Leimfragen zu "Franklin Liqid hide glue"

Arminv1

ww-pappel
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Hallo,

ich hätte zwei Fragen zum Leim:

1. In einem Beitrag wurde der Leim "Franklin Liqid hide glue" angesprochen.
Hat jemand Erfahrung damit in Bezug auf die Verwendung für den normalen Möbelbau (Kästchen, Garderoben, Ablagen, Schränke).
Dies müsste der Hautleim sein und es wäre auch interessant zu wissen, ob dieser Leim genauso wie Knochenleim vorher anzuwärmen ist.

2. Ein Bekannter hätte gerne ein Küchenschneidebrett, das folgende Voraussetzungen erfüllen sollte:
a) es kommt mit Wasser beim säubern in Kontakt und
b) sollte es in Bezug auf Lebensmittel, mit möglichst ungiftigen Leim verarbeitet werden.

Herzlichen Dank für Erfahrungen und Empfehlungen.
Armin
 

Snekker

ww-robinie
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Franklin Liqid hide glue ist ein laut Hersteller kalt zu verarbeitender Hautleim. Diese Leim e haben eine relativ lange Offene Zeit. Über 6 stunden nach meinen Erfahrungen. Diesen habe ich allerdings nicht getestet. Ich habe einen von einem anderen Hersteller ausprobiert und festgestellt dass es nichts für mich ist. Wenn ich einen Leim mit langer offener Zeit benötige dann nehme ich Weißleim. Ich verwend oft Hautleim. Für ein Schneidebrett würde ich so etwas nicht nehmen. Hautleim ist nicht wirklich wasserfest. Und wenn er mit Alkohol in Berührung kommt wird er extrem spröde und lässt sich problemlos wieder lösen. Hautleim ist nur etwas für den Möbelbau, die kommen nicht mit Wasser in Berührung. Schon gar nicht mit warmem Wasser. Hautleim kannst du immer wieder durch warmes Wasser gebrauchsfähig machen. Ich würde für sein Schneidebrett den Propellerleim der Firma Bindan nehmen. Denn Hautleim ist auch ein ausgezeichneter Schimmelsporenträger wenn er feucht wird.

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Komihaxu

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Der Leim muss nicht angewärmt werden. Er wird aus der Flasche wie normaler Weißleim verwendet. Ich habe heute bei gerade mal 15° damit gearbeitet - funktioniert.

Es ist sehr angenehm, dass man sich beim Zusammenfügen lange Zeit lassen kann (offene Zeit). Ich habe neulich eine komplizierte Verleimung gemacht, die bestimmt 20 Minuten von der ersten Leimangabe bis zum letzten Teil gebraucht hat. Völlig problemlos. Er ist zudem etwas zäher als z.B. Ponal Weißleim, haftet besser und läuft einem nicht so leicht davon.

Für Bauteile, die mit Wasser in Kontakt kommen, ist er aber grundfalsch.
 

welaloba

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Der Leim muss nicht angewärmt werden. Er wird aus der Flasche wie normaler Weißleim verwendet. Ich habe heute bei gerade mal 15° damit gearbeitet - funktioniert.
Es ist sehr angenehm, dass man sich beim Zusammenfügen lange Zeit lassen kann (offene Zeit). Ich habe neulich eine komplizierte Verleimung gemacht, die bestimmt 20 Minuten von der ersten Leimangabe bis zum letzten Teil gebraucht hat. Völlig problemlos. Er ist zudem etwas zäher als z.B. Ponal Weißleim, haftet besser und läuft einem nicht so leicht davon.

Für Bauteile, die mit Wasser in Kontakt kommen, ist er aber grundfalsch.

Dasselbe hätte ich über kanadischen Fischleim erzählen können. Genau so unangebracht und vergebene Liebesmüh.
Ende und gruß WL
 

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ww-ulme
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Ich habe zu dem Liquid Hide Glue gemischte Gefühle.
Einerseits ist es ein starker Leim, der gut hält. Die lange Offenzeit lässt vieles an Korrekturen und gemütliches arbeiten zu. Er lässt sich gut feucht wegwischen und trocknet glashart aus. Perfekt ist er für alles was eventuell später repariert werden muss , da er sich sauber an der Fügelinie spalten lässt, sich durch Feuchte und Wärme lösen und dann wieder regenerieren lässt.Das alles finde ich sehr positiv. Diese Vorteile gelten auch alle (bis auf die lange Offenzeit) bei frischem warmen Hauteim und machen diesen zu meinem liebsten Leim.
Hier die negativen Seiten (aus meiner Sicht):wie bei Hautleim immer sollten die Fügeflächen sehr ordentlich sein, da er nicht füllend ist.ist er etwas zu dick aufgetragen schwimmt die Verleimfläche sehr lang und ein präzises Klemmen wird schwierig. Warmer Hautleim ist da anders und aus meiner Sicht perfekt. Gute Vorarbeit vorausgesetzt kann man extrem präzise Leimen, da man richtig spürt wenn er anfängt zu sitzen bis er sitzt und dann rührt sich da ohne Kraft auch nicht mehr viel.
Das nur zu Hautleim im allgemeinen... Wie bereits vorher erwähnt, sollte es für die Anwendung bei einem Schneidebrett wohl kaum ungeeignetere leime geben.
 

