Lautsprecher - Cnc - Echtholz - Leder - Picolino 3

al_bundy

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Hallo, vor ein paar Monaten habe ich mir mal nen Lautsprecher gebaut.
Der Lautsprecher ist ein Bausatz von Lautsprechershop.com und hört auf den Name Picolino 3. Ich hatte seit langem mal das Bedürfnis einen Breitbänder zu hören da es keine Frequenzlöcher durch die Trennung die es bei Zweiwegern geben kann gibt. Ferner hat man bei Breitbändern eine 1Punktschallquelle wo es keine "störenden" Interferenzen vom Tief zu Hochtöner gibt.

Das Gehäuse wurde aus 10mm MDF und aus 18mm Akazie Leimholz gefertigt. Der Sichtbereich wurde mit italienischen Nappaleder bespannt. Gefräßt wurden diese Lautsprechergehäuse auf meine Selbstgebaute CNC Fräsmaschine. Die Frässpindel kommt aus China ( wer weitere Infos dazu benötigt kann mir eine pm schreiben. Ich habe über 20 verschiedene Frässpindeln getestet und weiß welche gut sind).


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Klangbeschreibung und Vergleich:
Nach 5h Probehören im Vergleich zu den 6x teureren Lia AMT.

Zunächst mal zu den Lia AMT’s. Sie spielen von oben bis unten solide durch ohne irgendwelche erkennbaren Schwächen außer im Ultratiefbass was aber völlig normal ist für diese Art von Lautsprecher. Das die Lia unten rum dennoch viel Luft hat beweist der Lautsprecher wenn man mal etwas mehr aufdreht. Ich finde sie ist etwas wärmer abgestimmt. Sie hören sich langweilig und schüchtern speziell im Hochtonbereich an. Dafür allerdings auch sehr Detailreich und Präzise. Und das immer! Den Sound würde ich als leicht trocken betiteln. Klingt nicht berauschend, ist aber das beste was ich je gehört habe und eher in die Kategorie Langzeitbegleiter einzuordnen. Sie wäre vom Beruf wohl Neurochirurg oder Uhrmacher geworden 

Um es kurz zu machen ist die Picolino 3 das genaue Gegenteil. Aufekratzt wie ein kleiner Köter dem man ein vollgesabbertes Stökchen vor die Nase wedelt. Er bettelt gerade zu das man das Stöckchen wirft. Die Snares und Hats knallen ein förmlich um die Ohren das an meine Exfrau erinnert wenn ich mal böse war. Die kleinen Dinger haben unten rum auch ein nicht unansehnliches Temperament was bei einigen Musikstücken keinen Sub vermissen lässt. Speziell die Stimmen, haben wie alle anderen Aspekte auch eine ganz Spezielle Charakteristik. Vielleicht ist genau das das Breitbandflair auf den viele abfahren. Die Stimmen sind gegenüber der Lia AMT alle noch eine Sitzreihe nach vorne geschoben wurden.
Im Hochtonbereich ist der Hochton etwas zu präsent. Bei der Punktausrichtung geht es oben rum unter. Es empfiehlt sich einen leichten Winkel zu verwenden. Die 20° die empfohlen wurden, sind mir etwas zu viel. Der Hochton klingt nicht blechern ( im Gegensatz zur Vota oder CT 227MKII oder auch der Vota 18 wobei diese in dieser Hinsicht eher dezent ist.

Der Lautsprecher klingt extrem trocken. Mag ich eigentlich, aber für mich ist es etwas to much. Pegeltechnisch lassen sich mit der kleinen Box auch alle Alltagssituationen meistern. Prügeln tun zwar nur die Hats und Snares, aber angesichts des 3,5“ Treibers und des kleinen Volumens geht das voll ok. Hätte niemals gedacht das die so laut kann bei diesen Bass und dieser Präzision.

Für mich klingt der Lautsprecher sehr sehr lebendig, egal welche Musikrichtung. Bei 5h hören kann man sich vorstellen das einiges gehört wurde. Drum’n Bass, Jungle, Hip Hop, Rock, House, Trance, Blues, Jazz, Klassik. Jede Art von Musikrichtung meistern sie gut. Wobei ich erwähnen muss das Klassik am schlechtesten klingt. Aber nicht Scheiße! Noch immer besser als viele ihrer Vorgänger wozu auch die 3x teure Bijou 170 gehören die eigentlich niemals bei irgendwas etwas taugte. Die is nu auch verkauft. Der Nachfolger ist die Mimir die später noch gebaut werden muss.

