Komplettumstieg auf Linux - Ein Erfahrungsbericht

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
Hallo,
nachdem ich eigentlich immer irgendwie Linux benutzt habe, möchte ich nun komplett auf Linux umsteigen. Ich nutze mehrere Rechner, von denen bereits zwei unter Linux laufen:
- Laptop zu Hause (Internet, E-Mail, Videos und DVDs schauen, gelegentlich CAD, PHP/MySQL)
- Backup-Rechner im Büro (zieht größere Datensicherungen aus dem Netz wie z.B. Webserver und Datenbanksicherungen)
- Alter Laptop (Internet, E-Mail, etc.)

Jetzt soll aber auch die Workstation, an der ich jeden Tag arbeite, unter Linux ans Laufen kommen. Diesen Text hier schreibe ich bereits darauf. Parallel soll aber Windows drauf bleiben, man weiß ja nie.

Ich möchte hier einfach gelegentlich schreiben, wie es mit dem Umstieg weitergeht.

Was habe ich heute gemacht:
Erst mal alle Daten gesichert. Danach wurde Linux (Ubuntu) parallel zu Windows installiert. Das Ganze auf einer eigenen SDD, die ich zuvor eingebaut habe. Die Installation war eigentlich problemlos. Ich habe erst einmal eine Minimalinstallation gemacht. Anschließend wurde die Software, die ich wirklich auf dem Rechner brauche, installiert:
- Thunderbird - EMail
- Firefox - Browser
- LibeOffice Calc -Tabellenkalkulation
- Master PDF - Vollständiger Ersatz für Acrobat DC (nur billiger)
- BricsCAD - AutoCAD Clon
- GIMP - Bildbearbeitung
- Shotcut - Videoschnitt

Die Einrichtung der Programme war keine große Sache. Kalender und Adressbuch liegen auf unserem Server, die mussten genau wie die IMAP-Konten nur in Thunderbird angelegt werden. Hier muss ich nur wieder die Filterregeln für den Spam eingeben. Nach der Anmeldung in Firefox sind auch alle Lesezeichen und Einstellungen im Browser vorhanden.
Bei BricsCAD muss man ähnlich wie in AutoCAD ein Support-Verzeichnis einspielen, dann sind wieder alle Einstellungen da. CAD läuft also auch.
Der Treiber für die Grafikkarte war etwas kniffliger (NVIDIA RTX A4000), ist aber jetzt auch drin.
Das Videoschnittprogramm Shotcut ist in der von Ubuntu angebotenen Version etwas veraltet, da habe ich mir die aktuelle Version heruntergeladen. Läuft jetzt auch.
Der Drucker und der Scanner waren schnell eingerichtet.

Alles in allem hat die Grundeinrichtung sehr gut funktioniert. Unter Linux ist alles etwas schneller geworden. Die Programme starten schneller, das Schnittprogramm läuft flüssiger als unter Windows (11), das ganze System nervt weniger. Ich kann jetzt also anfangen Linux auch hier für meine Arbeit, also Zeichnen Videoschnitt, Kommunikation zu nutzen.

Worum ich mich noch kümmern muss, ist DATEV- Unternehmen Online. Da muss ich auf ein anderes Anmeldeverfahren wechseln, da der Dongle unter Linux nicht unterstützt wird.

Mit Sicherheit wird noch das eine oder andere kleine Hindernis auftauchen, aber fürs Erste sieht es gut aus. Dummerweise hat das Entschlüsseln der Windows-Festplatte nicht funktioniert. Ich kann also nur von Windows aus darauf zugreifen, obwohl Windows sagt, sie sei entschlüsselt. Die Schaltflächen zum Verschlüsseln werden seltsamerweise auch nicht mehr angezeigt. Aber auch das sollte sich irgendwie lösen lassen.

Im Vorfeld habe ich allerdings schon alle alternativen Programme zu den bisher benutzten Adobe-Produkten unter Windows getestet und mich nach und nach an die Bedienung gewöhnt. So fällt er Umstieg nicht schwer.

