Nussbaum -- wo kaufen?

Jazzman_Marburg

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Moin, Moin!

Ich habe mir bereits 'nen Wolf gegoogelt und mittlerweile glaube ich, eine kleine Platte Echtholz (a.k.a. Vollholz, oder Massivholz) zu bekommen ist weit schwieriger als Gold.
Mein Anliegen -- und vielleicht habt ihr ja eine Idee:
Ich würde gern ein Notenständer bauen. Der Ständer (Dreibein mit verstellbarer Höhe) ist Kaufware. Es geht nun um die Notenablage. Hierzu suche ich händeringend eine Nussbaum-Platte der Größe 55x37x0.5 (BxHxT in cm) -- hinzu kommt noch eine kleine Ablage die stumpf mit Holzudübeln am unteren Ende der Platte angebracht werden soll.
Suche also seit 'ner geraumen Zeit verzweifelt nach so einer Nussbaum-Platte. Woher bekommt man solch eine Kleinstmenge?Die üblichen Holzhändler in der Nähe lachen über so was -- zudem die meisten bei Nussbaum gleich abwinken (als ob's was exotisches ist).
Muß ich jetzt wirklich alle Schreinereien in der Umgebung abtelefonieren -- oder gibt es eine bessere Möglichkeit?

Eine Idee?

Vielen Dank und gut Holz!
Jazzman
 

Glismann

ww-robinie
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Deine Platte aus Massivholz zu machen ist mehr als fragwürdig.
Ich würd furnierte Platte nehmen. Must Du aber wohl die Tischler anrufen.

Wobei ich am telefon auch keine Preise sage.
 

Jazzman_Marburg

ww-pappel
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Hallo!

Vielen Dank für die schnellen Reaktionen!

Aber:
>Deine Platte aus Massivholz zu machen ist mehr als fragwürdig.
Das verstehe ich nicht -- wieso ist das fragwürdig?
Das Modell welches ich quasi nachbaue ist aus Massivholz und wird seit Jahren in der Welt verkauft. Was ist daran nicht so gut?

>Ich würd furnierte Platte nehmen. Must Du aber wohl die Tischler anrufen.
Sicher, auch eine Möglichkeit. Was mir dabei aber nicht so gut gefällt ist die Sache mit dem Umleimer. Zumal ich abgerundete Ecken haben möchte -- die Umleimerkanten geraten dabei nicht so schön wie bei einer einfachen Vollholzplatte.

>Wobei ich am telefon auch keine Preise sage.
Gegen welche Zunft-Tradition vertößt es denn dem Kunden am Telefon den Preis für solch eine Platte zu verraten -- was ändert sich denn, wenn dieser direkt vor der Tür steht?
(Du siehst, ich kenne mich in den Gepflogenheitn nicht gut aus.)

Danke & Gruß
Jazzman
 

carsten

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Hallo

so dünnes Material 5 mm läßt sich sehr bescheiden verleimen und das Ausgangsmaterial ist eh deutlich dicker so daß ein hoher Verschnitt anfällt.
Nachteilig auch das sich so dünne Vollholzbrettchen gerne verziehen.
Als Basis würde ich eine hochwertige Sperrholzplatte und diese furnieren.
so ist auch nicht unbedingt eine zusätzliche Kante notwendig.
 

dascello

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Lieber Jazzman,

Eine Notenständerplatte aus Vollholz Nussbaum geht schon, 5 mm ist aber extrem dünn. Das Problem ist, dass das nicht gerade bleibt.
Ich würde auf ca. 9 mm gehen. Derartige Platten macht man im Allgemeinen aus besäumten Brettern, die in unterschiedlichen Stärken bei Holzhändlern zu haben sind, auch einzeln (z.B. Hobraeck in Neuwied, Koch in Dortmund, Cropp in Hamburg etc.). Auch in der Gegend um Marburg wirst Du so was finden.
Amerikanisches Nussbaum ist hier sehr zu empfehlen, da es ruhiger in der Maserung ist, somit auch weniger Spannung in sich trägt, und UV-beständiger ist.

Das Vorgehen des Schreiners ist so, dass er zuerst das Brett von vielleicht 19 mm im Rohzustand auf etwa 12 mm runterhobelt. Dabei wird es schon mal glatt auf beiden Seiten.
Dann die Kanten gerade abrichten und zu der gewünschten Breite Seite an Seite verleimen.
Dann noch mal durch die Dicktenhobelmaschine und auf die besagten mindestens neun mm aushobeln.
Als nächstes das Ding auf Größe besäumen, die Kanten anfräsen oder -hobeln und schleifen.
Das ist, was der Schreiner macht. Er braucht hierfür etwa 2 Stunden, die er natürlich bezahlt bekommen muss.

Alternativen:

Fertige Platte gibt es nicht, so klein oder im Anschnitt sowieso nicht.
Außerdem nutzt Dir das nichts, da die gewünschte Stärke von nur 5, oder auch 9 mm reiner Zufall wäre. Diese Alternative fällt also weg.

Wenn Du aber mutig bist, und etwas lernen willst, kannst Du das gekaufte Brett (kostet übrigens etwa 25 Euronen) auch nach alter Sitte von Hand aushobeln und abrichten. Du brauchst einen scharfen Putzhobel, einen Raubankhobel, einige Probehölzer zum Üben und einen Platz an der Hobelbank eines befreundeten Hobbywerkers. Ach ja, und Zeit.
Hinterher hast Du aber alles selbst gemacht, das wird über die eine oder andere Macke oder sonstige Mängel hinweghelfen.