Gebaut werden muss auch noch ein Sub zu den Picos. Vermutlich ein Br mit einen 6“ Treiber bis 15L. Wenn man bescheiden ist braucht man sicher kein Sub. Wenn man aber heult beim Musik hören wie ich, dann muss man es neurotisch angehen und den Picos einen Sub spenden. Der Sub könnte wohl noch dieses Jahr kommen. Bei den Mimirs mache ich mir keine Hoffnung.

Die Lia ist in ihren Charackter schon sehr auffällig was viele Lautsprecher die ich habe/hatte nicht waren. Chirurgisch präzise und außerordentlich Detailreich. Aber am meisten hat mich die Picolino mit ihrer Lebendigkeit und Bass sowie insbesondere die Stimmwidergabe ( Tina Turner – Golden Eye) überrascht. Wenn ich nicht wüsste, was hinsichtlich Details und Präzision nach oben noch möglich wäre, wäre ich wohl bei den Picos hängen geblieben. Wers lauter mag ist ein Discofreund oder hat größere Räume zu beschallen. Ansonsten reichen die aber wie oben schon erwähnt völlig aus. Sub ist Pflicht bei Tiefbassfetischisten.

Ein kurzes Wort zu den deutlich günstigeren CT 227 MKII. Die sind für die Größe nicht schlecht. Die Picos sind aber locker 2 Klassen besser. Überall. Der Hochton der CT227 MKII ist leicht blechern. Der Bass geht bei weitem nicht so tief, der Pegel ist im Gegensatz zur Pico auch schwach. Die Box hat keinen Charackter. Die Pico schon. Und was für einen!

Ein schlechtes Wort muss aber trotzdem verlieren. Der Lautsprecher ist für Desktop ein Stück weit zu tief. Ansonsten passt alles. Auch der hohe Preis.
 

al_bundy

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Und der passende Sub.
Vor ein paar Wochen habe ich für die Picos noch einen kleinen Subwoofer aus einen Omnes Audio SW6.01 gebaut.
Mit 30€ ist der Treiber recht günstig und ich bin erstaunt was da so raus kommt.
Die Planung des Gehäuses war nicht so einfach wegen des sehr langem Bassreflexports von 438mm damit auch ein bisschen Bass rauskommt.
Schlussendlich hat die Simi ergeben das ein Gehäuse von 14LNetto @ 34hz optimal ist. Das ergibt 31hz bei -3dB.
Wichtig war das das Gehäuse das Grundmaß von 195x590mm nicht überschreitet da das Akazienleimholz ein Maß von 200x600mm hat.
Wie man sehen kann ist auch kaum weniger Volumen bei diesen Tiefgang machbar da schlichtweg der Platz fehlt.
Das Design ist identisch zu den Picos. Akazie Leimholzplatten mit schwarzem italienischen Nappaleder.

Die Performance des Subwoofers ist für gerade mal 70€ Hardwarekosten beeindruckend. Der Sub bringt selbst bei Tiefbass von 30hz noch genügend Pegel
was bei so kleinen Gehäuse wirklich sehr selten ist. Ganz speziell in dieser Preisklasse. Auch der Pegel ist absolut ausreichend für kleine Houseparties.
Ich habe ja schon so einige Subs gehört. Sowohl Kaufsubs als auch Selbstbausubs und muss sagen das dieser Sub ein absolutes Preisleistungs Highlight ist.
Habe schon 200€ subs gehört die nicht so gut waren. Ok, die haben etwas mehr geprügelt, gingen aber nicht so tief und waren auch eher nicht so präzise.
Wer keine großen Parties feiern will und kein Kino in Originallautstärke haben möchte der kommt mit den kleinen 6.5" auf jeden Fall hin.
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Lorenzo

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Schön, ein audiophiler im Forum :emoji_slight_smile: Ich bin zwar schon lange ausgestattet, und hab mich auch ganz und gar auf Kopfhörer und dazu passende Verstärker konzentriert und schon lange nix mehr gekauft, gebastelt oder mich weiter bei HeadFi rumgetrieben, aber ich freu mich mal wieder Kontakt damit zu haben :emoji_slight_smile: Ich nutz mein Sachen daheim und unterwegs natürlich regelmäßig!

Einziger Kritikpunkt, aber das is mein persönlicher Geschmack: Ich hätte anderes Massivholz verwendet als die keilgezinkte Akazie. Die Lautsprecher würden ne ganz andere Klasse ausstrahlen mit Ahorn, Birne oder Nussseiten. Vielleicht sogar geriegelt...
Aber danke fürs zeigen, cooles Projekt! Und witziger Schreibstil :emoji_grin:
 
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