Hallo!
(Ich war ein paar Tage auf meiner Baustelle, da habe ich kein Netz.)
Was ich nach den neuen Bildern sagen kann: Das ist ein Truhenschloss mit Schliesshaken, manchmal auch Hakenschloß genannt. Das kann durchaus aus der Zeit um 1750 sein, aber du hast nur den Schliesshaken und das Schlüsselschild fotografiert, das eigentliche Schloss (von Innen) wäre das Interessantere. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass der Schlosskasten nicht verschraubt wurde, sondern mit Nägeln festgehalten wird, bei denen man auf einer Seite die geschmiedeten Nagelköpfe sieht und die auf der anderen Seite kalt vernietet bzw gestaucht wurden? In dem Fall bringt uns das Schloss nicht weiter, weil man dazu das Innere sehen müsste. Gibt es überhaupt Schrauben an der Truhe? Eher nicht, denke ich. Das spricht schon mal für ein hohes Alter.
Nach den Bildern würde ich mich trauen zu sagen: ja, die ist echt, weitgehend im Originalzustand (auch wenn der schlecht ist) und barock, also um oder vor 1750, 60. Alpenländisch, aus Tannenholz. Die handgeschmiedeten Nagelköpfe sind typisch, mit den glatten runden Köpfen habe ich eher Schwierigkeiten - aber nur, weil ich sie bei so alten Truhen noch nicht gesehen habe, muss also nichts heissen.
Die Restaurierung ist, wenn sie fachgerecht erfolgen soll, sehr aufwändig und eigentlich nichts für Laien. Erstmal müssen die Oberflächen trocken und sehr vorsichtig mit einem weichen Pinse abgebürstet werden, dabei werden lose Teile am Holz aber auch an der Farbfassung erkannt. Die müssen mit geeigneten Klebern geleimt und verfestigt werden, bevor man weitermacht. Dann kann man an eine feuchte Reinigung denken, aber die ist noch heikler ... ich lass es mal dabei. Mein Tip wäre, mal einen guten Restaurator dazu zu holen und hören, was der meint. (NIcht mich, ich bin auch nur ein Amateur)
Natürlich geht das auch anders. Im Engadiner Raum (da kenne ich mich etwas besser aus), sieht man solche Truhen immer mal wieder im Antiquitätenhandel, die überhaupt keine Spur einer Farbfassung haben, diese wurde einfach komplett entfernt. Lokal werden für diese Truhen aber recht hohe Preise verlangt und auch bezahlt - mehr als bei uns auf jeden Fall. Nun haben aber Möbel aus dieser Zeit nur noch selten eine originale Farbfassung, und deshalb ist die aus meiner Sicht absolut erhaltenswert. Das macht die Sache aber weder billiger noch einfacher ...
Was du auf jeden Fall mal machen könntest: Der Restaurator Jansen-Greef bietet an, Expertisen auch nach Fotos anzufertigen und ruft dafür moderate und nachvollziehbare Preise auf. Da der Mann auch nichts dagegen hat, dass Amateure selbst Hand anlegen, gibt er wohl auch Tips dazu. Da wäre der eine oder andere Fünfziger fällig - aber ich an deiner Stelle würde mir das überlegen.
HIER ist der Link.
Lass dann mal hören, wie es weitergegangen ist mit deiner Truhe.
Viel Erfolg: Andreas