Leinöl, Standöl, Lackleinöl, Leinölfirnis, .... welches soll es nun werden?

bugme1

ww-birke
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Hallo zusammen,

ich habe einige Gegenstände aus Holz welche ich pflegen möchte wie z.B.:
- Große Lautsprecher aus Mahagoni Holz
- Werkzeugstiele aus Hickory Holz
- Möbel
- Garten
- .....

Dazu habe ich mich die letzten Tage im Internet schlau gemacht und denke das Leinöl der perfekte Allrounder für mich wäre. In einem Onlineshop habe ich jetzt einige verschiedene Leinöle gefunden:

Leinöl Natur & Kaltgespresst (Kremer Pigmente Nr. 73054)
Leinöl natur - Bau+Farben Kontor Leipzig
Hersteller: Leinöl natur, kaltgeschlagen | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Lackleinöl mit Bleicherde & Erhitzt (Kremer Pigmente Nr. 73300)
Lackleinöl - Bau+Farben Kontor Leipzig
Hersteller: Lackleinöl | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Leinölfirnis Kobaltfrei (Kremer Pigmente Nr. 73100)
Leinölfirnis, kobaltfrei - Bau+Farben Kontor Leipzig
Hersteller: Kremer Leinöl Firnis | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Leinöl-Standöl (Kremer Pigmente Nr. 73200)
Leinöl-Standöl - Bau+Farben Kontor Leipzig
Hersteller: Leinöl Standöl, 45 P | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Leinöl-Standöl wird wohl als letzter Anstrich aufgetragen und soll hier eine Art glänzende Oberflächenkonservierung bieten. Ist das genannte Produkt allerdings frei von Chemikalien / Schadstoffen? In der Beschreibung steht dass aus Lackleinöl (gebleichtes Leinöl) erstellt bzw. erhitzt wird.

Vor dem Leinöl-Standöl müssen aber noch ein paar dünne Leinöl-Schichten aufgetragen werden. Bloß welche der drei Leinöl soll ich verwenden?

Leinöl Natur = Komplett natürlich.. benötigt am meisten Zeit zum Trocknen.
Lackleinöl = "Leinöl Natur" allerdings mit Erde gebleicht und erhitzt um unnötige Schleime zu entfernen. Sollte also heller & reiner als das "Leinöl Natur" sein aber wird genauso lange zum Trocknen benötigen?
Leinölfirnis, kobaltfrei = Leinöl welches durch die Zugabe von Chemikalien (und evtl. durch erhitzen) dickflüssiger wird und auch schneller trocknet. Wäre das oben verlinkte Produkt ungesund bzw. schlechter für das Holz als z.B. "Leinöl Natur" oder "Lackleinöl" ? Oder sind die Zusätze so gering dass es vernachlässigt werden kann (insbesondere wenn danach sowie noch eine Schicht "Leinöl-Standöl" darüber kommt?)?

Besten Dank im voraus !
 

Komihaxu

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Wenn du nicht gerade Kinderspielzeug damit behandeln willst, halte ich handelsüblichen und günstigen Leinölfirnis für so ziemlich für alles geeignet.

Reines Leinöl braucht sehr lange zum Trocknen. Für einen Werkzeugstiel, der dann 2 Wochen zum Trocknen rumstehen kann - kein Problem. Aber ein Möbel möchte man vielleicht nach dem Bau halbwegs zeitnah benutzen können.

Nur wenn du spezielle Anforderungen an die Oberfläche stellst, brauchst du ein Spezialprodukt.
Beispiele für spezielle Anforderungen:
- wenig Farbänderung
- bewusste Farbänderung durch Pigmente
- hochbelastbar (Parkett, Esstisch)
- besonders glänzend
- besonders matt

Brauchst du das alles nicht, nimm Leinölfirnis. Ist günstig und universell.
 

WinfriedM

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Leinöl ohne Beschleuniger (Sikkative) halte ich für Möbel für ungeeignet. Zumindest dann, wenn du nicht Monate oder Jahre warten willst, bis du eine gut belastbare Oberfläche hast.

