Hi,
ich war letzten Mittwoch auch vor Ort und habe mich an der Abrichte und dem Dickenhobel einweisen lassen. Der Schreinermeister war sehr freundlich und hat mir erst mal die ganze Werkstatt gezeigt. Die Halle ist wirklich riesig. Alle Handmaschinen können einfach genutzt werden. Auf Wunsch gibt es auch für diese eine Einweisung. Es gibt einen sehr großen Aufenthaltsbereich. Gerade in Corona Zeiten hat man das Gefühl, dass man da auch entspannt was machen kann, wenn einige andere zu Gange sind. PSA kann man sich ausleihen. Sicherheitsschuhe sind Pflicht (gibt so Überzieher zum ausleihen).
Neu im Holzbereich ist eine große Drechselbank (von der ich leider keine Bilder gemacht habe). Handmaschinen sind soweit ich das gesehen habe größtenteils von Makita und teilweise von Bosch. Es stehen einige Werkstattsauger zur Verfügung. Wirklich beeindruckend fand ich auch wie viele große Werkbänke und auch Hobelbänke zur Verfügung stehen (Hobelbänke eher von der leichten Sorte). Ich habe auch einen großen Zwingenwagen gesehen. Bei FKS und Bandsäge steht ein großes Sortiment an Sägeblättern zur Verfügung. Bei der Fräse habe ich auch einige Fräser entdecken können. Diese hat auch einen Vorschub. Der Mitarbeiter der mich eingewiesen hat meinte übrigens, dass die Bandsäge eine sehr gefährliche Maschine sei weil viele Leute diese Maschine unterschätzen und ihre Finger oft viel zu nahe ans Sägeblatt bringen...
Außer mir war niemand da (Mittwochs um 12:00 Uhr). Wir waren insgesamt gut 2h an den beiden Maschinen zugange und haben davon die meiste Zeit an der Abrichte verbracht. Es gab erst mal eine theoretische Einführung zu Funktionsweise und Aufbau der Maschine. Dann wie man grundsätzlich beim Abrichten vorgeht. Der Mitarbeiter hat mir dann an verschiedenen Holzstücken noch erklärt was es für unterschiedliche Wuchsrichtungen gibt, was man bei Ästen beachten muss. Dazu gab es Tipps wie dick das Ausgangsmaterial sein sollte um eine entsprechende Zieldicke zu erreichen, kurze Stücke vs lange Stücke, Spanabnahme und so weiter. Den Teil empfand ich als ausführlich und interessant. Habe da wirklich was mitgenommen. Dann gingen wir zum praktischen Teil über. Ich richte Holz derzeit ausschließlich von Hand zu und verwende anschließend einen mobilen Dickenhobel. Ich komme damit grundsätzlich gut zurecht aber lange Stücke oder sehr krummes Zeug ist schon nerven aufreibend und zeitraubend.
Ehrlich gesagt war ich völlig überrascht vom Leerlaufgeräusch der Abrichte und der Dickte. Ich habe als Vergleich nur meinen Dickenhobel / Flugzeugturbine. Klar habe ich vorher schon oft gelesen, dass Spiralmesserwellen leise sein sollen aber das war schon extrem. Wir konnten uns quasi in normaler Lautstärke weiter unterhalten. Die große Absaugung die dann anspringt war gefühlt lauter. Gehobelt hab dann nur ich unter Aufsicht des Mitarbeiters. Ich hatte ganz schön Respekt vor dieser riesen Maschine. Aber es gab viele Tipps und Unterstützung. Wie man abrichtet, wo man drücken muss usw. Es wurde sehr viel Wert auf Sicherheit gelegt (Kleidung, Handschuhe, Finger- und Handhaltung, Gefahrenbereich). Gehörschutz und Sicherheitsbrille wurde vom Mitarbeiter aber nicht verwendet. Zumindest ich habe meine Mickey Maus aufgesetzt. Ich konnte mehrere Stücke abrichten und ausprobieren.
