1, Reformputzhobel, 48 mm.
Brauchbarer Zustand und noch etwas Hobelsohle vorhanden.
Plan: Zerlegen, Metallteile säubern (teils polieren und lackieren), Holzteile soviel wie nötig schleifen (Schriftzüge bleiben erhalten), Hobelsohle planen, Hobeleisen wird erneuert.

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Nr. 2, Reformputzhobel, 45 mm.
Zustand ist schlecht aber noch zu retten: Hobelkasten und Hobeleisen sind in Ordnung!
Plan: Zerlegen, Metallteile säubern (teils polieren und lackieren), Holzteile soviel wie nötig schleifen (Schriftzüge bleiben erhalten), Hobelsohle erneuern.

Beim Zerlegen der beiden Hobel lösen sich die Nasen und die Handschoner freiwillig. Zum Ausdrehen der Schraubhaken aus den Hobelkästen, habe ich mir eine Spezialnuss gebaut.

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Nr. 1, zerlegt. Pockholzplättchen und neues Hobeleisen liegen parat.

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Es zeigt sich, dass sich die Verleimung des Spundes aufgelöst hat. Ich entscheide mich dafür, dass abgelöste Teil komplett durch Pockholz zu ersetzen; dadurch ergibt sich die komplette Nutzbarkeit der restlichen Dicke der Hobelsohle. Vor dem Verleimen der beiden Teile, entfette ich die Oberfläche des Pockholzplättchens, um eine gute Verbindung zu bekommen. Die Zwinge lasse ich eine Nacht lang sitzen.

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Jetzt widme ich mich dem Hobel Nr. 2

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Nr. 2, zerlegt.
Ich bereite die Hobelsohle und den Spund für die Verleimung vor.

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Zwischenzeitlich säubere ich die Metallteile und lackiere die eisernen Keile und die Spannschrauben.

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So, das ist der Stand heute.
 

ChrisOL

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Das ist viel Arbeit. Was machst du mit den ganzen Hobeln, sammeln oder hast du Abnehmer dafür?
 

mat.mix.jo

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Hallo!
Das sind die Werkzeuge mit denen Hobeln erst richtig Spaß macht. Schön dass du diese alten Schätze wieder zum Leben erweckst.

gr Josef
 

Gnampf

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So, heute kommt der schwierigere Teil: Spund einpassen und Hobelbett ausformen.
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Mit dem 10 mm Bündigfräser geht das ruck-zuck! Kurz noch die Inschrift gecheckt:

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Ich denke, das soll „1938“ heißen. Kleines Stück Geschichte…

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Das Hobelbett arbeite ich mit Stecheisen und Feile nach.


Erste Anprobe.

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Als nächstes wird der Spund eingepasst. Den schleife ich von Hand auf dem Bandschleifer.

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Jetzt die Hobelsohle grob Planen. Der Feinschliff kommt nach der Lackierung.

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Hobelmaul herstellen:

Dabei achte Ich darauf, das sich die Stellschraube auf der Oberseite des Hobels in vorderster Stellung in der Messingbuchse befindet.

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Nächster Schritt: Oberfläche.

Ich benutze die Ziehklinge zum groben Vorarbeiten und schleife dann nach. Der Vordere Schriftzug „DRGM“ lässt sich kaum mehr erkennen und ist leider nicht zu retten. Der Schriftzug um die Messingbuchse ist ebenfalls schon recht beschädigt. Die Nase wurde schon einmal neu eingeleimt und ist daher ziemlich locker – da ist noch etwas Fummelarbeit angesagt! Sonst bin ich mit dem Ergebnis für heute zufrieden

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Das war Tag "2"!
 

Eiche18

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@Gnampf Schöne Arbeit! Ich habe kürzlich einen Reform-Putzhobel (ohne Feineinstellung, ohne verstellbares Maul, aber mit Metallsohle) bekommen. Die Klappe ist wie im Bild 1 mit der Schraube.

Ich habe noch nicht verstanden, was daran grundlegend anders ist als an einem Hobel mit Holzkeil... Ich vermute, der wird auch mit dem Hammer eingestellt. Kannst du mich bitte erhellen?
 

Hondo6566

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Der grundlegende Unterschied ist der, dass beim herkömmlichen Holzhobel ein Keil das Messer fixiert, und beim Reformhobel eine Klappe zusammen mit einer Halteschraube das übernimmt.
Der Keil bewirkt dass eine große Kraft im innern des Hobels eingetragen wird, was den Hobel schädigt wenn diese länger oder andauernt vorliegt. Daher muss man die herkömmlichen Holzhobel nach der Arbeit unbedingt entspannen.

