Hallo,
von Office-Lizenz zu Linux generell, wie so oft wandelt sich ein Tread sehr stark. Macht aber nichts.
Meine Gedanken zum Thema:
Ich nutze beide Systeme, da ein Betriebssystem und die darauf laufende Software für mich Werkzeuge sind, mit denen ich meine Arbeit erledigen kann und bestimmte Ergebnisse erzielen möchte. Da gehe ich ohne philosophischen Ansatz heran.
Hier mal ein ganz persönlicher Vergleich zwischen Linux und Windows mit entsprechenden Anwendungen aus meinem Alltag.
Wenn mein Arbeitstag beginnt, schaue ich erst einmal meine Mails und Nachrichten durch. Das geht mit Linux und mit Windows gleichermaßen gut. Unter Windows nehme ich dazu inzwischen Outlook, unter Linux Thunderbird, was ja nicht mehr so intensiv weiterentwickelt wird. Aber es gäbe da auch noch Evolution oder einfach Webmail vom Hoster. Also kein Problem. Nachrichten und Kommentare beantworten, ins Kurswerkstatt-Forum sehen, das alles passiert im Browser, also auch auf jedem System möglich. Auch die Pflege der Kurswerkstatt-Seite, inkl. einfacher Bildbearbeitung. Funktioniert prima unter Windows und Linux.
Dann müssen Rechnungseingänge gebucht und Rechnungen bezahlt werden. Dazu nutze ich Datev Unternehmen online, da es einen reibungslosen Datenaustausch mit dem Steuerbüro garantiert, sicheres Onlinebanking hat und papierlos ist. Damit die Software sicher funktioniert, erfolgt die 2-Faktor-Authentifizierung über einen USB- Dongle mit einer personalisierten SIM-Karte darin. Die Software läuft im Browser, die Treiber für den Dongle gibt es nicht für Linux. Da gäbe es jedoch die Möglichkeit, sich mit dem Handy anzumelden. Das ist nicht sonderlich komfortabel.
Bürosoftware, die nativ unter Linux läuft und mit der Software von Steuerberatern (DATEV) kooperiert, sowie den Vorschriften der Finanzbehörden entspricht, ist mir nicht bekannt, was nicht bedeutet, dass es sie nicht gibt. Reine Cloud-Lösungen mit Browseroberfläche mal außen vor. Da wird aber jeder seriöse Steuerberater die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder altmodisch alle vorgereiteten Unterlagen auf Papier oder als PDF verlangen.
Ein papierloses Büro ist eine tolle Sache und so richtig komfortabel mit dem entsprechenden
Dokumentenscanner. Bei mir ist das ein Scansnap von Fujitsu, ein Standardgerät für diesen Zweck. Man kann das Gerät unter Linux zum Laufen bringen, aber nicht so komfortabel wie unter Windows. Da stecke ich meine Dokumente rein, drücke auf den Knopf und sie landen als PDF inkl. Texterkennung in einem vordefinierten Ordner. Ich muss keine Software starten, nichts nachbearbeiten oder so. Von dort aus schicke ich sie per E-Mail an mein DATEV und sie sind im System. Oder ich archiviere sie als PDF lokal.
Nach der lästigen Büroarbeit geht es dann in die Werkstatt. Aber stopp, ich brauche vielleicht noch eine Zeichnung.
3D-CAD unter Linux? Da gibt es eigentlich nur FreeCAD und ein paar kommerzielle Lösungen (dazu gleich noch mehr). Freecad ist noch lange nicht wirklich fertig und die Bedienung leider eine Katastrophe. Zumindest, wenn man schnell zu ansehnlichen Ergebnissen kommen möchte. Ich habe letztes Jahr BricsCAD gekauft. Damit kann ich gut arbeiten. Es kann unter anderem mittels Autolisp und VBA programmiert werden, was ich beides kann. Es gibt auch eine Linux-Version. Solange man nur 2D zeichnet, läuft die prima. Wenn es an 3D geht, spielt die verwendete Grafikkarte eine Rolle. Grafikkarten und Chips von NVIDIA sind im professionellen Bereich sehr verbreitet, werden aber unter Linux nicht ausreichend gut unterstützt. BricsCAD ruckelt unter Linux auf meinen Rechnern und ist daher dort nicht zu benutzen.
