Möbel nur mit Holzdübel fügen möglich? Wie?

bigmasterbe

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Hallo allerseits!

Ich bin relativ neu als Hobbyschreiner und hatte folgende Idee.
In früheren Zeiten (vor 100 Jahren und mehr) hatte man ja noch keine bzw. fast keine Schrauben im Möbelbau verwendet, sonder alles mit Holzdübel und evtl. Leim verbunden. Ich würde gerne auch mal eine Kommode ohne Schrauben sondern nur mit Holzdübel bauen.

Meine Idee war, dass ich mir Holzdübel selbst anfertige, das Holz dafür vorher so stark wie nur möglich trockne (ca. 2 oder 3 % Feuchtegehalt), z.B. ein paar Tage oder Wochen direkt auf einem Heizkörper. Danach die Holzteile mit einem Loch ca 0,2mm kleineren Bohrer bohre und die trockenen Dübel dann mit Druck in das Bohrloch presse und somit die beiden Möbelteile verbinde.
Da das Möbelholz etwa 10-12% Feuchtegehalt aufweist, nimmt der trockene Holzdübel Feugtigkeit von seinem umgebenden Holz auf und schwillt an. Dadurch spannt er zusätzlich die Dübelverbindung.
Das größte Quellmaß unter den einheimischen Hölzern weißt Buche auf.
Jenachdem, wie gut die Verbindung hält, kann man ja noch etwas Holzleim für die Dübelverbindung verwenden.

Konkrekt hatte ich mir einen Dübel mit 9,5 mm (minimaler Feuchtegehalt) Durchmesser gedacht und eine Bohrung von 9,3 mm Durchmessser.
Die Dübel würde ich mit einem Dübelstabschneider z.B. von Veritas aus dem sehr trockenen Buchenholz fertigen.

Was haltet ihr davon? Ist das praktisch so umsetzbar und wird die Dübelverbindung lange halten?
An was sollte ich alles achten?

Ich besitze einen alten Bauernschrank (Baujahr 1852 n.Chr.) und dieser ist z.B. nur mit Holzdübel verbunden und die Dübel halten noch.

Vielen Dank schon mal für Eure Anregungen und Kommentare.

Grüße aus dem verregneten München

Wolfgang
 

Sägenbremser

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Hallo Wolfgang

eine schöne, richtige Überlegung von dir, aber die alten Tischler haben das
früher etwas anders gehandhabt, wenn sie den gedübelt haben.

Der gut trockene Hartholzstab wurde gedrechselt oder mit einem Dübel-
schneider in eine runde Form gebracht, passend abgelängt und kurz
vor dem Verleimen durch ein gezahntes Dübeleisen geschlagen. Dabei sind
die äusseren Fasern gestaucht worden und konnten sich mit der Feuchtig-
keit aus dem Leim wieder etwas ausdehnen.

Heute gibt es aber Hartholzdübel in gut getrockneter Form mit einer leicht
geriffelten Oberfläche. Hat den Vorteil, daß sich der Leim im Bohrloch besser
hochdrücken/verteilen kann.

Grundlage einer hochwertigen Dübeltechnik ist aber absolute Passgenauigkeit
der Bohrungen, keine Winkelfehler und zügiger Druckaufbau beim Leimen.

Liebe Grüsse, Harald
 

pedder

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Ich besitze einen alten Bauernschrank (Baujahr 1852 n.Chr.) und dieser ist z.B. nur mit Holzdübel verbunden und die Dübel halten noch.

Ich glaube, Du sprichst von Schlitz- und Zapfenverbindungen, die mit einem Dübel gesichert wurden, so dass kein Leim verwendet werden musste?

Das geht natürlich heut auch noch.

Unter einer Dübelverbindung versteh ich aber was anderes.

Liebe Grüße
Pedder
 

bigmasterbe

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Hallo Harald,

vielen Dank für die schnelle Antwort.
Die im Handel erhältlichen geriffelten Dübel kenne ich und habe ich auch schon öfter verwendet, allerdings nur mit Leim und ohne Trocknung und Presspassung.

Ich hatte daran gedacht, die Dübel sichtbar zu machen. Dazu müsste ich allerdings auch das gleiche Holz verwenden, oder aus optischen Gründen evtl. farblich ein stark kontrastreiches Holz.
Bei sichtbaren Holzdübeln ist eine Riffelung wahrscheinlich sichtbar und eher nicht gewollt, könnte ich mir vorstellen...

Gruß
Wolfgang
 

bigmasterbe

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Ich glaube, Du sprichst von Schlitz- und Zapfenverbindungen, die mit einem Dübel gesichert wurden, so dass kein Leim verwendet werden musste?

Das geht natürlich heut auch noch.

Unter einer Dübelverbindung versteh ich aber was anderes.

