@MukerBude: Ich mag dir da gar nicht zu sehr ins Geschäft reden. Aber ich habe einen guten Freund der seit fünfzig Jahren in den Pyrenäen Flamenco Gitarren fertigt. Nix von der Stange, jede ein Unikat. Und wenn ich dem vorschlage, er solle doch bitte mal Epoxy verwenden, dann laufen mir glaub ich alle Katalanen hinterher bis sich mich gefasst haben. Das hat nichts mit konservativ oder veraltet oder spiessig zu tun - hier geht es um lange Erfahrungen.
Vom Klang möchte ich nicht sprechen, da bin ich zu wenig kompetent. Obgleich es viele gibt, die behaupten, sie hören es, wie exakt ein Instrument gefertigt wurde und mit welchen Materialien.
Ich möchte nocheinmal den langfristigen Aspekt ansprechen, vielleicht aus Sicht des Kunstkenners und Restauratoren.
Weissleime (gibt es seit etwa den 50ern, Stichwort Ponal) verlieren nach 30, 40, 50 Jahren an Kraft. In Restauratorenkreisen ist das seit ein paar Jahren ein Thema. Denn eine defekte Weissleimverbindung kann nicht einfach neu verleimt werden. Sie muss bis auf den Grund entfernt oder ausgestemmt werden und damit passt nichts mehr. Die Toleranzen sind zu groß.
Bei den Naturleimen: Hautleim, Knochenleim, Hasenleim, Fischleim, Kasein, Birkenpech... weiss man: sie halten länger und sie sind immer reversibel. Ich kann sie rückstandlos entfernen und wieder neu aufbringen. Diese Leimverbindungen können über Jahrhunderte immer wieder aufgefrischt werden.
Ich weiss, die heutigen Generationen denken nicht mehr so lange. Trotzdem werden wir alle mal alt und heutzutage älter als früher, und dann ärgern wir uns bestimmt mal ganz mächtig, dass wir in jungen Jahren nicht mal ein bisserl weiter gedacht haben.
Epoxy ist auch bei Restauratoren seit ein paar Jahren der heisse Schei.. Wird selbst bei ganz alten Stücken verwandt. Ich hab einer Restauratorin zugeguckt, als sie einen romanischen Kirchenstuhl mit Epoxy repariert hat. Oh weh.
Gleichwohl gibt es ein paar Probleme. Epoxid muss man sehr sehr exakt dosieren. Sonst gibt es Tränen. Bisserl zu viel Härter, bisserl zu wenig un schon passt nix mehr. Hier muss man experimentieren.
Und: Wir alle haben bei Epoxid keine Langzeiterfahrungen. Bei Weissleim: D1, D2, D3, D4 wissen wir, das der nach einem halben Jahrhundert zerbröselt. Weissleim ist Plastik, Erdölraffinat. Kunststoff. Bei der IKEA Generation kein Problem, weil die nach zehn Jahren eh alles wegschmeissen. Bei wertigen Möbeln ist das ziemlich ärgerlich.
Bei Epoxid haben wir keine Langzeiterfahrung. Ein Kunstharz, bei dem wir nicht wissen, wie es nach hundert und mehr Jahren reagiert. Aktuell wird Epoxid bei der Entsorgung als Sondermüll behandelt.
Gerade bei Musikinstrumenten ist das Experimentieren in der Fertigungsphase angeraten. Da gibt es viel zu lernen, viele Fehler, vieles uraltes Wissen. Wahrscheinlich hätte ich mir die Zeilen sparen können. Aber ich musste das einmal loswerden. Ich werde den Moment nicht vergessen, als dieser Freund mir eine Renaissance Guitarre in die Hand gab. Das ist echt ein ganz besonderes Gefühl.
Viel Glück.