Zum Abschluss noch ein paar Worte dazu, warum ich auf Linux gewechselt bin und was ich mir davon verspreche:
Zum einen möchte ich mich nicht mehr weiter der Lizenz- und Update-Politik von Microsoft, Adobe und anderen Softwareriesen unterwerfen müssen. Wo es geht, nutze ich Open-Source-Software. CAD und PDF Bearbeitung sind jedoch Ausnahmen. Vieles an Windows und vor allem an Windows 11 hat mich in den letzten Monaten einfach nur noch genervt. Die Software ist überladen und wird gefühlt immer langsamer. Dass man am Ende noch Geld sparen kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

Jetzt werde ich einfach mal anfangen meine tägliche PC-Arbeit unter Linux zu erledigen und wenn ihr Interesse daran habt auch gerne weiter über positives und negatives berichten.

Gruß
Heiko
 

Wikipediot

ww-robinie
Registriert
7. September 2021
Beiträge
1.125
Ort
474**
Hallo Heiko,

wir sind beim letzten Thema ein bisschen aneinander geraten. Ich sehe das aber im Guten, und denke, dass wir dieselben Hintergedanken, aber unterschiedliche Wege haben.

Deinen Umstieg zu Linux begrüße ich und heiße dich im Team Linux willkommen!

Ich bin vor einiger Zeit auf XUbuntu umgestiegen. Am Anfang nutzte ich auch Ubuntu, allerdings haben die dann die Oberfläche gewechselt auf Unity, und auch Amazon-Werbung/-Tracking ins System eingebaut. Daher mein Umstieg.
Ist letzteres immernoch vorhanden?

Liebe Grüße
Matthias
 

Wikipediot

ww-robinie
Registriert
7. September 2021
Beiträge
1.125
Ort
474**
Ja, das war das Ubuntu. Da war mal GNOME bei, dann Unity.
Ubuntu ist ja sowohl die Familie als auch die "Haupt"Distribution.

Das mit dem Dongle würde mich interessieren. Welcher ist das? Und fehlt da ein Treiber, oder benutzt du eine Linux-Version der Software und die bietet (auch) nicht die Funktion an?
 

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
Hallo,
der Dongle ist ein USB-Stick mit einer Art SIM-Karte drin. Er dient zur Authentifizierung bei Datev. Dafür braucht man einen Treiber und ein Sicherheitszertifikat. Die Treibersoftware gibt es nur für Windows. Alternativ kann man sich auch per App und Handy bei der Software anmelden. Das muss aber erst einmal vom Steuerberater beantragt werden. Mache ich irgendwann in den kommenden Tagen mal.
Gruß
Heiko
 

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
Hallo,
So, der erste produktive Tag mit Linux ist zu Ende. Das erste Video ist komplett unter Linux entstanden. Mit den Farbanpassungen des neuen Schnittprogramms kämpfe ich zwar noch, aber das wird schon.
Die alltäglichen Dinge wie E-Mail oder andere Büroarbeiten laufen irgendwie flüssiger. Es sind zwar nur Kleinigkeiten, aber genau die machen viel aus. Es gab zwar zwischendurch auch immer noch ein paar Dinge einzustellen wie Schrift- und Symbolgröße, aber im Großen und Ganzen lief der Rechner erst einmal super.
Und ich habe endlich das Gefühl, an einem schnellen Rechner zu arbeiten. Ich nutze hier eine HP Workstation (Z4 G4) und hatte unter Windows 11 nie diese Geschwindigkeit festgestellt. Kommende Woche kümmere ich mich noch um eine zusätzliche SSD mit 2 oder 3 TB. Da muss ich aber noch schauen, wie ich die am besten einbaue. Ich muss da noch einen Adapterrahmen besorgen und noch einen Stecker für den Stromanschluss der Platte.
Gruß
Heiko
 

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
Hallo,
Werden das schnelle NVME-Drives?
du fragst mich da Sachen:emoji_slight_smile:
Ich packe das Ding einfach kurz ins Auto, fahre zu meinem ehemaligen Werkstattnachbarn, der eine IT-Firma hat (Server, Software etc für KMUs) und sage dem was ich brauche. Einbauen mache ich dann selbst. Aber um mich um diese ganzen Hardware- Details zu kümmern fehlt mir ehrlich gesagt die Motivation.
Die Platte wird auch nur gebraucht um Daten zwischenzulagern. Mehrere Schnittprojekte beispielsweise. Die Festplattengeschwindigkeit spielt bei meinen Videoprojekten keine große Rolle.
Gruß
Heiko
 

dermwo

ww-ahorn
Registriert
13. Juli 2022
Beiträge
128
Ort
Koblenz
Dann wünsche ich mal viel Erfolg. Werde hier immer mal reinschauen und mitlesen.