Ich habe dazu mal Tests gemacht: Auch nach 3 Monaten Trockenzeit hat es das Öl bei der ersten Belastung mit Wasser + Spülmittel und Spülbürste sehr stark ausgewaschen. Überhaupt kein Vergleich zu einem ordentlichen Holzöl, was sikkativiert ist.

Nun wird nicht jede Möbeloberfläche mit Spülbürste traktiert, aber auch so unschöne Sachen wie Ölausschwitzungen bei Sonnenschein oder ölige Rückstände auf Papieren und Büchern sind doch oft genug störend.

Ich würde also nur mit sikkativierten Ölen arbeiten. Wenn du ein kobaltfreies Sikkativ verwendest, halte ich es für unproblematisch. Und selbst Kobalt ist nicht kritisch, wenn du es nicht in großen Mengen konsumierst. Die größte Exposition hast du hier beim Schleifen alter Oberflächen, die geölt wurden. Aus einer behandelten Oberfläche löst sich kaum was raus, ist gebunden.

Dein Standöl müsstest du auch sikkativieren.

Alternativ einfach eines der hervorragenden fertigen Holzöle verwenden, da ist schon alles optimal aufeinander abgestimmt. In Deutschland gibts ja eine reiche Auswahl an Ölen, auch welche, die von den Inhaltsstoffen voll deklariert und unproblematisch sind.
 

Keilzink

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... ich stimme Winfried in jedem Punkt zu. Ergänzen würde ich noch, dass man bei der Verarbeitung dieser Öle folgendes beachten muss: nicht unter 15 Grad verarbeiten und in der Trocknungsphase für Luftaustausch sorgen - die Öle brauchen Sauerstoff zum Aushärten.
Ich selber bevorzuge eine weitere Variante: sog. Halböl. Dabei wird Leinölfirnis weiter herunter verdünnt - zum Beispiel mit Orangenöl.
 

ManuelJulian

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Hallo zusammen,

Du schreibst, bugme, das du Holz pflegen möchtest, von Lautsprechern, bis zum Gartenmöbel.
Das sind natürlich radikal unterschiedliche Umgebungen zu denen die Behandlung passen muss.

Leinöl, und wir meinen im Falle der Impregnation meistens gekochtes Leinöl, polymerisiert (oxidiert zu langen Molekülketten) und bildet eine ausgehärtete Schicht im und auf dem Holz welche vor äußeren Einflüssen schützen soll.

Was du wissen musst ist das Leinöl das Holz mit der Zeit vergilbt, das kann man schön finden, muss man aber nicht.
Chinesisches Holzöl, oder auf Tungöl, tut das nicht und hat einen guten UV Schutz. Ich verwende am liebsten eine Mischung aus Leinöl und Tungöl die sich gut ergänzen in ihren Eigenschaften. Die erste Lage wird 1:1 verdünnt mit natürlichem Terpentin, danach 2:1 danach 4:1 danach pur. Zwischen den Lagen mindestens 8 Stunden ruhen lassen.

Ich verwende ein Öl von einer Ölmühle aus den Niederlanden wo sie noch die alte Kunst des Ölkochens kennen:
Verrijkte Gekookte Lijnolie
 

bugme1

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Hmm das Leinöl mit der Zeit das Holz gelblich färbt wäre mir momentan egal bzw. würde nicht auffallen (z.B. Ist das Mahagoni bei den Lautsprechern sehr sehr dunkel).
Grundsätzlich würde mir aber eine gelbe Farbe nicht gefallen.
Aber mal eines nach dem anderen :emoji_slight_smile:

Ich bin eigtl. auf "Leinöl Natur" gekommen da in den meisten "Leinölfirnissen" krebserregende Stoffe wie z.B. Benzol, Aluminium, Blei,... vorhanden sind und man besonders bei Tischplatten, Werkzeugen und sonstigen Gegenständen mit denen man häufig in Kontakt kommt, diese Stoffe evtl. aufnehmen würde ?

