Edelstahlschrauben:
Wie die meisten von uns ersetzte ich gerne marode Schrauben durch Edelstahlschrauben. Das ist auch problemlos möglich, wenn man die kleine "Materialkunde" beherzigt. Die Meisten glauben, Edelstahlschrauben seien härter und deshalb auch belastbarer. Das ist ein großer Irrtum!!! Außerdem vertragen sich Edelstahl und Aluminium überhaupt nicht!
Die wichtigsten Eigenschaften einer Schraube sind Zugfestigkeit und Dehn- oder Streckgrenze. Je nach Güte werden Stahlschrauben Festigkeitsklassen zugeordnet, und die Inschrift auf dem Schraubenkopf gibt Auskunft a.) über die Güteklasse und b.) über Zugfestigkeit und Dehngrenze. Die Zahl 10.9 ergibt eine Zugfestigkeit von 1000 N/mm2 und eine Dehngrenze von 900 N/mm2. Vereinfacht dargestellt, würde diese Schraube bei Erreichen der Zugfestigkeit von 1000 N/mm2 einfach abreißen. Weiterhin würde eine Zugkraft von 900 N/mm2 die Schraube dehnen, aber noch keine Verformung hervorrufen. Man muß wissen, daß die optimale Festigkeit einer Schraubverbindung dann erreicht ist, wenn die Schraube sich im "normalen" Dehnbereich befindet. In unserem Beispiel also unter der Dehn- oder Streckgrenze.
Edelstahl oder VA-Schrauben werden oft eingesetzt, wenn es um Korrosionsbeständigkeit geht. VA-Schrauben besitzen aber nicht die Festigkeit von hochwertigen Stahlschrauben. Die Streckgrenze liegt weit unter der einer vergleichbaren Stahlschraube. Eine gängige Bezeichnung ist V2-70; die Zahl 70 gibt die Zugfestigkeit von 700 N/mm2 an.
Das bedeutet folglich, dass beim einfachen Ersetzen einer Stahlschraube durch eine Edelstahlschraube die Belastbarkeit dieser Verbindung reduziert wird! Auffangen kann man dieses, in dem z. B. eine Schraubverbindung mit einer M6-Schraube aus Stahl durch eine M8-Schraube aus Edelstahl ersetzt. Vorausgesetzt ist natürlich, dass mir um das Innengewinde genügend Material zur Verfügung steht, um entsprechend aufzubohren und ein Gewinde zu schneiden.
Um die Unverträglichkeit zwischen Edelstahl und Aluminium zu neutralisieren, setzt Edelstahlschrauben bitte nur mit Kupfer- oder Silberpaste in Aluminiumgewinde ein. Das verringert zwar den Reibwert (die Schraube kann sich schneller lösen), verhindert aber den Zersetzungsprozeß des Aluminiums. Den geringeren Reibwert kann man dann wiederrum mit Fächerscheiben kompensieren. Federringe sind nur kaputte Unterlegscheiben!!!
Als Hinweis: Fächerscheiben verhindern zwar zuverlässig das Losrappeln von Schraubverbindindungen, sind aber sehr aggressiv gegenüber dem Untergrund, auf dem sie eingesetzt werden. Rostgefahr!!!