Selber habe ich die Verwendung von Linux auf meinem "normalen" PC aufgegeben, nutze es "nur" noch auf meinem Server und auf dem Raspberry. Aus irgendeinem Grund hatte ich scheinbar immer exotische Hardware, bei der dir Treiberunterstützung katastrophal war und hab's dann auf dem Desktop irgendwann aufgegeben. Scheint bei dir aber zu passen - Glück gehabt. :emoji_grin:
 

gand-alf

ww-esche
Registriert
27. Februar 2013
Beiträge
416
Ort
Münster
Mit Sicherheit wird noch das eine oder andere kleine Hindernis auftauchen, aber fürs Erste sieht es gut aus. Dummerweise hat das Entschlüsseln der Windows-Festplatte nicht funktioniert. Ich kann also nur von Windows aus darauf zugreifen, obwohl Windows sagt, sie sei entschlüsselt. Die Schaltflächen zum Verschlüsseln werden seltsamerweise auch nicht mehr angezeigt. Aber auch das sollte sich irgendwie lösen lassen.
Heiko,
dazu gab es in einer der letzten c't einen interessanten Artikel. Wie greife ich von Linux auf eine verschlüsselte Windows Partition zu. Habe ich nicht genauer studiert, ist nur im Gedächtnis hängen geblieben.
Gruß
Reinhard

PS: In manchen Fällen ist wine auch interessant. Ein altes Sketchup läuft inzwischen bei mir ganz gut unter wine. Aber Du bist ja jetzt bei AutoCAD(Clone).
 

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
dazu gab es in einer der letzten c't einen interessanten Artikel. Wie greife ich von Linux auf eine verschlüsselte Windows Partition zu. Habe ich nicht genauer studiert, ist nur im Gedächtnis hängen geblieben.
Die Ausgabe liegt noch hier, wird am Wochenende genauer gelesen. Da ging es aber explizit um verschlüsselte Laufwerke. Eine unverschlüsselte mit NTFS formatierte Platte sollte auch so von beiden Systemen gelesen und geschrieben werden können. Ich gleube Windows kann kein EXT2 lesen und schreiben
PS: In manchen Fällen ist wine auch interessant. Ein altes Sketchup läuft inzwischen bei mir ganz gut unter wine. Aber Du bist ja jetzt bei AutoCAD(Clone).
Ich bin jetzt seit über einem Jahr mit BricsCAD sehr zufrieden. Vor allem das Erstellen von abgeleiteten 2D-Ansichten geht damit viel besser als mit SketchUp. Außerdem ist es eine Kaufsoftware, während man SketchUp ja nur noch mieten kann.
SketchUp unter Wine hatte ich vor einigen Jahren mal getestet. Teilweise war die Darstellung zu fehlerhaft, um damit zu arbeiten. Aber scheinbar ist das ja besser geworden.
Gruß
Heiko
 

willyy

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2020
Beiträge
2.235
Ort
Pfaffenhofen (Ilm)
find ich auch super, dass Du uns hier teilhaben läßt.
Ich hatte meinen Umstieg auch wieder abgebrochen, damals wg. elends langsamer Fotobearbeitung unter Linux.

Ich gleube Windows kann kein EXT2 lesen und schreiben
nein, kann es nicht.
Außerdem ist es eine Kaufsoftware, während man SketchUp ja nur noch mieten kann.
Da muß man mittlerweile auch aufpassen. Hab mir vor ein paar Jahren ein E-CAD gekauft, was man ohne Mietzahlungen zwar lebenslang nutzen kann, aber man bekommt Updates nur 1 Jahr lang. Danach kosten die Updates gestaffelt, nach 3 Jahren kann auch gleich wieder eine neue Lizenz kaufen.

Welche Lizenz von BricsCAD hast Du ?
Wie ist das bei denen mit Updates?

hatte ich scheinbar immer exotische Hardware, bei der dir Treiberunterstützung katastrophal war und hab's dann auf dem Desktop irgendwann aufgegeben
hängt extrem von der Distri ab. Debian ist fast immer zum frickeln, U/Kubuntu geht fast immer out of the box.
Dafür läuft ein Debian jahrelang mit Updates, ein Ubuntu kann man nach 1-2 Jahren neu installieren.
 

herumtreiber

ww-buche
Registriert
8. April 2018
Beiträge
263
find ich auch super, dass Du uns hier teilhaben läßt.
Ich hatte meinen Umstieg auch wieder abgebrochen, damals wg. elends langsamer Fotobearbeitung unter Linux.


nein, kann es nicht.