Aber gut... dieses Leinölfirnis scheint ja eine deutlich gesündere Version zu sein:
Kremer Leinöl Firnis | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Dieses Leinölfirnis sieht doch schon sehr dunkel aus. Ist hier trotzdem mit einer gelblichen verfärbung zu rechnen?

Und zu guter letzt:
Als letzten Anstrich möchte ich noch etwas schützendes dass gut Konserviert, nicht klebt aber doch grifffest ist (z.B. für Werkzeuge). Ich dachte wie oben beschrieben als erstes an Leinöl-Standöl.. aber das trocknet ja wieder nur sehr langsam. Mit was müsste ich es verdünnen (reicht dazu das Leinöl-Firnis?) oder lieber ein ganz anderes Produkt? Z.b. Leinölfirnis mit erwärmten Bienenwachs ?

Gearbeitet wird bei mir hauptsächlich im freien (wenn warm + trocken) bzw. in einer Belüfteten und warmen Werkstatt.

Vielen Dank für eure ausfürlichen Antworten !!
 

ManuelJulian

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Zu den krebserregenden Stoffen: Benzol ist wohl zur Verdünnung vorhanden, das kann man ja mit Terpentin ersetzen und ich habe noch nie gesehen das im Leinöl oder anderen Ölen Benzol verwendet wird, wo hast du das gesehen?

Blei (und Barium) wird nicht mehr verwendet, Aluminium kenn ich jetzt auch nicht als Sikkativ - eigentlich ist Calcium, Kobalt, Mangan und Zirkonium am gebräuchlisten. Kobalt ist mittlerweile bekannt als krebserregend und wird momentan gerne ersetzt mit Mangancarboxylat was im Prinzip Mangan gebunden an Carbonsäuren ist und soweit der momentane Wissensstand ist, gesundheitlich unbedenklich (wie immer gilt: Staub ist in jedem Fall schlecht in der Lunge).
Bei dem von mir verlinktem Produkt wird Mangancarboxylat verwendet.

Zur Verfärbung: Die geringste Verfärbung von den Leinölen hat Standöl, welches aber wie du schreibst, langsam trocknet und welches man nur als letzte Schicht auftragen sollte. Das wäre in deiner Beschreibung wohl die letzte Schicht die konserviert und nicht klebt wenn du es dünn aufbringst und nach ein paar Stunden abreibst.

An Stellen des Bienenwachses würde ich Carnaubawachs vorziehen im Allgemeinen, aber in deinem Anwendungsfall würde ich gar kein Wachs verwenden, das ja eine harte Schicht bildet wie ein Lack - und genau wie Lack auf Werkzeugen auch gerne verkratzt, platzt, reißt was sehr unschön aussehen kann. Öl ist da toleranter.
 

bugme1

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Das Le Tokinois ist auch Leinöl mit Tungöl (Harz und dann gekocht)...hat aber auch einen stolzen preis. Da wäre selber mischen wohl billiger?

Also z.b.:
Kremer Leinöl Firnis | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG
+
Tungöl | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Bei dem Tungöl steht allerdinfs dabei das es sehr schlecht trocknet. Teicht es dafür wenn ich es mit dem Leinölfirnis mische? Z.b.:
5L Leinölfirnis + 1L Tungöl ?

Als letzten Anstrich bei Möbel im Innen/Außenbereich würde ich dann noch Carnubawachs dazu mischen?

Was Benzol angeht: Da gibt/gab es ein Produkt von westfalia mit leinöl+benzol.
 

ManuelJulian

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Le Tokinois ist in der Tat nicht gerade billig, aber es ist auch eine bewährte Formel die wahrscheinlich nicht so eben mal nachgemischt ist. Wie das Leinöl gekocht ist macht ja auch viel aus.

Wenn du es dennoch probieren möchtest, es ist 7:3 gemischt (Leinöl:Tungöl)

Grüsse
Manuel
 

bugme1

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Le Tokinois ist in der Tat nicht gerade billig, aber es ist auch eine bewährte Formel die wahrscheinlich nicht so eben mal nachgemischt ist. Wie das Leinöl gekocht ist macht ja auch viel aus.