Der Reformhobel hingegen kann eingestellt weggelegt werden und braucht nicht jedesmal neu eingestellt werden.
 

pedder

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Ein Reformhobel mit Eisensohle ist eine Bestoßhobel. Oft mit HSS eisen. Sieht sehr ähnlich aus, ist aber ein anderes Tier.
 

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Guten Tag Gnampf,
hast
Schön hergerichtet den Ulmia Reformputzhobel!
Kennst Du Dich mit Ulmia Reformputzhobel gut aus? Hast Du da schon viele aufgearbeitet?
Ich versuche das Ulmia Werkzeug zu dokumentieren und auch in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen. Ich komme aus Ulm und bin wenn man das so sagen kann ein Fan der Werkzeuge und der ehemaligen Firma ott Ulmia.
Dieser Vermerk mit der Jahreszahl und Vermutlich der Name des MA unter dem Pockholzplättchen war mir neu...
Ich selbst habe auch einen Reformputzhobel der hat diesen Vermerk nicht..
In welches Jahzehnt würdest Du Ihn einordnen?
 

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Mitglied 108842

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Ist noch relativ gut erhalten gewesen - ich musste nicht viel aufarbeiten...
 

Gnampf

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Markus, gute Frage...
Wenn dein Hobel auf der Frontfläche ein D.R.G.M. eingepresst hat, ist er aus den Jahren vor 1945. Das bei einem Hobel eine Jahreszahl notiert wurde, hatte ich auch noch nicht (Vielleicht Zufall). Eine Handgeschriebene Ziffer hatten bisher alle, die ich aufgearbeitet habe. Die älteren D.R.G.M. hatten meiner Meinung nach eine dünnere Nase. Der hier hatte auch noch keine Rampa-Muffe. Könnte noch früher als 1938 sein, denn meiner hat schon die kleine Rampa-Muffe. IMG_8228.JPG IMG_8223.JPG Eine genaue Reihenfolge kann ich auch nicht erkennen. Auch sind die Langloch-Scheiben mal aus Messing und mal aus irgendeinem grauen Guss? -Metall?
Hier https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/ulmia_werkzeug.phtml gibt`s noch was zu lesen.
 
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Mitglied 108842

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Hallo Gnampf,
Danke für Deine Einschätzung. Ich hätte Ihn so in den 50er zugeordnet. Ein Hobelrestaurator meinte 60er. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen zumal der auch noch nicht die Möglichkeit der horizontalen Verstellung hat...
Gruss Markus
 

Axel_H

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Sehr schöne Arbeit! Bei mir warten noch etliche Ulmiahobel auf die Aufarbeitung und dann muß ich mal aussortieren, was ich doppelt und dreifach habe.
Gruß
Axel
 

gand-alf

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Sehr schöne Arbeit! Bei mir warten noch etliche Ulmiahobel auf die Aufarbeitung und dann muß ich mal aussortieren, was ich doppelt und dreifach habe.
Gruß
Axel
Axel,
beim Aussortieren darfst Du gerne an mich denken :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:, wenn nicht total verranzt. Ich habe zwar sowohl den Standard Satz an Holz- als auch an Metall-Hobeln. Aber für ein paar Exoten hätte ich vielleicht noch Platz (lechz :emoji_blush:)
Gruß
Reinhard
 

Axel_H

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Wo fangen bei Dir die Exoten an? Mehrfach habe ich die Standardhobel in den Standardbreiten. Es sind auch öfters mal heute nicht mehr so gängige Hobelbreiten wie 42mm, 45mm, 57mm usw. vorhanden. Ich werde meine überschüssigen Hobel, nachdem ich meinen Lieblingshobel gekürt habe abgeben.
Ich will das jetzt nicht weiter auswalzen und lieber eine Frage stellen, die zum Thema passt.
Ich habe jetzt 4 Doppelhobel mit Sohlenlänge 24cm und 48mm Eisenbreite aufgearbeitet. Die Sohlen sind plan und winklig, die Hobelmäuler haben ähnlich große Öffnungen und die Hobelhöhe ist praktisch identisch. Die Eisen und Spanbrecher sind alle mit der gleichen Methode (freihändig) auf denselben Wassersteinen geschliffen. Sie sollten alle ähnlich schnell und gut zum Hobeln einzustellen sein. Trotzdem gibt es einen, mit dem ich am besten zurecht komme. Tausche ich die Hobeleisen untereinander aus so bleibt immer noch derselbe mein Favorit. Woran kann das liegen und hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
Gruß
Axel
 

Lico

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Womit genau kommst du denn bei dem einen Hobel besser zurecht? Dass die Maulweiten nur ähnlich sind, könnte eine Rolle spielen. Außerdem würde ich mal die Keile und deren Gegenlager vergleichen, soweit das um das Handling beim einstellen geht.