Da muß man mittlerweile auch aufpassen. Hab mir vor ein paar Jahren ein E-CAD gekauft, was man ohne Mietzahlungen zwar lebenslang nutzen kann, aber man bekommt Updates nur 1 Jahr lang. Danach kosten die Updates gestaffelt, nach 3 Jahren kann auch gleich wieder eine neue Lizenz kaufen.

Welche Lizenz von BricsCAD hast Du ?
Wie ist das bei denen mit Updates?


hängt extrem von der Distri ab. Debian ist fast immer zum frickeln, U/Kubuntu geht fast immer out of the box.
Dafür läuft ein Debian jahrelang mit Updates, ein Ubuntu kann man nach 1-2 Jahren neu installieren.

Es gibt sehr wohl die Möglichkeit ext2/3/4 Partitionen unter Windows zu lesen und zu schreiben.

https://www.paragon-software.com/de/home/linuxfs-windows/#

Kostet halt Geld

Ich kann auch nicht bestätigen dass man die Ubuntu Derivate nach kurzer Zeit bei installieren muss. Bei meinem Vater läuft die aktuelle LTS Version von Ubuntu und das System würde erstmals vor 8 Jahren installiert. Seitdem immer wieder LTS upgrades gemacht und einmal das gesamte System von HDD auf SSD umgezogen. Keine Problemen.

Persönlich nutze ich Linux auf all meinen Systemen. Auch bei der Arbeit läuft immer eine Linux VM mit der ich fast alles erledige.

Mein Sohn ist jetzt auf das Gymnasium gekommen und dort wird nur Linux und Libreoffice verwendet. Ein Grund warum ich die Schule interessant finde.
 

KalterBach

ww-robinie
Registriert
1. Oktober 2017
Beiträge
4.365
Ort
Markgräflerland
Ich hatte meinen Umstieg auch wieder abgebrochen, damals wg. elends langsamer Fotobearbeitung unter Linux.

Gab es damals schon Darktable oder Ähnliches? Kollegen haben lange Picasa unter Wine benutzt.

Ein Umstieg ist immer mit neu lernen und entbehren verbunden. Gut, wenn man vorher schon Plattformübergreifende Software benutzt.
 

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
Hallo,
Welche Lizenz von BricsCAD hast Du ?
Wie ist das bei denen mit Updates?
ich habe die 2022er Pro-Version, die kostet glaube ich so um die 1500 Euro inkl. Steuer.
Man kann einen Wartungsvertrag machen, der kostet pro Jahr irgendwas um die 250 Euro. Die genauen Preise habe ich nicht mehr im Kopf, müsste ich raussuchen. Im Wartungsvertrag sind alle Updates enthalten.
Ich habe den Wartungsvertrag bisher nicht verlängert (ein Jahr Verlängerung war im Kaufpreis enthalten). Denn das Programm kann alles, was ich brauche. Ich denke auch, dass unter Linux kein so starker Update-Druck besteht, wie unter Windows-Systemen. Bei Windows passiert es ja gerne mal, dass auf einem aktuellen Windows auch nur die neueste Version eines Programmes funktioniert.
Von daher rechnet sich die Kaufversion nach einigen Jahren für mich schon.
Ein Kostenvergleich mit SketchUp funktioniert aber nicht, da BricsCAD viel mehr kann.
Eventuell kommt ja in den nächsten Jahren auch noch was an Software nach. Vielleicht gebe ich in einigen Jahren auch Freecad mal wieder eine Chance.

Dafür läuft ein Debian jahrelang mit Updates, ein Ubuntu kann man nach 1-2 Jahren neu installieren.
Das stimmt so einfach nicht. Ich habe mehrere Rechner, die unter Ubuntu laufen und es ist kein Problem die Jahrelang laufen zu lassen und aktuell zu halten. Auch ein Upgrade einer LTS-Version auf die nächst höhere funktionierte bei mehreren Rechnern prima.

