Hallo zusammen,
die Aufgeworfene Frage finde ich sehr interessant und möchte gerade Anfängern einige Gedanken mit auf den Weg geben (Wiederholungen im Thread bitte ignorieren, ich möchte es nur der Vollständigkeit halber als geschlossenen Text posten):
Egal ob in Kindertagen oder spät angefangen, ist es meiner Meinung nach so, dass eine gute Einarbeitung oder Ausbildung, je nach persönlichen Umständen (Hobby vs. Profi), auf Handgeräten unerlässlich ist. Erst die manchmal nervige und immer zeitraubende Beschäftigung mit Handwerkzeugen bringt meiner Meinung nach das notwendige Verständnis für den Werkstoff und den Vorgang der Bearbeitung. Dies ist in allen Gewerken so (vgl. 1-2-3-U-Stahl feilen bei den Metallern).
Wer, vielleicht schon in Kindertagen, mit der Laubsäge, dann mit der Feinsäge/Japansäge und nach und nach mit Stechbeitel und Klüpfel die ersten Gehversuche im Holz gemacht hat, wir jedes Elektrogerät mit mehr Verständnis und Verstand bedienen, als ein "Elektro-Starter".
Elektrogeräte sind einzig und allein aus wirtschaftlichen Zwängen der Profis entwickelt worden. Sie sparen in erster Linie ZEIT, wenn sie richtig eingesetzt werden, sonst kaum etwas. In gewisser Weise sind solche Geräte natürlich auch genauer. Niemand wird mir beweisen können, dass Fingerzinken oder Schwalbenschwänze mit Japansäge und Beitel genauer zu fertigen sind, als mit einer Frässchablone und einer guten Oberfräse. In gleicher Qualiät vielleicht, aber nicht genauer. Was mehr Zeit gebraucht, hängt von der Stückzahl ab. Ein Handwerker mit guter Fingerfertigkeit wird eine einzige Schublade mit Handsäge und Beitel eventuell sogar schneller zinken, als ein Hobby-Anfänger mit jeder noch so tollel XY-Schablone, weil er Ewigkeiten benötigt, das ganze Geraffel ans Brett zu bringen und einzustellen.
Vielmehr sollte man sich meiner Meinung nach mit Handwerkzeugen die Fähigkeiten und das Verständnis aneignen, dass einem mit Elektrogeräten bei großen Aufgaben (mehrere Schubladen in Serie, z.B.) das Leben erleichtert. Wer einmal verstanden hat, warum und vor allem wie eine Schneide arbeitet, wird Holz auch nicht "gegen den Strich" Hobeln oder Fräsen oder ein stumpfes Sägeblatt wie ein Stier durch ein Stück Eiche prügeln, bis der Motor der Tischkreissäge Anlassfarben zeigt.
Ganz außen vor macht es natürlich für den Hobby-Holzwerker unendlich Spass, ein schönes, neues Elektrowerkzeug in den Händen zu halten und einzusetzen. Wenn man erstmal vollständig Hobbymäßig im Holz versunken ist, kann es für mehrere Projekte zeitsparend eingesetzt werden. Je nach Geldbeutel findet jeder sein "Spielzeug" und wird sicher schneller und präziser damit fertigen können, als alles von Hand einzupassen. Hierbei ist vollkommen unerheblich, ob nun nur edles Gerät kauft, weil er Spass dran hat, oder die kleinen und feinen Goodies der ein oder anderen Maschine schätzt, oder ob man mit gutem aber preiswertem Werkzeug anfängt.
Nehmt Euch die Zeit, mit Handwerkzeugen wirklich zu lernen, und spart dann die Zeit mit gutem Elektrogeräten
Nur vor allzu günstigem Gerät möchte ich warnen, das ist selten Zielführend. Wenn Ihr Euch wirklich für das Hobby Holzwerken entscheidet, kauft lieber Stück für Stück nach Geldbeutel das ein oder andere gute Handwerkzeug anstatt mit dem großen Suizid-Paket vom Baumarkt um die Ecke zu starten und macht dann beim Elektrowerkzeug genau so weiter, es wird auf lange Sicht zu viel mehr Spass und wesentlich besseren Ergebnissen führen.
Das ganze ist natürlich unabhängig von der Muße und der Befriedigung, die z.B. eine wirklich HANDgefertigte Schublade einem beschert, wenn man denn die Zeit dafür hat....
SRosskamp
PS: Mein Großvater und Lehrmeister (Tischler, Zimmerer, Bootsbaumeister), der mittlerweile weit über 80 ist, lächelt immer nur Müde, wenn Firstpfetten mit dem Kran auf Häuser gehievt werden, auch sowas wurde früher von Hand gemacht.... nur als Gedankenanstoß und um das Beispiel mit dem Fuchsschwanz und der Tischlerplatte 510cm aufzugreifen