Also weiter in die Werkstatt, da wird dann gefilmt. Nach einer Weile geht es dann wieder an den Rechner zum
Schneiden der Videos. Da habe ich einige Programme ausprobiert. Die reinen Linux-Schnittprogramme scheitern zum Teil wieder an den NVIDA Karten. Wenn ich einen 1000er für eine Grafikkarte ausgegeben habe, möchte ich sie auch in meiner Software nutzen können. Geht aber nicht. DaVinci habe ich mal getestet. Die Benutzeroberfläche ist grausam. Man braucht entweder Adleraugen oder eine Lupe, um die Regler zu bedienen. Und auch dieses Programm läuft nur richtig, wenn die Grafikkarte unterstützt wird. Mit Adobe Premiere komme ich schnell ans Ziel, es läuft stabil und unterstützt die Karte. Nun könnte ich natürlich einen Rechner bauen lassen oder kaufen, der eine andere Grafikhardware. Aber wird die dann vollständig von der verwendeten Software genutzt? Als Anwender ist das schwer zu überblicken. Wenn ich einen Rechner mit Windows von einem namhaften Hersteller kaufe, kann ich mir dessen aber sehr sicher sein, da er beispielsweise im Falle von Lenovo oder HP zum Teil auf die Kompatibilität oder sogar die Optimierung auf z.B. Adobe Produkte verweist.
Die vielen anfallenden D
aten müssen regelmäßig gesichert werden. Auch beim Webserver verlasse ich mich nicht mehr ausschließlich auf die Backups der Hoster. Daher steht im Büro noch ein alter Rechner mit Ubuntu. Da starte ich fast täglich ein halbautomatisches Backup (Skript), dass die Daten des Webservers auf einer externen Platte sichert. Das dauert schon mal mehrere Stunden.
Irgendwann ist dann der Arbeitstag zu Ende – fast. Denn am Abend schaue ich noch einmal ins Kurswerkstatt-Forum oder in die Kommentare und E-Mails. Das mache ich mit einem
14 Jahre alten Laptop, der unter Ubuntu läuft. Da schaue ich auch mal DVDs mit dem VCL Player oder schreibe Texte vor. Dazu brauche ich keine Textverarbeitung, dazu reicht ein einfacher Editor. Ich habe auch noch einen altmodischen MP3-Player, den ich von diesem Rechner aus mit Musik und Podcasts fülle.
Mein Fazit:
Ich mag Linux und nutze es dort, wo es für mich sinnvoll erscheint. Ich habe nicht die Zeit mich stundenlang damit zu beschäftigen etwas ans Laufen zu bringen, nur damit es unter Linux funktioniert. Das zu erzielende Ergebnis bestimmt die verwendeten Werkzeuge, genau wie in der Werkstatt.
Zu Windows 11:
Der neue Rechner läuft und war problemlos einzurichten. Windows 11 unterscheidet sich für mich als 0815 Anwender nur dadurch von Windows 10 durch die Optik. Die Bedienung ist nahezu identisch. Mein anderer Rechner, der nun nachhause kommt, ist eine mobile Workstation von Lenovo. Inzwischen 5 Jahre alt. Gekauft mit Windows 7, irgendwann auf Windows 10 upgedatet. Er bekam nie eine Neuinstallation und läuft seit 5 Jahren problemlos. Das wird er nun auch noch weitere 5-8 Jahre tun, da bin ich mir recht sicher.
Warum MS-Office
Wenn es um Tabellenkalkulation und Textverarbeitung mit 0815 Anforderungen geht, bin ich ein großer Fan von Softmaker Office. Es ist kostengünstig, kein Abo-Modell, läuft gut auf Linux und ist auch in einer kostenlosen Variante verfügbar. Sobald die Ansprüche aber spezieller werden und das werden sie bei mir gerade, kommen beispielsweise Makros ins Spiel. Und da ich VBA schon kann, kommt eben wieder MS-Office auf die Rechner. Ich möchte und kann keine Zeit investieren, um nebenbei noch eine weitere Skriptsprache zu erlernen.
Man muss schon sehr unterscheiden, ob man einen Rechner nur privat nutzt und seine Arbeitszeit nicht mit einrechnet, oder ob man damit Geld verdienen möchte. Wieder anders sieht es in großen Unternehmen aus, die eine eigene IT-Abteilung haben. Da geht mit Sicherheit viel mehr im Bereich Linux und Open Source als im Kleinbetrieb. Man kann jedes Problem mit entsprechend viel Einsatz von Zeit lösen, keine Frage. Am Ende ist es aber auch wieder eine Kosten-Nutzen-Abwägung.
Was ich in der nächsten Zeit drastisch reduzieren werde, ist die Abhängigkeit von "der Cloud". Ich schreibe absichtlich von Reduzieren, denn ganz ohne wird es zumindest bei mir nicht mit vertretbarem Aufwand gehen. Aber man sollte schon darauf achten, seine Daten nicht unnötig preiszugeben. Und als Gewerbetreibender muss man sich auch an die DSGVO halten. Auch das ist bei der Auswahl von Software, wenn man die DSGVO streng auslegt ein Punkt, der berücksichtigt werden muss,
Ach ja, da gäbe es auch noch den
Mac und Mac OS. So interessant ich Apple und vor allem die Historie der Firma finde, die Sachen sind mir einfach zu teuer, für das was man mir als Kunde bietet. Und jetzt freue ich mich auf die Diskussion Mac, gegen Windows, gegen Linux, aus der ich mich dann raushalten kann
Gruß
Heiko