find ich auch super, dass Du uns hier teilhaben läßt.
Ich hatte meinen Umstieg auch wieder abgebrochen, damals wg. elends langsamer Fotobearbeitung unter Linux.
Gab es damals schon Darktable oder Ähnliches? Kollegen haben lange Picasa unter Wine benutzt.
Da habe ich jetzt mal eine Verständnisfrage, da ja oft das Argument mit der schlechten Fotobearbeitung unter Linux kommt.
In der analogen Fotografie waren die Möglichkeiten der Nachbearbeitung begrenzt, trotzdem wurden tolle Fotos gemacht. Dann kamen die ersten Digitalkameras mit begrenzten Möglichkeiten und Bildbearbeitung konnte diese Grenzen etwas verschieben. Inzwischen gibt es Digitalkameras mit toller Technik, die angeblich der analogen Fotografie in nichts nachstehen. Dennoch wird das Thema Bildbearbeitung immer mehr in den Vordergrund geschoben.
Und hier kommt jetzt meine ernst gemeinte Frage:
Wenn die Technik der Kameras inzwischen so gut ist, warum braucht man dann immer bessere Software? Können die heutigen Fotografen nicht mehr so gut Fotografieren? Beherrschen sie die Technik nicht oder sind sie einfach zu faul geworden die Technik richtig zu erlernen?
Das wäre ja so, wie wenn der Schreiner sagt:
"Man muss keine dichten Verbindungen machen, es gibt ja PU-Leim und Spachtel. Die Forschung für bessere PU-Leime und Spachtelmassen muss daher dringend intensiviert werden."
Wie gesagt, das ist eine ernst gemeinte Frage, da ich mich mit der professionellen Fotografie nicht auskenne.

Gruß
Heiko
 
Zuletzt bearbeitet:

KalterBach

ww-robinie
Registriert
1. Oktober 2017
Beiträge
4.365
Ort
Markgräflerland
In der analogen Fotografie waren die Möglichkeiten der Nachbearbeitung begrenzt, trotzdem wurden tolle Fotos gemacht.

Früher war alles „besser“, weil man vor dem Drücken des Auslösers mehr überlegen musste. Richtiger Film, noch genügend Bilder drauf. Heute im Digitalen spielt das eine untergeordnete Rolle. Man löscht halt hinterher mehr. Bei professionellen Fotografen macht das der Assistent.

Tolle Fotos per se machen noch kein gutes Bild aus. Bei der Entwicklung in der Dunkelkammer wird das aufgenommene Bild so bearbeitet, dass das dabei rauskommt, was dem Fotograf bei der Bildaufnahme vorschwebt. Schau Dir bspw. mal die Bilder von James Nachtwey an.

Hier mal ein Auszug aus einer der wenigen Dokumentationen über seine Arbeit.


Bei der Fotobearbeitung auf dem PC musst Du jetzt zwei Ansätze unterscheiden. Der eine bildet den analogen Arbeitsablauf digital nach. Hierbei haben Programme wie Adobe Lightroom oder der OpenSource Pendant Darktable die vergleichbare Bearbeitung mit Photoshop, Gimp oder anderen „Klonen“ de facto verdrängt. Sie punkten neben einer schnellen Bearbeitung vor allem mit Zusatzfunktionen wie Vergleich zweier Bilder, Sammelbarbeitung und Ablage, Verschlagwortung, Batch-Prozessierung. Dank schneller Prozessoren geht das quasi in Echtzeit, ohne das Original anzufassen.

Bildmanipulatoren oder Bildkreatoren, also Leute die bewusst Bilder inhaltlich verändern oder basierend auf Bildern neue Werke schaffen, brauchen Werkzeuge wie Photoshop, Gimp oder ähnliches.

Im beruflichen Umfeld der Fotografie ist mir noch kein Linux unter gekommen. Ich wage mal zu behaupten, dass die Mehrheit der Leute für den Workflow Macs im Einsatz haben. Für die Bildbearbeitung mit Photoshop dann auch Windows, da Adobe da etwas andere Prioritäten setzt.

Zur Beantwortung Deiner (vier in eins) Frage.

Wenn die Technik der Kameras inzwischen so gut ist, warum braucht man dann immer bessere Software? Können die heutigen Fotografen nicht mehr so gut Fotografieren? Beherrschen sie die Technik nicht oder sind sie einfach zu faul geworden die Technik richtig zu erlernen?

Ja, nein, nein, nein. :emoji_sunglasses:

Moderne Technik im Bereich Fotografie ermöglicht es, die Bildbearbeitung in Bruchteilen der Zeit zu früher zu erledigen. Du kannst quasi am Set eine „grobe“ Bearbeitung machen und sofort Details erkennen und verbessern. Ebenso können viel leichter Varianten betrachtet und verworfen werden. Profis machen übrigens auch nicht einfach so Bilder und hauen auf den Auslöser. Da steckt Planung dahinter und ein großes Set an Leuten und Technik. Sehr spannend.