Lico
 

gand-alf

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Wo fangen bei Dir die Exoten an?
Jenseits von Schrupphobel, Schlichthobel, Doppelhobel, Putzhobel oder Raubank.
Ich habe jetzt 4 Doppelhobel mit Sohlenlänge 24cm und 48mm Eisenbreite aufgearbeitet. Die Sohlen sind plan und winklig, die Hobelmäuler haben ähnlich große Öffnungen und die Hobelhöhe ist praktisch identisch.
Bei mir sind es die Raubänke, wo sich ein Liebling eingestellt hat: ein Steiner Hobel ist es geworden. Ich habe derzeit 6 Raubänke liegen, Steiner, ECE, Ulmia und NoName. Irgendwie liegt mir der Steiner am Besten. Eisen habe ich auch einige, die ich gerne mal wechsle damit ich nicht nach jedem stumpfen Eisen wieder die Schärftour machen muß. Das ist bei meinem kleinen Raum immer ein Akt.
Ich habe da jetzt nicht groß rumprobiert. Es reicht mir, diese Raubank immer zu nehmen; manchmal wechsle ich zu einer Ulmia.
Ich möchte eine Raubank mal "tiefer legen"; da juck es mir in den Fingern. Und eine möchte ich zu einem Stoßhobel mit schrägem Eisen umfunktionieren. Drängt aber nicht.
Brauchen könnte ich in Holz noch eine Falzhobel (da habe ich einen Kunz in Metallausführung), einen Grathobel (für's feine Nacharbeiten) und ggf. Profilhobel mit halbrundem Profil (für Kränze). Wobei "gebrauchen" schon maßlos übertrieben ist. Ich probiere gerne mal unterschiedliche Methoden aus, um Arbeiten zu erledigen. Mal handgeführt, mal elektrisch - da mache ich keine Wissenschaft draus. Und der Spaß soll im Vordergrund stehen, nicht die reine Produktivität.
Gruß
Reinhard
 

Gnampf

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So, dieses Wochenende habe ich mich um den zweiten Hobel gekümmert. Es musste der Spund hergestellt werden, ansonsten nur Oberfläche schleifen.
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Danach war Verleimen angesagt
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Während der Leim trocknet, habe ich die Hobeleisen gesäubert und geschärft.
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Am Ende des Tages hatte ich alle Hobeleisen durch und die Hobel sind bereit zum Lackieren.
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Das Hobeleisen, das für den 48er gedacht war ist leider zu lang. da muss ich nochmal nach einem kürzeren suchen. Die überzähligen Hobeleisen sind auch schon verplant, die habe ich gleich mitgeschärft.
 

Axel_H

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Womit genau kommst du denn bei dem einen Hobel besser zurecht? Dass die Maulweiten nur ähnlich sind, könnte eine Rolle spielen. Außerdem würde ich mal die Keile und deren Gegenlager vergleichen, soweit das um das Handling beim einstellen geht.

Es geht einfach schneller ihn zum Hobeln zu bringen, nachdem ich das Eisen einsetze. Es braucht nur einmal kurz über die Sohle gepeilt werden und mit 3-4 Schlägen mit einem Schonhammer ist er meist optimal eingestellt. Die anderen Hobel sind auch gut einzustellen, aber ich muß doch öfters noch 1-2 mal korrigieren. Vielleicht ist auch nur die optimale Reibung des Eisens zwischen Hobelbett und Keil.
 

Gnampf

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Gestern Abend noch lackiert und heute fertiggestellt:
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Als Überzug habe ich einen gewöhnlichen 1K Möbellack auf Nitrobasis benutzt.
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Die sind jetzt fit für die nächsten X-Jahre...
Für den einen Hobel suche ich noch ein gebrauchtes, 48 mm breites Eisen, da die neuen zu lang sind.
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Falls jemand noch eines hat, kenn er/sie/es sich gerne bei mir melden. Damit ist dieses "Projekt" beendet; hoffe es hat euch gefallen.
 
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