Am Dickenhobel dann alles analog. Dort haben wir uns auch das Innenleben genau angeschaut (Welle, Einzugswalzen, Rückschlagsicherung). Hier gab es ebenfalls eine gute Einführung zur Bedienung und auf was man alles achten muss. Hier konnte ich meine vorher abgerichteten Stücke dann auf Dicke hobeln. Spannend fand ich vor allem mirt den unterschiedlichen Vorschubgeschwindigkeiten zu spielen. Elektronische Verstellung ist auch sehr praktisch.
Ich empfand die Einführung in diese beiden Maschinen als sehr gut. Zumal immer (bis auf einen Tag) ein oder zwei Schreinermeister vor Ort sind die man ansprechen kann wenn man Fragen hat. Dabei kann man nicht nur zu den Maschinen Fragen stellen sondern wird auch bei Konstruktion oder ähnlichem unterstützt. In Zukunft werden vermehrt Workshops angeboten wie zum Beispiel zum Thema schärfen oder Möbelbau.
Investiert wird derzeit vor allem in den Metallbereich. Diesen habe ich mir gar nicht angeschaut. Andrang herrscht Abends und am Samstag. Wobei das auch relativ ist. Bisher ist die Werkstatt nicht wirklich ausgelastet. in Zukunft will man Leute über Workshops ansprechen und mehr Werbung machen. Sie überlegen aber auch Handwerker anzusprechen die Montage machen und keine eigene Werkstatt haben.
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Fazit:
Für mich ist das ganze eine sehr praktische und hervorragend ausgestattete Mietwerkstatt wo man von Profis unterstützt werden kann. Wir haben in Tübingen noch zwei weitere Werkstätten die von Vereinen betrieben werden. Dort stehen allerdings auch nur Hobby Maschinen und es gibt relativ wenig Platz. Teilweise ist der Andrang dort hoch. Zum Workerspoint muss ich mit dem Auto fahren (~12min) was aber noch okay ist. Preisgestaltung finde ich super und fair. Ich werde den Workerspoint jetzt öfter nutzen und mich in weitere Maschinen einweisen lassen (FKS, Bandsäge, Fräse, Breitband, Lasercutter, 3d Drucker).
Auch für meine Garagenwerkstatt hat das ganze Konsequenzen. Weitere große Maschinen werde ich bis auf weiteres nicht anschaffen. Bin mit meiner FKS eigentlich auch gut ausgestattet. Ich werde kleinere Sachen auch weiter von Hand abrichten und mit meiner Turbinendickte bearbeiten. Aber eine Bandsäge oder einen Abricht-, Dickenhobel werde ich nicht anschaffen. Ich hätte eh nur kleine Maschinen mit 230V nehmen können und wenn ich lese was manche Zeit investieren um damit dann arbeiten zu können habe ich für mich beschlossen diese Zeit (von der ich eh nur wenig habe) lieber in Projekte zu stecken. Grundsätzlich finde ich das Konzept Mietwerkstatt / Fablab / Makerspace / Werkstatthaus nachhaltig und praktisch. Für viele die einzige Alternative mit entsprechenden Maschinen zu arbeiten.
Falls es Fragen gibt oder ich was fotografieren soll wenn ich das nächste mal hingehe, dann immer her damit!
So am Ende auch noch etwas was mich genervt hat. Mit dem Thema Corona sind die beiden Mitarbeiter sehr lachs umgegangen. Es gab keinerlei Nachfragen und die Maske wurde nur über das Kinn gezogen. Dazu noch ein paar Zutaten aus dem Verschwörunhgsmythen Cocktail. Es darf jeder denken was er will aber in so einem professionellen Umfeld gilt es sich an die geltenden Regeln zu halten und mit gesundem Menschenverstand zu agieren. Seine Privatmeinung (Wissenschaft ist KEINE Meinung) sollte man dann für sich behalten. War tatsächlich der einzige Punkt der mich vor Ort gestört hat. Falls der letzte Absatz zu politisch ist bitte sagen, dann lösche ich den Teil wieder.