Beim Sport bist Du am Fotografieren, während der Assistent auf der Tribüne sitzt und per Laptop die Bilder direkt bearbeitet und an die Redaktionen und Portale schickt. Das wäre analog nicht möglich.

Bei Hochzeiten musst Du manchmal „draufhauen“ und „hoffen“, dass Du den richtigen Moment erwischst. Aber 95 Prozent der Bilder an einer Hochzeit sind kein Zufall, sondern das Produkt aus Erfahrung, Können und Pflicht.

"Man muss keine dichten Verbindungen machen, es gibt ja PU-Leim und Spachtel. Die Forschung für bessere PU-Leime und Spachtelmassen muss daher dringend intensiviert werden."

So denken „echte“ Handwerker. Profis arbeiten lieber sauber und bessern nicht hinterher aus.
 
Zuletzt bearbeitet:

willyy

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2020
Beiträge
2.235
Ort
Pfaffenhofen (Ilm)
Da habe ich jetzt mal eine Verständnisfrage, da ja oft das Argument mit der schlechten Fotobearbeitung unter Linux kommt.
In der analogen Fotografie waren die Möglichkeiten der Nachbearbeitung begrenzt, trotzdem wurden tolle Fotos gemacht.
Die Bearbeitung unter Linux ist nicht per se schlechter, damals war sie einfach um Längen langsamer.
Meine Zeit wo ich viel fotografiert habe ist ca. 4-5 Jahre her, seit dem bin ich viel mehr mit Holz unterwegs.
Ich hab damals ganz viel Tanzsport (Turniere und Bälle) und mal ne Hochzeit fotografiert.
Wenn Du nach einem WE mit 1000 - 1200 Fotos nach Hause kommst und dann aussortieren mußt, zählt einfach jede Sekunde.
Damals brauchte bei RAW Aufnahmen Ligthroom "5" ca. 2 Sek. pro Foto und Darktable ca. 6-7 Sek. für einen Bildaufbau, d.h. einfach weiterschalten von einem zum nächsten Foto! Da ist noch nix entwickelt. Bei den Filtern war das Verhältnis etwa ähnlich, nicht ganz so krass wie ich noch im Kopf habe.
Das tut sich keiner freiwillig an. Hinzu kommt, dass wenn man schon eine Datenbak mit ein paar tausend Fotos im System Adobe /Lightroom hast, dann braucht es schon enorme Gründe da nochmal umsteigen zu wollen.

Man hat analoge Fotos auch entwickelt, allerdings auf Basis der Chemiebäder (Gepantsche). Mit der Farb-Chemie haben das wohl die wenigsten Hobby Fotografen gemacht. Das hab ich nicht mitgemacht, ich bin erst mit "trockener" digital Fotografie eingestiegen. Mein Halbwissen hab ich von einem Arbeistkollegen, der das zumindest mit SW Fotos selber gemacht hat.
Meiner Meinung nach ist die Qualität von heutigen mittelmäßigen Digitalkameras weitaus besser, als alles was es analog gab.
ABER: die Ansprüche steigen damit auch überall. Mit mittelmäßigen Fotos brauchst Du heute kein Werbesprospekt und keine Internetseite mehr aufmachen. Sogar die Handyfotos werden heute (teilweise) schon richtig gut (aufgrund interner SW Fotobearbeitung)

Fotobearbeitung unter Linux hat sicher aufgeholt, fehlende Funktionalität hat mich auch nie gestört. Es war damals der reine Geschwindigkeitsvorteil.
Wer nur ein paar Fotos mal macht, der kann das sicher gut mit Linux lösen.

Nebenbei:
Hochzeiten musst Du manchmal „draufhauen“ und „hoffen“
Darauf zielt die Funktion Serienbilder der Kameras ab. Damit hatte ich immer eine schlechtere Ausbeute als wenn man einfach genau den richtigen Moment abwartet. Die Funktion ist meiner Meinung nach Schwachsinn, aber Verkaufsargument.
Genauso wie der Megapixel-Wahn, aber ich driftte ab ... Lassen wir das.
 

KalterBach

ww-robinie
Registriert
1. Oktober 2017
Beiträge
4.365
Ort
Markgräflerland
Damals brauchte bei RAW Aufnahmen Ligthroom "5" ca. 2 Sek. pro Foto und Darktable ca. 6-7 Sek.