Wenn du es dennoch probieren möchtest, es ist 7:3 gemischt (Leinöl:Tungöl)

Grüsse
Manuel

Klar, da steckt bestimmt eine besondere Formel dahinter. Dafür geht es mir nicht um ein Boot das ich damit pflegen möchte sondern um Möbel/Werkzeuge im Innen- und Außenbereich.

Ich werde es einmal mit den beiden Produkten hier probieren:
Kremer Leinöl Firnis | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG
+
Tungöl | Natürliche Öle | Öle | Mal-, Binde- & Klebemittel | Kremer Pigmente GmbH & Co. KG

Dann eben mit 5L Leinöl + 2L Tungöl.
Irgendeine Vermutung ob die Trockungsstoffe im erhitzten Leinölfirnis ausreichen damit das Tungöl halbwegs schnell trocknet?
 

ManuelJulian

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Das kann ich dir nicht sagen, bin aber sehr gespannt auf dein Resultat! Öle mischen bei 120 bis 150°C. Vorsicht das es nicht zu warm wird.

Kostet ja nur ungefähr die Hälfte wenn du es selbst mischst.
Tokinois übrigens immer unverdünnt anwenden.
 

bugme1

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Das kann ich dir nicht sagen, bin aber sehr gespannt auf dein Resultat! Öle mischen bei 120 bis 150°C. Vorsicht das es nicht zu warm wird.

Kostet ja nur ungefähr die Hälfte wenn du es selbst mischst.
Tokinois übrigens immer unverdünnt anwenden.

Warum muss das Öl auf 120-150C erhitzt werden beim vermischen ?
 

ManuelJulian

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Das habe ich so bei einer Farbmanufaktur gelernt, ich nehme mal an das die Durchmischung dadurch erheblich verbessert wird. Wenn ich jetzt drüber nachdenke erscheint mir die Angabe bezogen auf den Fall dass man Wachs zumischen will. Hmm, ich werde mal nachfragen.
 

bugme1

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Das habe ich so bei einer Farbmanufaktur gelernt, ich nehme mal an das die Durchmischung dadurch erheblich verbessert wird. Wenn ich jetzt drüber nachdenke erscheint mir die Angabe bezogen auf den Fall dass man Wachs zumischen will. Hmm, ich werde mal nachfragen.

Hmm wegen dem Wachs würde ich es natürlich verstehen :emoji_slight_smile:

Wäre super wenn du da nochmal nachfragen könntest.. dann werde ich diese Woche noch bestellen, mischen und nach dem bearbeiten mehrere Gegenstände die Ergebnisse bereitstellen.
 

WinfriedM

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Ich denke, Öle vermischen sich auch bei Raumtemperatur problemlos. Sobald Wachs dazu kommt, braucht es Wärme.

Benzol, Blei - Ich kenne keine Öl-Produkte, die in den letzten 20 Jahren am Markt sind, die sowas noch enthalten. Die ganze Farbenindustrie verzichtet auf solche Stoffe, wo es geht. Es gibt da auch gesetzliche Verbote.

Vergilbung: Mir ist noch nie ein deutlicher Unterschied in Sachen Gelbfärbung zwischen Tungöl und Leinöl aufgefallen. Ich hab hier Proben mit Tungöl und Leinöl auf Buche, da sehe ich keine Unterschiede, weder am Anfang noch nach 5 Jahren.

Es gibt eine Eigenheit, die ich zumindest von Leinöl kenne: Es vergilbt stärker, wenn es längere Zeit im Dunkeln bleibt. Das ist aber auch im gewissen Maße reversibel.

Im Außenbereich würde ich keine Wachse verwenden. Und im Innenbereich sind Mischungen aus Carnauba und Bienenwachs sinnvoll. Carnauba selbst ist zu hart, Bienenwachs zu weich. Vom Glanzgrad gilt: Je mehr Carnauba, um so mehr Glanz.

Auch im Innenbereich verzichte ich gerne auf Wachse, weil die einige Nachteile bringen, zum Beispiel Wasserflecken.