Liebe Grüße
Pedder

Hallo Pedder,

nein, ich meine eine Verbindung, bei der z.B. das Gesims eines Schrankes an den Korpus fixiert wird, wie bei meinem alten Schrank. Der alte Schrank muss ich zugeben, wurde vor Jahren mal abgebeitzt und ist jetzt nur leicht eingewachst. Der Originalzustand war glaube ich mit dicker Farbe, so dass die Dübel nicht sichtbar waren.

Was versteht man sonst noch unter einer Dübelverbindung?

Grüße
Wolfgang
 

Sägenbremser

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Hallo Wolfgang

wenn du die Dübel sichtbar lassen möchtest, könntest du ja auch konische
Dübel/Holznägel verwenden. Zum aufweiten gibt es Konische Reibahlen, zur
Not im Drechselzubehör schauen. Konische Dübel könnte FACETT haben, die
sind recht gut sortiert und haben ihre Teile in vielen Holzarten vorrätig.

Bis der Leim ausgehärtet ist, mußt du aber schon die Zwingen dran lassen,
auch wenn der Druck eines konischen Dübels recht hoch ist. Bin gespannt
wie das aussieht, lass es uns bitte sehen.

Liebe Grüsse, Harald
 

bigmasterbe

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Hallo Harald,

meinstdu etwa Fachwerknägel, bei Facett
FACETT | Fachwerk-Nägel

Also hier würde man mit einer Reibahle das Bohrloch auch konisch machen und dann mit Leim und Zwingen den Nagel verleimen. Nach Aushärtung des Leims dann mit einer Dübelsäge den abstehenden Nagel absägen und abschleifen.

Hier nutzt man quasi die Konus-Geometrie um die Verbindung auf Spannung zu setzten. Mein Gedanke bei den getrockneten zylindrischen Dübeln war ja der, dass durch das nachträgliche Aufquellen des Dübels eine besonders hohe Spannung und dadurch eine besonders feste Verbindung entsteht.
Wenn ich jetzt aber einen stark getrockneten konischen Dübel verwende, besteht ja die Gefahr, dass sich beim Aufquellen der Dübel nach aussen schiebt, oder? Bei einer parallel verlaufenden zylindrischen Form wäre diese Gefahr meines Erachtens nicht gegeben.

Ihr seht, ich habe mich auf den Aufquell-Effekt eingeschossen...

Gruß
Wolfgang
 

pedder

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Hallo Pedder,

nein, ich meine eine Verbindung, bei der z.B. das Gesims eines Schrankes an den Korpus fixiert wird, wie bei meinem alten Schrank. Der alte Schrank muss ich zugeben, wurde vor Jahren mal abgebeitzt und ist jetzt nur leicht eingewachst. Der Originalzustand war glaube ich mit dicker Farbe, so dass die Dübel nicht sichtbar waren.

Was versteht man sonst noch unter einer Dübelverbindung?

Grüße
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

das Interessante sind doch die Eckverbindungen, die halten einen Schrank. Eine Zierleiste zu befestigen, braucht heute keine Schraube und keinen Dübel, sondern anständigen Leim.

Auch bei der von Dir geschilderten Verbindung rechne ich eher mit konisch zulaufenden Holznägeln, als mit zylindrischen Dübeln.

Aber ich sehe das Stück nicht und bin auch kein Restaurator.

Liebe Grüße
Pedder
 

Mitglied 42582

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Man kann sichs auch unnötig kompliziert machen. Die Tischler damals haben so gut gearbeitet wie sie eben konnten, mit den Materialien die sie hatten. Die heutigen Leime halten mehr als das Holz das sie verbinden.
 

maire

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Hallo Wolfgang,

habe solche Verbindungen letztes Jahr gemacht. Aus Erfahrung weiss ich, dass runde Dübel in runden Löchern schwinden/schrumpfen können, sodass bei sichtbaren Verbindungen, der Holzdübel eiförmig aussehen kann, was dann komisch aussieht. In England/Deutschland/USA werden auch quadratische Dübel in runde Loecher gehauen, da wackelt spaeter auch nichts. Die machen das aber mehr im Dachstuhlbau. Aus einem englischen Artikel fand ich diese Anregung: runder Duebel mit viereckigem Kopf. Der Duebel sitzt im Loch mit ein wenig Leim und ist aus anderem Holz (fuer den kontrast). Anbei 2 Fotos.
 

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Tscharlie

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Hallo Zusammen,

wir haben unsere Truhenbank auch nur geleimt und gedübelt, ohne Metallteile.

Die Dübel haben wir aus Eiche-Vierkantleisten per Hand geschnitzt. Den Schaft rund, der Kopf blieb vierkantig.