Gruß vom Rhein


Michael

...der seine Notenständer aus Plexiglas hat anfertigen lassen
 

Dingsda42

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Über das "woher das Holz" wurden jetzt ja schon die zwei Möglichkeiten gegeben, die ich auch nennen würde.
Aber was anderes möchte ich noch anmerken:

Nussbaum-Platte der Größe 55x37x0.5 (BxHxT in cm) -- hinzu kommt noch eine kleine Ablage die stumpf mit Holzudübeln am unteren Ende der Platte angebracht werden soll.

Wenn die Platte nur 5mm dünn sein soll, wird das sehr sehr eng mit den Dübeln.

Quer in die Platte wirst du kein vernünftiges Loch bekommen. Selbst bei 3mm Dübeln hast du oben und unten nur 1mm Material über. Das wird nicht funktionieren. Dazu kommt, das 3mm Dübel nicht wirklich viel aushalten. (1)

Ein Dübelloch in der Oberfläche hat zur Folge, dass du den Dübel höchstens 4mm weit in die Platte schieben kannst (er soll auf der anderen Seite ja nicht rausgucken). Das ist auch ziemlich wenig Verleimfläche und wird wahrscheinlich nicht halten. (2)

Meine Idee wäre, die Dübellöcher in der Platte durchzubohren und auf der anderen Seite ein Gegenstück zu verbauen, so dass die Platte zwischen den Stücken liegt. (3)
Ich hoffe, das ist halbwegs verständlich...

Edit sagt: Da ich da selber nicht ganz verstanden habe beim durchlesen, jetzt mit Zeichnung
 

dascello

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Das Problem ist weiterhin die gewünschte Stärke von nur 5 mm. Wenn Du da unten auf die Notenablage mal ein Real Book unsanft draufschmeißt, dann zerreißt es Dir die Platte, selbst wenn die Verleimung hält.

Wenn Du die Platte aber etwa 9 - 10 mm stark machst (das ist optisch immer noch sehr filigran) und die Ablage vielleicht 12 mm, dann brauchst Du nicht mal was dübeln. Weißleim allein hält das zusammen, wenn Du ordentlich abgerichtet hast und beim Verleimen gut zwingst.

Meine Resonanzböden sind nur 2,5 mm dick und haben auch keine Dübel.

Gruß


Michael
 

Jazzman_Marburg

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Michael

...der seine Notenständer aus Plexiglas hat anfertigen lassen

Hi Michael,

vielen Dank für die erstklassige Erklärung.

5mm Dicke waren nur ein Schätzer -- 9mm wäre auch ok.
Aber ich kehre immer mehr von der Idee ab -- und lasse es wohl entweder vom Profi (ortsansässige Schreinerei) machen oder, und hier kommst Du wieder ins Spiel:
Plexiglas?!
Wenn Du jetzt noch ein zwei Details mehr zu diesem Projekt verraten würdest...
Plexiglas kam mir tatsächlich auch in den Sinn...


Danke & Gruß
Jazzman (mit irreleitender Signatur: Marburg war alte Heimat, nun: Rhein-Neckar Raum)
 

dascello

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Hier ein Notenpult aus einer Kombination Plexi/Zypressenholz. Die Platte ist durchbohrt, die hölzerne Notenablage habe ich mit Messing-Linsenkopfschrauben von hinten befestigt.

Ich habe auch Orchesterpulte, bei denen auch die Notenablage aus Plexi ist. Die sind wunderbar zum Musizieren, da man kein "Brett vorm Kopf" hat und trotzdem mit dem Bleistift Notizen machen kann. Diese hat ein Plexiglasunternehmen nach meinen Wünschen angefertigt und auch die Notenablagen befestigt (Kleber/Schrauben). Die Füße und Säulen selbst stammen von gewöhnlichen König & Meyer Orchesterpulten.

Preis für die fertigen Oberteile aud Plexi bei Delhas in Wuppertal: ca. 50 €.

Fotos davon kommen.

Ich finde aber, das Pult des Cembalos mit der hölzernen Ablage sieht edler aus.

Ach ja: Umfallen dürfen die nicht, dann kaputt!


Gruß


Michael
 

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Jazzman_Marburg

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Wow!
Bin sprachlos -- das sieht wirklich gut aus.

Das Orchesterpult mit dem K&M Gestell würde mich auch interessieren :emoji_wink:

Bin beeindruckt -- vielen Dank
Jazzman
 

dascello

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Hallo Jazzman,

so, hier isses, eins davon. Viel sieht man nicht, ist ja durchsichtig......


Gruß


Michael
 

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Jazzman_Marburg

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Yepp, das sieht wirklich gut aus!

(Wobei ich mich gerade frage wie empfindlich wohl das Plexiglas gegenüber Kratzern ist... Flecken möchte da sicher auch nicht drin haben...).

Vielen Dank sowohl für die anregenden Fotos als auch die tolle Erklärung bzgl. Holz-Notenständer.

Weiter so!

Gruß
Jazzman
 

dascello

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Nun ja, so ganz kratzfest ist das nicht. Aber das Gezeigte hat jetzt 20 Jahre aufm Buckel, war dreimal in den USA, zweimal in China und x mal in Europa auf Konzertreise.....


Gruß


Michael
 
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