Leinölfirnis und Tungöl kannst du ganz gut mischen. Weil Tungöl von sich aus schon relativ schnell trocknet, muss auch nicht unbedingt zusätzliches Sikkativ rein. Bei 7:3 Leinölfirnis:Tungöl sehe ich keine Problem.

Tungöl bekommst du relativ preiswert hier:
MAOLON: Tungöl Holzöl
 

bugme1

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Ich denke, Öle vermischen sich auch bei Raumtemperatur problemlos. Sobald Wachs dazu kommt, braucht es Wärme.

Benzol, Blei - Ich kenne keine Öl-Produkte, die in den letzten 20 Jahren am Markt sind, die sowas noch enthalten. Die ganze Farbenindustrie verzichtet auf solche Stoffe, wo es geht. Es gibt da auch gesetzliche Verbote.

Vergilbung: Mir ist noch nie ein deutlicher Unterschied in Sachen Gelbfärbung zwischen Tungöl und Leinöl aufgefallen. Ich hab hier Proben mit Tungöl und Leinöl auf Buche, da sehe ich keine Unterschiede, weder am Anfang noch nach 5 Jahren.

Es gibt eine Eigenheit, die ich zumindest von Leinöl kenne: Es vergilbt stärker, wenn es längere Zeit im Dunkeln bleibt. Das ist aber auch im gewissen Maße reversibel.

Im Außenbereich würde ich keine Wachse verwenden. Und im Innenbereich sind Mischungen aus Carnauba und Bienenwachs sinnvoll. Carnauba selbst ist zu hart, Bienenwachs zu weich. Vom Glanzgrad gilt: Je mehr Carnauba, um so mehr Glanz.

Auch im Innenbereich verzichte ich gerne auf Wachse, weil die einige Nachteile bringen, zum Beispiel Wasserflecken.

Leinölfirnis und Tungöl kannst du ganz gut mischen. Weil Tungöl von sich aus schon relativ schnell trocknet, muss auch nicht unbedingt zusätzliches Sikkativ rein. Bei 7:3 Leinölfirnis:Tungöl sehe ich keine Problem.

Tungöl bekommst du relativ preiswert hier:
MAOLON: Tungöl Holzöl

Danke für die weiteren Tips !
Ich dachte allerdings das Tungöl sehr lange zum Trocknen benötigt (ähnlich wie Leinöl) ? So steht es zumindest auch bei "Kremer-Pigmente".

Ich bin jetzt auch am überlegen ob ich das Wachs lieber nicht dem Öl bei mische sondern am Ende wie ein Lederwachs auf die gewünschten Gegenstände auftrage. Da gibt es ja fertiges "Holz-Carnuba-Wachs" zu kaufen. Wird wohl einfacher und gleichgut sein ?
 

Friederich

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Ich bin jetzt auch am überlegen ob ich das Wachs lieber nicht dem Öl bei mische sondern am Ende wie ein Lederwachs auf die gewünschten Gegenstände auftrage.
Beim Wachsen auf eine geölte Oberfläche aber darauf achten, daß man vorher wirklich lange genug diese Ölgrundierung trocknen lässt. Sonst könnte das Wachs lange klebrig bleiben.
 

bugme1

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Beim Wachsen auf eine geölte Oberfläche aber darauf achten, daß man vorher wirklich lange genug diese Ölgrundierung trocknen lässt. Sonst könnte das Wachs lange klebrig bleiben.

Oh auch gut zu wissen ! :emoji_slight_smile:

Habe vor allem vor meine Mahagoni Lautsprecher schön glänzend zu bekommen.
 