Gruß
Tscharlie
 

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creinig

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Meine Idee war, dass ich mir Holzdübel selbst anfertige, das Holz dafür vorher so stark wie nur möglich trockne (ca. 2 oder 3 % Feuchtegehalt), z.B. ein paar Tage oder Wochen direkt auf einem Heizkörper. Danach die Holzteile mit einem Loch ca 0,2mm kleineren Bohrer bohre und die trockenen Dübel dann mit Druck in das Bohrloch presse und somit die beiden Möbelteile verbinde.
Da das Möbelholz etwa 10-12% Feuchtegehalt aufweist, nimmt der trockene Holzdübel Feugtigkeit von seinem umgebenden Holz auf und schwillt an. Dadurch spannt er zusätzlich die Dübelverbindung.

Die Technik habe ich mal in einer Reportage gesehen (3sat.online - Mediathek: Alles Holz! ??), wo genau so die Wand-Elemente eines Holzhauses verbunden wurden. Ganz ohne Leim, wenn ich mich richtig erinnere. Da müssen aber die Teile vermutlich gut aufeinander abgestimmt sein -- Elemente aus Baumarktfichte wird man mit so einer Verbindung nicht zusammenhalten können :emoji_wink:

Gruß
Christian
 

bigmasterbe

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Hallo Zusammen,

wir haben unsere Truhenbank auch nur geleimt und gedübelt, ohne Metallteile.

Die Dübel haben wir aus Eiche-Vierkantleisten per Hand geschnitzt. Den Schaft rund, der Kopf blieb vierkantig.

Gruß
Tscharlie

Hallo Tscharlie,

wenn ihr die Dübel per Hand geschnitzt habt, dann kann man doch keine genaue Passung der Dübel in den Löchern garantieren, oder? Der vierkantige Kopf wird vermutlich dann noch einwenig in das runde Loch getrieben und verkeilt sich so. Aber der runde Dübel an sich hat dann doch ein relativ grosses Spiel in der Verbindung der beiden Holzteile, oder? Wenn das so ist, dann hätte der vierkantige Dübelkopf meines Erachtens nur eine optische Aufgabe, keine konstuktive...?

Schöne Grüße
Wolfgang
 

pedder

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Der Dübel zieht den Zapfen in den Schlitz, weil das Loch im Zapfen etwas näher an der Verbindung sitzt als im Schlitzteil.

LG
Pedder
 

Tscharlie

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Hallo Tscharlie,

wenn ihr die Dübel per Hand geschnitzt habt, dann kann man doch keine genaue Passung der Dübel in den Löchern garantieren, oder? Der vierkantige Kopf wird vermutlich dann noch einwenig in das runde Loch getrieben und verkeilt sich so. Aber der runde Dübel an sich hat dann doch ein relativ grosses Spiel in der Verbindung der beiden Holzteile, oder? Wenn das so ist, dann hätte der vierkantige Dübelkopf meines Erachtens nur eine optische Aufgabe, keine konstuktive...?

Schöne Grüße
Wolfgang

Wir haben die Dübel so geschnitzt, dass sie nur streng in das Dübelloch passen. Der Kopf hat nur optische Werte.

Die Bänke halten jetzt schon über 3 Jahre bei täglichem Gebrauch, es wackelt nichts.

Gruß
Tscharlie
 

maire

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es wird oft fälschlicherweise angenommen dass die dübellöcher in einer linie sind. dem ist aber nicht so. das loch im zapfen ist ein wenig offset, sodass beim hinheintreiben des dübels der zapfen reingezogen wird (siehe foto (copyright by lie-nielsen)). ich mache meine dübel selber in dem ich ein vierkantholz durch die dübelplatte (dicke eisenplatte mit verschieden grossen loechern) haue, der duebel ist immer laenger und wird dann beidseitig abgeschnitten und mit putzhobel/ziehklinge verputzt.



gruss oliver
 

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Snekker

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Hallo bigmasterbe!
Was du dir vorstellst haben schon andere praktiziert. Googele einfach einmal nach Greene and Greene Das sind zwei Amerikanische Architekten die sehr viele Möbel entworfen haben. Ihr Markenzeichen waren zwei Ebenholzdübel in jeder Ecke Ich habe ein interessantes Doucette and Wolfe Video angehängt. Vielleicht ist das für dich interessant

Nightstand with shelf handmade by Doucette and Wolfe Furniture Makers - YouTube
 

bigmasterbe

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Hallo Oliver,

das Bild ist sehr anschaulich. Verwendest du dann hier auch noch Leim oder reichen dir die Dübel?

Gruß
Wolfgang
 

Snekker

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Hallo Wolfgang!
Wenn du das von mir angehängte Video angeschaut hättest dann wüstest du das auch die Dübel immer geleimt werden. Doucette and Wolfe benutzen dafür allerdings Epoxit.
 

maire

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Ich selber verwende hier immer noch ein wenig weissleim. habe das so vom meister gelernt. aber nur ein wenig leim, weil wenn du zuviel nimmst, quillt das raus und hinterlaesst spuren im holz (kannste zur not abwischen mit nen feuten lappen).

gruss oliver
 
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