Hallo Heiko
du hast schon eine "moderne Lehre" absolviert
So viel fällt ja vorm Frühstück nicht auf den Werkstattboden, da lohnt
das Aufkehren noch nicht.
Erst mal schlechte Laune am Lehrling aus lassen, danach macht sich ein
ordentlicher Geselle Gedanken über seine Nahrungsaufnahme, teilt diesen
Wunsch in möglichst grober Form seinem Leibeigenen zu, um ihn mit
zeitgleichen Zusatzarbeiten etwas besser zur Arbeitsorganisation anzuhalten.
Jetzt kommt der Knackpunkt der die Spreu vom Weizen trennen hilft. Der
Wagen muss beladen werden. Als erfahrener Geselle hält man sich da raus.
Alles was später fehlt, ja wer ist schuld, na also kann man nur bei lernen.
Auszubildende haben natürlich eine gültige Fahrerlaubnis zu besitzen, das kann
nicht von jedem Gesellen so wirklich erwartet werden, er hat ja eher den grossen
Überblick, oder auch mal zu tief ins Glas geschaut, also noch etwas Ruhebedarf.
Ankunft und freundliche Begrüssung des Kunden, nennt sich Aussendastellung
und wird von jung an trainiert um die Kompetenzverteilung etwas zu strukturieren.
Also schleppt der/die Auszubildende/n alles mal die meistens 4 Stockwerke hoch, der
Geselle bespricht derweilen wichtige Details mit dem Auftraggeber bei einer leckeren
Tasse Kaffee. Kurzer blick über die Schulter und er teilt die Abladepunkte dem schon
leicht erschöpften Schlepper/n harsch mit."Die müssen das noch lernen" ist ein gern
verwendeter Satz um dem Kunden schon mal zum Schulterschluss zu animieren.
Jetzt folgt der pädagogische Teil, soll heissen der Lehrling wird zu Eigeninitiative bei
Aufstellung/Montage angehalten, muss er er ja später alles selber stemmen können.
Eine knappe halbe Stunde später wird dieser Lehrnabschnitt beendet, man will ja
auch mal fertig werden und es ist bald Mittag, der Chef wird danach bestimmt auch
einmal vorbeischauen und da muss was stehen. Das ist die wirkliche Stunde der
erfahrenen Könner. Es fluppt jetzt wirklich, Schweiss fliesst genau so wie die bösen
Flüche zunehmen. Was jetzt fehlt - ja er hat ja nicht den Wagen gepackt, konnte
ja nicht gut gehen, wenn man nicht alles selber macht.
Mittagspause - Ruhe. Jetzt muss der Lehrling wieder aufgebaut werden, auch wenn
er solche Fehler gemacht hat, er wird schon ein ordentlicher Tischler werden.
Freundliches Plaudern über Themen die den jungen Mann nicht wirklich interessieren.
Die Zeitung mit dem roten Rechteck bietet Erlösung für beide Seiten. Der eine liest
die Sportseite, der andere schaut sich lieber ausgiebig das Covergirl an.
Die Pause geht meistens damit zu Ende, daß der Boss in der Tür steht und seinen
stressigen Tag kommentiert. Die Jungens müssen schon wissen wer das Geld für
ihren Lohn reinholen muss. Das muss aber heute noch fertig ....
Wird es auch meistens erstaunlicher weise, nur als kurzer Abriss wie wohl viele
ihre ersten Erfahrungen im Tischlerhandwerk gemacht haben. Alles andere
was noch zum Werken gehört ist da schon einfacher zu erlernen, einfach
anfangen ist meistens der beste Weg für die schönsten Sachen im Handwerk.
Liebe Grüsse, Harald