Lightroom war auch erst mit berechneten Vorschauen schnell

Darauf zielt die Funktion Serienbilder der Kameras ab.

Diese Funktion habe ich die letzten 25 Hochzeiten nicht vermisst. :emoji_wink:

Was mich noch interessiert @heiko-rech, wie viel Vorbereitung zum Umstieg (offene o. Cross-Plattform-Software) wurde mit dem Ziel, umsteigen zu können, eingesetzt.

Wie effektiv ist der Videoschnitt im Vergleich zu den Platzhirschen?
 
Zuletzt bearbeitet:

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
Hallo,
Was mich noch interessiert @heiko-rech, wie viel Vorbereitung zum Umstieg (offene o. Cross-Plattform-Software) wurde mit dem Ziel, umsteigen zu können, eingesetzt.
Ich habe damals beim Kauf des CAD-Software bereits darauf geachtet, dass ie auch unter Linux läuft. Den Gedanken umzusteigen habe ich schon lange. Damals hatte ich auf dem Bürorechner bereits ein Dual-Boot-System und machte meine ganzen Onlinesachen bereits unter Linux. Als dann vor einigen Monaten ein Update bei Premiere Pro dafür sorgte, dass die gewohnte Benutzeroberfläche plötzlich anders aussah, war auch da der Punkt erreicht einen Umstieg zu wagen.
Erst einmal mit GIMP anstelle von Photoshop. Für die paar Sachen, für die ich eine Bildbearbeitung brauche reicht das vollkommen. Ich beschneide Bilder, mache einfache Korrekturen und mache meine Vorschaubilder für die Videos, mal ein paar einfache Grafiken. Nichts was eine Software wie Photoshop rechtfertigt.
Anschließend kam dann Acrobat dran. Ich muss fast täglich PDF-Dateien zusammensetzen, Texterkennung brauche ich auch und hier und da auch mal eine PDF-Datei direkt bearbeiten. Da habe ich mich dann für MasterPDF entschieden. Das kann alles, was auch Acrobat kann. Selbst in der der Free-Version reicht es mir fast schon aus. Die Kaufversion ist nicht sonderlich teuer. Das bearbeiten von PDFs funktioniert mit Open Source Software unter Linux noch nicht sehr komfortabel.
Schwierig wurde es dann beim Videoschnitt. KDEnlive gefiel mir nicht, DaVinchi war mir zu überladen und ich konnte mich mit der Benutzeroberfläche nicht anfreunden. Dann habe ich Shotcut ausprobiert und fand es für mich passend. Es bedient sich anders als Premiere und ähnliche Programme, finde ich aber gut. Damit hatte ich dann alles Wichtige zusammen und konnte damit erst einmal unter Windows arbeiten. Sehr schnell habe ich dann mein Adobe-Abo gekündigt.

Wie effektiv ist der Videoschnitt im Vergleich zu den Platzhirschen?
An Premiere Pro kommen die Programme noch nicht heran, was denke ich an der mangelnden Unterstützung durch die Hardware-Hersteller liegt. Bei Shotcut nutze ich Proxydateien, das musste ich bei Premiere nicht machen. Das Schneiden geht schneller, als mit Premiere. Shotcut kann besser mit der Tastatur bedient werden, als Premiere. Das liegt auch daran, dass Premiere was die Tastaturbedienung angeht sehr Mac-Lastig ist. Vieles wird unter Windows mit der ALT-Taste gemacht und dann hängt man ständig versehentlich im Menü. Das kann man zwar alles anpassen, aber das wollte ich mir nie antun, da Premiere gerne mal diese Anpassungen beim nächsten Update zerschossen hat. Das Schneiden geht nach einer gewissen Umgewöhnung auf Shotcut bei mir nun schneller, dafür dauert das Rendern wesentlich länger. Im Gegensatz zum Rendern bei Premiere, kann ich aber bei Shotcut weiter am Rechner arbeiten. Bei Premiere war das dann nicht schön.
Für meine Art Videos passt das für mich. Wer mit vielen Effekten und unter Zeitdruck schneiden muss, wird damit nicht glücklich. Ich nehme immer einen Teil des Videos in der Werkstatt auf, gehe dann an den Rechner, kopiere alles rüber, ziehe es ins Schnittprogramm, mache den Grobschnitt und wenn alle gut ist, gehe ich wieder in die Werkstatt und nehme weiter auf. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, kann ich es problemlos neu aufnehmen. Diese Arbeitsweise ist denke ich eher untypisch.
Shotcut wird derzeit sehr schnell entwickelt. Vieles ist inzwischen genauso komfortabel wie bei Premiere.