Komihaxu

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Wo wir gerade beim Thema warmer Hautleim sind. Ich leime gerade Streif- und Gleitleisten für Schubladen ein. Habe über 50 kleine Leimstellen zu machen. Da ich nur 4 Federklemmen habe, mache ich jeweils 4 Punkte am Morgen und am Abend. Wäre es mit warmem Haut/Knochenleim möglich, die Zwingen nach (sagen wir mal) 5 Minuten abzunehmen und weiterzuarbeiten, weil er bereits ausreichend angezogen hat? Diese Streifleisten müssen ja keinen großen Belastungen standhalten, es genügt erst mal, wenn sich die 5 mm dicken Hartholzleisten selbst halten.
 

Mathis

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Im Dorf in 'ner Stadt
Eindeutig ja!
Wenn die zu leimenden Teile wirklich schön warm sind, kann man den Leim so schnell anziehen sehen wie kaum einen anderen. Wichtig ist nur, dass der Leim eher dünn aufgetragen wird und die zu leimenden Hölzer sofort so stark angedrückt werden, dass möglichst viel Leim aus der Leimfuge gedrückt wird.

Diese dünne Leimfläche zieht dann sehr schnell an und ist nach ca. 10 Minuten soweit abgebunden, dass du nicht mehr zwingen musst, wenn keine Spannung auf der Leimung besteht.

Bei Bildhauerarbeiten habe ich oft in unserer Werkstatt ein fehlendes Stückchen Linde mit Hautleim so wie beschrieben an das zu reparierende Stück "angerieben", so dass ich schon nach ca. 20 Minuten an diesem Stück weiterschnitzen konnte. Man kann es kaum glauben, wenn man das nicht erlebt hat.

Voraussetzung ist täglich frisch angesetzter Leim, gute Wärme, absolut passgenaue saubere Leimflächen und schnelles Handeln.
 

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ww-ulme
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Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe.
Willst du die Stücke nach 5 Minuten weiterbearbeiten oder das nächste Teil nach 5 Minuten mit den Federklemmen bearbeiten?
Belasten würde ich die Leimstellen für mindestens 12 eher 24 Stunden nicht. Die positive Nachricht ist, dass aus meiner Sicht bei Hautleim nicht mal unbedingt geklemmt werden muss.
Dazu fällt mir der Englische Begriff "Rubbed Joints" ein. Bei Anwendungen, die erwartungsgemäß nicht den höchsten mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt sein werden kann man aufgrund der kurzen Offenzeit einfach die zu verleimenden Stellen aneinander reiben, bis der Leim greift, dann für einige Sekunden anpressen und die Verbindung sollte halten. Ich habe auf diese Art auch schon Leimholz hergestellt, indem ich die zu verleimenden Bretter dann nur durch ihr Eigengewicht geleimt habe; quasi auf die Leimfuge gestellt. Bisher halten diese Bretter perfekt und ich habe keinen Grund zur Annahme, dass es schlechter hält als ein mit Zwingen und einem anderen Leim erstelltes Brett.
Hautleim hat eine hohe Bindekraft und zieht die zu verleimenden Stücke bis zu einem gewissen Grad aneinander.
Voraussetzung ist immer, dass sauber gefügt wurde. Ausserdem ist es immer ratsam eine Wärmelampe in der Nähe stehen zu haben und die zu verleimenden Stellen vor Leimauftrag etwas zu erwärmen. Klingt jetzt nach etwas viel Aufwand, ist es aber eigentlich nicht wirklich und wie gesagt klemmen musst du aus meiner Sicht dann nicht unbedingt und könntest dafür alles in einem Abwasch machen. Sollte doch etwas nicht zu deiner Zufriedenheit verlaufen, kommt die größte Stärke vom Hautleim zum Tragen. Warmer Dampf löst das ganze wieder, und verbleibende Leimreste sind leicht wegzuwischen bzw, kleben wieder bei Neuauftrag von Hautleim.

:: Da war wohl jemand schneller..:emoji_slight_smile:

hier dazu noch ein Video:
https://www.youtube.com/watch?v=AAmI4ncKQwU

Sind drei Videos die sagen eigtl vieles dazu


Und hier noch eins
https://www.youtube.com/watch?v=KGWyvMgRAXQ
 

Snekker

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Mit Hautleim ist das möglich, bei Fischleim bin ich nicht sicher, damit habe ich keine Erfahrung. Täglich frisch ansetzen halte ich für übertrieben, ich würde allerdings raten ihn in kleinen Mengen anzusetzen und nicht über 60°C zu erwärmen. Ich benutze dafür einen Modifizierten Babyflaschenwärmer. Den hat mir ein Bekannter modifiziert. Die Ideale Temperatur für Hautleim liegt bei ca. 55°C.Um ein zu schnelles anziehen zu verhindern ist es nicht schlecht die Holzflächen vorher etwas zu erwärmen. Ein Heißluftgerät ist da oft Hilfreich. Für die Verarbeitung ist wichtig keinen Pinsel mit Metallzwinge nehmen Eisen verträgt sich mit Knochenleim nicht.

Um Leimverbindungen zu lösen nehme ich bei Schlitz und Zapfenverbindungen meistens Alkohol. Aceton soll auch funktionieren. Habe ich noch nicht probiert.
Durch den Alkohol versprödet der Hautleim. Und splittert. Normalerweise bricht eine Verleimung neben der Leimfuge. Ist der Knochenleim durch Alkohol versprödet bricht sie in der Leimfuge.

Sind Furnierte Flächen zu lösen ist die beste Methode Ein paar lagen nasses Papier darauf zu legen und abzuwarten bis sich die Feuchtigkeit durch das Furnier zum Leim vorgearbeitet hat. Dann vorsichtig mit einem Spachtel oder einem Scharfen Gegenstand in die Fuge eventuell mit einen Heißluftgerät nachhelfen.
 
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