Standöl

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Hallo zusammen,

ich kann nur abraten durch Erhitzen zwei Öle mischen zu wollen: Das Mischen funktioniert auch bei Raumtemperatur. Was hier gemeint scheint, heißt Verkochung und dies ist ein kontrollierter Prozeß bei dem die Ölhersteller ein neues, besseres Bindemittel kreieren. Wem Öl bzw. Fett in der Pfanne schon mal zu heiß geworden ist, weiß um die Probleamtik von Gestank oder gar Feuer.
Die Zugabe von Trockenstoffen und damit die Herstellung von Firnis ergibt immer noch ein Produkt, welches nach DIN 53163 Schweiß- und Speichelecht und nach DIN EN 71 Teil III für Kinderspielzeug geeignet ist. Wer sich also viel Zeit des Experimentierens sparen möchte, sollte auf ein Fertigprodukt eine renomierten Naturfarbenherstelles zurückgreifen. Damit ist nicht gemeint, dass die Ölprodukte der Firma Kremer nicht funktionieren.

Gruß
Wolfgang
 

WinfriedM

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Tungöl trocknet nach meinen Erfahrungen innerhalb etwa einer Woche auch ohne Sikkative. Klar, dass es tief eingezogen im Holz wesentlich länger brauchen kann. Es ist aber von Natur aus schon relativ schnell trocknend.
 

ManuelJulian

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Hallo Standöl :emoji_slight_smile: Welch ausgezeichneter Username für diesen Diskurs.

Echtes gekochtes Lackleinöl wird bei ca. 280 Grad Celsius 24-36 Stunden lang verkocht (allerdings unter Ausschluss von Sauerstoff), da wird bei den von mir angegebenen 150 Grad nichts rauchen oder dir die Bude abfackeln.

Tungöl dahingegen wird ab 250 Grad sehr schnell polymerisieren, das will man doch lieber vermeiden.

Das Öle deutlich erhitzt werden um sie miteinander zu verschmelzen ist mir schon geläufig, nur war ich mir jetzt über die Temperaturangabe nicht mehr ganz sicher, da diese auch mit der Temperatur bei Wachszugabe korrespondiert.
 

ManuelJulian

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Also ich habe mal eine bestätigende Antwort bekommen von dem niederländischem Fachmann für traditionelle Holzöle (hout-olie.nl).

Het mengen van oliën bij verkeerde temperatuur is ongeveer hetzelfde als bloem en water door elkaar roeren en dan hopen dat het brood wordt. Om een serieus product te maken dienen de oliën niet alleen op de juiste temperaturen verwerkt te worden maar ook niet te lang en niet te kort op die temperaturen gehouden te worden. Voor het recept dat u in gedachten heeft zijn aanvullende stoffen nodig en dienen de oliën op verschillende temperaturen verwerkt te worden om tot een juist verbinding te komen. De te gebruiken temperatuur is afhankelijk van de rest van het recept, van de ingredienten en van hoe de producten worden ingeroerd maar bij onze productie gebruiken we inderdaad temperaturen tussen de 120 en 150 graden.

In deutsch:

Öle bei falscher Temperatur Mischen ist etwa das selbe wie Mehl und Wasser mischen, umrühren und dann hoffen, das es Brot wird. Um ein funktionierendes Produkt zu machen sollten nicht nur Öle bei den richtigen Temperaturen verarbeitet werden, aber auch nicht zu lang und nicht zu kurz bei dieser Temperatur gehalten werden. Für das Rezept benötigen Sie zusätzliche Stoffe und sollen bei verschiedenen Temperaturen verarbeitet werden, um eine ordnungsgemäße Verbindung zu erreichen.
Die Temperatur ist abhängig von dem Rest des Rezepts, den verwendeten Zutaten und wie die Produkte gemischt werden, aber in unserer Produktion verwenden wir tatsächlich Temperaturen zwischen 120 und 150 Grad.
 

bugme1

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Das Mischen von Leinölfirnis + Tungöl kann (muss aber nicht) also etwas komplizierter werden.

Das Le Tonkinois wäre eigtl. genau das selbe Gemisch inkl. Waschbenzin (wahrscheinl als Trocknungsstoff). Mich wundert dabei nur die Anleitung:

1x Aufstreichen, 24h Warten, dann Anschleifen und erneut aufstreichen.

Das anschleifen ist zwischen den anstrichen normalerweise nicht notwendig bei Leinölfirnis ?
 
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