Gruß
Heiko
 

heiko-rech

ww-robinie
Registriert
17. Januar 2006
Beiträge
4.390
Ort
Saarland
Hallo,
so, erstes kleineres Problem heute Vormittag:
Gestern lief mir ein wenig die Zeit davon und ich musste den Rechner über Nacht ein Video rendern lassen. Heute Morgen kam dann beim Herunterfahren eine Fehlermeldung, dass die Session kaputt sei. Abmelden ging nicht, herunterfahren ging nicht, Herunterfahren über den Terminal ging auch nicht. Also schweren Herzens den Hauptschalter gedrückt und den Rechner hart heruntergefahren. Ich weiß, das sollte man bei keine, System machen (obwohl, bei CP/M geht das problemlos :emoji_slight_smile:)
Beim nächsten Start dann eine Fehlermeldung, fsck soll manuell ausgeführt werden. Ging aber auf der gestarteten Konsole nicht.
Also Windows gestartet, Lösung im Internet gesucht
Dann von USB-Stick ein Live System gestartet und dort fsck ausgeführt. Nach erfolgreicher Reparatur, was mit der Meldung "Das Dateisystem ist verärgert" bestätigt, wurde einen Neustart gemacht.
Jetzt läuft wieder alles normal.
Was lernt man daraus:
  1. Vor allem am Anfang sollte man bei Linux immer noch eine Möglichkeit haben ins Internet zu gehen
  2. Nicht einfach abschalten, wenn es irgendwie geht
  3. Problembehandlungen ausdrucken und in einem Ordner sammeln (man weiß ja nie)
  4. Immer ein Live System haben
  5. Immer ein Backup haben (war vorhanden), dann kann man solche Aktionen viel ruhiger überstehen
Gruß
Heiko
 

Wikipediot

ww-robinie
Registriert
7. September 2021
Beiträge
1.125
Ort
474**
Nochmal kurz zum Verständnis, du benutzt XUbuntu?
Der Rechner meines Vaters hat mehrere Hardresets hinter sich, und hatte nie eine Aufforderung fsck auszuführen.
Auch die Meldung bzgl. der Session habe ich auf den drei Systemen in 5 Jahren noch nie gesehen.

Ich finde beim Suchen nichtmal irgendeine Fehlermeldung mit "Session" drin.

Und was fsck betrifft, welche Partition war betroffen? Und welches Dateisystem?
 
Zuletzt bearbeitet:

herumtreiber

ww-buche
Registriert
8. April 2018
Beiträge
263
Hallo,
so, erstes kleineres Problem heute Vormittag:
Gestern lief mir ein wenig die Zeit davon und ich musste den Rechner über Nacht ein Video rendern lassen. Heute Morgen kam dann beim Herunterfahren eine Fehlermeldung, dass die Session kaputt sei. Abmelden ging nicht, herunterfahren ging nicht, Herunterfahren über den Terminal ging auch nicht. Also schweren Herzens den Hauptschalter gedrückt und den Rechner hart heruntergefahren. Ich weiß, das sollte man bei keine, System machen (obwohl, bei CP/M geht das problemlos :emoji_slight_smile:)
Beim nächsten Start dann eine Fehlermeldung, fsck soll manuell ausgeführt werden. Ging aber auf der gestarteten Konsole nicht.
Also Windows gestartet, Lösung im Internet gesucht
Dann von USB-Stick ein Live System gestartet und dort fsck ausgeführt. Nach erfolgreicher Reparatur, was mit der Meldung "Das Dateisystem ist verärgert" bestätigt, wurde einen Neustart gemacht.
Jetzt läuft wieder alles normal.
Was lernt man daraus:
  1. Vor allem am Anfang sollte man bei Linux immer noch eine Möglichkeit haben ins Internet zu gehen
  2. Nicht einfach abschalten, wenn es irgendwie geht
  3. Problembehandlungen ausdrucken und in einem Ordner sammeln (man weiß ja nie)
  4. Immer ein Live System haben
  5. Immer ein Backup haben (war vorhanden), dann kann man solche Aktionen viel ruhiger überstehen
Gruß
Heiko
Bei so etwas auf jeden Fall den Datenträger überprüfen.
 
Oben Unten